Bilderberger in Rottach-Egern

Wenn Präsidenten, Premierminister, Banker und Generäle sich bei der jährlichen Bilderberg-Konferenz hinter verschlossenen Türen mit dem europäischen Adel treffen, verhandeln sie über Börsen und Kriegsgeschäfte, ohne der Öffentlichkeit Rechenschaft ablegen zu müssen.

Die neukonservative Lobby

Folgende Faktion war vollständig vertreten: die so genannten „Neokonservativen“, die beschlossen haben, dass Israels Sicherheit Teil der Sicherheitspolitik der USA sein sollte, und dort im Zentrum aller außenpolitischen Entscheidungen stehen sollte.

Ein besonders bemerkenswerter Vertreter dieser Gruppierung ist Richard N. Perle, gegen den das FBI wegen des Verdachts der Spionage für Israel ermittelte. Perle wirkte entscheidend mit, als es darum ging, die Vereinigten Staaten zu einem Krieg gegen den Irak zu drängen. Am 27. März 2003 musste er von seinem Amt im Rat für Verteidigungspolitik im Pentagon zurücktreten, nachdem bekannt wurde, dass er Goldman Sachs International, eine Firma, die regelmäßig bei Bilderberg-Konferenzen vertreten ist, bezüglich möglicher Profite durch den Irakkrieg beriet.

Ein weiterer Neokonservativer war Michael A. Ledeen, ein „Oberintellektueller“. Ledeen arbeitet für das American Enterprise Institute (AEI), einen so genannten Think-Tank, der 1943 gegründet wurde, und zu dem auch Richard Perle gehören soll. Das AEI und die Brookings Institution betreiben ein Forschungszentrum für Regulationsstudien, das Joint Center for Regulatory Studies (JCRS), dessen Ziel es ist, Gesetzgebern und Kontrolleuren „Rechenschaftspflicht für ihre Entscheidungen aufzuerlegen, indem es regelmäßig durchdachte, objektive Analysen bestehender Regulationsvorschriften und geplanter neuer Maßnahmen“ vorlegt. Das JCRS drängt auf eine Analyse des Kosten-Nutzen-Verhältnisses von Regulationen, was zum letztendlichen Ziel des AEI (und der Bilderberger) passt, nämliche der Liberalisierung der Wirtschaft.

Diese Neokonservativen hatten dieses Jahr bei der Konferenz Unterstützung von einer anderen Gruppe ehemaliger Spitzenpolitiker und Publizisten aus Washington, die für ihre Sympathien für Israel bekannt sind, unter anderen: Richard N. Haass, ehemaliger Mitarbeiter des Außenministeriums und Vorsitzender des Außenpolitikkomitees (Council on Foreign Relations – CFR); Richard Holbrooke, ehemaliger stellvertretender Außenminister und „Vater“ des Dayton Abkommens; Dennis Ross vom pro-israelischen Institut für Nahostpolitik in Washington, das ein Ableger des Rats für öffentliche Angelegenheiten zwischen Israel und Amerika (AIPAC) und des jüdischen Instituts für nationale Sicherheit (JINSA) ist; und Paul Wolfowitz, der neugewählte Weltbankpräsident.

Amerikanische Kriminelle: Öffentliche Angelegenheiten hinter verschlossenen Türen
Der Logan Act legt für die Vereinigten Staaten ausdrücklich fest, dass ungesetzlich ist, wenn offizielle Repräsentanten an geheimen Treffen mit Privatbürgern teilnehmen, um öffentliche Belange zu diskutieren.

Obwohl bei der Bilderberg-Konferenz 2005 eine der schillerndsten Gestalten fehlte – der Leiter des Außenministeriums John Bolton sagte vor dem Senatsausschuss für Außenpolitik aus – war die US-Regierung in Rottach-Egern dennoch gut vertreten: Allan E. Hubbard, Präsidentenberater in Wirtschaftsfragen und Direktor des nationalen Wirtschaftsrates; William Luti, stellvertretender Staatssekretär im Verteidigungsministerium; James Wolfensohn, scheidender Weltbankpräsident; und Paul Wolfowitz, stellvertretender Außenminister, Verfechter des Irakkriegs und zukünftiger Weltbankpräsident. Mit ihrer Teilnahme an der Bilderberg-Konferenz 2005 brachen diese Personen geltendes US-Recht.

Journalisten als Huren

Vertreter aller großen US-amerikanischen und europäischen Zeitungen und Fernsehsender haben irgendwann schon mal an einer Bilderberg-Konferenz teilgenommen. Hochrangige Mitglieder der nicht zutreffend so genannten freien Presse nehmen unter der Bedingung teil, hoch und heilig zu versprechen, nichts darüber zu berichten. So schaffen die Bilderberger es, dass tatsächlich weder in den USA noch in Europa irgendwie darüber berichtet wird.

Zu den Gästen in diesem Jahr zählten unter anderem: Nicolas Beytout, Chefherausgeber des Figaro; Oscar Bronner, Verleger und Herausgeber des Standard; Donald Graham, Chef der Washington Post; Matthias Nass, stellvertretender Herausgeber der Zeit; Norman Pearlstine, Chefherausgeber von Time; J. Robert S. Prichard, Präsident und Geschäftsführer der Torstar Media Group (Toronto Star); Cüneyt Ulsevere, Kolumnist der Hürriyet; John Vinocur, Chefkorrespondent des International Herald Tribune; Martin Wolf, Mitherausgeber der Financial Times; Fareed Zakaria, Herausgeber des Newsweek International; John Micklethwait, US-Herausgeber des Economist und Adrian Woolridge, Washington-Korrespondent des Economist. Micklethwait und Woolridge agierten als Berichterstatter des Treffens.

Schwindende Energiereserven und ökonomischer Abwärtstrend

Natürlich ging es bei der Diskussion 2005 auch um Erdöl. Ein amerikanischer Teilnehmer äußerte Besorgnis über die schwindelerregend hohen Ölpreise. Ein Insider behauptete, dass Wachstum ohne Energie nicht möglich sei, und dass alles darauf hinweise, dass die Energiereserven der Erde viel schneller zu Ende gingen, als die Machthabenden weltweit bisher angenommen hätten.

Quellen zufolge schätzen die Bilderberger, dass die verfügbaren Ölreserven der Erde unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen und mit Blick auf die aktuellen Bevölkerungszahlen höchstens noch 35 Jahre reichen werden. Einer der Repräsentanten eines Erdölkartells warf ein, dass man bei dieser Rechnung die Bevölkerungsexplosion und das Wirtschaftswachstum mit einbeziehen müsse, sowie den Ölbedarf in China und Indien. Unter diesen überarbeiteten Bedingungen betrachtet, ist offensichtlich nur noch für 20 Jahre Öl vorhanden. Kein Erdöl bedeutet das Ende des weltweiten Finanzsystems – was bereits vom Wall Street Journal und der Financial Times angekündigt wurde, zwei Zeitungen, die regelmäßig bei den jährlichen Bilderberg-Konferenzen vertreten sind. Die Folge: Man darf einen starken Abwärts­trend in der Weltwirtschaft in den kommenden zwei Jahren erwarten, denn die Bilderberger werden versuchen, die verbleibenden Ölreserven zu schonen, indem sie den Menschen das Geld aus den Händen nehmen. Während einer Rezession, oder schlimmstenfalls einer Depression, wird die Bevölkerung gezwungen sein, ihre Ausgaben dramatisch zu senken, womit die Ölversorgung für die Reichen der Welt  verlängert wird, während diese überlegen, was zu tun ist.

Während an einem Nachmittag Cocktails gereicht wurden, behauptete ein europäischer Bilderberg-Gast, dass es keine plausible Alternative zu Kohlenwasserstoffenergie gebe. Ein amerikanischer Insider erklärte, dass man im Augenblick zwischen vier und sechs Barrel Öl verbrauche, um ein neues zu finden, und dass die Aussichten für einen kurzfristigen Durchbruch bestenfalls mager seien. Diese Aussage wird durch eine öffentliche Erklärung bestätigt, die IHS Energy, die weltweit angesehenste Beraterfirma, die Ölreserven und Funde katalogisiert, 2003 machte, nämlich dass man zum ersten Mal seit den 20er Jahren kein einziges Ölfeld entdeckt habe, das mehr als 500 Millionen Barrel enthalte.

Ein Gast fragte nach einer Schätzung der weltweit verfügbaren Ölvorräte. Die Antwort lautete etwa eine Billion Barrel. Am Rande bemerkt, weltweit werden etwa alle 11,5 Tage eine Milliarde Öl verbraucht. Ein weiterer Bilderberger fragte nach Wasserstoff als Alternative zu Öl. Der US-Regierungsvertreter gab betrübt zu, dass der Ausweg aus der drohenden Energiekrise mit Hilfe von Wasserstoff eine Illusion sei.
Die Ölindustrie war auf der Bilderberg-Konferenz 2005 durch folgende Personen vertreten: John Browne, BP-Verwaltungsleiter; Sir John Kerr, Vorstandsmitglied von Royal Dutch/Shell; Peter D. Sutherland, Vorstandsvorsitzender von BP; und Jeroen von der Veer, Vorstandsvorsitzender bei Royal Dutch/Shell.

(Königin Beatrix der Niederlande, Hauptaktionärin von Royal Dutch/Shell ist ein eingeschworenes Mitglied der Bilderberg-Konferenz. Ihr Vater, Prinz Bernhard, war 1954 einer der Gründer der Gruppe.)
In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass der Energieriese Royal Dutch/ Shell Ende 2003 erklärte, er habe seine Energiereserven um sage und schreibe 20 Prozent überschätzt; Anfang 2004 reduzierte er seine Schätzungen bezüglich der Öl- und Gasreserven um 4,5 Milliarden Barrel, musste sie aber im Oktober nochmals um 1,15 Milliarden Barrel reduzieren. Die drei Senkungen der Schätzungen der Vorräte führten sogar zum Rücktritt des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Am 18. Januar 2005 berichtete die Los Angeles Times: „Für die Erdölkonzerne bedeuten die Reserven nichts Geringeres als den ‚Wert des Unternehmens’.“

Im Mai 2005 in Rottach-Egern versuchten die Topwirtschaftsmanager ein Konzept zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Wahrheit über die schwindenden Ölreserven vor der Öffentlichkeit verborgen werden könnte. Öffentliche Kenntnis der knappen Reserven würde den Aktienwert senken, was die Finanzmärkte erschüttern und zu einem weltweiten Zusammenbruch der Wirtschaft führen könnte.

Ein amerikanischer Bilderberger fragte, was für Konsequenzen es hätte, wenn der Ölpreis auf 25 US-Dollar pro Barrel zurückgehen würde. Ein anderer Amerikaner, vermutlich Allan Hubbard, stellte lakonisch fest, dass der Öffentlichkeit nicht bewusst ist, dass der Preis für billiges Öl im Platzen der Schuldenblase bestehen kann. Billiges Öl verlangsamt das Wirtschaftswachstum, denn es senkt die Warenpreise und reduziert weltweit die Liquidität.

Es gibt starke Anzeichen, die auf Informationen der Bilderberg-Konferenz 2005 beruhen, dass die US-Zentralbank äußerst besorgt über die Schuldenblase ist. Ein Amerikaner erläuterte, dass, wenn der Ölpreis wieder auf seinen Tiefstand von 25 Dollar pro Barrel sänke, die durch Schulden gewachsene Anlagenblase platzen könne. Martin S. Feldstein, Vorsitzender des nationalen Büros für Wirtschaftsforschung fügte hinzu, dass 50 Dollar pro Barrel einen größeren Geldfluss mit sich bringe.
Öffentlich zugänglichen Informationen zufolge, werden in den USA täglich 20 Millionen Barrel Öl verbraucht. Weltweit sind es 84 Barrel. Bei 50 $ pro Barrel beläuft sich der Gesamtpreis für Öl auf 1 Milliarde $ pro Tag, 365 Milliarden pro Jahr, etwa 3% des US-Bruttosozialproduktes 2004. Etwa 60% des US-Bedarfs werden importiert, was Kosten von 600 Millionen $ am Tag verursacht, oder 219 Milliarden $ im Jahr.

Ein kleiner, untersetzter Mann fragte, ob der hohe Ölpreis Einfluss auf das Wirtschaftswachstum habe. Jemand aus der ersten Reihe antwortete, dass höhere Energiepreise der Wirtschaft kein Geld entzögen; sie verschöben lediglich den Profit von einem Wirtschaftszweig zu einem anderen. Nach einer weiteren Diskussion, meinte ein US-General, dass Kriegsausgaben dazu beitrügen, der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, und ergänzte, der Trick, den Widerstand einzudämmen, sei, auf dem fremden Boden den Kollateralschaden möglichst gering zu halten.

Ein Vertreter aus Großbritannien bemerkte, dass ein Ölpreis von 120 $ pro Barrel seinem Land und den Vereinigten Staaten sehr zugute käme, allerdings seien Russland und China die größten Gewinner. Ein Experte auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen und Politikwissenschaften sagte, dass dies für die Chinesen eine regelrechte Goldgrube wäre. Die Chinesen importierten Energie nicht für den Hausgebrauch, sondern um ihre wachsenden Billigexporte anzuheizen – Kosten, die sie entsprechend an die ausländischen Käufer weitergeben könnten. Ein europäischer Bankexperte betonte, dass Russland den Kurs des  Dollar effektiv senken könne, indem es seinen Energiehandel mit Europa wieder in Euro statt in Dollar betreibe, womit es die Europäische Zentralbank zwingen würde, ihre Devisenreserven zugunsten des Euro neu auszubalancieren. Jean-Claude Trichet, Leiter der Europäischen Zentralbank, war während der Debatte anwesend.

Kommentare

15. November 2010, 12:49 Uhr, permalink

Lars

Unglaublich, wie die Regierung uns verarscht .

Weder hier noch in Amerika ....

Angekommen bei der Demoktatur.

08. September 2014, 00:12 Uhr, permalink

Susanne

Etablierte und gleichgeschaltete Zeitungen abbestellen, wie z.B. die Zeit. Stattdessen unabhängige Journalisten und ihre Zeitschriften unterstützen! Werben darf ich hier ja leider nicht, sonst hätte ich das Magazin für Souveränität - Mut zur Wahrheit - empfohlen!

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