Alkohol als Treibstoff-Alternative – Aufräumen mit den Vorurteilen

Die bösartige Verunglimpfung des Treibstoffs Alkohol ist gänzlich fehl am Platze. Wenn wir Ethanol mit Weitblick und unter Einsatz der biologischen Landwirtschaft verwenden – wenn wir also die industriellen Anbaumethoden vollständig durch nachhaltige Methoden ersetzen –, dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.

Abb 0 Ich weiß nun schon seit über 30 Jahren um das große Potential von Alkoholtreibstoff (Bioethanol) – eine Begeisterung, die ich mit meinem verstorbenen Kollegen teilte, dem großartigen Designer und Architekten R. Buckminster Fuller, der seit den 1940er Jahren selbst in diesem Bereich geforscht hatte. Während wir 1983 gemeinsam auf die Pressekonferenz zur amerikanischen Fernsehsendung „Alcohol as Fuel“ [Alkohol als Treibstoff] warteten, sprachen wir darüber, wie elegant der Einsatz von Alkohol doch unser Energieproblem lösen könne.

In Designerbegriffen ausgedrückt, erzeugten wir eine überaus kompakte, zweckmäßige, ungiftige, flüssige Form von Sonnenenergie, mit der sich so gut wie jeder Apparat betreiben lässt, der je erfunden wurde. Buckminster Fuller war hellauf begeistert. Was ihn besonders reizte, war die Wirkung, die mein Buch und die Sendung auf das GRUNCH-Imperium [Gross Universal Cash Heist, zu deutsch in etwa „Universeller Brutto-Geldraub“] haben mochte. Er hat ein gleichnamiges Buch über das GRUNCH-System verfasst, in dem er die Herrschaft der Großkonzerne über die Welt vorhersagte, die längst Wirklichkeit geworden ist.

Seitdem habe ich in hilfloser Verzweiflung zusehen müssen, wie Amerika sich seit den 1980er Jahren zunehmend wieder von den alternativen Energien lossagt. Ich habe gejubelt, als die Ethanolproduktion trotz der geringen Hilfe von Seiten der US-Regierung immense Fortschritte gemacht hat, und immer noch treffen mich die Fehlannahmen hart, die nach wie vor von den Massenmedien verbreitet werden.

Vor allem aber trage ich schwer an der Last der Verantwortung, eine Art Kassandra zu sein: Ich wusste, dass der Krieg ums Öl kommen würde, dass er hätte verhindert werden können und dass die „Öligarchie“ in jedem Fall bekommen würde, was sie wollte, und uns dadurch in den Ruin treiben würde. Als ich Anfang der 1990er mit der ökologischen Landwirtschaft begann, sagte ich mir, dass man einen Krieg vielleicht am besten gebietsweise, Stück für Stück, ausficht. Ich redete mir ein, dass die Welt sich mit der Zeit von ganz allein in Richtung alternativer Energien entwickeln würde, ja dass Umwelt- und Wirtschaftskatastrophen dies sogar zwingend nötig machen würden. Ich sagte mir, dass ich gut daran täte, mich vom Alkoholtreibstoff abzuwenden und mich meinem Garten zu widmen.

Wer jedoch einmal aufgewacht ist, schläft nur schwerlich wieder tief und fest ein. Arundhati Roy schrieb in ihrem 2001 erschienenen Buch „Power Politics“:

„Mitten in einem vermeintlichen Frieden könnten Sie, so wie ich, das Pech haben, in einen stillen Krieg hineinzustolpern. Und wenn Sie diesen erst einmal entdeckt haben, dann wird Stillschweigen ein ebenso politischer Akt wie ein Aufschrei. Es gibt kein Zurück in die Ahnungslosigkeit. Sie tragen nun Verantwortung.“

Vielleicht hatte das Schicksal mir tatsächlich eine Aufgabe aufgetragen.

Es ist inzwischen fast schon Häresie, Alkoholtreibstoff oder überhaupt eine alternative Energieform als einen brauchbaren Weg aus dem Energiedilemma anzusehen. Zwar wird heftig über verfügbare Technologien und die Bereitschaft des Wirtschaftssystems für einen tiefgreifenden Wandel diskutiert, doch geht es vor allem immer um die praktische Anwendbarkeit. Und obwohl sich Ethanol als vielversprechend erwiesen hat, wurde es in beinahe jeder Publikation und jedem Weblog als unbrauchbar verworfen.

Es gibt sehr wohl genügend Land, um auf verschiedenste Weise Solarenergie für eine Welt zu produzieren, die auf eine energieeffiziente Struktur setzt. Eine Genossenschaft von Zellulose-Destillerien mit entsprechenden Anlagen in jedem County bzw. Landkreis könnte Ethanol und Biomasse-Elektrizität erzeugen und so unseren Grundbedarf decken. Kleine landwirtschaftliche Ökobetriebe könnten Treibstoff, Nahrungsmittel und Baumaterialien erzeugen. Wir könnten gut von regional produzierten Lebensmitteln und Produkten leben. Ja, wir könnten Strom und heißes Wasser zur Not auch mit einem alkoholbetriebenen Auto zu Hause erzeugen.

Die bösartige Verunglimpfung des Treibstoffs Alkohol ist gänzlich fehl am Platz. Wenn wir Ethanol mit Weitblick und unter Einsatz der biologischen Landwirtschaft verwenden – wenn wir also die industriellen Anbaumethoden vollständig durch nachhaltige Methoden ersetzen –, dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.

Nun, da Sie langsam mit dem Thema warm werden, möchte ich Einiges erklären.

Ich war neun Jahre lang Biobauer und hatte einen Hof etwa 50 Kilometer südlich von San Francisco, Kalifornien. Ich besaß knapp einen halben Hektar Land an einem Hang mit etwa 35 Prozent Steigung und einen weiteren halben Hektar in der Talebene. Auf diesem Land baute ich Gemüse an, das für 450 Personen reichte. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium behauptet, dies sei nicht möglich. Im Laufe der Zeit stieg der Anteil an organischer Substanz in meinem Boden von zwei auf 22 Prozent an, was in etwa so ist, als verwandele man Wüstensand in Regenwald. Die obere Lehmbodenschicht wuchs von 2,5 Zentimetern Dicke auf 40 an. Die schädlingsbedingten Einbußen gingen stetig zurück, bis ich mir im vierten Jahr keine Gedanken mehr über Schädlinge machen musste. Ich besaß ein gut funktionierendes, sich selbst regulierendes Ökosystem, durch das ich hohe Überschüsse aus einer großen Vielfalt von Getreidesorten erwirtschaftete, von denen ich gut leben konnte.

Der Schlüssel zum Erfolg bei diesem Langzeitexperiment lag darin, dass ich mich an die Grundsätze der Permakultur hielt: Arbeite mit der Natur, nicht gegen sie. Alles ist Ertrag; es liegt an dir, Wert und Nutzen zu erkennen. Vermeide Mehrarbeit. Achte beim Anordnen der Dinge darauf, welche zusammengehören und welche nicht. Kämpfe nie gegen die Schwerkraft, denn sie gewinnt ja doch. Das Problem ist die Lösung. Biologie reagiert kontinuierlich auf einen Stimulus, „lernt“ daraus und optimiert sich daraufhin.

Behalten Sie das Gesagte schon einmal im Hinterkopf, wenn ich im Folgenden auf die Mythen zu sprechen komme, die sich um den Alkoholtreibstoff ranken.

Kommentare

04. Dezember 2008, 18:54 Uhr, permalink

winne

gute seiten ,bin erstaunt

16. Juli 2011, 17:39 Uhr, permalink

sissi brautkleider

Dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.
Awesome!

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