Der Mann, der die Schwerkraft besiegte

TownsendEin Leben wie ein Vexierbild: Hört man auf die Kritiker, hat man es mit einem Scharlatan zu tun, der den kaum nutzbaren Ionenwind entdeckt hat und damit zeit seines Lebens hausieren ging, als hätte er den Missing Link zwischen Elektrizität und Gravitation gefunden. Die Gerüchteküche behauptet das Gegenteil: Der Mann war ein Genie, und seine Erfindungen landeten im Deep State, wo sie zur Entwicklung von allerlei Geheimtechnologien beitrugen – darunter menschengemachten Ufos. Wir haben den Autor, der vor Kurzem die Biografie des mysteriösen Forschers veröffentlicht hat, um Aufklärung gebeten. Welche Aussagen über Thomas Townsend Brown lassen sich verifizieren?

„Thomas Townsend Brown.“

Oder „T. Townsend Brown“.

Oder auch nur „Townsend Brown“, wenn Ihnen das lieber ist.

Für welche Variante Sie sich auch immer entscheiden – sie ergibt nicht gerade einen Namen von internationaler Berühmtheit.

Je nachdem, wen man fragt, war Brown entweder einer der genialsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts – oder ein Scharlatan, Schwindler und Hochstapler, der in der Pseudowissenschaft der Antigravitationsforschung dilettierte.

Ich interessiere mich seit langer Zeit für bestimmte Bereiche der Grenzwissenschaften. Meine Spezialität sind die (meist vergessenen) Ursprünge der elektronischen Videotechnik in den 1920er- und 1930er-Jahren. Doch vor dem Sommer des Jahres 2002 hatte ich noch nie von Townsend Brown gehört.

Damals stellte ich gerade eine Biografie über Philo T. Farnsworth1 fertig. Darin berichtete ich über das Leben dieses Bauernjungen aus Idaho, dessen elegante Anwendung von Einsteins fotoelektrischem Effekt in einer Vakuumröhre der Vorläufer aller heutigen Videobildschirme war.

Eines Abends im Juli 2002 erhielt ich aus heiterem Himmel eine E-Mail mit dem Betreff „Über Erfinder“. Die Nachricht lautete:

„T. Townsend Brown ist ein weiterer heute vergessener Erfinder, der völlig unter den Tisch gekehrt wurde. Er starb 1985 auf Catalina Island.

Die Wissenschaft in den späten 1950er-Jahren behauptete, dass seine Arbeit gegen die Gesetze der Physik verstoße, doch die Regierung stufte seine Aktivitäten als geheim ein. Seit seinem Tod forschen Auftragnehmer der amerikanischen Regierung und diverser anderer Staaten an seinen Erkenntnissen weiter.

Wo sind die Ergebnisse dieser Forschung und Entwicklung also gelandet? Wenn Sie nachts in der Wüste etwa 200 Kilometer südwestlich von Las Vegas unterwegs sind, werden Sie in der Ferne ein Objekt herumfliegen sehen, das von einem bläulichen Schleier umgeben ist. Dort sind sie.

Außerdem bietet das Unternehmen The Smarter Image im Kabelfernsehen einen Luftreiniger für 60 Dollar an. Auch dafür hat Brown nie Tantiemen kassiert.“

Die Nachricht war nicht unterschrieben. Der einzige Hinweis – wenn man es überhaupt so nennen kann – auf ihre Herkunft fand sich im Absenderfeld: „Janoshek“. Es ist nun mehr als 20 Jahre her, dass diese Nachricht in meinem Posteingang auftauchte, und ich weiß bis heute nicht, wer oder was ein „Janoshek“ sein könnte.

Doch ich schluckte den Köder, vielleicht wider besseres Wissen, und begann zu googeln. Auf einer Website, die von einem Freund der Familie Brown erstellt worden war, erfuhr ich:

„Thomas Townsend Brown war ein amerikanischer Physiker, der die von Dr. Albert Einstein postulierte Verbindung zwischen elektromagnetischen und Gravitationsfeldern erforschte. Mit der Entwicklung fester, scheibenförmiger Geräte, die temporäre, lokalisierte Gravitationsfelder erzeugten, gelang ihm der Schritt von der Theorie zu deren Anwendung. Browns Arbeit galt als umstritten, da sie Ähnlichkeiten mit der vermuteten Antriebsmethode diverser beobachteter Ufos aufwies.“

Gravitationsfelder? Einsteins einheitliche Feldtheorie? Das klang doch alles recht vernünftig. Es klang nach Wissenschaft. Aber „scheibenförmige Geräte und Ufos“? Hallo? Ich schreibe ernsthafte wissenschaftliche Biografien und lasse mich nicht so leicht von Verschwörungstheorien verführen, ob es darin nun um Ufos oder andere Themen geht.

In bestimmter Hinsicht habe ich wohl immer akzeptiert, dass es Dinge gibt, die unsere Schulweisheit nicht erklären kann. Ich bin absolut bereit zu glauben, dass Besucher von anderen Planeten, aus fremden Galaxien oder Dimensionen die Erde frequentieren. Trotzdem war dies nie ein Thema, dem ich Zeit oder Energie widmen wollte.

Zumindest so lange nicht, bis Townsend Brown in meinem Posteingang auftauchte und ich in eine Story hineingezogen wurde, die in der Schnittfläche eines Venn-Diagramms aus Wissenschaft, Science-Fiction und Pseudowissenschaft angesiedelt ist.

In den nächsten sechs Jahren verfasste ich ein 600-seitiges Manuskript, das mir zur „Biografie eines Mannes, dessen Geschichte man nicht erzählen kann“ geriet. Irgendwann legte ich das Projekt frustriert und desillusioniert zur Seite. Im folgenden Jahrzehnt antwortete ich auf die Frage, was denn das für ein Buch sei, immer nur: „Es ist um die 600 Seiten lang …“

Ich hatte die Arbeit an der Townsend-Brown-Biografie aufgegeben, aber in Wahrheit nie ganz das Interesse daran verloren. Es gab bestimmte Erzählstränge darin, die mich immer wieder beschäftigten und sich mit der Zeit zu neuen Erkenntnissen verdichteten. Daher nahm ich mir im Jahr 2022 das Manuskript erneut vor, und im Frühjahr 2023 erschien mein Buch „The Man Who Mastered Gravity“. Damit war das Interesse am Geheimnis um Townsend Brown weltweit wieder geweckt.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 114 lesen.

Printausgabe und E-Paper erhalten Sie im Shop ... dort können Sie unser Heft auch abonnieren.

Kommentare

14. September 2024, 10:07 Uhr, permalink

Drusius

Auch Viktor Grebennikov hat dazu schon einiges Material geliefert. Aber diese Lösung scheint den Menschen nicht erlaubt zu sein, wie die Implosionstechnik.

14. September 2024, 10:09 Uhr, permalink

Drusius

Wenn Steine schweben können, dann dürfte der Pyramidenbau einfach zu erklären sein, jedoch nicht mehr in den letzten 5000 Jahren.

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise