Becoming Bulletproof
Otto Bulletproof
Riva
208 Seiten
ISBN: 978-3-7423-2542-6
€ 20,–
Wenn ein Autor ein Buch schreibt, nachdem ein großer Verlag ihn überzeugen konnte, darf man das als Hinweis auf besondere Substanz und Qualität deuten. Beim Lesen dieser Autobiografie wird schnell klar, warum dieser Ottogerd Karasch alias Otto Bulletproof solch ein Interesse bei seinen Mitmenschen weckt. Schon von den bloßen Fakten her ist sein Lebensweg mit Stationen als Berufssoldat, mehrfacher Firmengründer, American-Football-Manager und Survivalcoach-YouTube-Star mehr als interessant.
Der nüchterne Stil des Autors liest sich flott weg, bietet aber auch nicht allzu viel Abwechslung. Langweilig kann es jedoch allein des Inhalts wegen nicht werden: Wenn Karasch von seinem Einsatz in Afghanistan berichtet, geht es sprichwörtlich um Leben oder Tod. Abgesehen davon vermittelt sein trockener Ton eine Stringenz und Klarheit, die gerade wegen ihrer Einfachheit sehr gehaltvoll ist. Auf so eine Art kann eigentlich nur schreiben, wer beim Denken, Reden und Handeln im Einklang ist. Und zwar nicht auf einfältige, sondern auf reflektierte Art.
Es kommt noch ein weiterer Vorteil dieses sauberen Duktus hinzu: eine gewisse Unschuld, die dem Autor Darlegungen von Ansichten erlaubt, die normalerweise nicht unbeanstandet durch den woken Zeitgeistkorridor kämen. Karaschs Ausführungen zu persönlichen Entwicklungspotenzialen in militärischen Kommandostrukturen oder zur charakterbildenden Wirkung zugeteilter, nicht selbst gewählter Arbeiten würden vor politisch überkorrektem Publikum wohl einen ordentlichen Tumult auslösen.
Da der Autor in seiner Einzelkämpferausbildung gelernt hat, hinter feindlichen Linien unentdeckt zu bleiben, bleibt vielleicht auch sein Buch unter dem Radar der Wächterräte des Medien- und Kulturbetriebs. Und erreicht so die tatsächlich aufgeschlossenen Leser, die von ihm profitieren können. Das dürften vor allem (junge) Männer sein, die (noch) nicht herausgefunden haben, wie man einen eigenen, selbstbestimmten Weg findet und geht. Dazu liefert das Buch umsetzbare Inspiration – und anders als der militärische Hintergrund suggerieren mag, geht es dabei keineswegs um blindes Befolgen irgendwelcher Befehle, sondern um die Kultivierung von Selbstdisziplin im besten eigenen Interesse.
Zwar nimmt der direkt auf den Leser bezogene Praxisteil mit neun Lebensregeln nur 25 der gut 200 Seiten ein, doch funktioniert bereits der autobiografische Teil als Blaupause für ein erfülltes „Leben der Tat“ – auch ohne mit den hervorragenden Voraussetzungen gesegnet zu sein, die Mr. Bulletproof vom Leben mitbekam. Die Umsetzung seiner Weisungen verlangt von allen den gleichen Einsatz und die gleiche Disziplin. Mit dieser Erkenntnis nimmt das Buch dem klassischen Einwand, nur Privilegierte könnten nach ihren Vorstellungen erfolgreich leben, seine lähmende Kraft.
stb
In die Schweiz auswandern – aber richtig
Thor Kunkel
Kopp
144 Seiten
ISBN: 978-3-98992-034-7
€ 14,–
Viele kritisch denkende Menschen sind mit dem Leben in der BRD-Gesellschaft unzufrieden und kehren der Heimat den Rücken. Auch im Jahr 2023 stand dabei die Schweiz an der Spitze der Länder, in die Deutsche am liebsten auswandern – so hatten zu Beginn des letzten Jahres rund 316.000 Bundesbürger ihren Wohnsitz bei den Eidgenossen angemeldet. Zum Vergleich: Im benachbarten Österreich waren es 225.000 und im sonnigen Spanien 126.000.
Wer intensiv über das Auswandern nachgedacht und die Schweiz ins Auge gefasst hat, dürfte mit dieser Neuerscheinung gut beraten sein: Das rote Büchlein versteht sich als Praxisratgeber und wird diesem Anspruch voll gerecht. Denn Thor Kunkel erklärt die aufenthaltsrechtlichen Aspekte nicht abstrakt, sondern schildert das Einbürgerungsverfahren aus seiner Perspektive – schließlich gehört der Autor zu den knapp 9.000 Bundesdeutschen, die 2022 den Schweizer Pass erhielten, und kennt somit den bürokratischen Hürdenlauf.
Verständlich erläutert der „Schweizmacher“ in seiner Anleitung den Weg von der Aufenthaltsbewilligung (Permit B) und der Niederlassungsbewilligung (Permit C) über das persönliche Motivationsschreiben und den anspruchsvollen Einbürgerungstest bis zur öffentlichen Einbürgerungszeremonie mit Schwur. Aufschlussreich sind die zahlreichen Musterformulare, die einen Eindruck von den hohen Anforderungen für eine Einbürgerung vermitteln. So müssen die Aspiranten ihre wirtschaftliche, soziale und politische Integration durch persönliche Kontakte zu Einheimischen nachweisen. Am Ende muss sogar der Gemeinderat über die Einbürgerung entscheiden, was jedoch kein Selbstläufer ist.
Obwohl er am Rande auch problematische Aspekte anspricht, schwärmt Kunkel vom Schweizer Lebensgefühl. Denn der hohe Lebensstandard dank des stabilen Schweizer Franken, die niedrige Kriminalität, die tradierte Neutralität sowie die direkte Demokratie mittels Volksentscheiden machen das Leben im sprachlich-kulturell nahestehenden und landschaftlich reizvollen Nachbarland nach Kunkels Auffassung höchst attraktiv.
Dabei verdeutlichen die Abschnitte über die Steuerbelastung und den Immobilienmarkt, dass zwischen den verschiedenen Kantonen und sogar den einzelnen Gemeinden beträchtliche Unterschiede bei Steuersätzen und Bodenpreisen existieren. In eigenen Kapiteln werden die staatliche AHV-Pensionskasse, der auch für ältere Semester offene Arbeitsmarkt sowie die Krankenversicherung erläutert.
Zweischneidig erscheint der abschließende Hinweis auf die Migrationsentwicklung in der Bundesrepublik, da die Schweiz einen Ausländeranteil von 25 Prozent aufweist.
Wer den Hintergrund des Autoren kennt, dürfte bei manchen Aussagen ins Schmunzeln kommen: zum einen, weil Kunkel die AfD im Wahlkampf beraten hat, aber nun der Auswanderung ins Ausland das Wort redet und ausdrücklich die doppelte Staatsbürgerschaft empfiehlt. Zum anderen konnte man bereits in Kunkels skandalisiertem Kriegsroman „Endstufe“ einen gewissen Eskapismus herauslesen, da sich dessen „wochenscheue“ Protagonisten zum freien Leben in eine Berghütte in den Alpen zurückzogen und manche gar ihr Exil an der libyschen Küste vorbereiteten. So gesehen erscheint Kunkels neue Wahlheimat im Tessin als konsequente Weiterentwicklung eines nonkonformen Lebensentwurfes.
sab
Autonome Magnetmotoren
Adolf und Inge Schneider
Jupiter Verlag
462 Seiten
ISBN: 978-3906571-47-8
€ 28,–
Eigentlich sind sie schon lange da: Autonome Motoren, die von Magnetkraft angetrieben werden und einen Energieüberschuss erzeugen. Zwar sind viele Prototypen gescheitert, aber einige laufen – belegbar und teilweise sogar serienreif, doch nie käuflich zu erwerben. Wieso? Darüber gibt es allerlei Meinungen, die oft auf die großen Energiekonzerne, Macht, Geld und politischen Einfluss verweisen. Freie Energie kann Freiheit bedeuten, jedenfalls mehr als derzeit möglich – vielleicht ist das in gewissen Kreisen ja unerwünscht.
Inge und Adolf Schneider kennen die Szene und alle wesentlichen Entwicklungen schon lange. Nicht zuletzt deshalb haben die beiden sich in den 1980er-Jahren kennengelernt. Und das Thema treibt sie nach wie vor um – einige Berichte in ihrem neuen Buch „Autonome Magnetmotoren“ sind erst wenige Monate alt.
Meist kommen die Erfinder der neuartigen Energiesysteme zu den Kongressen der Schneiders, um ihre Produkte vorzuführen. Zum Beispiel präsentierte im Juni 2023 die Firma Holcomb Energy Systems ihre Entwicklungen auf einem solchen internationalen Kongress in Stuttgart – von Energieverstärkungssystemen (IPLG) für Netzstromgeräte bis zu einem autonomen Solid-State-Magnetmotor. Im April 2024 reisten die Autoren in die USA zu Dr. Holcomb und ließen sich die Technik praktisch vorführen.
Und es finden sich weitere Kapitel dieser Art in dem vorliegenden Buch. Vielversprechende Entwicklungen in die gleiche Richtung gibt es auch in Japan (Fukai-Magnetmotor), der Türkei (Yildiz-Motor) und Korea (AISEG), um nur einige zu nennen.
Wenn nur nicht rund um die Welt immer wieder das gleiche Phänomen aufträte: Die Geräte scheinen sicher zu funktionieren, sind serienreif und gehen dann doch nicht in Produktion, sind jedenfalls nirgends zu bekommen. Dieses rätselhafte Zurückziehen kurz vor Marktreife und Serienproduktion sowie merkwürdige Unfälle und Krankheiten der Erfinder kommen in der Branche häufig vor. Glaubt man Inge und Adolf Schneider, beginnt sich das nun endlich zu ändern.
Neben den Schilderungen aktueller Entwicklungen erweist sich ihr Buch als Kompendium zur Entwicklung von Magnetmotoren seit dem Mittelalter. Dabei tragen die Autoren auch wichtige Fehlschläge zusammen. Es geht ihnen um einen Überblick über die Szene der Erfinder und Hersteller, um konstruktive Ansätze, Schicksale und auch um Scharlatanerie. Denn je mehr öffentliches Bewusstsein über erfolgreiche Freie-Energie-Anwendungen entsteht, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie sich in absehbarer Zeit gegen die rätselhaften Widerstände durchsetzen.
hjo
Englisches Buch
Science Unshackled
Matthew Ehret
Eigenverlag
275 Seiten
ISBN: 979-8-86705-313-0
€ 16,98
Matthew Ehret hat eine Reihe von Essays verfasst, die zum Nachdenken anregen. In ihnen plädiert er dafür, eine Minderheitenposition in der Wissenschaft wiederzubeleben, die mindestens bis zu Pythagoras und Plato zurückreicht. Einige der größten Künstler und Wissenschaftler der Menschheitsgeschichte vertraten und unterstützten diese Position: Die Tradition, die im Westen als „platonisch“ bezeichnet wird, stellt sich gegen die aristotelische Lehre der Deduktion aus A-priori-Prinzipien, die als selbstevident betrachtet werden, aber oft alles andere als das sind; ebenso wie gegen die Tradition des Empirismus im Geiste Francis Bacons, das heißt die Schlussfolgerung aus Beobachtungen, die auch als Sinneswahrnehmungen bekannt sind.
Ehret ist der Ansicht, dass nicht nur die wissenschaftlichen Ideen einer bestimmten Zeit deren vorherrschende gesellschaftliche Ideen widerspiegeln, sondern dass dementsprechend auch bestehende wissenschaftliche Ideen der Aufrechterhaltung der herrschenden sozialen Ordnung dienen.
Der Autor betont, dass der Kosmos auf drei Ebenen miteinander verknüpft ist: Erstens sollten die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen denselben metaphysischen Prinzipien unterliegen, statt alle auf einander widersprechenden Ideen aufzubauen. Zweitens ist das Universum, wie sowohl Plato als auch Kepler annahmen, harmonisch aufgebaut – mit Resonanzen, die dafür sorgen, dass Gebilde wie das Sonnensystem stabil bleiben. Und drittens sollten die verschiedenen Ebenen des Universums sämtlich auf denselben universalen Prinzipien beruhen.
Die Essays decken eine Bandbreite von Themen ab. Unter anderem enthält das Buch eine offen politische Abhandlung über Edgar Allan Poe sowie Beiträge zu diversen Wissenschaftlern und deren Erkenntnissen außerhalb des Mainstreams, etwa Halton Arps Forschungen über die Natur von Quasaren, Wladimir Wernadskis Einsichten in die Natur der Noosphäre und Luc Montagniers Forschungen über das Gedächtnis des Wassers.
ar
Rezensenten
ar – Australische Redaktion
ak – Angelika Katterbach
hjo – Hans-Jürgen Ott
ph – Peter Hiess
sab – Sascha Bach
stb – Stephan Bernau
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