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Nexus: Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz

Yuval Noah Harari
Penguin Verlag
655 Seiten
ISBN: 978-3-328-60375-7
€ 28,–

Harari Nexus

Künstliche Intelligenz kann den Weg ebnen für einen neuen Holocaust auf globaler Ebene. So könnte man die Kernwarnung des israelischen Historikers und Philosophen Harari in einem Satz zusammenfassen. In seinem neuesten Werk geht der Autor auf die gesellschaftliche Bedeutung von Informationsnetzwerken im Verlauf der Menschheitsgeschichte ein; Schwerpunkt des Buchs ist die Bedrohung der modernen Zivilisation durch die KI.

Zur Erläuterung seiner alarmistischen Thesen greift der Kulturphilosoph im ersten Buchteil weit zurück, definiert zunächst den Begriff Information und erläutert dann die Bedeutung von Erzählungen und Bürokratie für die kulturelle Entwicklung des Menschen. Anhand der jüdischen heiligen Texte und der christlichen Bibel erklärt Harari die Relevanz der Zusammenstellungen von Dokumenten und die Notwendigkeit ihrer Interpretation durch neue Insti­tutionen wie die Kirche.

Dabei wird klar: Technische Neuerungen bringen nicht nur Vorteile mit sich. Die neuzeitlichen Hexenverfolgungen etwa wären ohne den Buchdruck nicht möglich gewesen. Massenmedien ermöglichten nicht nur die moderne Massendemokratie, sondern auch den Massentotalitarismus, beispielsweise den Nationalsozialismus und den Bolschewismus. Die Verfolgung sogenannter „Kulaken“ im Stalinismus, die in einem millionenfachen, willkürlichen Massenmord gipfelte, wurde etwa durch eine effiziente Bürokratie und unbarmherzige Propaganda erreicht.

Im zweiten Buchteil arbeitet Harari die grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem menschlichen und dem anorganischen Netzwerk heraus, was ihn zur Schlüsselfrage bringt, die er im dritten Teil erörtert: Wenn die moderne Industriegesellschaft zum kolonialistischen Imperialismus und genozidalen Totalitarismus führte, welche Katastrophen wird dann erst die KI-Revolution mit sich bringen? Harari erinnert in diesem Zusammenhang an die Rolle von Facebook bei den Angriffen auf die Rohingya in Myanmar im Jahr 2016 oder an den Rechtsruck durch YouTube-Videos in Brasilien.

Beim Schach- und beim Go-Spielen übertrumpfen die Maschinen bereits die Menschen. Die Auswirkungen der KI auf Arbeitsplätze, soziale Normen und politische Strukturen ist heute noch nicht absehbar. Gruselig sind die angeführten Beispiele von Chatbots, die Menschen bewusst anlügen und täuschen.

Und die Lösung? Harari schlägt vor, Rahmenprinzipien wie Fürsorge und Dezentralisierung zu etablieren, an denen sich eine moderne Computerpolitik orientieren soll. Letztlich plädiert er für strikte Überwachungsmechanismen und ein Verbot von Chatbots, die menschliche Identitäten vortäuschen. Inwieweit diese neue Zensur umsetzbar sein wird in einer Welt, die durch einen Silicon Courtain getrennt wird und in der Menschen zunehmend von einem virtuellen Kokon eingehüllt werden, bleibt fraglich.

Harari zeichnet ein düsteres Zukunftsbild, auch wenn er an die Weiterentwicklung und Kooperationsfähigkeit des Menschen gemahnt. Ob KI für die Menschheit zum Innovationsschub oder zum finalen K. o. wird, werden wir in den kommenden Jahren herausfinden müssen.

sb

Wem diente Jeffrey Epstein?

Tahir Chaudhry

Fiftyfifty Verlag

304 Seiten

ISBN: 978-3-946778-39-4

€ 25,–

Epstein

Mit dem Mythos, dass Jeffrey Epstein bloß ein geschickter Perverser war, der mächtige und berühmte Personen mit Minderjährigen verkuppelte, damit erpresste und steinreich wurde, räumt Tahir Chaudhry in diesem Buch auf. Der Autor zeichnet in seiner gewissenhaften Recherche ein Bild von Epstein, das die Realität wohl exakter widerspiegelt als beispielsweise die weltbekannte Netflix-Doku „Filthy Rich“, die schon durch ihren Titel eine falsche Fährte legt. Denn bei Epstein ging es nicht allein darum, degenerierten Gelüsten nachzugehen oder viel Geld zu verdienen.

Der Autor schildert Epsteins Werdegang und beleuchtet dabei umfangreich dessen Netzwerke. Dabei wird auch auf jene prominenten und manchmal fast unbekannten Figuren ein Blick geworfen, die Epstein sehr nahestanden und wichtige Positionen in seinem Netzwerk einnahmen. Man erfährt: Epstein war gar nicht der Dreh- und Angelpunkt dieses Netzwerks, sondern ein Element in einem größeren Ganzen, das bis in höchste geopolitische Sphären hineinwirkt – und Teile davon gar federführend mitgestaltet.

Der Mann war eingebunden in ein Netz aus Geheimdiensten und einflussreichen Lobbyisten. Vor allem der Staat Israel nimmt hier eine zentrale Rolle ein, wie Chaudhrys Untersuchungen zutage fördern. So war etwa Robert Maxwell, der Vater von Epsteins berüchtigter Begleiterin Ghislaine, tief in geheimdienstliche Dunstkreise verstrickt. Maxwell war höchstwahrscheinlich für den Mossad tätig, und bei seinem Begräbnis in Jerusalem waren hochrangige israelische Politiker zugegen, die ihn für seine Israeltreue lobten.

Zudem pflegte Epstein enge Verbindungen zu Persönlichkeiten der sogenannten „Mega Group“. Dabei handelt es sich um eine Gruppierung der etwa 20 mächtigsten und wohlhabendsten jüdischen Geschäftsleute in den USA, die 1991 von den schwerreichen Bronfman-Brüdern sowie einem gewissen Leslie Wexner gegründet wurde. Der gilt als Epsteins Mentor und Finanzier seines luxuriösen Lebensstils. Das Epstein-Opfer Maria Farmer, die die Geschehnisse als Insiderin erlebte, bezeichnete Wexner gar als den „Boss“ von Epstein und Ghislaine Maxwell.

Was war nun die Aufgabe des „Dieners“ Jeffrey Epstein? Den Recherchen zufolge liegt es nahe, dass er dem Netzwerk, dem er angehörte, durch Erpressung von mächtigen Persönlichkeiten einen großen Dienst erweisen sollte – und auch erwiesen hat. Wer mit Aufnahmen von pädosexuellen Handlungen erpressbar ist, der ist kontrollierbar. Und Kontrolle ist genau das, wonach es den Strukturen hinter Epstein dürstet.

Schon oberflächlich und isoliert betrachtet ist der Epstein-Fall höchst spannend, doch versteht man ihn als Paradebeispiel für die grundsätzlichen Machenschaften hinter den Kulissen, vermag er eine ganz neue Sichtweise auf die Welt zu eröffnen. Nicht nur ist die grundsätzliche Art und Weise des Vorgehens solcher Gruppierungen von Interesse, sondern vor allem der Charakter jenes spezifischen Zirkels, der Epstein einst unter seine Fittiche nahm, um ihn als Instrument seiner unlauteren Ziele zu benutzen. Betroffen sind wir alle davon – das wird dem aufmerksamen Leser offenbar.

fp

Linke Intellektuelle im Dienst des Totalitarismus

Tom Sora

Solibro

416 Seiten

ISBN: 978-3-96079-104-1

€ 24,00

Linke

Kennen Sie John Cage? Nein, das ist nicht der von Velvet Under­ground, der heißt John Cale. Herr Cage war ein amerikanischer Komponist und Künstler, der zeit seines Lebens hauptsächlich jenen Unsinn produzierte, der immer noch als „modern“ gilt und vor allem Kunststudenten oder Geisteswissenschaftlern gefällt. Eines seiner bekanntesten Stücke heißt „4:33“ und besteht aus 4 Minuten und 33 Sekunden Stille, wobei sich der Pianist an sein Klavier setzen darf, aber keinen Ton spielen; ein anderes sind irgendwelche Schwingungen in einer deutschen Kirche, die 639 Jahre dauern sollen. Kurz: Kein Mensch kann sich das anhören und dabei ernst bleiben. Die Ideen dahinter mögen originell sein, verlieren aber schnell an Witz und Charme, wenn man von Künstlern aus aller Welt immer denselben ewiggestrigen Sermon vorgesetzt kriegt – wie das etwa beim „fortschrittlichen“ Regietheater der Fall ist, das seit fast 60 Jahren mit nackten Ärschen und Tenören in SS-Uniformen zu schockieren versucht.

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