Die Sklavenrasse der Götter: Die geheime Geschichte der Anunnaki und deren Mission auf der Erde

sklavenrasseMichael Tellinger
Kopp Verlag
608 Seiten
ISBN: 978-3-864452-08-6
€ 24,95

Michael Tellingers fast fünf Zentimeter dickes Buch wirkt zunächst beinahe abschreckend. Fängt man jedoch an zu lesen, will man nicht mehr aufhören, denn der Autor schreibt nachvollziehbar und spannend.

Um in späteren Kapiteln behandelte Themen besser verstehen zu können, erklärt Tellinger zunächst recht ausführlich, wie etwa eine Zelle aussieht und funktioniert, oder warum wir ein Gehirn haben, das wir nur teilweise nutzen. Ich fand seine Ausführungen bezüglich Genom, Genen, DNS usw. besonders interessant. Hier wird endlich einmal verständlich erklärt, was es damit auf sich hat und welche Funktionen damit verbunden sind!

Im Laufe des Buchs führt Tellinger den Leser dorthin, wo er ihn haben möchte, kurz: Die Anunnaki landeten irgendwann auf der Erde und erschufen später den Menschen als willigen Arbeitssklaven, der er heute noch ist.

Nichts gegen die gigantische Arbeitsleistung, die Tellinger aufgebracht hat, um seine These zu belegen und zu untermauern. Dabei beruft er sich fast ausschließlich auf den Inhalt alter sumerischer Tontafeln, die man zu Tausenden gefunden hat. So weit, so gut. Aber er verlässt sich dabei völlig auf die Aussagen des vor ein paar Jahren gestorbenen und zurecht sehr umstrittenen Orientalisten Zecharia Sitchin, dessen „Übersetzungen“ von der Wissenschaft nicht nur angezweifelt, sondern größtenteils sogar abgelehnt werden. Tellinger jedoch glaubt Sitchin offenbar jedes Wort, erst recht, wenn man in der Bibel oder in anderen uralten Schriftstücken ähnliche Aussagen finden kann. Besonders übel nehme ich ihm, dass er im Buch mehrfach behauptet, die Indusschrift sei bis heute nicht entziffert. Das stimmt definitiv nicht! Der inzwischen verstorbene deutschen Linguisten Kurt Schildmann hatte die Indusschrift bereits in den 90er Jahren entziffert und als Abart des Sanskrit lesen können. Eine einfache Suche beiGooglebringt dazu jede Menge Einträge.

Zurück zu Tellinger und seinen Anunnaki. Sie landeten also irgendwann in „grauer“ Vorzeit auf der Erde und begannen, hier nach Gold zu suchen. Dies benötigten sie angeblich in großen Mengen, um damit die Atmosphäre ihres Heimatplaneten Nibiru zu stabilisieren.

Der Planet soll auf einer stark elliptischen Umlaufbahn um die Sonne kreisen und für eine Umkreisung rund 3.600 Jahre benötigen. Dabei führt diese Umlaufbahn den Planeten aufgrund ihrer Elliptizität weit aus unserem Sonnensystem heraus. Dass dieser Planet während seines Weges weit außerhalb unseres Sonnensystems nicht zu einer Eiskugel mit gefrorener Atmosphäre wird, erklärt Tellinger damit, dass Nibiru starke innere Hitze ausstrahlen würde. Dieses Phänomen kennen wir von den äußeren Gasriesen unseres Sonnensystems, die ebenfalls weit mehr Hitze ausstrahlen, als sie von der Sonne erhalten. Aber ob eine beschädigte Atmosphäre durch das Ausbringen von Goldstaub stabilisiert werden könnte, müssten wohl wissenschaftliche Untersuchungen klären. Mir scheint das recht unwahrscheinlich zu sein.

Wenn Nibiru auf seiner elliptischen Bahn in schöner Regelmäßigkeit unser Sonnensystem durchquerte und dabei größere Störungen unter den Planeten anrichtete, wo blieb er dann später? Gesichtet wurde er jedenfalls bis jetzt noch nicht …

Der nächste Punkt ist, dass außerirdische Lebewesen, egal, ob menschenähnlich oder nicht, wohl nicht an unsere Atmosphäre angepasst sind. Nicht nur die Zusammensetzung und der Luftdruck, sondern auch die hier vorhandenen Bakterien und sonstigen Keime dürften für Außerirdische ohne Raumanzug tödlich sein. Aber den Anunnaki hat das wohl alles nichts ausgemacht …

Dann sollen die Anunnaki fast unsterblich gewesen sein. Auch hier wieder: Wie konnten sich solche Lebewesen auf einem solchen Extremplaneten wie Nibiru entwickeln? Die Lebensdauer der späteren irdischen „Halbgötter“, die aus geschlechtlichen Vereinigungen von Annunaki und Menschen hervorgingen, habe sich aufgrund der höheren Schwerkraft der Erde immer weiter verkürzt. Wenn die Anunnaki jedoch nicht nur die Atmosphäre schlecht vertrugen, sondern auch mit der höheren Schwerkraft zu kämpfen hatten, dann waren sie wahrlich nicht zu beneiden, zumal sie vor der Erschaffung des menschlichen Hilfstieres selbst die mühselige Arbeit der Goldgewinnung durchführen mussten – wenn es denn so stimmt.

So springt Tellinger mal in die Zeit von vor 400.000 Jahren und dann wieder in die Zeit um -2000, wobei laut seiner Schilderungen immer dieselben „Götter“ agierten, die sich mit schöner Regelmäßigkeit untereinander bekriegten. Wo sind die „unsterblichen“ Anunnaki eigentlich heute, wenn sie doch angeblich noch vor wenigen hundert Jahren in unser Leben eingriffen?

Einen großen Teil seines Werks widmet Tellinger den irdischen Religionen, die im Wesentlichen alle ungefähr dasselbe aussagen. Entsprechende Zitate finden sich in seinem Buch zuhauf. Zudem listet er alle möglichen Religionen auf, beschreibt sie kurz und weist die Namen und Funktionen ihrer wichtigsten Götter auf. Allein diese Auflistungen sind ausgesprochen wertvoll.

Nach Tellinger war die Einführung von Religionen durch die Anunnaki ein raffinierter Schachzug, um die inzwischen zahlenmäßig stark angewachsene Menschheit unter Kontrolle zu behalten. Die Anunnaki waren die „Götter“, und die von ihnen erschaffenen Menschen ihre Sklaven, mit denen sie nach Lust und Laune umsprangen, sie belohnten oder auch brutal bestraften. Da sich die Anunnaki auch untereinander nicht „grün“ waren, ließen sie oft genug die ihnen unterstellten Menschensklaven in Stellvertreterkriegen gegeneinander kämpfen, wobei sie ihnen mehr oder weniger behilflich waren. Man muss sich nur einmal anschauen, was der heute noch hoch gepriesene Gott der Bibel mit seinem „auserwählten Volk“ so alles anstellte: Er ließ es, wo es ging, andere Völker ausrotten.

Tellinger vertritt die Meinung, dass alle Religionen abgeschafft gehören, weil in ihnen nicht etwa der Schöpfer des Universums, sondern ein Anunnaki-Gott angebetet wird, der mit seinen Launen und seinem Verhalten beim besten Willen nicht göttlich, sondern höchst menschlich ist. Bestes Beispiel: Wir rufen nach jedem Gebet heute noch den Gott Amen (= Amun) an!

Das von den „Göttern“ vorgegebene Verhalten legen die meisten Menschen noch heute an den Tag; es wurde von den jeweiligen Kirchen und später von den Staaten übernommen und weitergetragen. Wir sind auch heute noch Sklaven!

Doch im Endeffekt bleibt natürlich die Frage, woher Menschen die 400.000 Jahre zurückliegende Geschichte überhaupt kennen und warum sie sie auf Tontafeln aufschreiben sollten? Wir haben ja schon Probleme damit, unsere eigene Geschichte der letzten hundert Jahre einigermaßen korrekt zu rekonstruieren.

Nichts zuletzt deshalb steht Tellingers Werk auf wackligen Füßen. Auf jeden Fall gibt es mehr als genügend Anregungen und macht nachdenklich. Sicher, die Geschichte könnte sich auch ganz anders abgespielt haben, doch Tellingers Rekonstruktion ist zumindest in sich logisch – auch wenn man die Anunnaki vielleicht getrost durch andere Wesen ersetzt.

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