Vorschläge zu einer Weltwährung
1998 berichtete die IWF-Publikation Survey über eine Rede des prominenten amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers James Tobin, in der er gesagt hatte, dass „eine einheitliche Weltwährung eine praktikable Alternative zum freien Wechselkurs darstellen könnte“. Er merkte auch an, dass „nach wie vor ein hoher Bedarf nach […] Kreditgebern letzter Instanz“ herrsche.35
1999 sprach die Wirtschaftswissenschaftlerin Judy Shelton vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses. In ihrer Aussage hieß es:36
„Die kontinuierliche Erweiterung des Freihandels, die zunehmende Integration der Finanzmärkte und das Aufkommen des elektronischen Handels führen zur Notwendigkeit eines internationalen Währungsstandards – einer globalen Verrechnungseinheit. [...] Regionale Währungsunionen dürften der nächste Schritt in der Entwicklung zu einer weltweiten Finanzordnung sein. Europa hat bereits eine Einheitswährung eingeführt. Asien könnte sich bald zu einem regionalen Währungsblock zusammenschließen, um so Schutz vor Spekulationsattacken gegen die Währungen schwächerer Staaten zu bieten. Zahlreiche lateinamerikanische Länder denken über verschiedene Währungsmodelle nach, um sich vor der Übertragung von Finanzkrisen und den wirtschaftlichen Folgen von Währungsabwertungen schützen zu können.
Wir stehen nun vor der Frage, ob diese Entwicklung intelligent oder einfach nur ereignisgesteuert sein wird. Ich bin der Meinung, dass politische Führerschaft beim Aufbau eines geordneten, rationaleren Währungssystems eine entscheidende Rolle spielen kann und dem derzeitigen Gerangel um die Devisenkurse eindeutig vorzuziehen ist.“
In ihrem Schlusswort sagte Shelton:
„Im Idealfall sollte jeder Staat willig sein, seine Währung zu einem fixen Kurs in eine gemeinschaftliche Währungsreserve einzuwechseln. Dadurch würde automatisch eine globale Währungsunion mit einer gemeinsamen Verrechnungseinheit geschaffen. Der alternative Weg zu einem stabilen Währungssystem ist die Schaffung einer Gemeinschaftswährung auf Grundlage eines eigenwertigen Vermögensgegenstands. Der derzeitige Trend zur Dollarisierung sollte zwar gefördert werden, vor allem in Mexiko und Kanada, doch im Endeffekt darf sich eine stabile globale Währungsordnung nicht auf eine einzelne Nation stützen.“
Paul Volcker, ehemaliger Vorsitzender der US-Zentralbank, sagte im Januar 2000:
„Wenn wir eine wirklich globale Wirtschaft haben wollen, brauchen wir auch eine Weltwährung.“
Mit diesen Worten wurde er am 18. September 2000 in einer Rede von Sirkka Hämäläinen, einem Vorstandsmitglied der Europäischen Zentralbank, zitiert. Frau Hämäläinen sagte:
„Er könnte recht haben, und wir könnten eines Tages wirklich eine Weltwährung haben. Vielleicht ist die europäische Integration, so wie jede andere regionale Integration, ein Schritt in Richtung des Idealzustand einer total integrierten Welt. Wann diese Welt jedoch Wirklichkeit werden wird, ist heute noch nicht abzusehen. Ich kann nur sagen, dass uns heute diese Vision so unwahrscheinlich erscheint wie die Vision einer europäischen Währungsunion vor 50 Jahren, als der Vorgang der europäischen Integration begann.“37
Im November 2000 veranstaltete der IWF eine internationale Konferenz und veröffentlichte dazu einen kurzen Bericht unter dem Titel „Eine Welt, eine Währung: Ziel oder Illusion?“38. Darin hieß es:
„Die Welt scheint sich nach und nach in einige wenige regionale Währungsblöcke aufzuteilen. Damit wird auch die logische Fortsetzung dieses Trends zur theoretischen Möglichkeit: eine Weltwährung. [...] Der Dollar-Block, untermauert von der Stärke der amerikanischen Wirtschaft, hat sich dank Dollarisierung und regionaler Freihandelsabkommen bereits ausgedehnt.
Der Euro-Block repräsentiert eine Wirtschaftsunion, die zur vollwertigen politischen Union werden und sich auf Zentral- und Osteuropa ausweiten soll. Aus aktuellen Plänen für eine asiatische Währungskooperation könnte ein Yen-Block hervorgehen. Zwischen den Mitgliedsstaaten von Mercosur [Gemeinsamer Markt Südamerikas] könnte eine Währungsunion entstehen; rund um den südafrikanischen Rand existiert bereits eine geographisch umrissene Währungszone; und in Ozeanien ist eine Fusionierung von australischem und neuseeländischem Dollar schon lange ein Thema.“
Der Bericht führte weiter aus:
„Dieselben wirtschaftlichen Effizienzen, Rationalisierungseffekte und realen Notwendigkeiten, die Regionalwährungen antreiben, werden auch auf der nächsthöheren – der globalen – Ebene ihre Gültigkeit behalten. […] Die kleineren und anfälligeren Wirtschaftssysteme, auf die die internationale Gemeinschaft ihre Hilfe am stärksten konzentriert, hätten von der Sicherheit und Stabilität einer Weltwährung am meisten zu erwarten.“
Da dieses Dokument vom IWF stammt, sollte man seine Empfehlungen über die „Vorteile“ für kleine, wirtschaftlich anfälligere Länder allerdings mit einem großen Maß an Vorsicht aufnehmen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Robert A. Mundell fordert bereits seit langer Zeit eine Weltwährung. Auf seiner Website schreibt er, dass die Schaffung einer Weltwährung „ein Projekt ist, das dem internationalen Währungssystem seinen notwendigen Zusammenhalt wiedergeben und dem Internationalen Währungsfonds eine Funktion verleihen würde, die der Förderung der wirtschaftlichen Stabilität und der internationalen Harmonie dienen könnte“. Weiterhin heißt es dort:
„Die Vorteile einer Weltwährung wären gigantisch. Weltweit können die Preise in derselben Währungseinheit angegeben werden; zudem würden sie in verschiedenen Teilen der Welt gleichgehalten werden, bis das Gesetz des identischen Preises sich durchsetzen würde. Ohne Zölle und andere Einschränkungen wäre der zwischenstaatliche Handel so einfach wie zwischen den Bundesstaaten der USA.“39
Anmerkung der Redaktion
Wie eingangs bereits erwähnt, ist eine Übersetzung des zweiten Teils nicht geplant.
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