Die Strukturformeln der Gesundheit: Was vorteilhaft wirkende Hormone, Vitamine, Kräuter und Arzneien gemeinsam haben

Jeff Bowles ist für sein Selbstexperiment mit hochdosiertem Vitamin D3, seinen lockeren Schreibstil und dafür bekannt, notorisch originell zu denken. In diesem bearbeiteten Auszug aus seinem neuen Buch schildert er, was er über die chemische Struktur von Substanzen herausgefunden hat, die als gesund gelten und den Alterungsprozess verlangsamen können.

Die Verbindung eines Kohlenstoffatoms mit vier Wasserstoffatomen ergibt wiederum Methan – das brennbare Gas, das Pflanzenfresser oft in die Atmosphäre entlassen.

So einfach funktioniert die Darstellung der chemischen Verbindungen also. Wasserstoff muss übrigens nicht an allen Molekülen beteiligt sein; auch die anderen Elemente können sich über ihre Bindungsstellen in jeder nur vorstellbaren Kombination an alle anderen binden.

Die drei Grundprinzipien und die DNS

Sieht man sich nun die chemische Strukturformel einer Verbindung an, dann erkennt man sehr schnell, ob es sich um eine Substanz handelt, die gesundheitsfördernd wirken und das Leben verlängern könnte. Fangen wir mit einem „guten“ Steroidhormon an, dessen Spiegel mit zunehmendem Alter sinkt – nämlich Pregnenolon:

Die hier sichtbaren Ringe bestehen alle aus miteinander verbundenen Kohlenstoffatomen; die einzelnen „C“s werden aber meist nicht angezeigt, um die Darstellung zu vereinfachen. Andernfalls würde die Strukturformel so aussehen:

Das ist natürlich alles sehr vereinfacht präsentiert, reicht aber für eine Formulierung der drei Grundprinzipien aus, die uns verraten, ob sich ein Molekül positiv auswirken könnte:

  1. Enthält ein Molekül eine offene Sauerstoff-Doppel­bindung am Rand (O=), dann kann es als Antioxidans wirken. Eine antioxidative Wirkung ist auch mit einem -OH am Rand möglich.
  2. Wenn an der Außenseite des Moleküls eine Verbindung -CH3 hängt, so kann das Molekül ein Methylspender sein. Wie ich in meinem Buch darstelle, benötigt die DNS Methylgruppen, um Alterungsgene abzuschalten. Und das Niveau der DNS-Methylierung verrät, wie lange man noch zu leben hat.
  3. Enthält das Molekül einen Abschnitt, der einem Steroidhormon wie dem Pregnenolon oben, aber auch DHEA, Progesteron oder Testosteron ähnelt, deutet das ebenfalls auf eine potenziell positive Wirkung hin, weil es sich damit an die DNS binden kann.

Warum lassen Steroidhormon-Strukturen es zu, dass sich ein Molekül an die DNS bindet oder mit ihm zusammenschließt?

Die DNS besteht bekanntlich aus den vier Nukleinbasen-Molekülen G, C, A und T (Guanin, Cytosin, Adenin und Thymin), die wie Buchstaben in einem Alphabet funktionieren. Sie ist in Form einer Doppelhelix aufgebaut, also zwei spiegelbildlich angeordneten, ineinander verwundenen Strängen. Ein G auf dem einen Strang bindet immer mit einem C auf dem anderen, und das A auf einem Strang immer an das T auf dem anderen. So sehen die Strukturformeln der vier Nukleinbasen aus:

Bowles Strukturformeln DNS-Basen

Wenn sich nun in der DNS ein G an ein C oder ein A an ein T bindet, sieht das so aus – und kommt uns bekannt vor:

Das liegt daran, dass auch die allgemeine Struktur der Steroide ganz ähnlich aussieht:

Hier sehen Sie diverse Steroidhormone, die sich strukturell alle sehr ähnlich sind:

Vielleicht fällt Ihnen auf, dass bei allen dargestellten Strukturformeln am Außenrand -CH3-, =O- und -OH-Verbindungen zu sehen sind – also alle drei Elemente, die sich positiv auswirken: eine Steroidhormon-Struktur, Methylgruppen und eine mögliche antioxidative Wirkung.

Sehen wir uns nun Resveratrol noch einmal an:

Die Strukturformel deutet darauf hin, dass eine DNS-Bindung möglich ist, während die drei -OH anti­oxidatives Potenzial zeigen.

Werfen wir nun einen Blick auf den chemischen Wirkstoff einer Pflanze namens Tragant. Er ist eine der wenigen chemischen Verbindungen, die nachgewiesenermaßen die Telomere verlängern können. Wissenschaftler haben die aktive Komponente aus Tragant ausgeschnitten und vermarkten sie heute unter dem Markennamen TA-65 als teure Anti-Aging-Nahrungsergänzung. Besorgen Sie sich lieber die Pflanze, die ist um einiges billiger …

So sieht die Strukturformel des Tragantextrakts aus – mit einer Steroidhormon-Struktur im Zentrum und jeder Menge -OH und -CH3 am Rand:

Zur Herstellung von TA-65 schnitten die Forscher einfach zwei der Kohlenstoffringe am Rand des Tragant­extrakts ab. (Übrigens: Wenn in solchen Strukturformeln eine Verbindungslinie auftaucht, die ins Leere weist, dann wird das nur der Vereinfachung halber so dargestellt und bedeutet, dass ein CH3 daran hängt.)

Aufgrund unserer drei oben aufgestellten Grundregeln können wir nun diverse Naturstoffe untersuchen, denen man seit Langem wundersame heilkräftige Eigenschaften nachsagt. Fangen wir mit Ginseng an, der dem oben dargestellten TA-65 sehr ähnlich ist:

Kommentare

01. September 2019, 11:30 Uhr, permalink

Lotus8568

Lieber Mr. Bowles, vielen Dank für diese Lehreiche Ausführung!!!
Habe heute was über Propolis gelesen und sieh da auch CH3...
Viele liebe Grüße aus Deutschland

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