Bilderberger in Rottach-Egern

Wenn Präsidenten, Premierminister, Banker und Generäle sich bei der jährlichen Bilderberg-Konferenz hinter verschlossenen Türen mit dem europäischen Adel treffen, verhandeln sie über Börsen und Kriegsgeschäfte, ohne der Öffentlichkeit Rechenschaft ablegen zu müssen.

Die Iran-Russland-China Allianz

Angeblich fragte ein französischer Bilderberger Henry Kissinger in scharfem Ton, ob das Säbelrasseln der USA bedeute, dass neue Feindseligkeiten mit dem Iran zu erwarten sind. Richard Haass, CFR-Vorsitzender, bat darum, sprechen zu dürfen, und nannte dann die Möglichkeit einer Iran-Invasion unrealistisch, schon allein wegen der Größe des Landes und seiner Bevölkerung, ganz zu schweigen von den Milliarden Dollar, die eine solche Operation kosten würde. Die Armee der Vereinigten Staaten stecke noch im Irak bis zum Hals im Dreck und sei sehr zurückhaltend bezüglich neuer Abenteuer auf feindlichem Gebiet, vor allem gegen einen viel gesünderen, besser vorbereiteten und besser organisierten Gegner.

Ein Bilderberger aus der Schweiz wollte wissen, ob ein möglicher Angriff gegen den Iran einen Präventivschlag gegen die Nuklearwaffenlager einschließen würde. Richard Haass antwortete, dass eine solche Offensive kontraproduktiv sei, denn Teherans Optionen für einen Gegenschlag reichten vom „Auslösen terroristischer Anschläge und Instabilität im Irak, in Afghanistan und in Saudi Arabien bis zum Erhöhen der Ölpreise, was eine globale Wirtschaftskrise bewirken könne“. Während des Abendessens, so hieß es aus verschiedenen Quellen, kritisierte Richard Perle Haass’ Position und betonte, dass er das anders sehe.

Eine Frau, vermutlich Heather Munroe-Blum, Vizekanzlerin der McGill Universität in Quebec, fragte rhetorisch, was geschähe, wenn der Iran sein Nuklearwaffenarsenal weiter aufstockte. Haass antwortete, dass in diesem Fall den USA nichts anderes übrig bleibe, als dem Iran den gleichen Status wie Pakistan und Indien zuzugestehen.

Ein US-General merkte an, dass die Allianz zwischen China, Iran und Russland die geopolitische Situation in der Region verändere. Die Annäherung zwischen Russland und China wird von den Bilderbergern als bedeutendes Ereignis gewertet, das nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, obwohl es in den westlichen Medien bisher wenig Beachtung fand.

Es wurde ein geheimer Bericht der US-Regierung erwähnt, in dem es Quellen zufolge heißt, die Chinesen hätten mehrere Milliarden Dollar ausgegeben, um Russlands neueste und ausgefeilteste Waffentechnologie zu erwerben. Jemand wies darauf hin, dass die chinesisch-russische Allianz sich nicht auf Waffenhandel beschränke, und dass der nicht-militärische Warenaustausch seit dem Regierungsantritt von Bush um 100% zugenommen habe.

Ein Teilnehmer der Konferenz, unbestätigten Annahmen zufolge Anatoly Sharansky, ehemaliger israelischer Minister für Jerusalem und Diasporaangelegenheiten, behauptete bei den Cocktails am Freitagabend kategorisch, dass die USA-Israel-Türkei Allianz das Gegengewicht zur Moskau-Peking-Teheran Achse sei. Ein europäischer Finanzexperte merkte an, dass es Russland heute finanziell viel besser gehe als vor vier Jahren, denn die Steuereinnahmen aus der Brennstoff- und Waffenproduktion und den Exporten, Resultat einer intensiven Konzentration auf die Waffenindustrie, habe die Löhne und Renten stark ansteigen lassen und so den privaten Konsum angeregt.

Ein deutscher Bilderberger fragte Richard Perle spitz, ob man den „Krieg gegen den Terrorismus“ während der zweiten Amtsperiode von Bush noch intensiver führen werde. Perle gab angeblich keine Antwort, sondern verzog das Gesicht und schaute weg.

Das Gefühl, dass es langsam genug sei, herrscht übrigens nicht nur unter den europäischen Bilderbergern, die Bushs wahnsinnige, an Hitler erinnernde Ausrufung neuer Regime überall auf der Welt, mit Argwohn betrachten. Der brillante Richard Haass erklärte am Samstagabend bei den Cocktails gegenüber Richard Perle in deutlichen Worten, dass die Bush-Regierung ihre Fähigkeit, die Welt zu ändern, überschätzt habe. Haass soll, so erzählen verschiedene Quellen, gesagt haben, dass ein Regimeaustausch durchaus attraktiv sein könne, denn er sei „weniger unangenehm als Diplomatie und weniger gefährlich als neue Atommächte zu ertragen“. Doch, so merkte er an: „Es gibt da allerdings ein Problem: es ist extrem unwahrscheinlich, dass der gewünschte Effekt rechtzeitig eintritt.“

Ein möglicher Angriff auf Irans Nuklearwaffendepots

Die Anwesenheit des US-Generals James L. Jones, NATO-Oberkommandeur für Europa, und des US-Generals im Ruhestand, John M. Keane auf der Bilderberg-Konferenz, lässt vermuten, dass die nächste Phase der Eroberung ansteht.

An einem Nachmittag sagte ein amerikanischer Neokonservativer, dass er überzeugt sei, die „iranische Oppositionsbewegung“ werde die Mullahs entmachten. Daraufhin rief Nicolas Beytout vom Figaro aus: „Das glauben Sie doch nicht wirklich!“ Ein großer, kahlköpfiger, gut gekleideter Schweizer, vermutlich Pascal Couchepin, Leiter des mächtigen Innenministeriums, antwortete, dass sie nur bewirken werde, dass sich die Iraner hinter ihre Regierung stellten. Er schloss mit den Worten: „Sie kennen die Iraner nicht.“

Die Gemüter erhitzten sich vorübergehend, als ein Franzose Kissinger mit erhobener Stimme darauf hinwies, dass „ein Angriff gegen den Iran schnell außer Kontrolle geraten“ werde. Informanten der CIA und der Spezialeinheit der US-Armee zufolge, die die US-Delegation in Rottach-Egern schützen sollte, führen sowohl CIA als auch FBI zur Zeit eine offene Auseinandersetzung mit dem Weißen Haus.

Ein Abgeordneter des griechischen Parlaments fragte den Berater von Israels Premierminister Ariel Sharon, Eival Gilady: „Was geschieht im Falle eines Vergeltungsschlags der Iraner?“ Jemand stellte fest, dass selbst wenn die Vereinigten Staaten oder Israel sich mit dem taktischen Einsatz von Nuklearwaffen zurückhielten, ein Angriff auf Irans Nuklearwaffendepots nicht nur die Nachbarstaaten mitbeträfe, was wiederum die Wahrscheinlichkeit eines größeren Kriegs erhöhen würde, sondern auch zu einer nuklearen Katastrophe führte, da die atomare Strahlung weite Regionen verseuchen würde.

Daraus folgernd fragte ein anderer Teilnehmer: „Wie viel von diesem Krieg steht im Zusammenhang mit Amerikas angestrengten Versuchen, zu verhindern, dass der Iran eine Regionalmacht wird?“ Ein Franzose wollte wissen, ob es sich bei dem bevorstehenden Angriff auf den Iran um eine gemeinsame Aktion der USA und Israel handle, oder ob es eine NATO-Operation werden solle. Die Frage richtete sich an den NATO-Generalsekretär Jaap G. de Hoop Scheffer. Ein anderer europäischer Bilderberger fragte, wie die USA mit drei Kriegen gleichzeitig zurechtkommen wollten, wobei er Irak, Afghanistan und jetzt auch noch Iran meinte.

Hier sollte ergänzt werden, dass sich zur Zeit 150.000 US-Soldaten im Irak befinden, die aufgrund des hartnäckigen Widerstandes nicht an einen anderen Einsatzort verlegt werden können. Die israelische Delegation wurde genötigt, zu erklären, ob Israel vorhabe, Nuklearwaffen gegen den Iran einzusetzen. Die Antwort war nicht eindeutig.

Das Erschreckende in Bezug auf den Iran als möglichen neuen Kriegsschauplatz ist die Tatsache, so erzählen Informanten (beides Mitglieder der Bilderberg-Gruppe), dass es zwei verschiedene Termine für eine Invasion gebe. Das frühest mögliche Datum wäre „mitten im Sommer“ gewesen, irgendwann im August, und die andere Möglichkeit der Spätherbst. Dies bestätigt die Aussage von Scott Ritter, einem Ex-Marine, der jetzt Waffeninspekteur bei der UNSCOM ist, und sagte, dass „George W. Bush Pläne, den Irak im Juni 2005 zu bombardieren, abgehakt hat“ (Aljazeera, 30. März), obwohl er im Anschluss klarstellte, dass der Junitermin nahe lege, dass die USA und Israel „in Bereitschaft“ seien.

Kommentare

15. November 2010, 12:49 Uhr, permalink

Lars

Unglaublich, wie die Regierung uns verarscht .

Weder hier noch in Amerika ....

Angekommen bei der Demoktatur.

08. September 2014, 00:12 Uhr, permalink

Susanne

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