Nach einer Einleitung – einer spannend erzählten Geschichte, die sich jedoch zum Schluss leider als erfunden herausstellt – begibt sich der Autor auf das Gebiet der „selbstlaufenden Maschinen“. Dabei erklärt er unter anderem, warum es kein Perpetuum mobile geben kann, sondern bestenfalls Geräte, die über einen längeren Zeitraum ohne sichtbare Energiezufuhr funktionieren. Dass sich auf diesem Gebiet bereits seit Jahrhunderten von Bastlern bis zu Wissenschaftlern alle möglichen Erfinder betätigt haben – leider bis heute ohne sichtbares Ergebnis –, darüber wurde schon in mehreren Büchern geschrieben.
Auffällig ist in von Rétyis Buch, dass er das Thema sehr objektiv angeht und nicht sofort alles in Bausch und Bogen negativ verurteilt, wie es andere Autoren machen, die alles, was mit „selbstlaufenden Maschinen“ zu tun hat, pauschal als Betrug diffamieren. Sicher, Betrug gab es schon immer, auch heute noch. Aber man sollte ihn nicht automatisch jedem unterstellen, der auf verschiedenste Arten die „Naturgesetze“ zu umgehen versucht(e).
Nach einer Grundbetrachtung und der Schilderung verschiedener Konzepte kommt er schließlich auf den deutschen Erfinder Johann Ernst Elias Bessler und sein „Ewigkeits-Rad“ zu sprechen. Sein selbstlaufendes Rad stellte Bessler erstmals im Jahr 1712 vor. Es soll sich tatsächlich ohne faule Tricks kontinuierlich gedreht haben. Dies ließ sich Bessler (der sich später den Namen „Orffyreus“ zulegte) auch von hochrangigen Persönlichkeiten, Wissenschaftlern und Technikern bestätigen, die sein Rad untersuchen durften. Obwohl es strengstens bewacht und unter Verschluss gehalten wurde, drehte es sich während zweier offizieller Tests trotzdem unablässig und bestand diese mit Bravour. Das wäre wohl kaum möglich gewesen, wenn das Rad etwa durch einen versteckten Federaufzug oder eine Person im Nebenraum angetrieben worden wäre.
Dass Bessler natürlich von verschiedenen Seiten für seine Erfindung angefeindet wurde, versteht sich geradezu von selbst. Demgemäß zerstörte er seine Erfindung in schöner Regelmäßigkeit, wenn die Anfeindungen überhandnahmen, und baute später ein neues, meist größeres Rad, das ebenso antriebslos funktionierte. Da er sein Geheimnis wie besessen hütete und nirgends aufschrieb, nahm er es schlussendlich mit ins Grab. Zeitlebens befürchtete er, seine Erfindung könnte in falsche Hände geraten, und Patentämter gab es damals noch nicht. Da Bessler sein Rad immer wieder neu baute, müsste es doch heutigen Ingenieuren möglich sein, seine Funktionsweise zu entschlüsseln? Bessler selbst hatte Zeit seines Lebens mehrfach betont, es sei ein ganz einfacher Mechanismus, der das Rad zum Laufen bringe. Doch wenn es wirklich so einfach war, warum hat das Rätsel bis heute niemand gelöst?
Man merkt beim Lesen, dass der Autor wohl alle verfügbare Literatur, die irgendwie mit Bessler in Zusammenhang steht, studiert haben muss. So beschreibt er nicht nur Besslers Rad und die dazu (eventuell) verwendete Technik, sondern auch die Person Bessler, ihre Lebensgeschichte, ihre Psyche sowie die Rückschläge und oftmals aus der Luft gegriffenen Anfeindungen, denen der Erfinder ausgesetzt war.
Zum Schluss stellt der Autor eigene Überlegungen an, welche Energieart Bessler angezapft haben könnte, und kommt zu dem Schluss, dass es wohl die Gravitation (oder eine Spielart davon) gewesen sein müsse. Denn über diese weiß man schließlich bis heute nichts Genaues – außer, dass sie vorhanden ist.
Zum Schluss des Buchs macht von Rétyi noch einen Abstecher in unsere heutige Welt und erklärt dem Leser gut verständlich die moderne Physik sowie neueste Bestrebungen, die Gravitation zu beeinflussen oder sogar abzuschirmen. Wenn dies irgendwann einmal machbar sein sollte, stünden uns ungeahnte Möglichkeiten zur Verfügung – nicht nur im Bereich des Fahrzeug- und Flugzeugbaus, sondern auch zur (fast?) sauberen Energieerzeugung.
Abschließend kann ich sagen, dass ich selten ein Buch so „verschlungen“ habe wie dieses. Nicht nur, dass der Autor viele bisher kaum oder nicht bekannte Details zusammengetragen hat: Er schreibt auf eine lockere, spannenden Art, durch die er bereits in seinen vorherigen Werken die Sympathien zahlreicher Leser gewinnen konnte.
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