Im Norden der Stadt, im Gebiet des Mengding-Berges, machte er ein höchst ungewöhnliches, übergroßes Bildnis [im Gelände] aus. Es erinnerte ihn an eine Person, vielleicht einen Krieger, der eine Federkrone oder einen Helm trägt und neben dem ein Tier steht. Das Tier ließ ihn an eine Figur aus der chinesischen Mythologie denken, die Qilin genannt wird (die chinesische Version eines Einhorns, allerdings mit mehreren Hörnern). Xie errechnete, dass das Bildnis etwa zehn Kilometer lang und drei bis vier Kilometer hoch sein, also eine Fläche von etwa 40 Quadratkilometern bedecken musste. Laut Xie lasse es sich am besten von einem Flugzeug oder Satelliten aus betrachten, in einer Höhe von 30 bis 40 Kilometern über dem Boden. Auf dem Satellitenbild sind Augen, ein Mund und eine Nase im Gesicht der Gestalt zu erkennen. Auf deren Kopf sitzt wahlweise eine Krone oder ein Helm. Etwas, das wie eine Tunika anmutet, bedeckt Teile des rechten Arms und der Schulter der Person, außerdem ist dort ein Armband zu erkennen. Der Ellenbogen des linken Arms ist angewinkelt. Einige Menschen erinnert die Figur an einen römischen Soldaten. Das mysteriöse Bildnis zeigt in Richtung Südwesten. Wer oder was hat es erschaffen? Ist es eine natürliche Geländeformation? Waren hier menschliche oder menschenähnliche Baumeister am Werk? Ist es durch Meteoriteneinschläge entstanden? Der genaue Ursprung bleibt unklar.
Xie Qiang war begeistert und entschied sich, seine Entdeckung zu erkunden. Im Juli 2007 besuchte Xie in Gesellschaft eines Geologen Ya’an City. Sie schlugen sich bis zum Mengding-Berg durch und kamen schließlich dort an, wo der Kopf der Figur lag. Sie entdeckten einige Flüsse in der Gegend und schlussfolgerten, dass die Region um den Berg herum vor Millionen von Jahren von Fluten geformt worden war. Vom Boden aus lässt sich das Bildnis wegen seiner immensen Größe nicht erkennen. Die Chengdu Evening Post berichtete am 03. Mai 2008 über die Geschichte. Xie Qiang besuchte das Gelände vor dem Berg später erneut gemeinsam mit Reportern und Wissenschaftlern, um seine Entdeckung weiter zu untersuchen.
2010 strahlte der TV-Sender China Central Television eine Sondersendung aus, die das mysteriöse Bildnis am Mengding-Berg zum Gegenstand hatte.14 Es handelt sich um eine sauber recherchierte Dokumentation mit englischen Untertiteln.
Darin ist das geheimnisvolle Bildnis sehr gut zu sehen. Die Dokumentation faszinierte die Öffentlichkeit zwar, aber das Bildnis blieb auch weiterhin in ein Geheimnis gehüllt (und ist es noch immer) – genau wie China es über die Zeitalter war …
Besonders das Qilin [das „chinesische Einhorn“] machte mich neugierig. Das erste Qilin soll angeblich im Jahre 2697 vor Christus im Garten des legendären Huangdi erschienen sein, dem Gelben Kaiser. (Mit dem geheimnisumwobenen Gelben Kaiser werde ich mich in einem zukünftigen Artikel ausführlicher auseinandersetzen.)
Im April 2013 erschütterte ein heftiges Erdbeben der Stärke 7 Ya’an City, bei dem etwa 200 Menschen ihr Leben ließen. Da das Epizentrum in der Nähe des Kreises Lushan lag, erlitten viele jahrhundertealte Gebäude beträchtliche Schäden, die bereits im Mai 2008 ein Erdbeben der Stärke 8 zu überstehen hatten. Es ist noch nicht bekannt, wie es dem mysteriösen Bildnis vom Mengding-Berg dabei ergangen ist.
Wilde Männer, Drachen und Türme
Es gibt noch zahlreiche weitere faszinierende Stätten und paranormalen Phänomenen in der Provinz. Beispielsweise kursieren in China seit mindestens 3.000 Jahren Legenden von „Wilden Männern“ (Shanxiao), und viele Berichte über diese merkwürdigen Primaten stammen aus Sichuan.
Eine andere Kreatur mit übernatürlichen Eigenschaften ist der Drache. Über die Generationen sind Drachen zu einem kulturell aufgeladenen Symbol und einem Zeichen von Stärke geworden. Tatsächlich reichen die ersten Aufzeichnungen über Drachen tausende von Jahren zurück.
Früher wurden Dinosaurierfossilien als „Drachenknochen“ gedeutet, und als um 300 vor Christus eine entsprechende Entdeckung in Wucheng, Sichuan, gemacht wurde, bezeichnete Chang Qu, ein berühmter Schriftsteller jener Zeit, sie als ebensolche. Die moderne, wissenschaftliche Erforschung der Dinosaurier nahm in China im Jahr 1935 mit Ausgrabungen in der Sichuan-Provinz ihren Anfang, aber zu Knochenfunden war es schon lange vorher gekommen. Darauf fußen die Geschichten und Legenden von Drachen im Reich der Mitte.
Der Drache gilt in China als heiliges Symbol himmlischer und irdischer Kraft. Die mythische und göttliche Figur steht für Unabhängigkeit, Reichtum und Glück. In der chinesischen Mythologie sind Drachen dazu fähig, sich groß wie das Universum zu machen und klein wie eine Seidenraupe. Sie können außerdem ihre Farbe wechseln und blitzartig verschwinden. Im Frühling steigen sie in die Himmel auf und stürzen im Herbst in die Wasser.
Aber sollten Drachen nur in ferner Vergangenheit existiert haben? Sollten wir sie dahin verbannen? Einige Menschen aus dem Westen wollen von chinesischen Familien erfahren haben, die Drachen aufzogen, ihr Blut als Medizin nutzten und ihre Eier hochschätzten. [Der venezianische Entdecker] Marco Polo berichtete, dass der Wagen des Kaisers zu besonderen Anlässen von Drachen gezogen worden sei. Im frühen 17. Jahrhundert bewilligte der Kaiser den Posten des Königlichen Drachenfütterers. Geschichten über „gefallene“ Drachen kursieren selbst in den entferntesten Ecken Chinas. Und was sollen uns die merkwürdigen „fliegenden“ Drachen sagen, die im Januar 2004 in der tibetischen Amdo-Region im Himalaja fotografiert wurden?15
Dann gibt es da noch das Geheimnis um die offensichtlich erdbebenresistenten Türme in Tibet (in den Vorgebirgen des Himalajas) und der Sichuan-Provinz, von denen einige vage erkennbare sternenförmige Verzierungen an den Wänden tragen und andere so hoch aufragen wie 15-stöckige Gebäude. Ihr Ursprung und Alter sind bisher nicht genau bestimmt worden, aber sie dürften zumindest 1.200 Jahre16 oder gar bis zu 1.700 Jahre17 alt sein. Die Türme sind aus gemeißelten Steinen, Ziegeln und Balken gefertigt.
Die französische Amateurarchäologin „Frédérique“ Darragon hat sich darin versucht, das Rätsel der Türme und der unbekannten Kultur zu lösen, die sie erbaut hat. (Davor war Darragon an Tierschutzmaßnahmen in Tibet beteiligt und finanzierte Wohltätigkeitsarbeiten über diverse Stiftungen. Der Discovery Channel verpasste ihr den Spitznamen „Renaissance Woman“; gemeinsam mit der Universität von Sichuan rief sie die Einhornstiftung ins Leben.) Es existiert eine Hypothese, nach der die Türme einem religiösen Zweck gedient haben könnten und vielleicht das Dmu-Band repräsentieren, das einer tibetischen Legende zufolge den Himmel mit der Erde verbindet.
In genau derselben Gegend, in der die Türme stehen, sollen auch die mysteriösen Drachen im Himmel gesichtet worden sein und die Berichte über die „Wilden Männer“ ihren Ursprung haben.
Kommentare
07. August 2014, 02:34 Uhr, permalink
peter
Das erste Bild ist wohl wie im Russland UFO "Raketen" Fall vor ein paar Jahren eine Teil einer Rakete. Also kein UFO mehr :-)
16. Oktober 2014, 17:37 Uhr, permalink
Jakob
Gut die Hälfte Sichuans ist eigentlich Tibet, bzw. tibetischer Kuturraum. Was dann nach dem divede et impera Prinzip chinesischen Provinzen zugeschlagen wurde (Yunnan, Qinghai etc.). Die Chinesen haben nie die höheren Lagen über 3000m besiedelt.
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