Ölschiefer
Mit der Ölgewinnung aus Schiefer wird der Wahnsinn der künstlich verlängerten Erdölförderung noch offensichtlicher. In den 1980er Jahren schätzten Harvard und andere Universitäten, dass die Ölgewinnung aus Schiefer nur dann kosteneffektiv sei, wenn der Ölpreis auf 100 Dollar pro Barrel stiege. Im Jahr 2005 warnten sowohl Ölkonzerne als auch Börsenfachleute davor, dass schon in naher Zukunft Preise von 105 Dollar pro Barrel zu erwarten seien.9 Somit galt nun auch der Ölschiefer als „konventionelles Öl“.
Ölschiefer ist ein hartes, poröses Gestein, das, ähnlich wie Ölsand, eine teerartige Substanz enthält. Aber um aus Schiefer Öl zu gewinnen, reicht Dampf allein nicht aus. Im Laufe der Zeit haben sich viele hundert Kleinunternehmen an der Gewinnung von Erdöl aus Schiefer versucht, aber alle mussten aufgeben, als 1925 West Texas Oil auf den Plan trat.
Das US Bureau of Mines betrieb von 1925 bis 1929 eine kleine Forschungseinrichtung zur Ölgewinnung aus Schiefer. Während des Zweiten Weltkriegs verabschiedete der Kongress den Synthetic Liquid Fuels Act, der mit einem Budget von 87 Millionen Dollar den Bau mehrerer Testeinrichtungen ermöglichte und einmal mehr die Forschungen der Erdölunternehmen subventionierte. Die amerikanische Regierung privatisierte das Projekt 1972, indem sie die Anlage in Anvil Points, eine von der Regierung gebaute Versuchseinrichtung bei Rifle in Colorado, an eine Gruppe von 17 Privatunternehmen vermietete. Schließlich erlosch das Interesse, ohne dass auch nur eine einzige kommerzielle Anlage gebaut worden wäre.10
Dann folgte in den 1970er Jahren die Energiekrise, und wieder waren es die Ölunternehmen, die ordentlich zulangten. 1980 brachten sie die Carter-Regierung dazu, 14 Milliarden Dollar in die Synthetic Fuel Corporation zu stecken und damit kommerzielle Projekte zur Gewinnung synthetischer Kraftstoffe aus Ölschiefer und anderen nicht erneuerbaren Quellen (wie Kohle und Flüssigbrennstoff) zu fördern. Doch auch aus dieser Finanzspritze erwuchs nicht ein privates Unternehmen.
Durch die Verarbeitung von Ölschiefer und Teersanden würden viele hundert Millionen Tonnen an mit Acridin (einem Steinkohlenteerderivat) verseuchtem Abfall anfallen, der in den westlichen Staaten der USA deponiert werden müsste. Jedes Barrel (159 Liter) Erdöl würde eine Tonne toxischen Abfalls erzeugen. Damit die Versuchsanlage das Minimum an wirtschaftlicher Effektivität von 500.000 Barrel pro Tag erreicht, müssten jährlich 200 Millionen Tonnen Abfalls entsorgt werden. Dieser Abfall aber enthält nicht nur Acridin, sondern auch zahlreiche giftige Kohlenwasserstoffe, große Mengen an Schwermetallen und Salze. Zudem ist die Produktion von 500.000 Barrel pro Tag weniger, als Ölraffinerien durch Dampflecks verlieren – ein bloßer Tropfen auf den heißen Stein, wenn man die Gesamtproduktion betrachtet.
Das Magazin Science berichtete, dass Acridin zu auffälligen Defekten an Insekten führe. Geringe Mengen von Acridin wurden in Sand gegeben, in dem zuvor Grilleneier abgelegt worden waren. Die Grillen, die zwölf Tage später schlüpften, wiesen eine Reihe von Mutationen auf, darunter zwei oder mehr Köpfe, zusätzliche Augen und mehrere oder verzweigte Fühler. Die Menge an Acridin, die diese Mutationen hervorrief, war minimal.11 Bislang wurden keine derartigen Versuche an höher entwickelten Tieren durchgeführt, aber ein so potentes Mutagen dürfte sich auf alle Tiere negativ auswirken.
Eine Tonne Ölschiefer ergibt gerade einmal 95 Liter ölartiger Substanz. Um die ölhaltigen Dämpfe zur weiteren Raffination einzufangen, muss der brennende Schiefer mit großen Mengen an Wasser besprüht werden. Durch riesige Pipelines würde Wasser aus Kanada in die USA gepumpt werden müssen, um dafür zu sorgen, dass der Hexenkessel dort weiterbrodelt. Um pro Tag 50.000 Barrel dieses klebrigen Erdölvorprodukts zu erhalten – ein Zehntel der Menge, die für die oben erwähnte Versuchsanlage vorgesehen ist –, würden enorme Wassermengen benötigt, und die daraus resultierende Luftverschmutzung wäre gigantisch. Schon die Produktion von 50.000 Barrel pro Tag würde jährlich knapp fünf Milliarden Liter Wasser erfordern; drei Tonnen Schwefeloxid, bis zu 20 Tonnen Stickstoffoxid, zwei Tonnen Kohlenmonoxid, zwei Tonnen stark krebserregender Kohlenwasserstoffe und 20.000 Tonnen Kohlendioxid12 in die Atmosphäre entweichen lassen sowie 110.000 Tonnen an Feststoffabfall produzieren – und zwar tagtäglich.13
Sollte der Ölschiefer den Import von Erdöl in die USA einst vollkommen ersetzen, so wurde Anfang der 1980er Jahre geschätzt, dann ergäben sich daraus pro Kopf und Jahr 1.000 Pfund an Giftmüll. Das wäre die doppelte Menge dessen, was die übrige amerikanische Industrie zur damaligen Zeit an Giftmüll produziert hat. Um ihn zu lagern, wäre eine Deponie von der Gesamtfläche sämtlicher Canyons in Wyoming, Utah und Colorado nötig. Das war 1980. Nichts – ich wiederhole: nichts – würde in kommenden Jahrtausenden darauf wachsen, solange aus diesen Deponien noch Karzinogene, Mutagene und Schwermetalle ins Grundwasser sickern.
Doch es kommt noch schlimmer. Eine Erdölgesellschaft kündigte vor kurzem an, sie habe es geschafft, durch Schächte „Heizgeräte“ in den Schiefer hinabzulassen und so das Gestein stark genug zu erhitzen, um die klebrige Substanz zu schmelzen und in einen tiefer gelegenen alten Grundwasserleiter sickern zu lassen, aus dem sie dann abgepumpt werden kann. Etwas daran schien mir unstimmig, und so erkundigte ich mich bei einem befreundeten Physiker, wie es um die Energiebilanz bestellt sei, wenn diese Hitze mittels Erdgas erzeugt würde. Sein Fazit:
„Die gute Nachricht ist, dass Erdgas in diesem Fall nicht als Energiequelle in Frage kommt. Es ist unmöglich, mit Erdgas eine solche Hitze zu erzeugen. Die schlechte Nachricht ist, dass höchstwahrscheinlich große Pfropfen an heißem Atommüll verwendet werden, um das Gestein zu erhitzen. Mit etwas anderem wäre das Ganze kaum zu realisieren.“
Es heißt, Halliburton habe ein ähnliches System für die NASA entworfen, um mittels Pfropfen aus Atommüll die Eiskappe auf dem Mars aufzutauen und so Wasser für eine Marsstation zu erhalten.
Ein Terroranschlag in den USA? Nein. Ein aufgebrachter Amerikaner hat auf die Alyeska-Pipeline in Alaska gefeuert. Hunderttausende Liter Erdöl schossen heraus, bis der Druck so weit nachließ, dass das Loch geflickt werden konnte. Mehr als 160.000 Kilometer an Pipelines weltweit könnten Sabotageakten zum Opfer fallen. Ein Schussloch wie das oben genannte, verursacht von einer Patrone für 75 US-Cent, könnte eine mehrere Tage dauernde Reparatur nötig machen – die Reparatur einer sabotierten Ölförderanlage könnte sogar Wochen in Anspruch nehmen.
Die tauende Tundra
Kanada hat immer geglaubt, dass die arktische Vegetation der Tundra genügend Kohlendioxid aufnehmen könne, damit das Land die Vorgaben des Kyoto-Protokolls zur Reduktion des Kohlendioxidausstoßes einhalten kann. Die kanadische Tundra umfasst 40 Prozent der weltweiten arktischen Vegetation. Kanada ging davon aus, dass die CO2-Aufnahme der Tundrapflanzen den CO2-Ausstoß aus der Teersandproduktion ausgleichen würde.
Eine Studie wies jedoch jüngst eine rätselhafte Rückkopplungsschleife nach. Durch die Klimaerwärmung zersetzen sich die reiche organische Materie und der Torf der Tundra unnatürlich schnell, und dabei wird mehr Kohlendioxid freigesetzt als aufgenommen. Schätzungen zufolge wird die Kohlendioxidmenge in der Atmosphäre weltweit um 25 Prozent steigen, sobald sich der oberste Meter der kanadischen Tundra vollständig zersetzt hat, was die globale Erwärmung noch einmal dramatisch beschleunigen wird.27
Kommentare
20. Oktober 2008, 00:34 Uhr, permalink
Ludwig
Bleibt nur die sehr reale Gefahr, dass im großen Maßstab Treibstoff-Landwirtschaft die Landwirtschaft zur Nahrungsherstellung besonders in armen Ländern verdrängt.
23. Oktober 2008, 11:11 Uhr, permalink
Oliver Berger
Zitat: "... Solange die Temperatur dort unten eisig kalt bleibt und sich die Schlammschicht, die das Eis unten hält, nicht verändert, liegt das hochexplosive Treibhausgas relativ sicher.
Aber nicht ewig. Was bedeutet „zu warm“ im Hinblick auf die Freisetzung von Methan? In den vergangenen hundert Jahren hat sich das Meereswasser entlang der Kontinentalplatten bereits um drei Zehntel Grad Celsius erwärmt. Schon ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius würde eine zusätzliche 250 Meter dicke Schlammschicht nötig machen, damit das Hydrat nicht freigesetzt würde."
Ich denke mit dieser Aussage disqualifiziert sich der Autor selbst.... Als Kinder haben wir schon gelernt, daß am See-/Meeresboden um die 4° C herrschen, da das Wasser durch seine Anomalie hier am schwersten ist. Also selbst wenn es oben wärmer/kälter wird, wird unten immer 4° C herrschen, es sei denn, die gesamte Menge Wasser würde über 4° C erwärmt, dann gäbe es kein solch kaltes Wasser mehr, was nach unten sinkt - aber ich glaube nicht, daß die (angeblich) vom Menschen verursachte Erwärmung das leisten kann!
31. Dezember 2009, 01:16 Uhr, permalink
Hasi
Öl ist sowieso bald alle bzw. wird im Preis stark steigen, weil es knapper werden wird. Da braucht man sich um Öl schon gar keine Gedanken mehr zu machen: Es ist ein Produkt, das über kurz oder lang verschwinden wird.
Alkohol als Treibstoff wird neben Gas z.B. in Brasilien schon seit Langem als Treibstoff für Autos verwendet. Ich denke, dass multiple, d.h. verschiedene Energiequellen als Treibstoff für Fahrzeuge eine sinnvolle Sache sind, so wie es schon heute in Brasilien praktiziert wird.
31. Dezember 2010, 21:53 Uhr, permalink
Tino Knaak
Zu den Ausführungen des Autors bezüglich Erdöl:
Bei seiner "Scheibenerde-Fraktion" wirft er alle in einen Topf und verallgemeinert sehr stark. Er schreibt polemisch und läßt eine wissenschaftliche Seriosität vermissen.
"...auf abiotische Weise und ohne biologische Faktoren..." - weiß der Autor nicht, dass das ein und dasselbe ist und er sich hier wiederholt?
Er stellt die 4,5 Kilometer Tiefe hin, als würden die "Verschwörer" behaupten, dass man nur in dieser Tiefe Öl findet.
Die Studien kamen anfangs hauptsächlich aus der Sowjetunion, wurden aber bis auf den heutigen Tag stark präzisiert und das nicht nur von Wissenschaftlern aus der UdSSR. Der Autor schreibt so, als wären das alte russische Schinken, die in irgendwelchen Regalen ranzig werden. Tatsächlich ist das Thema aber aktueller denn je. Das zeigt ein Essay von Dr. Tischler aus dem Jahre 2006, in dem wesentlich stichhaltiger und gründlicher argumentiert wird als bei Herrn Blume. Er ist auch beim Nexus-Magazin erschienen:
www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/der-grosse-oelschwindel?context=blog
Dass Öl in Tiefen über 4,5 km instabil wird, ist bekannt. Darum geht es aber nicht. Die Frage ist, warum die Ölindustrie überhaupt in solchen Tiefen bohrt, wenn doch in den Lehrbüchern steht, dass Erdöl in Verbindung mit Sedimenten entsteht? In dieser Tiefe gibt es aber keine Sedimente und auch keine organischen Ablagerungen aus Tieren und Pflanzen. Dennoch behauptet dies der Autor: "Das schlagende Argument ... lautet, dass organische Materie in 4,5 Kilometern Tiefe ..."
Wenn die Ölindustrie in diesen Tiefen bohrt, so nimmt sie die herrschende Lehrmeinung vom Öl aus fossilen Stoffen nicht ernst!
Kommentar schreiben