Auch in Schottland haben sie ihre Spuren hinterlassen: Geheimnisvolle Bauherren der Frühzeit, denen die moderne Archäologie bis heute nicht auf die Schliche kommt. Und wer oder was überzog einen Teil der Steinmonumente mit einer verglasten Schicht?
Befragt man Menschen außerhalb Großbritanniens zu ihren Vorstellungen über das alte Schottland, nennen die meisten Dudelsäcke, Schottenröcke und Whiskey. Abgesehen von Historikern und Archäologen wissen die wenigsten von Schottlands einzigartigen prähistorischen Brochs, Crannogs und verglasten Festungen. Brochs (runde, mehrere Stockwerke hohe Türme) und Crannogs (runde, aus Pfählen, Steinen und Sand bestehende künstliche Inseln) wurden bereits vor mehreren Tausend Jahren errichtet, großteils in der Eisenzeit. Verglaste Festungen, deren Steinmauern in der Bronzezeit einer Temperatur ausgesetzt waren, die hoch genug war, um Fels in Glas zu verwandeln, sind eines der größten Mysterien Schottlands.
Heute sind viele Brochs nur noch stark verfallene Ruinen. Die meisten befinden sich verstreut an der Nordspitze Schottlands in der Region um Caithness und Sutherland sowie dichter beieinander auf den Inseln der Orkneys, Shetland und den Hebriden. Insgesamt wurden in Schottland rund 500 Brochs identifiziert, 120 davon auf den Orkneys und 120 mutmaßliche Broch-Fundstellen auf Shetland. Die archäologischen Fundstellen weisen Merkmale auf, die mit jenen der Brochs übereinstimmen, konnten aber nicht zweifelsfrei zugeordnet werden. Meistens handelt es sich um kreisförmige Steinmauern von beträchtlicher Dicke.
Archäologen klassifizierten in den 1980er-Jahren Brochs als „komplexe Rundhäuser im Atlantik“, die primär zu Verteidigungszwecken errichtet worden waren. Vor dieser Klassifizierung herrschte unter den Historikern die Überzeugung, die Türme wären entweder von den Pikten oder Wikingern als Burgen errichtet worden.
Ein typischer Broch ist ein hohler, fensterloser, runder Turm aus Steinmauern mit einem einzigen Eingang. Der Innendurchmesser der Bauwerke beträgt zwischen 5 und 15 Metern. Ein Broch verfügt über Doppelwände, die bis zu drei Meter dick sein können. Die Wände wurden zwar einzeln errichtet, jedoch über Steinplatten miteinander verbunden.
Die ältesten Brochs
Obwohl ein Großteil der Brochs während der Eisenzeit, von etwa 100 v. Chr. bis 200 n. Chr., erbaut wurde, stammen die ersten Exemplare solcher runden Steintürme aus der Bronzezeit. Die Datierung der frühen Brochs aus der Eisenzeit ist jedoch umstritten, heute gilt der Mousa Broch auf Shetland als der älteste dieser Türme, errichtet etwa um 300 v. Chr.
Mousa ist gleichzeitig der am besten erhaltene und mit 13 Metern auch der höchste Broch, in seinem Inneren führt eine Steintreppe bis ganz nach oben. Die ursprüngliche Einrichtung umfasste eine Feuerstelle, eine Steinbank und eine hölzerne Konstruktion, das sogenannte „Rundhaus“, die eine Nutzung mehrerer Stockwerke ermöglichte.
Der Archäologe Euan W. MacKie, der einst die Brochs auf Shetland als die jüngsten betrachtete, geht nun davon aus, dass die Bauwerke auf den Shetlandinseln während der frühen Eisenzeit, etwa 600 v. Chr., entstanden. Seine Theorie stützt er auf Untersuchungen der Brochs von Clickimin und Old Scatness, die laut offizieller Datierung im 1. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein sollen:
„Es gibt heute durchaus glaubwürdige Hinweise auf sehr früh errichtete runde Steinbehausungen im hohen Norden. Diese neuen Erkenntnisse können mithilfe der Radiokarbonmethode auf etwa das 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Diese neue archäologische Sichtweise – gekennzeichnet vom ersten Auftauchen von karinierten und taillierten Keramikwaren, analog zu zeitgleich entstandenem Keramikgeschirr im Süden und Westen Englands – ist am deutlichsten auf Shetland zu erkennen, jedoch finden sich ähnliche Keramikwaren auch auf den Orkneys und den Äußeren Hebriden.“ 1
Kommentar schreiben