Gerade habe ich eine aktuelle Ankündigung von Google zum Thema „Find my Android“ gehört. Vielen von Ihnen wird das wahrscheinlich zu einem Ohr hinein- und zum anderen wieder hinausgehen … Ist doch kein Problem – nur eine Funktion, die Google von Apple kopiert hat! Aber es ist ein Problem, und zwar ein ziemlich großes, weil bis dato die Infrastruktur von Skynet, wie ich es nenne, nur 50 Prozent der Gesamtbevölkerung erreicht hat. Und jetzt sind es 100 Prozent.
Was meine ich mit Skynet?
Es handelt sich um eine still und heimlich eingeführte, unabhängige und drahtlose Kommunikationsinfrastruktur namens „Mesh Network“ („vermaschtes Netz“), die – man höre und staune – auch autonome Geräte wie die fliegenden Killerdrohnen steuern kann, die wir aus den „Terminator“-Filmen kennen. Über dieses Netz kann man einzelnen Geräten Befehle erteilen sowie Informationen von den Geräten beziehen, ohne dass dazu ein zentrales Netzwerk wie das Internet notwendig ist.
Ein Mesh-Netzwerk ist leistungsfähiger, als man annehmen würde. Bisher waren die verbreiteten Anwendungen der Technologie noch recht einfach, aber das Erschreckende ist, was diese Technologie alles kann. Dessen sind sich die meisten Menschen nämlich ganz und gar nicht bewusst. Für fast alle von uns bedeutet es unter anderem einen vollständigen Verlust der Privatsphäre.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jedes elektronische Gerät an dieses Netz angeschlossen ist. Und damit ist auch die Vorstellung einer KI, die Maschinen kontrolliert, gar nicht mehr so abwegig.
Ich habe mehrere Videos über Skynet gedreht und das erste davon ging mit mehr als einer Million Aufrufen viral. Das bedeutet, dass die Menschen sich für dieses Thema interessieren. Skynet erinnert uns an den Film „Terminator“, in dem John Connor von Drohnen mit Laserwaffen und schier unüberwindlichen Robotern – den „Terminatoren“ – gejagt wird, die alle von einer zentralen künstlichen Intelligenz namens Skynet gesteuert werden.
Skynet in den „Terminator“-Filmen
Im ersten „Terminator“-Film aus dem Jahr 1984 ist Skynet ein revolutionäres, selbstbewusstes KI-System, das von der Firma Cyberdyne Systems gebaut wird. Wie die Figur Kyle Reese in dem Film erklärt:
„Computer des Abwehrnetzwerks. Neu … leistungsstark … mit allem verbunden, und man vertraut darauf, dass es alles steuert. Man sagt, es sei intelligent geworden, eine neue Stufe der Intelligenz.“
Laut Reese sah Skynet „alle Menschen als Bedrohung an, nicht nur die auf der Seite des Feindes“ und „entschied innerhalb einer Mikrosekunde über unser Schicksal: Ausrottung“.
Skynet begann einen Atomkrieg, der den Großteil der Menschheit zerstörte, und leitete ein Genozidprogramm gegen die Überlebenden ein. Es nutzte seine Ressourcen, um aus den überlebenden Menschen eine versklavte Arbeiterschaft zu rekrutieren.
Aus der versklavten Menschheit wächst der Widerstand um John Connor, der letztlich Skynet zerstört – das System schickt in einem letzten verzweifelten Akt einen Terminator in die Vergangenheit, um John Connors Mutter zu töten.
Das Skynet-System ist auch in allen anderen Filmen der „Terminator“-Reihe zentral.
Ich habe mich immer gefragt, wie sich diese Drohnen und Roboter bei der Jagd auf John Connor miteinander koordinierten. Ich bin mir sicher, dass die Drehbuchautoren dabei an Satellitenkommunikation dachten, doch ich wusste, dass sie im wirklichen Leben ineffizient war. Als sich dann die moderne Technik in der wirklichen Welt weiterentwickelte, wurde mir schnell klar, wie sich diese Aufgabe heute bewerkstelligen lässt. Das sollte Ihnen einen Hinweis darauf geben, wofür die betreffende Technologie in Zukunft genutzt werden kann.
Sie heißt „Peer-to-Peer“-Kommunikation oder auch „Rechner-zu-Rechner-Verbindung“ und benötigt kein zentrales Internet mehr. Auchnichtüber das Internet verbundene Geräte können miteinander kommunizieren, Anweisungen empfangen und absenden.
Das Element, das diese Art der Kommunikation heute so vorherrschend macht, ist die Bluetooth-Technologie namens Bluetooth Low Energy (BLE), die mittlerweile in jedes Telefon, viele Marken von Sicherheitskameras für das Eigenheim, Alexa-Echo-Geräte und viele Internet-der-Dinge(IoT)-Geräte eingebaut ist.
Was hat sich also geändert?
Was sich vor Kurzem geändert hat: Google hat seinen Teil dieser Infrastruktur aktiviert und das gerade bekannt gegeben …
Ich erkläre Ihnen jetzt, wie BLE zum Betrieb von Mesh-Netzen genutzt wird und was das technisch gesehen wirklich bedeutet. Das Grundkonzept besteht darin, dass der BLE-Standard vorhandene Bluetooth-Geräte soumrüstet, dass sie eine neue Funktion erfüllen – und zwar ausschließlich über die Software. Ohne die Hardware zu verändern, wurde das Bluetooth-Funkverfahren dazu genutzt, weitreichendere Signale zu senden. Ursprünglich war der Bluetooth-Standard dazu gedacht, kontinuierliches Datenstreaming zu ermöglichen, zum Beispiel bei Bluetooth-Kopfhörern. Dadurch ergab sich eine Reichweite von etwa 3,6 Meter.
Jetzt sendet BLE ein viel stärkeres Signal, aber in kürzeren Impulsen, die von anderen Bluetooth-Geräten empfangen werden können. Obwohl die Signale stärker sind, kostet dieser Vorgang nicht viel Energie, weil das Funksignal so kurz ist. Deswegen heißt es ja auch Bluetooth Low Energy. Eine BLE-Nachricht hat eine Reichweite von 60 bis 180 Meter, je nach Hindernissen, die dem Signal im Weg stehen.
Das seit Einführung der neuen Technologie meistverwendete Gerät ist das Apple AirTag, das alle paar Sekunden ein Identitätssignal aussendet. iPhones in der Umgebung sind so eingestellt, dass sie dieses Signal hören und dann weiterleiten, damit auch andere iPhones es empfangen können. Durch diese Weiterleitung erhöht sich die Reichweite. Geräte mit Internetzugang erfassen dann die AirTag-Identität mit ihrem aktuellen Standort und leiten diese Nachricht an die Apple-Zentrale weiter. Auf diese Weise kann ein AirTag gefunden werden.
Wegen des niedrigen Energieverbrauchs hält ein AirTag mit seiner kleinen Batterie etwa ein Jahr lang durch. Um Ihnen die Flexibilität dieser Technologie zu verdeutlichen: Ein iPhone kann auch im ausgeschalteten Zustand gefunden werden, weil das Telefon BLE einschaltet und dann wie ein AirTag ein Signal sendet.
Jetzt hat Google angekündigt, dass auch das Pixel 8 und das Pixel 8 Pro mit „Find my Android“ über diese Funktion verfügen werden. In ein paar Jahren werden neuere Modelle der Android-Handys also auch so funktionieren, wenn sie ausgeschaltet sind.
Momentan ist diese Technologie noch auf die Pixel-8-Familie beschränkt, weil die derzeitigen Android-Smartphones Bluetooth nicht einsetzen können, wenn sie ausgeschaltet sind.
Wer diese Nachricht gehört und ignoriert hat, vergegenwärtigt sich aber nicht die generelle Auswirkung der neuen Technologie. Es geht darum, dass Google gerade die BLE-Fähigkeit jedes einzelnen Android-Geräts aktiviert hat, sodass Android-Smartphones jetzt miteinander kommunizieren wie iPhones. Das passiert schon heute.
Kommentare
11. August 2024, 23:35 Uhr, permalink
Big Cyc
Lösung a la Edward Snowden: Smartphone mit auswechselbarem Akku
16. August 2024, 05:32 Uhr, permalink
Ganz "einfach" ...
... nicht mitmachen! Tschüss Smartphone! Aber so smart sind die meisten Menschen nicht. Sie können sich ein Leben ohne Smarties schon gar nicht mehr oder nur schwer vorstellen! Aber: Aus Fehlern lernt man am effektivsten ...
16. August 2024, 12:04 Uhr, permalink
H.C.
Irre ist, das es schwer ist genau diese Aussagen bzw. Problematik zu finden. Mit den Suchmaschinen fast unmöglich und mit Perplexity / ChatGPT ganz o.k. Infos zum Nexus 8 Pro lassen sind gar nicht finden. Das was da im Hintergrund passiert ist absolut nicht transparent und irre! Das ganze bedeutet, das Menschen bei uns gar kein Telefon mehr auf das Gelände bringen dürfen, weil ansonsten hoch-energetische "Nadel"-BLE-Impulse zyklisch ausgesendet werden.
19. August 2024, 10:36 Uhr, permalink
Daniel
Was haltet ihr von einer Alternative mit einem alten Smartphone und so was hier? aktive-simkarte.de/ ... anonyme SIM und Prepaid. Und dann nur zum Telefonieren und SMS benutzen?
Die Problematik wird ja durch den Zwang zum neuen Smartphone noch akuter - auf meinem 5 Jahre alten Handy läuft z.B. die Verifizierungs-App fürs Onlinebanking nicht mehr ...
19. August 2024, 11:58 Uhr, permalink
H.C.
Alternative SIMs lösen das Problem nicht.
Wichtig scheint mir: Keine Abhängigkeit zu Apps etablieren. Beim Banking fängt es schon an. Bisher geht es auch immer ohne App - wenn es auch wochenlang dauert, weil es wohl inzwischen exotisch ist. Eine App-Authentifizierung ist jedoch für z.B. Firmen gar nicht möglich / praktikabel. Also muss es auch ohne App gehen - egal, was die Bank erzählt.
Aber auch 5G-Chipsets können kritisch sein. Wer sagt mir, das dort, bei abgeschaltetem "5G" nicht irgend etwas "Wellt"? Aus dem Grund baue ich sogar das BT/WLAN-Modul aus Notebooks aus. Software-Schaltern traue ich nicht.
21. August 2024, 15:42 Uhr, permalink
Daniel
Aber die alten Smartphones / Handys hatten noch kein Bluetooth bzw. WLAN, oder? Ab wann wurde das eingebaut?
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