1997 übte der Archäologe Patrick V. Kirch Kritik an Berichten über die Ausgrabungen, welche „den Anschein“ erweckten, die Hügel stammten von Menschenhand. Insbesondere bezog sich Kirch hier auf Artikel von Golson sowie die Arbeit von Green und Mitchell aus dem Jahr 1983. Außerdem übte er Kritik an Veröffentlichungen des Archäologen Christophe Sand, gegenwärtig Direktor des Institute of Archaeology of New Caledonia and the Pacific in Noumea, weil diese seiner Meinung nach die Großfußhuhn-Theorie nicht entsprechend berücksichtigten.19
Stellvertretend für viele andere soll hier eine Aussage der Anthropologin Sue O’Connor stehen. Sie sprach sich 2010 gegen einen Vorschlag von 1986 aus, wonach seefahrerische Aktivitäten zwischen Ost-Australien und Neukaledonien im Pleistozän die Herkunft der Erdhügel erklären könnten. O’Connor vertrat entschieden die Ansicht, die etwa 12.000 Jahre alten Hügel seien „erwiesenermaßen von Großfußhühnern errichtet worden“.20
Rekonstruierte Darstellung der heute ausgestorbenen Großfußhuhnart Sylviornis neocaledoniae. Auf dem Bild scharren die Vögel gerade Erde zu einem Haufen. (Foto: http://tinyurl.com/y8pdpqe8)
Die aktuelle Ansicht der Experten lässt sich am besten anhand meines letzten Mailverkehrs mit Patrick V. Kirch darstellen. Dieser beharrte auch weiterhin darauf, dass die Betonkerne in Wahrheit „versteinertes Phosphat“ aus dem Kot ausgestorbener Vögel seien. Das ist natürlich Unsinn – die Zusammensetzung des Betons ist uns seit Chevaliers Forschungen aus dem Jahr 1963 bekannt. Außerdem wurden in den Grabhügeln weder Phosphor noch Stücke von Eierschalen oder sonstige Überreste gefunden, die auf Vögel hindeuten würden.
In seiner letzten E-Mail an mich gab Kirch zu, er hätte keinerlei Erklärung für die Analyseergebnisse des Betons, den großen eisernen Kegel oder die ringförmig angeordneten eisernen Noppen. Doch er war überzeugt, dass „modernere Forschungsmethoden“ das Rätsel lösen könnten.
Damit rannte er bei mir offene Türen ein, denn genau das hatte ich vor.
Fast sechs Jahrzehnte später: neue Erkenntnisse 2017/18
Erstaunt über die Untätigkeit der anerkannten Experten seit 1963 begann ich im September 2017 mit einer ersten Erkundung der Insel. Diese ergab, dass die „Grabhügel“ immer noch in der beschriebenen Form existierten und dass ein zufällig ausgewählter Hügel tatsächlich einen Betonkern besaß. Außerdem stellte ich fest, dass die Einheimischen gar nichts von der Existenz der Bauwerke in ihrer Nähe wussten. Letzteres ist wenig überraschend, bedenkt man die knapp 60 Jahre, die seit den letzten Forschungsaktivitäten verstrichen sind.
Am Standort der Erdhügel, der „Eisenebene“, ist der Boden bedeckt von eisenhaltigem Schotter und Steinen verschiedener Größen. (Foto: Warren P. Aston, 2017)
Die Untersuchungen der seit Jahrtausenden von Erde und Vegetation bedeckten Bauwerke brachten einige logistische Schwierigkeiten mit sich. Trotzdem konnten wir Ende Januar 2018 erste Ergebnisse verzeichnen. Zum einen entspricht die Form des Betons in den Hügeln nicht dem in den offiziellen Ausgrabungsberichten und allen bisherigen Kommentaren verwendeten Begriff „Zylinder“, der eine runde Grundfläche impliziert. Stattdessen lassen sich die bis dato freigelegten Betonelemente besser als „Block“ oder „Kern“ beschreiben.
Die andere wichtige Entdeckung wird jedoch in keinem der ursprünglichen Berichte erwähnt: ein senkrechtes, genau in der Mitte des Betonblocks platziertes „Loch“ mit 30 Zentimetern Durchmesser, das etwa zwei Meter in den Betonkern hineinreicht. Dieser Fund ist gleich in doppelter Hinsicht bedeutsam, liefert er doch einerseits einen Hinweis auf die Funktion der Betonkerne und andererseits ein Argument dafür, dass diese Blöcke unmöglich von Vögeln stammen können.
Zuerst war ich ein wenig perplex, dass Chevalier diese Öffnung in seinem Bericht nicht erwähnt hatte. Wie hatte er das übersehen können? Bei genauerem Hinsehen fand sich jedoch in seinem Ausgrabungsbericht eine mögliche Erklärung: Nachdem sein Team den Großteil des Betonkerns freigelegt hatte, mussten die Arbeiten aufgrund akuter Einsturzgefahr abrupt beendet werden. Chevalier hatte die gesamte Nordseite des Erdhügels abgetragen, der Rest war unberührt geblieben – darunter offenbar auch die Spitze des Hügels mit dem Loch. Erst nachdem Chevalier auf die Hauptinsel zurückgekehrt war, entfernten die Arbeiter den Rest des eisenhaltigen Schotters und legten den gesamten Betonkern frei.
Anfang 2018 fanden neuerliche Tests mit frisch entnommenen Proben der Betonkerne statt. Die Untersuchungen wurden ohne Angabe der Herkunft und mit den modernsten verfügbaren Methoden durchgeführt.21
Was machen wir nun mit der Behauptung, die großen Erdhügel mit ihren Betonkernen seien „das Fundament“ einer „Landeplattform aus Beton“? Angesichts der vorhandenen Tragfähigkeit ist es durchaus möglich, dass die Hügel als Stützen für etwas sehr Großes und Schweres dienten. Doch obwohl man bei diesem Gedanken sofort das Bild einer immensen Betonplattform vor Augen hat, scheint es heute am wahrscheinlichsten, dass in den Öffnungen der Betonelemente irgendeine Art Stütze oder Pfeiler fest verankert war. Das würde auch erklären, warum keinerlei Spuren von Beton oder anderen Materialien gefunden wurden, aus denen eine „Plattform“ im herkömmlichen Sinn hätte bestehen können.
Und welche Rolle spielte der eiserne Kegel unter den Betonkernen dabei? Waren die Kegel nur eine Markierung dafür, wo die Betonblöcke gesetzt werden sollten? Oder waren sie vielleicht sogar Teil eines Systems, das für jedes landende Objekt ein exakt passendes elektromagnetisches Feld erzeugte? Um das zu beantworten, sind weitere Ausgrabungen nötig – die von Chevalier und seinem Team unter einem der Hügel freigelegte Konstruktion ist scheinbar verschwunden.
Wie steht es nun um den Zeitpunkt des Besuchs der Außerirdischen? Vielleicht gibt es hier keinen Zusammenhang, aber vor etwa 12.800 Jahren kam es, möglicherweise aufgrund eines Kometeneinschlags, zu einer weltweiten Katastrophe. Eine globale Feuersbrunst, ein Klimawandel sowie das Aussterben mehrerer Arten waren die Folgen. Erst 1.000 Jahre später flauten die stärksten Auswirkungen der Katastrophe ab – etwa zeitgleich zur angeblichen „Ankunft“ der Außerirdischen. Befanden sich diese vielleicht auf einer Forschungsmission und sollten einen Planeten untersuchen, der sich gerade von einer globalen Katastrophe erholte?22
Die unvermeidlichen „Nebenwirkungen“
Es gibt zwei mögliche Gründe für die Existenz des Dokuments, das uns auf die Spur dieses Geheimnisses brachte. Vielleicht ist es einfach nur eine Fälschung; eventuell ein Versuch, anlässlich des 70. Jahrestags von Aztec Aufmerksamkeit auf die Stadt zu lenken. Oder es ist eine sehr ausgeklügelte Desinformationskampagne, die einer fast vergessenen historischen Kuriosität im Südpazifik Glaubwürdigkeit verleihen sollte. Vielleicht handelt es sich aber auch um ein echtes Dokument. In diesem Fall wäre die Mauer der Geheimhaltung wieder etwas mehr zusammengebrochen und hätte uns dadurch ein paar verifizierbare Fakten zur Überprüfung geliefert.
So oder so, eines lässt sich nicht bestreiten: Im Südpazifik existieren bis heute mit wissenschaftlichen Methoden datierte Beweise für die prähistorische Präsenz einer hoch entwickelten Zivilisation. Laut Radiokarbondatierung sind diese Bauwerke schon lange vor der Besiedelung der südpazifischen Inseln durch den Menschen entstanden; die Altersangaben stimmen jedoch annähernd mit der ungewöhnlichen Zeitangabe in der Aztec-Akte überein.
Solche Konstruktionen konnten nur von einer Zivilisation errichtet werden, die den Menschen in der Entwicklung um Jahrtausende voraus war. Lässt man die legendären Königreiche von Mu oder Atlantis außen vor, bleiben nur noch außerirdische Besucher als Erklärung übrig.
Doch wer auch immer sie waren: Sie müssen weitergezogen sein, denn nachdem sie ihr gigantisches Werk vollbracht hatten, blieben sie nicht, um weitere Bauwerke zu errichten. Dieses Szenario passt perfekt zu den Aussagen in der Aztec-Akte. Und ganz egal, ob es sich dabei um ein authentisches Dokument handelt oder nicht, die Bauwerke in Neukaledonien sind ein unübersehbarer Hinweis auf ein Rätsel aus der Vergangenheit. Ein Rätsel, das keineswegs mit konventionellen Erklärungen gelöst werden kann.
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