Dieser Text hat mir beim Schreiben größte Freude bereitet. Das liegt daran, dass ich darin zunächst sehr komplex erscheinende Informationen über die verschiedenen chemischen Strukturen von Substanzen präsentieren werde, die sich erwiesenermaßen positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken und darüber hinaus das Leben verlängern und den Alterungsprozess verlangsamen können. Aber wenn Sie den Text gelesen haben, sollte sich bei Ihnen ein Aha-Erlebnis einstellen – jedenfalls hoffe ich das. Danach wird alles ganz einfach: Sie werden sich die chemische Strukturformel beinahe jeder Substanz anschauen und auf einen Blick erkennen können, ob dieses Mittel vorteilhaft wirkt oder nicht.
Ich möchte gleich mit meinem Lieblingsbeispiel anfangen. Es ist ein Kraut, das in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gern verwendet wird – der Vielblütige Knöterich. Seine chinesische Bezeichnung ist he shou wu, was grob übersetzt „Mann mit den schwarzen Haaren“ bedeutet. Es gibt eine Legende darüber, wie dieser Name entstand. Sie erzählt von einem General mit ebendiesem Namen, der wegen eines schweren Verbrechens zum Tode durch Gefangenschaft in einer in den Boden gegrabenen Zelle ohne Essen und Trinken verurteilt wurde. Nach einem Jahr kehrten die Scharfrichter zu der Zelle zurück, um die sterblichen Überreste des Mannes zu bergen. Sie waren höchst überrascht darüber, dass General He nicht nur überlebt hatte, sondern auch wesentlich jünger aussah. Sein graues Haar war wieder schwarz geworden. Wie sich herausstellte, hatte er sich die ganze Zeit von einer Kletterpflanze ernährt, die in den Erdspalten der Wände seiner Zelle wuchs – dem Vielblütigen Knöterich. (Freilich dürfte hier auch die Kalorienrestriktion eine Rolle gespielt haben.)
Eine andere Version der Geschichte berichtet vom 58-jährigen Ho Shou Wu, der nicht zeugungsfähig war. Ein Heiler riet ihm zur Einnahme einer Zubereitung aus der Wurzel des Vielblütigen Knöterichs. Bald darauf konnte Wu noch mehrere Kinder zeugen, sah um einiges jünger aus und hatte auch plötzlich wieder tiefschwarzes Haar. Er soll 160 Jahre alt geworden sein, seine Kinder wurden angeblich alle 130. Und das alles lag an he shou wu.
Sehen wir uns also die chemische Strukturformel des Vielblütigen Knöterichs (Polygonum multiflorum) etwas näher an.
Wenn Sie mit solchen Darstellungen noch keine Erfahrung haben, helfe ich Ihnen gerne. Ich erkenne in dieser Strukturformel sofort ein Molekül namens Resveratrol, das mit ein paar anderen Chemikalien verbunden ist, die man aber sofort abschneiden könnte. (Später erkannte ich, dass der abzuschneidende Teil fast identisch mit einem Grundbaustein der Hyaluronsäure ist. Meine Recherchen haben ergeben, dass viele der gesundheitlichen Vorteile des Vielblütigen Knöterichs fast identisch mit denen sind, die auch die Hyaluronsäure haben soll.)
N-Acetyl-D-Gucosamin
So sieht die Strukturformel der wundersamen Verbindung Resveratrol aus, die nachgewiesenermaßen das Leben aller möglichen Organismen verlängert.
Als Resveratrol entdeckt wurde, machte es einen so vielversprechenden Eindruck, dass ein paar Forscher aus Harvard sofort die Firma Sirtris Pharmaceuticals gründeten, um die Substanz als Medikament auf den Markt zu bringen. Sie nahmen nur leichte Veränderungen der chemischen Struktur vor, um Resveratrol patentieren zu können – oder, wie sie selbst behaupteten, es noch zu verbessern.
Derzeit sind Humanstudien über die langfristigen Auswirkungen von Resveratrol und dessen Analoga im Gang; bis endgültige Resultate vorliegen, wird es wohl noch ein paar Jahrzehnte dauern. Wenn man schon jetzt mehr darüber wissen will, kann man sich allerdings gleich über Verwendung und Wirkungsweise des Vielblütigen Knöterichs informieren. Die TCM empfiehlt, die Wurzel (oder einen Extrakt daraus; beides enthält höchstwahrscheinlich Resveratrol) jeden zweiten Tag einzunehmen und eine Zeit lang auszusetzen, wenn sich Hitzewallungen einstellen.
Die Basisgeometrie der Chemiker
Beschäftigen wir uns aber nun damit, wie organisch-chemische Strukturformeln üblicherweise dargestellt werden. Wenn man die Grundlagen einmal begriffen hat, ist das gar nicht so schwierig.
Die organische Chemie befasst sich vor allem mit vier Elementen: Wasserstoff (H), Sauerstoff (O), Stickstoff (N) und Kohlenstoff (C); manchmal kommt auch Phosphor (P) hinzu. Andere Elemente tauchen zwar gelegentlich auf, doch aus den erwähnten fünf setzen sich die meisten organischen Moleküle zusammen.
Ich habe die Anordnung der Moleküle weiter unten bewusst so gewählt. Wie Sie sehen können, hat H nur eine Bindungsstelle, an die andere Elemente binden können. O hat zwei solcher Stellen, N drei, C vier und P fünf. Betrachtet man diese Elemente also wie Lego-Bausteine, dann sehen sie etwa so aus:
H− −O− −N= =C= =P=
An die Stellen, wo ein Strich aus dem Atom herausragt, können andere Atome mit ihrem „Strich“ binden. Bindet zum Beispiel ein Wasserstoffatom an ein anderes, dann sieht das so aus:
H—H
Man nennt das dann H2. Wasser hat bekanntlich die chemische Formel H2O und sieht so aus:
H—O—H
Ein Stickstoffatom und drei Wasserstoffatome verbinden sich zu einem Ammoniakmolekül mit folgendem Aussehen:
Kommentare
01. September 2019, 11:30 Uhr, permalink
Lotus8568
Lieber Mr. Bowles, vielen Dank für diese Lehreiche Ausführung!!!
Habe heute was über Propolis gelesen und sieh da auch CH3...
Viele liebe Grüße aus Deutschland
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