Dauerbelastungen durch digitale Bildschirmtechnik

dDie Veränderung im Gebrauch unserer Augen in einer von Technik geprägten Welt wirft die Frage auf: Wie wird sich unser Sehvermögen an unsere verhältnismäßig neuen Gewohnheiten anpassen?Wenn man mehrere Stunden damit verbringt, auf Digitalanzeigen zu starren, und/oder Sehschwierigkeiten bemerkt, sollte man mit dem Augenarzt oder Optiker über den Gebrauch digitaler Geräte sprechen und darüber, welche Möglichkeiten es gibt, die Augen weniger zu belasten. Hilfsmittel wie zum Beispiel Computerbrillen können dazu beitragen, die Beanspruchung zu verringern, und schädliches blaues Licht davon abhalten, in die Augen zu gelangen.

Schäden durch blaues Licht

Praktisch jedes digitale Gerät, aber auch bestimmte beleuchtete Einrichtungsgegenstände, haben lichtemittierende Dioden (LEDs), die blaues Licht aussenden. Neuere Forschungen legen nahe, dass kumulative und andauernde Bestrahlung mit blauem Licht hinterleuchteter Anzeigen die Netzhautzellen schädigen kann.

Blaues Licht dringt im Vergleich zu ultraviolettem Licht tiefer in das Auge ein, sodass das Auge möglicherweise geschädigt wird, weil die Strahlung unerkannte Intensitätsspitzen erreicht. Die Wellenlängen innerhalb des blauvioletten Bereiches des Lichtspektrums, die als am potenziell schädlichsten für Netzhautzellen erachtet werden, reichen von 415 bis 455 Nanometer. Die meisten unserer Geräte emittieren ein hohes Maß an blauem Licht, typischerweise mit einer Wellenlänge ab 400 Nanometer.

Die kumulative Belastung durch blaues Licht steht in Zusammenhang mit einer langsamen Degeneration der Netzhaut, was wiederum langfristige Probleme des Sehvermögens, wie zum Beispiel altersbedingte Makuladegeneration (AMD) und Katarakte, vermehrt und beschleunigt auftreten lassen könnte.

Während dieses energiereiche Licht zur Unterstützung kognitiver Funktionen – beispielsweise Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Gefühlsregulation – benötigt wird, kann es aber auch den Schlaf stören, indem es die natürliche Freisetzung von Melatonin unterdrückt. Einer aktuellen Umfrage zufolge geben 75 Prozent der erwachsenen Amerikaner an, dass sie in der letzten Stunde vor dem Zubettgehen einen Blick auf ihre digitalen Geräte werfen. Wenn die Augen vor der Schlafenszeit diesem Licht ausgesetzt sind, wird die Wachsamkeit im Gehirn erhöht und erwiesenermaßen das Schlafmuster gestört.

Es gibt Computerbrillen, die blaues Licht teilweise herausfiltern und so die Auswirkungen des Lichtes dieser Wellenlänge auf den zirkadianen Rhythmus – einen gestörten Nachtschlaf – lindern. Einige Forscher haben überprüft, wie diese Brillengläser mit Blaulichtfilter bei Jugendlichen wirken, die LED-Bildschirme benutzen, bevor sie zu Bett gehen. Sie fanden heraus, dass die Gläser die durch LEDs verursachte Unterdrückung des Melatonins signifikant abschwächten und die Wachheit verminderten, die durch blaues Licht vor der Schlafenszeit erhöht wird.

Nicht nur die Augen: weitere unerkannte Belastungen

Die Nutzung von Technik kann ungewollte Folgen für unsere Gesundheit haben. Im Folgenden wird beschrieben, wie digitale Geräte unser Alltagsleben zusätzlich zur Auswirkung auf unsere Augen auf dreierlei Weise verändern:

1. Produktivität

Der bereits erwähnten Umfrage zufolge benutzen fast 70 Prozent der Amerikaner zwei oder mehr Geräte gleichzeitig. Diese weitverbreitete Gewohnheit des Multitaskings ist nicht nur anstrengend für unsere Augen, sondern kann auch verminderte Produktivität zur Folge haben. Selbst Kinder und Jugendliche geben zu, dass sie mehrere Dinge gleichzeitig tun, während sie ihre Schularbeiten erledigen. Die Hälfte der Teenager sagt, dass sie oft oder manchmal soziale Medien nutzen oder fernsehen, während sie ihre Hausaufgaben erledigen; und 60 Prozent geben zu, SMS zu schreiben, während sie versuchen zu lernen.

Forschungen an der Stanford University haben ergeben, dass Personen, die regelmäßig mit Informationen aus mehreren elektronischen Quellen bombardiert werden, nicht so gut bei der Sache sind, sich schlechter an Informationen erinnern oder schwerer von einem Projekt zu einem anderen wechseln können wie jene, die stets eine einzige Aufgabe bearbeiten.

2. Schlafgewohnheiten

Wir wissen jetzt, dass Bestrahlung mit blauem Licht vor dem Zubettgehen Schlafmuster stören, die Gehirnaktivität anregen und es damit erschweren kann, einzuschlafen.

Jedoch schauen 75 Prozent der Nutzer in der letzten Stunde vor dem Zubettgehen auf ihre digitalen Geräte. Diese Zahl ist bei Personen in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren sogar noch höher. Sie benutzen manchmal zwei oder mehr Geräte, bevor sie einschlafen – und verdoppeln damit die Bestrahlung mit blauem Licht und das Risiko der Überanstrengung der Augen. Es kann sogar problematisch sein, eingeschaltete Geräte während des Schlafens in der Nähe zu haben. Eine Untersuchung der University of Texas in Austin ergab, dass der durchschnittliche Collegestudent jede Nacht 46 Minuten Schlaf einbüßt, weil er Anrufe beantwortet oder nach Nachrichten schaut, während er im Bett liegt.

3. Körperhaltung

Wie wir unseren Körper positionieren, wenn wir auf unsere digitalen Geräte schauen, kann unsere Körperhaltung beeinflussen und unsere Muskeln unnötig belasten. Menschen neigen dazu, sich zum Bildschirm hin zu lehnen und/oder in krummer Haltung auf dem Stuhl zu sitzen, wenn sie am Computer arbeiten, was den Nacken und den Rücken belasten kann. In der Tat sagt eine große Mehrheit (80 Prozent) der Personen, die von digitaler Augenbelastung (einschließlich Nacken- und Rückenschmerzen) berichtet, auch, dass sie regelmäßig am Computer nach Informationen sucht. Nahezu die Hälfte (46 Prozent) der Erwachsenen, die angeben, dass sie – neben dem Computer – drei Geräte gleichzeitig nutzen, leiden an Nacken- und Schulterschmerzen. Mit der Einführung der Handys ist sogar ein neues Krankheitsbild aufgetaucht, das immer mehr um sich greift: der sogenannte „Smartphone-Nacken“. Forschungsergebnisse legen nahe, dass man, wenn man seinen Kopf um 60 Grad nach vorne neigt, um auf das Telefon zu schauen, den Nacken mit etwa 27 Kilogramm Druck belastet.

Quelle: 2016 Digital Eye Strain Report, TheVisionCouncil.org, http://tinyurl.com/y786xncf

Endnoten

  1. Chamorro, E. et al.: „Effects of Light-emitting Diode Radiations on Human Retinal Pigment Epithelial Cell In Vitro“ in Photochemistry and Photobiology, März 2013; http://tinyurl.com/ya8z7jqf
  2. Rose, K. A. et al.: „Outdoor Activity Reduces the Prevalence of Myopia in Children“ in Ophthalmology, August 2008, 115(8):1279–85; http://tinyurl.com/ybppschh
  3. „Blue Light Has a Dark Side“ in Harvard Health Letter, Mai 2012; http://tinyurl.com/yagaq4yc
  4. van der Lely, S. et al.: „Blue Blocker Glasses as a Countermeasure for Alerting Effects of Evening Light-Emitting Diode Screen Exposure in Male Teenagers“ in Journal of Adolescent Health, Januar 2015, 56(1):113–9; http://tinyurl.com/ybhuq5pl
  5. „The Common Sense Census: Media Use by Tweens and Teens“ auf CommonSenseMedia.org; http://tinyurl.com/qyt9ljg
  6. Ophira, E., Nass, C. und Wagner, A. D.: „Cognitive control in media multitaskers“ in Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 20.07.09, 106(37); http://tinyurl.com/y9375uls
  7. Hirshkowitz, M. et al.: „National Sleep Foundation’s sleep time duration recommendations: Methodology and results summary“, University of Texas, Austin, März 2015; http://tinyurl.com/ycgu2ana
  8. Hansraj, K. K.: „Assessment of Stresses in the Cervical Spine Caused by Posture and Position of the Head“ in Surgical Technology International XXV, November 2014; http://tinyurl.com/ycyaskgg

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