Afrikanische Währungsunion
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es in Afrika mehrere Initiativen zu einer Währungsunion sowie einige bereits bestehende Währungsunionen. Eine der Initiativen ist das „Währungsunionsprojekt der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS)“, einer „regionalen Gruppe aus 15 westafrikanischen Staaten“.20 Unter den Mitgliedern der ECOWAS befinden sich auch jene Staaten, die bereits der bestehenden Währungsunion der Region angehören – der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA. Mitglieder der ECOWAS sind Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal, Sierra Leone, Togo, Kap Verde, Liberia, Ghana, Gambia und Nigeria. Die Afrikanische Union (AU) wiederum wurde 2002 gegründet und ist eine internationale Organisation mit 53 afrikanischen Mitgliedsstaaten.
2003 gab die Brookings Institution eine Publikation über die wirtschaftliche Integration in Afrika21 heraus. Gleich zu Anfang stellten die Autoren fest:
„Afrika strebt – so wie viele andere Regionen der Welt – die Schaffung einer gemeinsamen Währung an. Es gibt dort bereits Projekte für regionale Währungsunionen, und das Ausschreibungsverfahren für eine afrikanische Zentralbank wird in Kürze beginnen.“
Im Bericht heißt es:
„Eine gemeinsame Währung gehörte auch zu den Zielen der Organisation für Afrikanische Einheit und der Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, den Vorgängerorganisationen der AU. [...] Im Vertrag von Abuja aus dem Jahre 1991, der die Afrikanische Wirtschaftsgemeinschaft begründete, wurden sechs Etappen zur Erreichung einer gemeinsamen afrikanischen Währungszone bis etwa 2008 skizziert. In den Anfangsphasen sollten die lokale Zusammenarbeit und Integration innerhalb Afrikas verstärkt werden, wozu auch regionale Währungsunionen dienen konnten. Die letzte Etappe beinhaltet die Gründung der Afrikanischen Zentralbank (AZB), die Schaffung einer gemeinsamen afrikanischen Währung und einer Afrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft.“
Berichtet wurde außerdem, dass die Afrikanische Zentralbank „nicht vor 2020 gegründet, das Ausschreibungsverfahren für ihren Standort wahrscheinlich aber früher beginnen werde“; es gebe jedoch „Pläne zur Schaffung mehrerer regionaler Währungsgemeinschaften, die vermutlich die Bausteine einer afrikanischen Zentralbank und Gemeinschaftswährung bilden sollen“.
Im August 2008 berichtete die Website allAfrica.com, dass „afrikanische Zentralbankchefs im Kigali Serena Hotel zusammengetroffen sind, um die Gründung dreier Finanzinstitute der Afrikanischen Union (AU) zu besprechen“; vorangegangen sei dem „ein Beschluss der AU zur Gründung des Afrikanischen Währungsfonds (AWF), der Afrikanischen Zentralbank (AZB) und der Afrikanischen Investmentbank (AIB)“. Die Zentralbankchefs „kamen überein, dass die AZB nach ihrer Gründung als einzige Bank dazu berechtigt sein werde, die afrikanische Gemeinschaftswährung auszugeben und zu verwalten, sowie die oberste Währungsinstanz der afrikanischen Wirtschaft sein werde“.22
Am 2. März 2009 wurde berichtet, dass
„die Afrikanische Union noch in diesem Monat [März] eine Vereinbarung mit Nigeria über die Gründung einer kontinentalen Zentralbank unterzeichnen wird. [...] Maxwell Mkwezalamba, Wirtschaftskommissar der Afrikanischen Union, gab der Presse bekannt, dass diese Institution in der nigerianischen Hauptstadt Abuja angesiedelt sein werde. [...] Als Zwischenschritt zur Gründung der Bank wolle die panafrikanische Gemeinschaft innerhalb der nächsten drei Jahre ein Afrikanisches Währungsinstitut gründen, wie Mkwezalamba bei einem Treffen afrikanischer Wirtschaftsexperten in Abuja sagte“.
Der Kommissar wurde zudem mit den Worten zitiert:
„Wir sind übereingekommen, mit der Vereinigung der afrikanischen Zentralbankchefs einen gemeinsamen Fachausschuss zu gründen, der die Vorbereitung einer gemeinsamen Strategie untersuchen soll.“23
Auf der Website des kenianischen Außenministeriums wurde berichtet, dass „Dr. Maxwell Mkwezalamba, der Wirtschaftskommissar der Afrikanischen Union, sich optimistisch über die Einführung einer afrikanischen Gemeinschaftswährung geäußert“ habe und dass das Hauptthema beim Treffen der AU-Kommission in Kenia „Die optimale Herangehensweise zur beschleunigten Schaffung einer gemeinsamen Kontinentalwährung“ gelautet habe.24
Eine nordamerikanische Währungsunion und der Amero
Im Januar 2008 schrieb ich einen Artikel, in dem die bis dato unternommenen Schritte zur Schaffung einer nordamerikanischen Gemeinschaftswährung, wahrscheinlich unter dem Namen „Amero“, dokumentiert wurden (siehe: Andrew G. Marshall: „North American Monetary Integration: Here Comes the Amero“, Global Research, 20. Januar 2008). Ich möchte die Fakten aus diesem Artikel hier noch einmal kurz skizzieren. 1999 veröffentlichte das Fraser Institute, eine bedeutende und sehr einflussreiche kanadische Denkfabrik, einen Bericht des Volkswirtschaftsprofessors und ehemaligen Parlamentsabgeordneten Herbert Grubel mit dem Titel: „The Case for the Amero: The Economics and Politics of a North American Monetary Union“. Darin schrieb der Professor, dass „der Plan für eine Nordamerikanische Währungsunion, der in dieser Studie vorgestellt wird, im Hinblick auf die Mitgliedsländer Kanada, USA und Mexiko konzipiert wurde“. Und:
„Eine Nordamerikanische Zentralbank wird – wie die Europäische Zentralbank – eine Satzung haben, die besagt, dass sie nur für die Erhaltung der Kursstabilität und nicht für die Vollbeschäftigung verantwortlich ist.“25
Er gab seiner Meinung Ausdruck, dass „staatliche Souveränität nicht unendlich wertvoll ist. Die Opferung einiger Aspekte der Souveränität kann durch einige genau ermittelbare Gewinne aufgewogen werden […] Hier sollte man anmerken, dass Kanada in Wirklichkeit seine wirtschaftliche Souveränität in vielen Bereichen bereits aufgegeben hat, vor allem in Bezug auf die Welthandelsorganisation (das frühere Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT), das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA)“ sowie den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank.26
Ebenfalls im Jahre 1999 legte das C. D. Howe Institute (eine weitere bedeutende kanadische Denkfabrik) einen Bericht mit dem Titel „Von der Kursfestsetzung zur Währungsunion: Optionen für eine nordamerikanische Währungsintegration“ vor. Darin stand:
„Die einfachste Möglichkeit, das Thema NAMU [= Nordamerikanische Währungsunion] auf den Tisch zu bringen, besteht darin, sie als nordamerikanisches Gegenstück zur Europäischen Währungsunion (EWU) und im weiteren Sinne zum Euro zu präsentieren.“27
Weiterhin hieß es in dem Bericht:
„Dass eine NAMU die Aufgabe der Souveränität in der kanadischen Geld- und Währungspolitik bedeuten würde, steht fest. Der augenscheinlichste Effekt wäre die Aufgabe einer Inflationsrate ,made in Kanada‘ zugunsten einer US- oder NAMU-Inflationsrate.“28
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