Einleitung
Vier Milliarden Menschen weltweit sind auf Grundwasser angewiesen, um sich ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen und Nahrungsmittel herzustellen. Die oberflächennahen Grundwasservorräte werden allerdings mit atemberaubender Geschwindigkeit aufgebraucht und verseucht. Inzwischen steht die Erde am Rande einer Katastrophe, die jedoch kaum als solche begriffen wird.
Vor diesem Hintergrund müssen die globalen Grundwasserreserven mit neuen Augen betrachtet und erfasst werden; darüber hinaus bedarf es bislang noch nicht eingesetzter Verfahren, um neue Vorkommen zu erschließen. Eingeschlossen in der Erdkruste lagert womöglich mehr Wasser, als sich in allen Ozeanen zusammen befindet. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass mithilfe der Erdkartierung durch Satelliten (Radar und Spektroskopie) und luftgestützte Plattformen (Messung von Magnetfeldern und Schwerkraft, radiometrische Messungen/Gammastrahlen) einzigartige Informationen gewonnen werden, die eine Lokalisierung von tief in der Erde gelegenen Grundwasservorräten ermöglichen; allerdings werden diese Methoden von Regierungsbehörden nur selten genutzt.
Eine Entdeckungsreise
In seinem 2005 veröffentlichten Buch „A Voyage of Discovery“ 1 bietet der emeritierte Professor Lance Endersbee, ehemaliger Dekan des Instituts für Ingenieurwesen und stellvertretender Rektor der Monash University in der australischen Millionenstadt Melbourne, einen beeindruckenden Überblick über neu gebildetes Wasser, die Expansionstheorie der Erde und insbesondere über die irrigen Vorstellungen, was den Ursprung des Wassers auf der Erde angeht, die in der modernen Hydrologie verbreitet sind. Bevor Lance seinen Ruhestand antrat, war er einer der weltweit führenden Experten in den Bereichen Gesteinsverhalten und Tunnelbau und stand dem Berufsverband der australischen Ingenieure als Präsident vor, mit dessen höchster Auszeichnung, der Peter-Nicol-Russell-Memorial-Medaille er bedacht wurde. Darüber hinaus engagierte er sich im Wasserelektrizitätsprojekt in den Snowy Mountains und wurde mit dem Order of Australia ausgezeichnet.
Ich lernte Lance um das Jahr 2004 persönlich kennen, als ich ihn in seinem Haus besuchte, um anschließend mit ihm gemeinsam anlässlich einer Buchpräsentation in Sydney einen Vortrag zu halten. Ich interessierte mich für seine Auffassung über die Neubildung von Wasser und die Expansion der Erde. Unter den Wissenschaftlern galt er als Sonderling und Geistesgröße. Er zögerte niemals, bestehende Paradigmen in der öffentlichen oder akademischen Diskussion infrage zu stellen, und sparte nicht mit Kritik am Peer-Review-System. So behauptete er, es sei ein Kontrollmechanismus zur Absicherung gängiger wissenschaftlicher Meinungen und ein Instrument, um die Verwertung von Ideen und Erfindungen, die nicht dem wissenschaftlichen Establishment entstammten, einzuschränken. In diesem Sinne war er für mich ein wichtiger Mentor.
Eine Konferenz der australischen Federal Inland Development Organisation im Jahr 1999 in Queensland war für Endersbee der Auslöser, sich eingehend mit dem Thema Grundwasser bzw. Wasserversorgung zu beschäftigen und schließlich ein Buch darüber zu verfassen. Einer der Vorträge, eine Präsentation über das Große Artesische Becken, hatte ihn in doppelter Hinsicht überrascht und seinen Widerspruch geweckt: Zum einen wurde wissenschaftlicher Humbug verbreitet, was er als Ingenieur klar erkannte, zum anderen schien die anwesende Fachwelt die Erläuterungen ohne den geringsten Einwand zu schlucken! Doch lassen wir Endersbee selbst über den Vortrag, der ihn so verstörte, berichten:
„Als man das artesische Wasser in den 1880er-Jahren entdeckte, so wurde den Konferenzteilnehmern erzählt, spritzte es sogleich in gewaltigen Fontänen, die oft 30 Meter oder noch mehr erreichten, aus den ersten Bohrlöchern. In den folgenden Jahren grub man im gesamten Becken zahlreiche Bohrlöcher, manche drangen in Tiefen von über 100 Meter vor.
1917 war der Zenit der Wasserausbeute aus dem Becken erreicht, seitdem ging es bergab: Nicht wenige Bohrlöcher versiegten, weshalb neue gegraben werden mussten. Heutzutage entleeren sich viele Bohrlöcher ungehindert in offene Abläufe, um das Vieh mit Wasser zu versorgen. Dabei geht über 98 Prozent des Wassers durch Versickerung und Verdunstung verloren.
Der Vortrag stützte sich auf einige grafische Darstellungen, die von der Regierung Queenslands stammten und veranschaulichen sollten, wie das artesische Becken funktionierte und wie oberflächliche Niederschläge das Grundwasser angeblich wieder auffüllten. Zu den Schaubildern zählten auch Querschnitte der Erdschichten und eine Karte, die illustrierte, welchen Weg das Wasser von den vermeintlichen Einzugsgebieten – freiliegenden Sedimenten am östlichen Rand des Beckens – durch die Schichten einschlug.
Ich erkannte, dass die offizielle Erläuterung der Abläufe im Becken Zustände herbeiredete, die aus physikalischer Sicht einfach nicht eintreten konnten. […]
Später machte ich die Entdeckung, dass man in vielen Ländern auf allen Kontinenten auf dasselbe Muster stoßen konnte: Die Brunnen versiegten, und das, obwohl über die Hälfte der Weltbevölkerung auf Grundwasser angewiesen ist, um den Wasserbedarf zu decken. Betroffen sind Indien, China, Bangladesch, Pakistan, der Nahe Osten, Nordafrika, Europa, Nordamerika und Mexiko.“
Obwohl ihre Thesen gegen die Gesetze der Physik verstoßen, befinden sich die Queenslander Grundwasserspezialisten in zahlreicher Gesellschaft. Wissenschaftler weltweit, Lehrbücher über Grundwasserhydrologie und Fachbücher zu Umweltthemen sind sich darin einig, dass unterirdische Wasserspeicher wieder durch Niederschläge aufgefüllt werden müssen, was Endersbee nicht nur für einen fatalen Irrtum hält, sondern ihn auch veranlasst hat, nach den Gründen für diesen Konformismus zu fragen. Die Antwort bleibt er natürlich nicht schuldig: Eine zunehmende Spezialisierung, die Attraktivität moderner Ansichten sowie das Peer-Review-System, das eine unvoreingenommene wissenschaftliche Auseinandersetzung verhindert, hätten den Blick in unzulässiger Weise verengt. Endersbee brach, wie er schreibt, zu einer Entdeckungsreise auf:
„Bald zeigte sich, dass hinsichtlich der Herkunft von Erdöl und Erdgas dieselben Fehlannahmen vorherrschten, die den Ursprung des artesischen Wassers und der Thermalquellen verdunkelten. Und dann fiel mir auf, dass sich die Missverständnisse bis hin zum Thema Klimawandel erstreckten.“
Das Buch, in dem Endersbee seine Entdeckungen schildert, ist als ein wissenschaftlicher Kriminalroman geschrieben, der die aufregende Geschichte wissenschaftlicher Konzepte schildert und die Leser mit einer neuen Perspektive „auf unsere wunderbare Welt“ belohnt. „Während meiner Entdeckungsreise“, erzählt Endersbee, „bin ich auf Menschen gestoßen, die zu ihrer Zeit als hervorragende Gelehrte galten. Ihr Forschergeist war eine große Inspiration, den Umfang und die Scharfsinnigkeit ihrer Arbeiten musste ich einfach bewundern. Doch weil manche Theorien ihrer Zeit voraus waren, gelang es diesen Forschern in einigen entscheidenden Punkten nicht, ihre Fachkollegen davon zu überzeugen.“ Theorien, die Endersbee noch immer für gültig hält, obwohl sie zu ihrer Zeit kritisiert, lächerlich gemacht oder totgeschwiegen wurden, entreißt er dem Vergessen, indem er sie in seinem Buch bespricht.
„In jeder Wissenschaft kann der Anpassungszwang für Abweichler erdrückend sein, während die Verter der Mainstreamwissenschaft und Experten in den jeweiligen Berufszweigen davon überhaupt nichts mitbekommen.“ Insofern ist es unglaublich und bewundernswert, mit welcher Sicherheit diese Geistesgrößen ihren Untersuchungen trotz der Einschüchterungsversuche nachgingen und Lösungen aufzeigten, die nach wie vor gültig sind.
Warum sind die Ideen eines derart renommierten Ingenieurs und Forschers wie Endersbee von seinen Fachkollegen abgewiesen worden, sofern es um die Neubildung von Wasser oder die Expansionstheorie der Erde geht? Die Antwort dürfte darin bestehen, dass sich seine Kollegen auf das Peer-Review-System stützten, um die Kontrolle über ihr wissenschaftliches Glaubenssystem auszuüben. Dies führt dazu, dass neuartige Ideen, die sich nicht in das enge Korsett des Peer-Review-Systems zwängen lassen, in der Luft zerrissen werden. In weiterer Konsequenz werden wissenschaftliche Innovationen wie beispielsweise eine Methode zur Erforschung des Tiefengrundwassers, die den Peer-Review-Prozess nicht erfolgreich durchlaufen haben, von Regierungen nicht aufgegriffen.
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