Was die Sache noch interessanter macht, ist, dass Ambrose Bierce im Sommer 1913 beschloss, nach Mexiko zu gehen – zur selben Zeit, in der auch Mitchell-Hedges dorthin unterwegs war. Im Oktober 1913 kam Bierce nach New Orleans, wo Mitchell-Hedges als Kellner arbeitete, angeblich um die nötigen Mittel zu verdienen, um nach Mexiko zu kommen. Die Entscheidung, Geld als Kellner zu verdienen, ist ziemlich bemerkenswert, denn Mitchell-Hedges war als erstklassiger Poker-Spieler bekannt, der jede Summe, die er benötigte, einfach hätte gewinnen können, anstatt zu kellnern – es sei denn, es durfte nicht allzu sehr nach James Bond aussehen, wenn er nach Mexiko ging.
Was soll man schließlich davon halten, wenn Bierce in einem auf den 13. September 1913 datierten Brief an Mrs. J. C. McCrackin, eine alte Freundin, schreibt: „Ja, ich soll zu einem ganz bestimmten Zweck nach Mexiko gehen, den ich gegenwärtig aber nicht enthüllen darf.“ War Bierce etwa auch – wie einige daraus schlossen –, auf einer Geheimdienstmission, oder suchte er nach etwas anderem? Bierce, der bekannte Schriftsteller und Journalist, interessierte sich auch für Zauberei. Mexiko war natürlich voller Schamanen und magischer Riten, die man dort studieren konnte, wie es Gordon Wesson und einige andere noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein tun sollten.
Ein Autor, Sibley S. Morrill, bezeichnete in seinem Buch „Ambrose Bierce, F. A. Mitchell-Hedges, and the Crystall Skull“ (1972) den Zeitraum von 1913 bis 1914, als Mitchell-Hedges bei Villa war, als die Zeit, in der er am wahrscheinlichsten den Schädel erhielt. Ohne genauer darauf einzugehen, fügte er hinzu, dass „einige hohe Beamte der mexikanischen Regierung der inoffiziellen Meinung sind, dass Mitchell-Hedges den Schädel in Mexiko erhielt“ und dass er illegal außer Landes geschafft worden war.
Dieses Szenario könnte erklären, warum Mitchell-Hedges nie verriet, wie er an den Schädel gekommen war, und auch, warum seine Tochter es für klug gehalten haben mag, den Fundort des Schädels in ein anderes Land, nämlich Belize (früher Britisch-Honduras), zu verlegen.
Aber das würde auch andeuten, dass Mitchell-Hedges den Schädel gerade zu der Zeit erhielt, als Bierce verschwand. Tatsächlich ist es bemerkenswert, dass niemand je Mitchell-Hedges gefragt hat, ob er wisse, wie Bierce verschwunden sei, aber vielleicht liegt der offensichtliche Grund dafür in seiner Autobiographie, die er spät in seinem Leben schrieb und die meisten Leser davon abhalten sollte, zwei und zwei zusammenzuzählen, bevor er starb.
Die Möglichkeit, dass Mitchell-Hedges den Schädel in Mexiko bekam, ist die plausibelste Schlussfolgerung – wenn auch nur deshalb, weil sie zu der Zeit, über die er gelogen hat, sowie auch zu seiner Weigerung passt, die Umstände des Fundes zu enthüllen. Ein wahrscheinliches Szenario dafür könnte dann also sein, dass, da Villas Soldaten oft Dörfer und große Farmen plünderten und mit der örtlichen Bevölkerung Handel trieben, jemand ihn Villa und seinen Soldaten verkauft oder einfach gegeben hat – und/oder Mitchell-Hedges.
Das würde nicht nur gut in das Bild passen, warum Mitchell-Hedges die Wahrheit nie enthüllen wollte und erkannte, dass er die Geschichte um die Auktion im Jahr 1943 brauchte, um rechtmäßiger Eigentümer des Schädels zu werden, sondern auch zu Morrills Informationen von mexikanischen Beamten über den Ursprung des Schädels. Aber wieder scheint es, als würde das plausibelste Szenario von einer noch spektakuläreren Wahrheit übertroffen.
Hinweise in „The White Tiger“
„Sakrileg“ ist ein Roman, den viele Leser für wahr hielten; aber manchmal benutzen Autoren (zum Teil, weil sie es müssen) die Fiktion, um einen Stoff zu verarbeiten, von dem sie wissen, dass sie ihn nicht im Rahmen eines Sachbuches enthüllen könnten. Wenig bekannt ist, dass Mitchell-Hedges einen Roman namens „The White Tiger“ (erschienen 1931) geschrieben hat, der das Thema der Kristallschädel behandelt.
Der Roman handelt von Weißer Tiger, dem Anführer der mexikanischen Indios, der, wie sich herausstellt, ein Engländer ist, der mit seinem Leben in England unzufrieden war und deshalb nach Mexiko ging. Früh im Buch erzählt die Hauptfigur, er habe Weißer Tiger getroffen, als er Gespräche mit dem mexikanischen Präsidenten führte, wobei der Häuptling ihm sein Tagebuch überließ, das er dann als diesen Roman veröffentlichte. Einige Orte, die in dem Tagebuch erwähnt werden, habe er allerdings verändert.
Im interessantesten Teil des Buches erzählt Weißer Tiger, wie er zum Anführer der Indios gewählt wurde – eine Position, die eine Initiation verlangte, bei der ihm unter anderem der geheime Schatz der Azteken in einer verschollenen Pyramidenstadt gezeigt wurde.
Weißer Tiger, der nun ihr König ist, wird der Schatz gezeigt, bei dem sich auch „Kristallköpfe“ – Mehrzahl – befinden, die in einem unterirdischen Höhlenkomplex versteckt sind:
„Aber das Beste sollte erst noch kommen. Als sie in den Tempel gingen, führte ihn der Priester feierlich zu einer der massiven Wände und legte eine Hand auf eigentümliche Art in einen scheinbar soliden Felsblock. Durch die Berührung rollte er langsam zurück und gab eine Treppenflucht frei, die sie hinuntergingen. Die Lampe, die der Priester trug, warf unheimliche Schatten in die Dunkelheit. Sie stiegen zahllose Stufen hinab in den Bauch der Erde, bis der Priester wieder gegen den offenbar soliden Fels drückte, der ihnen den Weg versperrte. Fast lautlos bewegte sich der Stein wie auf geölten Scharnieren und vor ihnen gähnte ein langer Tunnel. Sie betraten ihn und gingen eine weitere Treppenflucht hinunter. Der Priester berührte die Wand ein drittes Mal und ein riesiger Stein rollte zur Seite.
Kommentare
20. Januar 2014, 19:57 Uhr, permalink
Andreas Markmann
Das ist mein Kristallschädel er ist die Kopie meines Schädels und ich hätte ihn gerne zurück
15. September 2015, 20:03 Uhr, permalink
Karin El Rhazi
Bei dem Autor Phillip Coppens bedanke ich mich für die ausführliche Recherche und Darstellung um die Herkunft des Kristall-Schädels von Mitchell-Hedges.
08. Februar 2016, 18:31 Uhr, permalink
jörg
Sehr geehrte Damen und Herren, die Schädel haben wohl grosse Gewichtung in der Anleitung der Mayas nur sieht niemand die Anleitung hierfür was ziemlich traurig ist.Wir nehmen den Maya Kalender die meisten meinen es sei ein Kalender aber wenn man hin schaut erkennt man die Anleitung.
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