Heidi Thalers zwei Buchbände übers Selbermachen platzen förmlich vor Ideen. Wie schafft es eine berufstätige Mutter zweier Kinder diese Unmenge an Rezepturen, Anleitungen und Informationen zusammenzutragen, anzuwenden und dann auch noch verständlich darüber zu schreiben? Ihre Bücher sind nicht die ersten Selbermach-Werke, die ich gelesen habe, aber sie gehören sicher zu den originärsten. Im Gegensatz zu vielen Selbstversorgungs- oder Haushaltstiteln schöpft die Autorin nicht nur aus fremden Quellen, sondern aus einem beeindruckenden Erfahrungsmeer, das sie sich seit Kindertagen zusammengesammelt hat: Ihr wurde
„von Haus aus eine große Menge praktisches Familienwissen vermittelt, ohne dass man Bücher oder einen Lehrplan brauchte“.
Dieses Wissen ist nun in vorerst zwei Bänden allen zugänglich, „die es suchen, es bewahren und vermehren“ wollen.
Der erste Band, „Alles selbst gemacht“, umfasst die autarke Küchenkunde. Milchprodukte, Senf, Essig, Sirup, Säfte, Liköre, Öle, Desserts, kleine Leckereien, Honig, Pestos, Chutneys und Gewürzmischungen – bei Heidi Thaler lernen Sie nicht nur, wie Sie die betreffenden Produkte zubereiten, sondern auch, was Sie bei der Auswahl der Rohstoffe beachten müssen, welche Gerätschaften sich am besten für die Herstellung eignen und mit welchen Kniffen sie am besten gelingen. So beginnt das Kapitel über Käse, Butter und Sahne mit einem Exkurs über Milch – denn abgesehen davon, dass es neben Kühen auch Ziegen und Schafe gibt, herrschen zwischen frischer Eutermilch und H-Milch aus dem Kühlregal koppelweite Unterschiede. Ähnliches gilt für die Auswahl der passenden Utensilien zur Weiterverarbeitung: Möchten Sie eine Käsepresse kaufen, lieber mit dem improvisieren, was Sie in der Küche finden – oder doch gleich selbst tätig werden und sich eine eigene bauen? Und so geht es reich bebildert weiter, quer durch alle Themen.
Der zweite Band, „Natürliche Pflege selbst gemacht“, richtet sich in erster Linie an werdende und seiende Mütter sowie deren Kinder. Ich darf allerdings gleich anmerken, dass ich als männlicher Vertreter der Schöpfung ebenfalls viel Nützliches aus dem Buch ziehen konnte: Schließlich sind Hautcremes, Haar- und Gesichtswässer, Seifen, Shampoos und Badezusätze nicht nur der Damenwelt vorbehalten – und alle Väter, die sich ebenfalls für die Kinderpflege verantwortlich fühlen, werden ohnehin auf ihre Kosten kommen. Wie schon im ersten Band reichen sich auch in Thalers Pflegebuch Praxis und Theorie wohlgewichtet die Hand, geht das Natürliche vor dem Künstlichen und das Selbstgemachte vor dem Gekauften. Ein besonderes Plus stellen die Beschreibungen der gesundheitlichen Aspekte von Ölen, Kräutern und anderen Naturalien dar – so lässt sich neben der privaten Schönheitsfarm gleich noch die Hausapotheke erweitern und Frau lernt, welche Mittel während der Schwangerschafts- und Stillzeit tunlichst anzuwenden und zu meiden sind.
Heidi Thaler hat für ihre Bücher nicht nur alles selbst gemacht, sondern auch alles richtig. Ich werde sicher noch viele ihrer Ideen ausprobieren und die Bücher bei passender Gelegenheit weiterverschenken. Und ich finde, das sollten Sie auch tun.
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