Flüssigerdgas
Flüssigerdgas ist eine stark abgekühlte, komprimierte Flüssigkeit auf der Grundlage von Erdgas. Der Energieaufwand für die Komprimierung des Gases schluckt einen Großteil des Energieertrags, der sich aus dem Gas gewinnen lässt, wodurch es als Kraftstoff höchst ineffizient ist. Mit Erdgas betriebene Kompressoren verdichten es – und erzeugen dabei Kohlendioxid, sodass diese Energiequelle zugleich den Treibhauseffekt fördert. Aber bis eine Methode gefunden wird, Erdgaspipelines durch den Ozean zu legen, bleibt Flüssigerdgas die einzige Möglichkeit, das Gas von seinem Ursprungsort (Sibirien und Nahost) nach Nordamerika zu transportieren.
Flüssigerdgas ist eine heikle Substanz; es zersetzt Metall, macht es rissig und brüchig und sorgt so für Störungen, die unter normalen Umständen nicht auftreten würden. Eine Großkaliberpatrone, die auf einen unter hohem Druck stehenden Tank abgefeuert wird, kann diesen sprengen, anstatt ihn einfach nur zu durchlöchern. Und die hohe Belastung, der ein Flüssiggastanker während eines heftigen Sturms ausgesetzt ist, kann an den Verbindungsstellen zwischen Tank und Schiffsrumpf zu Materialversagen führen.
Ein Umschlagplatz für Flüssiggas oder ein mit Flüssigerdgas bestückter Supertanker besitzen (mindestens) die Sprengkraft einer mittelgroßen Atombombe. Einigen Schätzungen zufolge würde der Radius einer solchen Explosion gut 16 Kilometer betragen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich ein solcher Betriebsunfall ereignen wird. Im Jahr 1944 brach ein kleiner Flüssigerdgastanker und explodierte, wobei 130 Menschen getötet und 200 weitere verletzt wurden. Dieser Tanker war klein im Vergleich zu denen, die künftig an Umschlagplätzen anlegen sollen. Die Marinekasernen im Libanon wurden 1983 von der Explosion eines Lastwagens zerstört, der Behälter mit komprimiertem Erdgas geladen hatte, das eine weit geringere Energiedichte als Flüssigerdgas besitzt.
In den 1970er Jahren errechnete die US Federal Power Commission, die damalige amerikanische Energieregulierungsbehörde, dass bei einer Flüssigerdgasexplosion am Umschlagplatz auf Staten Island, New York City, bis zu 100.000 Menschen ums Leben kommen könnten.14 Weil Energieunternehmen in zunehmendem Maße von Erdgas abhängig sind, werden Tanker und Umschlagplätze immer größer. Und weil die amerikanische Bevölkerung nur höchst ungern neben einem solch attraktiven Ziel für einen Terroranschlag lebt, planen die USA neue Umschlagplätze an den Grenzen zu Mexiko und Kanada, um den Protestanten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Da die Erdgasförderung vieler Länder jedoch kurz vor dem Maximum steht, ist zu erwarten, dass solche Umschlagplätze weltweit wie Pilze aus dem Boden schießen werden.
Während ich dies hier schreibe, sind bereits Gesetze in Planung, die den regionalen und lokalen US-Behörden das Mitspracherecht bei der Standortbestimmung von Flüssigerdgas-Umschlagplätzen entziehen und die Befugnis allein in die Hand der Bundesbehörden legen sollen. Das würde bedeuten, dass Anwohner sich nicht länger gegen die Baupläne von Konzernen wehren könnten – ein Umschlagplatz würde ohne Berücksichtigung lokaler oder regionaler Bebauungs- oder Umweltverordnungen entstehen können.
Kohle
Kohle als Energiequelle gilt als das Ass im Ärmel der USA. Die USA verfügen über umfangreiche Lagerstätten und verbrauchen zur Elektrizitätsgewinnung enorme Mengen an Kohle.15 Kohle ist, wie Erdöl, ein fossiler Brennstoff, durch den kontinuierlich Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt.
Kohleemissionen sind schwefelhaltig und damit sauer. Aus ihnen entsteht saurer Regen, der viele tausend Seen im Osten der USA nahezu abgetötet hat. Während der industriellen Blütezeit der USA, als die mit Kohle betriebenen Stahlwerke im sogenannten Rust Belt noch aktiv waren, war die Luft so säurehaltig, dass man draußen keine Wäsche zum Trocknen aufhängen konnte, weil die Säure Löcher in den Stoff fraß. Das schwefelsaure Regenwasser sorgte zudem dafür, dass giftiges Aluminium, Kupfer und Blei aus dem Boden gewaschen wurden und ins Grundwasser gelangten. Das Wasser war so sauer, dass es das Blei aus dem Lötzinn löste, mit dem die Kupferrohre des Wassersystems verbunden wurden. Je länger das Wasser in Kontakt mit dem Lötzinn war, desto mehr Blei gelangte ins Wasser. Weil dieses Phänomen gehäuft auftrat, wurde ein neuer Lötzinn entwickelt, der so gut wie bleifrei ist.
Kohlegrube bei Four Corners. Dieser Tagebau, der die Elektrizitätswerke von Four Corners mit Energie versorgt, ist nur einer von vielen im amerikanischen Südwesten. Es wird Jahrhunderte dauern, bevor auf dem Abraum wieder etwas wächst. Bis dahin sickern stetig Giftstoffe ins Grundwasser.
Seit Jahren raten die amerikanischen Gesundheitsbehörden den Menschen an der Ostküste dazu, das Wasser aus der Leitung erst einige Minuten laufen zu lassen, damit das durch die Rohre verunreinigte Wasser ablaufen kann. Städte wie Boston müssen Millionen Pfund alkalischen Kalks in die Trinkwasserbecken geben, um die Säure zu neutralisieren. Dies ist ein weiteres anschauliches Beispiel dafür, wie Konzerne den Gewinn einheimsen, während die Bevölkerung die Folgekosten für die von den Unternehmen gewählten Brennstoffe zu tragen hat.
Kohle enthält darüber hinaus Quecksilber, eines der stärksten Nervengifte überhaupt. Die englische Redewendung „mad as a hatter“ – verrückt wie ein Hutmacher – hat seinen Ursprung in der Hutproduktion des 18. Jahrhunderts, als für die Herstellung von Filz noch Quecksilber verwendet wurde. Im Laufe der Zeit vergiftete ein Hutmacher so sein gesamtes Nervensystem.
Heute dürfen Kohleunternehmen mehr Quecksilber als je zuvor freisetzen, da die Bush-Regierung die Bestimmungen gelockert hat und ihnen erlaubt, mit Einrichtungen, die keine Kohle verwenden, „Quecksilber-Punkte“ auszutauschen. In diesem bizarren System können Unternehmen ohne Quecksilberausstoß – beispielsweise Stromerzeuger auf der Basis von Wind- oder Wasserenergie – „Punkte“ sammeln, um sie dann an solche Unternehmen zu verkaufen, die Kohle verbrennen, damit diese, zumindest auf dem Papier, die erlaubten Mengen an Quecksilberemissionen einhalten. Immerhin ist es weit kostengünstiger, Punkte zu kaufen, als Quecksilber aus Kohleemissionen zu filtern.
Die relativ geringe Menge an Quecksilber in einem Pfund Kohle gewinnt an Bedeutung, wenn man bedenkt, wie viele Milliarden Tonnen an Kohle verbrannt werden, deren Quecksilber aus den Industrieschornsteinen geradewegs in den Ozean gelangt. Dort wird es vom Plankton aufgenommen und arbeitet sich in der Nahrungskette nach oben – bis es aus der Thunfischkonserve in die Muttermilch gelangt, um das kindliche Nervensystem zu schädigen. Wir sitzen alle im selben Boot.
Kohle enthält auch kleine Mengen an radioaktiven Teilchen. Diese radioaktive Krebssaat regnet unbemerkt auf uns herab und gelangt ebenfalls in die Nahrungskette, da die meisten dieser Teilchen wasserlöslich sind. Durch die riesigen Mengen Kohle, die verbrannt werden, gelangen weit mehr radioaktive Teilchen in die Luft als durch Atomreaktoren.
Die durch Kohleverbrennung freigesetzten Teilchen sind sehr klein, wodurch sie nicht nur besonders schädlich für natürliche Systeme – zum Beispiel die menschliche Lunge – sind, sondern auch noch für einen unnatürlich tiefen Kondensationspunkt sorgen, an dem Wasserdampf zu Tropfen wird. In der trockenen Luft des amerikanischen Südwestens bleiben die Tropfen durch die Kohleemissionen so klein, dass sich aus ihnen keine Regentropfen bilden können. In der Hauptwindrichtung der kohleverbrennenden Unternehmen bei Four Corners (wo Arizona, New Mexico, Utah und Colorado zusammentreffen) liegt daher eine viele hundert Kilometer lange Zone, in der fast dauerhaft Dürre herrscht.
Der Wind verteilt diesen Feinstaub weltweit. Polare Windströmungen tragen ungeahnte Mengen dieser kleinen, schwarzen Teilchen bis zu den Polkappen. Das Eis schmilzt somit nicht nur aufgrund des Treibhauseffekts, sondern auch aufgrund der kleinen Rußteilchen. Die dunklen Teilchen absorbieren das Sonnenlicht, schmelzen ins Eis und leiten die Wärme dabei weiter. Zwar ist es für das bloße Auge nicht sichtbar, aber die Polkappen sind nicht länger schneeweiß, sondern haben einen Grauschimmer.
Eine permakulturelle Lösung für Schwefelrückstände
Es ist durchaus möglich, die Schwefelemissionen des Kohleabbaus einzudämmen. Aus der Perspektive der Permakultur stellt dieser Schwefel einen überschüssigen Stoff dar, für den es kein System gibt, in dem er sinnvoll genutzt werden könnte. Indem man alkalischen Kalk in den Schornstein sprüht, durch den der Schwefel austritt, wird die Schwefelsäure zu Gips, einem sehr nützlichen pH-neutralen (weder sauren noch alkalischen) Bodenzusatz, der zugleich ein Hauptbestandteil von Rigipsplatten ist. Dieses System kommt beispielsweise beim Kohleabbau Archer Daniels Midland in Decatur, Illinois, zum Einsatz. Es ist teurer, als den Schwefel einfach in die Atmosphäre zu leiten, dafür aber ein guter Lösungsansatz. Es gibt also eine Lösung – nur kostet ihre Durchführung die Unternehmen eine nicht unerhebliche Summe.
Kommentare
20. Oktober 2008, 00:34 Uhr, permalink
Ludwig
Bleibt nur die sehr reale Gefahr, dass im großen Maßstab Treibstoff-Landwirtschaft die Landwirtschaft zur Nahrungsherstellung besonders in armen Ländern verdrängt.
23. Oktober 2008, 11:11 Uhr, permalink
Oliver Berger
Zitat: "... Solange die Temperatur dort unten eisig kalt bleibt und sich die Schlammschicht, die das Eis unten hält, nicht verändert, liegt das hochexplosive Treibhausgas relativ sicher.
Aber nicht ewig. Was bedeutet „zu warm“ im Hinblick auf die Freisetzung von Methan? In den vergangenen hundert Jahren hat sich das Meereswasser entlang der Kontinentalplatten bereits um drei Zehntel Grad Celsius erwärmt. Schon ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius würde eine zusätzliche 250 Meter dicke Schlammschicht nötig machen, damit das Hydrat nicht freigesetzt würde."
Ich denke mit dieser Aussage disqualifiziert sich der Autor selbst.... Als Kinder haben wir schon gelernt, daß am See-/Meeresboden um die 4° C herrschen, da das Wasser durch seine Anomalie hier am schwersten ist. Also selbst wenn es oben wärmer/kälter wird, wird unten immer 4° C herrschen, es sei denn, die gesamte Menge Wasser würde über 4° C erwärmt, dann gäbe es kein solch kaltes Wasser mehr, was nach unten sinkt - aber ich glaube nicht, daß die (angeblich) vom Menschen verursachte Erwärmung das leisten kann!
31. Dezember 2009, 01:16 Uhr, permalink
Hasi
Öl ist sowieso bald alle bzw. wird im Preis stark steigen, weil es knapper werden wird. Da braucht man sich um Öl schon gar keine Gedanken mehr zu machen: Es ist ein Produkt, das über kurz oder lang verschwinden wird.
Alkohol als Treibstoff wird neben Gas z.B. in Brasilien schon seit Langem als Treibstoff für Autos verwendet. Ich denke, dass multiple, d.h. verschiedene Energiequellen als Treibstoff für Fahrzeuge eine sinnvolle Sache sind, so wie es schon heute in Brasilien praktiziert wird.
31. Dezember 2010, 21:53 Uhr, permalink
Tino Knaak
Zu den Ausführungen des Autors bezüglich Erdöl:
Bei seiner "Scheibenerde-Fraktion" wirft er alle in einen Topf und verallgemeinert sehr stark. Er schreibt polemisch und läßt eine wissenschaftliche Seriosität vermissen.
"...auf abiotische Weise und ohne biologische Faktoren..." - weiß der Autor nicht, dass das ein und dasselbe ist und er sich hier wiederholt?
Er stellt die 4,5 Kilometer Tiefe hin, als würden die "Verschwörer" behaupten, dass man nur in dieser Tiefe Öl findet.
Die Studien kamen anfangs hauptsächlich aus der Sowjetunion, wurden aber bis auf den heutigen Tag stark präzisiert und das nicht nur von Wissenschaftlern aus der UdSSR. Der Autor schreibt so, als wären das alte russische Schinken, die in irgendwelchen Regalen ranzig werden. Tatsächlich ist das Thema aber aktueller denn je. Das zeigt ein Essay von Dr. Tischler aus dem Jahre 2006, in dem wesentlich stichhaltiger und gründlicher argumentiert wird als bei Herrn Blume. Er ist auch beim Nexus-Magazin erschienen:
www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/der-grosse-oelschwindel?context=blog
Dass Öl in Tiefen über 4,5 km instabil wird, ist bekannt. Darum geht es aber nicht. Die Frage ist, warum die Ölindustrie überhaupt in solchen Tiefen bohrt, wenn doch in den Lehrbüchern steht, dass Erdöl in Verbindung mit Sedimenten entsteht? In dieser Tiefe gibt es aber keine Sedimente und auch keine organischen Ablagerungen aus Tieren und Pflanzen. Dennoch behauptet dies der Autor: "Das schlagende Argument ... lautet, dass organische Materie in 4,5 Kilometern Tiefe ..."
Wenn die Ölindustrie in diesen Tiefen bohrt, so nimmt sie die herrschende Lehrmeinung vom Öl aus fossilen Stoffen nicht ernst!
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