Alkohol als Treibstoff-Alternative, Teil 1

Die Vision der großen Konzerne (kurz „MegaOilron”), alle Zahlungsfähigen mit nicht erneuerbarer Energie zu versorgen, hat sich inzwischen für uns alle als katastrophal erwiesen, und die Situation wird sich weiter verschärfen. Wenn wir eine Zukunft wollen, in der erneuerbare Kraftstoffe und eine demokratisch regierte Menschheit den Ton angeben, müssen wir uns aktiv dafür einsetzen.

Teersand (Ölsand)

Nun, da das leicht erreichbare Öl verbraucht ist, kratzen wir die letzten Reste aus dem Teerfass. Das „konventionelle Öl“, wie es heute so schön heißt, stammt hauptsächlich aus kanadischem Ölsand. Ölsandlager finden sich außerdem in Zentralasien und in Venezuela (wobei Venezuela auch über zahlreiche Ölschieferlagerstätten verfügt). Die wenigsten Amerikaner wissen, dass mehr aus Ölsand gefördertes Öl in die USA importiert wird als Erdöl aus Saudi-Arabien, dem größten Rohölförderstaat der OPEC.

Ölsand aber ist nicht zu vergleichen mit dem herkömmlichen Schwarzen Gold, das einfach nach oben gepumpt wird. Dieser Sand ist eine teerartige, schmierige und mit Sand versetzte Masse, die derzeit beispielsweise im kanadischen Alberta im Tagebau gefördert und dann zur Weiterverarbeitung in die entsprechenden Anlagen transportiert wird.

Abb 1
Extraktion von Teersand in tieferen Schichten. In einer höher gelegenen Bodenschicht wird Teersand mit durch Erdgas erzeugtem Dampf erhitzt, bis der Teer schmilzt und in eine poröse Schicht sickert, aus der er dann abgepumpt wird. Diese Vorgehensweise ist mit einem hohen Energieaufwand verbunden und erzeugt eine enorme Menge an Treibhausgasen.

Um aus abgebautem Ölsand vier Barrel Kerogen (aus dem nach weiterer Raffinierung Erdöl wird) zu erhalten, sind fünf Barrel an Erdgasenergie nötig, um genügend Dampf für die Gewinnung zu erzeugen. Für jedes aus Sand gewonnene Barrel Öl sind zwei bis fünf Barrel Wasser und der Abbau von bis zu vier Tonnen Erde nötig.3 Aus zwei Tonnen Sand lässt sich gerade einmal ein Barrel der teerartigen Substanz gewinnen, wobei der übrige Sand und die öligen Rückstände mit Wasser in Auffangbecken gespült werden, die noch jahrtausendelang hochgiftig sein werden.

Der Tagebau in Alberta liegt genau auf einer der Hauptflugrouten für Wasservögel. Millionen von Vögeln sterben dadurch, dass sie auf den Ölbecken landen, um zu rasten. Die Ölgesellschaften mussten elektrische Vogelscheuchen und Schreckschussanlagen installieren, um die Vögel vom Landen abzuhalten. Hat dies etwas genützt? Nun … sie haben es zumindest versucht.

In den kommenden Jahren werden viele Ölfirmen feststellen, dass an der Oberfläche kein abbaubarer Ölsand mehr zu finden ist. Dann wird das Kerogen aus tieferen Lagerstätten geholt werden müssen, wobei der unterirdische Teer mithilfe von Dampf verflüssigt und die immer noch zähe Substanz dann durch einen tieferen Schacht nach oben gepumpt werden muss. Bei dieser Vorgehensweise wird in etwa die vier- bis fünffache Menge an Erdgasenergie benötigt, die derzeit für die Gewinnung eines Barrels Öl gebraucht wird – 20 Barrel Gas.4

Das Verhältnis von 20:1, in dem sich Energieaufwand und Energieertrag gegenüberstehen, ist extrem schlecht. Die durch das Erdgas freigesetzte Menge an Kohlendioxid dürfte sich zur größten Treibhausgasquelle weltweit auswachsen – zumindest, bis man sich an den Abbau von Ölschiefer macht (siehe unten). Es sind bereits Vorschläge gemacht worden, ein Atomkraftwerk neben den Teersandabbau von Alberta zu setzen, um bei der Dampferzeugung nicht länger auf Erdgas angewiesen zu sein.5 Gerechtfertigt wird dies mit einer Verminderung des CO2-Ausstoßes durch Erdgas!

Abb 2
Dieses Schaubild von General Motors aus dem Jahr 1978 zeigt deutlich, dass Industrie wie US-Regierung wussten, dass das Ölfördermaximum wahrscheinlich kurz nach 2000 eintreten würde. Dennoch unternahm die Regierung so gut wie nichts, um die Abhängigkeit vom Erdöl als Energiequelle zu reduzieren.

Das grenzt in der Tat an Wahnsinn. Das Abfallprodukt von Erdgas (Kohlendioxid) durch Atommüll zu ersetzen, bringt uns vom Regen in die Traufe.

Die übelriechende Substanz namens Kerogen ist so schwefelhaltig, dass ein Teil des Schwefels dem Öl aufwändig entzogen werden muss, damit er nicht zu Schwefelsäure im Abgas und somit zu saurem Regen wird. Die pyramidenförmigen Schwefelberge bei Alberta bestehen aus fünf Millionen Tonnen des sauren gelben Schlamms und wachsen mit jedem Tag. Die Schwefelrückstände aus der synthetischen Erdölgewinnung entwickeln sich zu einem weltweiten Problem, und die Schwefelberge von ChevronTexaco und ExxonMobil in Kasachstan umfassen inzwischen über 7,8 Millionen Tonnen. Angeblich strahlen diese Hügel im Sonnenlicht so hell, dass Astronauten sie vom Weltraum aus gesehen haben wollen. Für die Verschmutzung der kasachischen Wüste wurden die Erdölunternehmen mit Geldstrafen von insgesamt 72 Millionen Dollar belegt, doch die Summe wurde später auf sieben Millionen Dollar heruntergehandelt.6

Abb 3
US-Rohölimport nach Ländern. Beachtenswert ist der hohe Anteil Mexikos und Kanadas. Dank der Kommerzialisierung von Teersanden ist Kanadas Anteil seit 1978 stetig gestiegen, und inzwischen ist Kanada der größte ausländische Lieferant von „konventionellem Öl“ an die USA.

In Kanada, wo ExxonMobil und Shell einen Großteil der Förderanlagen betreiben, wachsen die Schwefelberge von Alberta täglich um 1.700 Tonnen, wodurch große Mengen an Batteriesäure in Erde und Wasserläufe gelangen. Diese enormen halbfesten Berge geben je nach Temperatur Flocken oder Staub ab. Die glitzernden Schwefelteilchen werden vom Wind davongetragen, bis sie sich schließlich an Feuchtigkeit binden und zu flüssiger Säure werden. Kanada, der größte Erdöllieferant der USA, kann es sich angeblich nicht „leisten“, seinen Abfall zu beseitigen; so klagt beispielsweise die Syncrude Canada Ltd., es sei zu kostspielig für sie, den Schwefel 1.500 Kilometer weit zur nächsten Verkaufsstelle zu transportieren.7

Zudem hat China bereits einen großen Anteil an den Pipelines erworben, die das teerartige Rohöl zu Raffinerien an der kanadischen Pazifikküste transportieren sollen. Diese Pipelines werden trotz des lautstarken Protestes der Ureinwohner gebaut, durch deren Land sie verlaufen sollen. Es wird allgemein erwartet, dass China die USA bei künftigen Teersand-Transaktionen überbietet. „Wir halten immer nach profitablen Projekten Ausschau, und darunter könnte alles von Minderheitsbeteiligungen bis hin zur Übernahme von Ölsandunternehmen fallen“, sagt Hou Hongvin, Vizepräsident von Sinopec, einem der größten Öl- und Chemieunternehmen Chinas.8

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Teersand ein Energieminus von 2.500 Prozent im Verhältnis zur investierten Energie erwirtschaftet, dabei aber enorme Mengen an Treibhausgasen freisetzt. Und wir alle werden darauf angewiesen sein – sofern wir es zulassen.

Kommentare

20. Oktober 2008, 00:34 Uhr, permalink

Ludwig

Bleibt nur die sehr reale Gefahr, dass im großen Maßstab Treibstoff-Landwirtschaft die Landwirtschaft zur Nahrungsherstellung besonders in armen Ländern verdrängt.

23. Oktober 2008, 11:11 Uhr, permalink

Oliver Berger

Zitat: "... Solange die Temperatur dort unten eisig kalt bleibt und sich die Schlammschicht, die das Eis unten hält, nicht verändert, liegt das hochexplosive Treibhausgas relativ sicher.

Aber nicht ewig. Was bedeutet „zu warm“ im Hinblick auf die Freisetzung von Methan? In den vergangenen hundert Jahren hat sich das Meereswasser entlang der Kontinentalplatten bereits um drei Zehntel Grad Celsius erwärmt. Schon ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius würde eine zusätzliche 250 Meter dicke Schlammschicht nötig machen, damit das Hydrat nicht freigesetzt würde."

Ich denke mit dieser Aussage disqualifiziert sich der Autor selbst.... Als Kinder haben wir schon gelernt, daß am See-/Meeresboden um die 4° C herrschen, da das Wasser durch seine Anomalie hier am schwersten ist. Also selbst wenn es oben wärmer/kälter wird, wird unten immer 4° C herrschen, es sei denn, die gesamte Menge Wasser würde über 4° C erwärmt, dann gäbe es kein solch kaltes Wasser mehr, was nach unten sinkt - aber ich glaube nicht, daß die (angeblich) vom Menschen verursachte Erwärmung das leisten kann!

31. Dezember 2009, 01:16 Uhr, permalink

Hasi

Öl ist sowieso bald alle bzw. wird im Preis stark steigen, weil es knapper werden wird. Da braucht man sich um Öl schon gar keine Gedanken mehr zu machen: Es ist ein Produkt, das über kurz oder lang verschwinden wird.

Alkohol als Treibstoff wird neben Gas z.B. in Brasilien schon seit Langem als Treibstoff für Autos verwendet. Ich denke, dass multiple, d.h. verschiedene Energiequellen als Treibstoff für Fahrzeuge eine sinnvolle Sache sind, so wie es schon heute in Brasilien praktiziert wird.

31. Dezember 2010, 21:53 Uhr, permalink

Tino Knaak

Zu den Ausführungen des Autors bezüglich Erdöl:

Bei seiner "Scheibenerde-Fraktion" wirft er alle in einen Topf und verallgemeinert sehr stark. Er schreibt polemisch und läßt eine wissenschaftliche Seriosität vermissen.

"...auf abiotische Weise und ohne biologische Faktoren..." - weiß der Autor nicht, dass das ein und dasselbe ist und er sich hier wiederholt?

Er stellt die 4,5 Kilometer Tiefe hin, als würden die "Verschwörer" behaupten, dass man nur in dieser Tiefe Öl findet.

Die Studien kamen anfangs hauptsächlich aus der Sowjetunion, wurden aber bis auf den heutigen Tag stark präzisiert und das nicht nur von Wissenschaftlern aus der UdSSR. Der Autor schreibt so, als wären das alte russische Schinken, die in irgendwelchen Regalen ranzig werden. Tatsächlich ist das Thema aber aktueller denn je. Das zeigt ein Essay von Dr. Tischler aus dem Jahre 2006, in dem wesentlich stichhaltiger und gründlicher argumentiert wird als bei Herrn Blume. Er ist auch beim Nexus-Magazin erschienen:

www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/der-grosse-oelschwindel?context=blog

Dass Öl in Tiefen über 4,5 km instabil wird, ist bekannt. Darum geht es aber nicht. Die Frage ist, warum die Ölindustrie überhaupt in solchen Tiefen bohrt, wenn doch in den Lehrbüchern steht, dass Erdöl in Verbindung mit Sedimenten entsteht? In dieser Tiefe gibt es aber keine Sedimente und auch keine organischen Ablagerungen aus Tieren und Pflanzen. Dennoch behauptet dies der Autor: "Das schlagende Argument ... lautet, dass organische Materie in 4,5 Kilometern Tiefe ..."

Wenn die Ölindustrie in diesen Tiefen bohrt, so nimmt sie die herrschende Lehrmeinung vom Öl aus fossilen Stoffen nicht ernst!

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