Alkohol als Treibstoff-Alternative – Aufräumen mit den Vorurteilen

Die bösartige Verunglimpfung des Treibstoffs Alkohol ist gänzlich fehl am Platze. Wenn wir Ethanol mit Weitblick und unter Einsatz der biologischen Landwirtschaft verwenden – wenn wir also die industriellen Anbaumethoden vollständig durch nachhaltige Methoden ersetzen –, dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.

Der größte Mythos von allen

Ganz gleich, wen Sie zum Thema Alkoholtreibstoff befragen – fast immer wird der Betreffende aus den Tiefen seines Gedächtnisses die Überzeugung hervorkramen, dass es mehr Energie koste, Alkohol zu erzeugen, als durch den Treibstoff letztlich gewonnen werde. Dabei interessiert es den Befragten nicht, dass er nicht mehr weiß, wo und in welchem Zusammenhang er dies gehört hat oder warum es überhaupt wichtig ist – und genau das kennzeichnet wahrhaft großartige Propaganda.

Aus meiner Erfahrung weiß ich allerdings, dass die Propaganda der großen Konzerne selten sonderlich einfallsreich ist. Wenn sich etwas als brauchbar erweist, wird es in der nächsten Kampagne in einer anderen Aufmachung einfach wiederverwendet.

Nehmen wir als Beispiel die anhaltende Diskussion über ERoEI (Energy Returned on Energy Invested), den Energieaufwand im Verhältnis zum Energieertrag. Die ERoEI-Propaganda begann in den 1970er Jahren mit unausgereiften, gefälschten Studien, die von Erdölkonzernen durchgeführt wurden und den Energiehaushalt von Brennereien untersuchen. Die Brennereien erzielten einen derart hohen Gewinn durch alkoholische Getränke, dass sie sich nicht weiter um die Energieeffizienz kümmerten, da diese höchstens ein Prozent vom Verkaufspreis ausmachte. In dem kurzen Zeitraum aber, bis diese Studien als falsch entlarvt wurden, wurde die Energielüge offenbar schon so fest in den Köpfen der Menschen verankert, dass sie wesentlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung nahm. Darauf baute die ausgefeiltere Attacke auf, die anschließend folgte.

Mythos Nr. 1: Die Alkoholproduktion schluckt mehr Energie, als der Alkohol abwirft

Ein Großteil der Ethanolforschung in den vergangenen 25 Jahren befasste sich mit dem Thema ERoEI, also mit dem Verhältnis zwischen investierter und erzeugter Energie bzw. mit der Energiebilanz. In Anhang A meines Buchs „Alcohol can be a gas!“ wird detailliert beschrieben, inwiefern die öffentliche Diskussion zu diesem Thema von der offensiven Verbreitung der Arbeit und der zahlreichen Studien von Cornell-Professor David Pimentel durch das American Petroleum Institute beherrscht wird. In diesem Anhang wird dargelegt, wie Pimentel wesentliche Berechnungen verdreht, dass er mit Anbaumethoden allgemein nur unzureichend vertraut ist, brasilianische Studien, die ihn widerlegen, einfach ignoriert, die Bedeutung von Nebenprodukten unterschätzt und nicht erkennt, dass diese für eine akkurate Darstellung der Energieeffizienz des Ethanol-Herstellungsprozesses unerlässlich sind. Pimentel steht recht allein da mit seiner Meinung, dass Alkohol eine negative Energiebilanz aufweise – dass Alkohol also weniger Energie erzeugt, als auf seine Herstellung verwendet wird.

Vielmehr ist es das Erdöl, das eine negative Energiebilanz hat. Weil Erdöl sowohl Rohmaterial als auch Energiequelle für die Herstellung von Benzin ist, ergibt sich ein Wert von minus 20 Prozent. Um dies zu erkennen, braucht es lediglich gesunden Menschenverstand. Ein Teil des Öls wird schon für das Raffinieren und den Transport verbraucht (vom Persischen Golf in die USA legt ein Tanker gut 17.000 Kilometer zurück).

Abb 1
Generator in einer Zuckerfabrik. Dieser mit Hilfe von Regierungsanleihen gebaute Generator wird mit Dampf betrieben. Drei Viertel der von ihm erzeugten Elektrizität werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist, da die Fabrik nur ein Viertel der Energie verbraucht.

Dr. Barry Commoner vom Center for the Biology of Natural Systems hat einmal gesagt:

„Man kann etwas Gutes durchaus auf törichte Weise tun.“ 1

Einige Pläne zur Massenproduktion von Alkohol beweisen genau dies. Die gründlichste (und nur selten angeführte) Studie zur Energiebilanz stammt von dem Brasilianer Isaias de Carvalho Macedo. Darin zeigt Macedo, dass die Energieeffizienz von Alkohol bei über acht Einheiten pro investierter Energieeinheit liegt – und diese Studie hat allgemeine Gültigkeit und bezieht auch die Eisenerzverhüttung zur Produktion von Stahl für Traktoren ein.2

Abb 2
Bagasse verbrennende Boiler. Nachdem der zuckerhaltige Saft aus dem Zuckerrohr gepresst wurde, wird das überschüssige Fasermaterial, die Bagasse, verbrannt. Das deckt den gesamten Wärme- und Energiebedarf der Alkoholfabrik, ohne dass diese auf fossile Brennstoffe zurückgreifen muss.

Aber vielleicht gibt es einen wichtigeren Faktor zu bedenken als den ERoEI-Wert. Wie steht es um den Energieertrag bei fossilen Brennstoffen? Berücksichtigen wir dieses Kriterium, dann ergibt sich aus einer Einheit an investiertem Alkohol ein deutlich höherer Energieertrag als aus einer Einheit fossilem Brennstoff. Da das brasilianische System beinahe seine gesamte Energie aus Biomasse bezieht, könnte das Ertragsverhältnis sogar bei mehreren hundert Einheiten pro investierter Energieeinheit liegen.3

Trotz hoher staatlicher Zuschüsse ist der Erdgaspreis inzwischen so stark gestiegen, dass amerikanische Spirituosenunternehmen für Aktionäre aus steuertechnischer Sicht zunehmend unattraktiver werden, sofern die Hersteller nicht dazu übergehen, einen Teil der bei der Produktion anfallenden Flüssigmaische für die Erzeugung von Methangas zu verwenden. Ich denke, dass sich diese Vorgehensweise nach und nach in den gesamten USA verbreiten und dass bis zum Jahr 2012 jeder Spirituosenhersteller auf diese Weise selbst Energie erzeugen wird. Längst werden in Amerika Fabriken gebaut, in denen die bei der Herstellung anfallende Getreidemaische als Viehfutter verwertet wird, wobei das Vieh direkt auf dem Gelände untergebracht ist. Aus dem Viehdung wiederum entsteht Methan, mit dem die Fabrik betrieben wird.

In meinem Buch erfahren Sie, wie Sie selbst Alkoholtreibstoff herstellen können, ohne Stickstoffdünger, Pestizide und Herbizide zu benötigen. Sie erfahren, wie Sie all Ihre Geräte mit Energie versorgen können, die sauber verbrennt, und wie Sie eine Fabrik zur Herstellung von Alkoholtreibstoff fast allein auf Basis erneuerbarer Energiequellen betreiben können. All das funktioniert bereits in der Praxis: In Indien werden schon heute die Boiler und Generatoren in Fabriken mit selbst erzeugtem Methan betrieben, und brasilianische Alkoholhersteller erzeugen mit ihren Biomasse-Boilern weit mehr Elektrizität als sie verbrauchen. Genau dieses Ziel müssen auch wir uns für unsere Alkoholproduktion setzen.

Da die Permakultur ein wesentlicher Teil Alkoholtreibstoff-Revolution sein sollte, interessiert uns in diesem Zusammenhang keine der wertlosen Studien, die sich mit einjährigen, in Monokultur angebauten Getreidesorten wie zum Beispiel Mais befassen. Argumente, die auf solchen Studien beruhen, sind überholt. Wir werden Landwirten Wege zeigen, die die Monokultur überflüssig machen, indem sie auf die ökologische Landwirtschaft im Sinne der Permakultur umschwenken.

Als Fazit lässt sich sagen, dass es das Erdöl ist, das in Sachen Energieeffizienz ein Minus aufweist, nicht erneuerbar ist und zudem stetig schwindet. Alkohol dagegen hat sich in Amerika bereits als energieeffizient erwiesen – selbst wenn noch Kohle oder Erdgas zur Hitzeerzeugung benötigt werden –, und wird sich in naher Zukunft als doppelt so effizient erweisen, wenn die Produktionsanlagen erst einmal durch ihre selbst erzeugte, erneuerbare Prozessenergie betrieben werden können.

Kommentare

04. Dezember 2008, 18:54 Uhr, permalink

winne

gute seiten ,bin erstaunt

16. Juli 2011, 17:39 Uhr, permalink

sissi brautkleider

Dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.
Awesome!

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise