NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/zurueck-zu-pythagoras
Was derzeit als Wissenschaft rangiert, ist nichts mehr als eine Kirche, deren Vertreter von der Kanzel ihre Standardmodelle predigen. Die neuen Kirchenväter gehen mit mechanistischem Kalkül an die Arbeit; Einsichten und Erkenntnisse, die der Doktrin zuwiderlaufen, werden ignoriert, ihre Vertreter an den Rand gedrängt. Der Standardmodell-Priesterschaft scheint etwas abhandengekommen zu sein: Das tiefe Staunen über die Schöpfung, die Ekstase der Erkenntnis, wenn der lebendige Kosmos seine Strukturen offenbart. Eine Offenbarung, wie sie Pythagoras, Platon und Kepler erlebten. Oder jüngst Robert Moon. Ein Plädoyer für ein Revival der harmonischen Weltsicht.
In diesem Artikel geht es um die unterdrückte pythagoreische Tradition. Sie soll im Folgenden sowohl als verlorene Kunst des Denkens zelebriert werden, die die größten Umwälzungen in der Wissenschaft und auch der Moralphilosophie hervorgebracht hat, aber auch als Gegenmittel gegen den fruchtlosen Kult des Szientismus, der in unserem schwer angeschlagenen Zeitalter jede Denkrichtung durchdrungen hat. Dieser Kult, der sich hinter Peer-Reviews und einer neuen technokratischen Priesterschaft aus „Experten“ verbirgt, behauptet voller Arroganz, über sämtliche Antworten zur Natur des Universums zu verfügen. Das beginnt beim Urknall, der angeblich der Beginn von allem war, geht über die Annahme fundamentaler „Kräfte“, denen eine irgendwie geartete eigenständige Existenz unterstellt wird, bis hin zu schleierhaften Aussagen zu „Dunkler Materie“ und „Dunkler Energie“, die jenen „Experten“ zufolge 95 Prozent des Universums ausmachen.
Derselbe Kult hat unserer Vorstellung von der Welt „Standardmodelle“ aufgezwungen, an die alle ehrbaren Bürger glauben sollen – auch wenn sie in sich mehr als widersprüchlich sind. Das Standardmodell der Atomphysik beispielweise postuliert die Existenz von Dingen wie „Grundbausteinen der Materie“ als eine Art unverrückbaren Glaubenssatz; dabei sollen besagte „Bausteine“ aber (1) durch zufälliges stochastisches Verhalten geformt werden und (2) von jeglicher gesetzmäßiger Verbindung zum Makrobereich getrennt sein, der wiederum zum Großteil durch strengsten Determinismus definiert wird.
Der bösartigste Aspekt dieser Krankheit ist die völlige Trennung der „objektiven“ Kräfte des Universums auf Makro- und Mikroebene von der angeblich „subjektiven“ Verseuchung des menschlichen Innenlebens, das – so sagt man uns – von grundsätzlich irrationalen Leidenschaften und niederen Gefühlsimpulsen beherrscht wird, die unsere Gedanken und Identitäten fehlleiten. Die Produkte dieses gefühlskalten Objektivismus suchen uns nun in Gestalt der Technokratie heim: Eine medizinische Diktatur bricht sich Bahn; Chemikalien, die das Sonnenlicht blockieren sollen, werden in die Atmosphäre eingebracht; Pläne zur Bevölkerungsreduktion werden offen diskutiert; und ein Großteil der Welt ist mit zeit- und geldverschwendenden Maßnahmen zur Etablierung einer kohlenstofffreien Wirtschaft beschäftigt. Letztere ist vor allem damit beschäftigt, ein Gas, von dem sich ganze Ökosysteme ernähren, einzudämmen, um ebenjene zu retten.
Das einzige Heilmittel gegen diesen fehlgeleiteten Kult ist die Wiederbelebung einer Methode des wahren und aufrichtigen Denkens, das mit der Wiedererweckung der heiligen universellen Gefühle in Verbindung steht: der Freude am Entdecken, Teilen, Lehren und der agapischen, göttlich inspirierten Liebe. Diese Methode findet sich in den besten Beispielen der pythagoreischen Tradition.
Ich möchte hier einen modernen Verfechter dieser Tradition namens Dr. Robert J. Moon (1911–1989) vorstellen, wobei ich auch die revolutionären Entdeckungen von Johannes Kepler, Platon und der pythagoreischen Bewegung umreißen werde, die den Verlauf der kreativen Entwicklung der Menschheit für immer verändert haben.