Die Mainstreammedien bekämpfen jeden bis aufs Blut, der ihren Stand und den gegenwärtigen Status quo bedrohen könnte. Notfalls mit Zensur und Verleumdung.
„Aus der Medienepidemie ist eine Medienkatastrophe geworden“, konstatiert Meyen. „Dieses Buch sagt, wie es dazu kommen konnte, und weist so über den Tag hinaus.“ Der Autor greift dafür tief in die Theoriekiste und führt Argumente von Theoretikern wie Noam Chomsky oder Propagandaforschern wie Jacques Ellul ins Feld.
Wer sich mit den Genannten und anderen Medienkritikern schon auseinandergesetzt hat, für den mögen die ersten Kapitel nichts Überraschendes bereithalten, wohl aber zahlreiche Anregungen für weiterführende Lektüre. An mancher Stelle juckt es förmlich in den Fingern, sich tiefer in einzelne Themen einzulesen, denn wenn man Meyen eines vorwerfen kann, dann dies: Mit Begeisterung springt er vom Hölzchen aufs Stöckchen, von der Anekdote über den theoretischen Exkurs zum polemischen Kommentar, und jongliert mit Namen von Personen, Institutionen und Medien, dass es einem ganz schwummerig wird.
Wovon er spricht, weiß Meyen aber genau. Er selbst musste die bittere Erfahrung machen, mit dem Vorwurf der Kontaktschuld diffamiert und sogar als Antisemit gebrandmarkt zu werden. Aufgewachsen und sozialisiert in der DDR hat er darüber hinaus schon einmal den Zusammenbruch eines bevormundenden Systems hautnah miterlebt. Seine eigenen Erlebnisse schildert er in einem Kapitel mit dem Titel „Zwischenspiel: Wie ich Antisemit und Verschwörungstheoretiker wurde“. Im anschließenden Teil beschreibt der Autor die „vier Arenen“ der Propaganda-Matrix und das Buch nimmt noch einmal an Fahrt auf. Darin geht es um die konkreten Beziehungen zwischen den Medien und uns Konsumenten, die Bedeutung der Medien für öffentliche Anliegen, die prekäre Lebenssituation heutiger Journalisten, deren Nachwuchs sich zumeist aus den immer gleichen Kreisen speist, und um die Logik, nach der wir von den Leitmedien informiert werden: „Brot und Spiele und immer auch ein Tröpfchen Angst.“
Wasser auf den Mühlen dieses Konzepts war und ist natürlich die Coronakrise, in der sich alle angeprangerten Missstände potenzieren. Trotzdem sieht Meyen diese vermeintliche Krise nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance – als Möglichkeit, eine kritische Distanz zu entwickeln, Dinge zu hinterfragen, eine gesellschaftliche Debatte anzustoßen. Wollen wir wirklich, dass unsere Medien – privat wie öffentlich-rechtlich – von Politik und Wirtschaftslobbys kontrolliert werden? Dass Informationen, die unser Handeln maßgeblich beeinflussen, von hauptsächlich an Gewinnmaximierung orientierten Unternehmen kommen? Wem gehören die Medien eigentlich – denen, die sie schaffen, oder denen, die sie bezahlen?
Wichtige Fragen sind es, die Michael Meyen in seinem Buch aufwirft, und vielleicht könnte die Coronakrise tatsächlich der Auslöser für einen medialen Umbruch sein. Bis es so weit ist, empfiehlt sich die Lektüre dieses Buchs.
Michael Meyen
Rubikon
224 Seiten
ISBN: 978-3-967890-20-4
€ 18,–
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