1989 führte die Savings & Loan Crisis [Sparkassenkrise] dazu, dass Präsident George H. W. Bush 142 Milliarden Dollar Steuergelder dazu verwendete, die Hälfte der Sparkassen zu retten. Um dieses Ziel zu erreichen, erhielt Freddie Mac den Auftrag, Subprime-Hypotheken (also riskante, „suboptimale“ Kredite) an einkommensschwache Familien zu vergeben.
Im Jahr 2000 platzte der „irrationale Überschwang“ der Dotcom-Spekulationsblase. 50 Prozent aller Hightech-Firmen gingen bankrott und vernichteten damit fünf Billionen Dollar, die das Resultat künstlich aufgeblähter Börsenbewertungen gewesen waren.
Nach dieser Krise hielt Notenbank-Chef Alan Greenspan die Zinssätze so niedrig, dass sie unter der Inflationsrate lagen. Wer einen Teil seines Einkommens sparte, verlor somit Geld – das ging bis zu negativen Sparzinssätzen.
Bereits während der 1990er Jahre hatten die Werbeagenturen auf Hochtouren gearbeitet. Die Konsumenten sollten sich mehr und mehr Luxus leisten und das alles mit billigen, problemlos verfügbaren Krediten finanzieren. Viele Menschen nahmen eine zweite Hypothek auf ihre Immobilien auf und bezahlten damit ihre Kreditkartenrechnungen. Je mehr die Amerikaner einkauften, desto tiefer verschuldeten sie sich. Doch solange sie noch ein Haus besaßen, fühlten sie sich sicher. Sie hielten ihre Eigenheime fälschlicherweise für ihr Kapital: Immobilien würden unbegrenzt im Wert steigen, also konnte man sie immer wieder neu beleihen, wenn man Geld brauchte. Auch die Finanzbranche glaubte, dass die Immobilienkurse nur steigen könnten – und sollten sie doch einmal fallen, dann würde die Notenbank schon die Zinssätze senken und so die Kurse wieder steigen lassen. Man war allgemein der Ansicht, dass bei diesem System jeder nur gewinnen könne.
Greenspans niedrige Zinssätze ermöglichten es jedem Bürger, sich ein Eigenheim zu leisten. Selbst wenn Arbeiter mit Mindestlohn ein Haus für eine halbe Million Dollar erwerben wollten, konnten sie die Immobilie zu 100 Prozent durch Kredite fi nanzieren. Die Hypothekengeldgeber wussten genau, dass diese Arbeiter ihre Kredite auf Dauer nicht zurückzahlen würden können.
Dennoch wurden derart viele Subprime-Kredite vergeben, dass Investmentfirmen und Kreditinstitute schließlich einen neuen Plan schmiedeten: Sie bündelten die praktisch wertlosen Immobilienkredite und verkauften sie als solide amerikanische Kapitalanlagen an andere Länder, die diese Machenschaften nicht durchschauten. So konnten die Amerikaner weiterhin der Maßlosigkeit frönen und ihr Geld für Konsumartikel aller Art ausgeben, während nichtsahnende Ausländer dies alles finanzierten.
Cash und Crash durch Derivate
Banken verleihen seit jeher mehr Geld, als sie tatsächlich zur Verfügung haben. Ihren Gewinn machen sie mit den Zinsen. Je mehr die Bank verleiht, desto mehr Zinsen kassiert sie – sogar wenn sie selbst keinen Cent im Tresor hat. Die Vergabe von Geld, das man gar nicht besitzt, entwickelte sich zum einträglichen Gewerbe. Hypothekenbanken und Investmentfirmen nahmen sogar Geld auf internationalen Kapitalmärkten auf, um die Subprime-Hypothekenkredite (die zum Teil höher waren als der Wert der Immobilie) finanzieren zu können. Einige der Kreditgeber verliehen Summen in der zehnfachen Höhe ihres eigenen Unternehmenswerts.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 forderte George W. Bush die Nation auf, Geld auszugeben – und genau das tat sie auch während der folgenden Kriegszeit. Die US-Regierung nahm Kredite in beispielloser Höhe auf, um nicht nur ihren „Krieg gegen den Terror“ im Nahen Osten (der mit vier Billionen Dollar kalkuliert war), sondern auch Steuersenkungen finanzieren zu können – obwohl sie die Steuern eigentlich hätte erhöhen müssen. Zudem senkte Bush die Mindestreserven bei Fannie Mae und Freddie Mac von 10 auf 2,5 Prozent. Damit konnten die beiden Institutionen nun noch mehr Geld zu Schnäppchenzinsen verleihen und mussten nur einen Bruchteil der Summe als Einlage haben. Das führte dazu, dass Banken bald das 30-Fache ihres Unternehmenswertes als Kredite vergeben konnten.
Es war eine „Orgie der Maßlosigkeit“, wie ein Volkswirtschaftler schrieb. Ausgerechnet während eines Krieges waren die Ausgaben ungeheuerlich hoch. Dabei hatte es während der gesamten Menschheitsgeschichte nie ein Land gegeben, das einen Krieg führte, ohne wirtschaftliche Opfer – Haushaltskürzungen, Steuererhöhungen und konjunkturelle Rezessionen – bringen zu müssen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Investoren ihr Geld gleichzeitig zurückfordern würden (wie das schon 1929 geschehen war), nahm zu. Um Garantien für die hochriskanten Hypotheken zu liefern, schufen die Finanzunternehmen nun „Versicherungspolicen“ für genau jene Subprime-Investitionen, die sie selbst verkauft hatten, und nannten diese neue Anlageform Credit Default Swaps (CDS, Kreditderivate zum Handeln von Ausfallrisiken). Mit dieser Bezeichnung konnte man die gesetzliche Reglementierung normaler Versicherungspolicen umgehen; CDS-Papiere wurden nicht reglementiert.
Die Finanzinstitute gingen also „auf Nummer sicher“ und verkauften scheinbar hochwertige Papiere, um die Schrott-Anlagen zu schützen. Mit anderen Worten: Man konnte Nebenwetten darauf abschließen, dass jene Wertpapiere, die eigentlich im Wert steigen sollten, eventuell doch einen Kursverfall erleiden würden. Im Oktober 2008 wurden CDS-Papiere im Gesamtwert von 62 Billionen Dollar gehandelt, mehr als der Wert sämtlicher Wertpapiermärkte der Welt zusammengenommen. Diese Wetten besaßen absolut keinen realen Wert und stellten keine Investitionen dar. Sie waren nichts als Finanzinstrumente, die „Derivate“ genannt wurden – ein Spiel mit hohem Einsatz, aus dem Nichts geschaffene Nicht-Werte oder, wie Warren Buffett sie bezeichnet hat, „finanzielle Massenvernichtungswaffen“. Der Derivatehandel war mehr als eine Billiarde Dollar „wert“, also mehr als die Wirtschaft der gesamten Welt. (Im September 2008 belief sich das globale Bruttoinlandsprodukt auf 60 Billionen Dollar.)
Alan Greenspan hatte den Handel mit derivativen Finanzinstrumenten, der in den 1990er Jahren noch als möglicherweise illegale Praktik hinterfragt wurde, legalisiert. Danach dauerte es nicht lange, bis Hedgefonds eine eigene Branche wurden, deren Manager Wetten auf dem Derivatemarkt abschlossen und nach Herzenslust damit Glücksspiel betrieben. Das fiel ihnen deshalb so leicht, weil sie ja mit Geld hantierten, das sie gar nicht hatten. Die Unternehmen, die derartige Geschäfte betrieben, wirkten zwar nach außenhin wie Banken, doch all die Hedgefonds, Aktienfonds und Derivatebroker hatten im Falle eines Leistungsverzugs keinen Zugriff auf staatliche Darlehen. Wenn die Schuldner ihre Zahlungen einstellten, konnten die Hedgefonds kein Geld „aus dem Nichts“ schaffen. Wer also ein Sicherungsgeschäft auf das Steigen oder Fallen eines Wertpapiers abgeschlossen hatte, konnte bei Gewinnen oder Verlusten nicht abkassieren.
Der Derivatemarkt war die größte Branche der Welt geworden, an der sämtliche Finanzgiganten mitverdienten: Bear Stearns, Lehman Brothers, Citigroup und AIG.
Kommentare
06. Juni 2010, 22:10 Uhr, permalink
Ade...
Na, dann ... nutzen wir die Chance zur Ablösung der Wirtschaftsvormacht, die ja eh nur ergaunert wurde!!! Ade, Amerika. Ein Land ohne Geschichte und eigene Kultur ist doch zum Untergang verdammt. Besinnung auf die guten alten Werte ... gibt es leider nicht.
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