Die verborgenen Risiken von Krebstherapien

Die erste Phase der Krebstherapie bestimmt oftmals schon den Rest des Verlaufs: Wird der Primärtumor angegriffen, explodiert das Risiko für Metastasen. Ein kooperativer Weg der Koexistenz, der den Tumor und damit auch den Menschen am Leben lässt, hilft Handlungsräume frei zu halten.

Es folgt ein Auszug aus der eingangs zitierten Studie „Brustkrebs-Operationen: Eine unbequeme Wahrheit?“: 2

„Wir werten hier unsere Arbeit der vergangenen 14 Jahre aus, die ihren Anfang nahm, als wir das erste Mal mit bimodalen Rückfallmustern in zwei Brustkrebs-Datenbanken aus unterschiedlichen Ländern konfrontiert wurden. Die dort angegebenen Werte ließen sich durch allgemein anerkannte Modelle zu konstantem Tumorwachstum nicht erklären. Um die Werte zu erläutern, gingen wir davon aus, dass die Entwicklung von metastasenbildendem Brustkrebs im Allgemeinen mit temporären Ruhephasen einhergeht, und zwar sowohl in der Phase der mutierten Einzelzelle als auch in der Phase der Bildung von Mikrometastasen im gefäßlosen Gewebe. Wir haben außerdem in Erwägung gezogen, dass der chirurgische Eingriff zur Entfernung des Primärtumors häufig die Ruhephase desselben beendet, was zu beschleunigten Rückfällen führen kann. Solche durch ärztliche Behandlung ausgelösten Vorfälle treten scheinbar sehr häufig auf, denn bei über der Hälfte aller Rückfälle mit Metastasenbildung ist ein ähnlicher Verlauf zu beobachten. Angenommen, dies entspräche der Wahrheit, sollten reichliche und deutliche Beweise in klinischem Datenmaterial zu finden sein. Unsere Auswertung des Brustkrebs-Paradigmas erfolgt aus einer Vielzahl von historischen, klinischen und wissenschaftlichen Blickwinkeln; dabei prüfen wir, wie die Ruhephase sowie die durch eine Operation ausgelöste Beendigung der Ruhephase festgestellt werden und was dies bedeuten könnte. Ruhephasen können den diversen Datensätzen entnommen werden, besonders auffällig allerdings ist der plötzliche zeitgleiche Austritt aus der Ruhephase nach der Erstoperation. Basierend auf unseren Erkenntnissen möchten wir ein neues Modell für das Frühstadium von Brustkrebs vorstellen. Auch schlagen wir eine neuartige Behandlungsmethode vor, die die Ruhephase des Tumors zu stabilisieren und zu erhalten versucht, statt wie bisher alle Krebszellen abzutöten.“

Mit den in diesem Auszug erwähnten „bimodalen Rückfallmustern“ ist gemeint, dass nach der operativen Entfernung des Primärtumors zwei Hochphasen bei der Metastasenbildung auszumachen sind. Die erste Hochphase tritt nach 18 Monaten auf, gefolgt von einer Verringerung nach 50 Monaten und einem ausgedehnten Hoch nach 60 Monaten, das einen Ausläufer von 15 bis zu 20 Jahren nach sich zieht. Etwa 50 bis 80 Prozent aller Rückfälle ereignen sich während des ersten Hochs. Patienten mit großen Tumoren erleiden vornehmlich in der ersten Hochphase einen Rückfall, während bei kleineren Tumoren Rückfälle in beiden Hochphasen gleichermaßen vorkommen.

Auch ist bei der ersten Hochphase eine Struktur zu erkennen. Rückfälle während der ersten zehn Monate sind bedingt durch Mikrometastasen, die zeitgleich mit dem Primärtumor entstanden sind und deren Wachstum angeregt wurde. Diese Form tritt besonders häufig bei Patientinnen mit befallenen Lymphknoten auf, die noch nicht in den Wechseljahren sind und von denen über 20 Prozent einen Rückfall erleiden. Der übrige Teil der ersten Hochphase ist auf Einzelzellen zurückzuführen, die anfangs ruhen, sich jedoch im Anschluss an eine Operation zu teilen beginnen. Die zweite Hochphase wird erreicht, weil einzelne Krebszellen durch einen chirurgischen Eingriff ausgestreut werden und sich anschließend fortschreitend zu Metastasen entwickeln.

Durch diese Dynamik ist auch die anhaltend hohe Sterberate von Frauen vor der Menopause zu erklären, die sich im dritten Jahr eines langfristigen Mammographie-Screenings befinden: Nach zehn Monaten treten Metastasen auf; die Zeit zwischen Rückfall und Tod beträgt bei Brustkrebs schätzungsweise zwei Jahre, was bedeutet, dass die Patientinnen etwa drei Jahre nach dem Screening sterben. Ich erinnere mich an eine junge und scheinbar gesunde Patientin, der man gerade eine Brust abgenommen hatte, weil durch Mammographie ein winziger Tumor entdeckt worden war. Sie war überzeugt, durch die frühe Erkennung des Tumors gerettet worden zu sein, doch drei Jahre später war sie tot.

Eine andere interessante Aussage in dieser wissenschaftlichen Veröffentlichung stammt aus einem dänischen Bericht: Forensische Autopsien haben ergeben, dass 39 Prozent der Frauen zwischen 40 und 49 Jahren an unentdecktem und ruhendem Brustkrebs leiden, während das lebenslange Risiko, an behandlungsbedürftigem Brustkrebs zu erkranken, in Dänemark nur ca. acht Prozent beträgt. Das bedeutet, dass lediglich 20 Prozent der durch Mammographie diagnostizierten Tumoren sich bis zum behandlungsbedürftigen Zustand entwickelt hätten. Die restlichen Tumoren sind entweder völlig harmlos und treiben die Heilungsquote in die Höhe, oder eine anschließende Operation löst bei anderen Tumoren die Bildung von Metastasen aus, sodass die Frauen schließlich aufgrund der Behandlung sterben.

Auch die folgenden Punkte aus der Studie möchte ich hervorheben:

  • Fast im gesamten 20. Jahrhundert war radikale Brustamputation die allgemein anerkannte Therapieform. Leider überlebten nur 23 Prozent der Patientinnen weitere zehn Jahre. Die Reaktion auf diesen Misserfolg waren schlichtweg noch radikalere Operationen. Natürlich scheiterte die hochdosierte Chemotherapie, die auch das Knochenmark bewahren sollte – und je weniger Worte über diese traurige Episode in der Geschichte des Brustkrebses verloren wurden, desto besser.
  • Das Mammographie-Screening ist eines der Hauptziele vieler Organisationen. Informationen zu möglichen Schäden (wie beispielsweise Überbehandlung und extrem hohe Sterberaten) werden daher vor der Öffentlichkeit zurückgehalten. Pathologische Untersuchungen und Autopsiestudien lassen darauf schließen, dass die meisten unerkannten Tumoren in der Brust (und auch bei Prostatakrebs) vielleicht nie hätten behandelt werden müssen.
  • Krebszellen und Mikrometastasen verharren im Ruhezustand, bis ein Signal einen raschen Wachstumsschub auslöst – das kann ein chirurgischer Eingriff oder ein anderes ungünstiges Ereignis im Leben sein. Dr. Hamer zufolge ist dies durch einen emotionalen Schock bedingt, auf den wir nicht vorbereitet sind. Durch die Operationswunde entstehen Wachstumsfaktoren, die ein günstiges Umfeld dafür schaffen, dass Mikrometastasen von einem latenten in einen aktiven Zustand übergehen.
  • Ein großer Primärtumor hemmt die Entwicklung und das Wachstum jeglicher Fernmetastasen! Das Entfernen des Primärtumors führt zur Ansiedlung und schnellen Vergrößerung einer großen Zahl von Metastasen, von denen die meisten im Ruhezustand verblieben oder verschwunden wären, hätte man den Primärtumor nicht entfernt. Die wachstumsstimulierenden Auswirkungen eines chirurgischen Eingriffs auf bereits zuvor existierende, ruhende Metastasen sind durch das Entfernen des ursprünglichen Tumors bedingt. Man kann also bei der Krebsbehandlung keinen größeren Fehler begehen als einen Primärtumor durch eine Operation zu entfernen, ohne sicherzustellen, dass sich keine Metastasen bilden. Bisher haben alle konventionellen Therapien zu erhöhter Metastasierung geführt.

Der gegenwärtige Bericht beschäftigt sich speziell mit Brustkrebs, doch auch andere Krebsarten müssen sorgfältig untersucht werden. Manche davon weisen ganz ähnliche Abläufe wie beim Brustkrebs auf, wie vorhandenes Datenmaterial zeigt. Dies trifft besonders auf Melanome und Osteosarkome zu.

Kommentare

25. Januar 2017, 08:53 Uhr, permalink

Yvone Kuefer

Natürlich sind Krebstherapien riskant, allerdings sterben an Krebs selbst die Mehrheit an Erkrankten. Es ist erstaunlich, was es alles neues in der Forschung gibt und was das Thema für Fortschritte macht. Viele Grüße

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