NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/verheerendes-gasleck-in-den-usa
Seit Oktober 2015 sind rund 75.000 Tonnen Methan aus einer Erdgasspeicheranlage im kalifornischen Aliso Canyon entwichen – bis zu 735.000 Kubikmeter täglich. Das Leck gilt als das größte seiner Art und ist nach Aussagen von Wissenschaftlern und Ingenieuren äußerst schwierig zu kontrollieren. Bislang blieben sämtliche Bemühungen erfolglos.
Bild: Koala Yummies via Wikimedia Commons
Betreiber des Gasspeichers ist die Southern California Gas Company (SoCalGas). Die Unternehmenssprecherin Anne Silva erklärt das Scheitern bisheriger Maßnahmen damit, dass sich der Boden des Gasbrunnens in gut 2.400 Meter Tiefe befinde – zu tief, um das Leck über den bestehenden Brunnen zu versiegeln.
In einem Brief an die betroffenen Anwohner im Umland schrieb SoCalGas-Geschäftsführer Dennis Arriola am 19. Dezember 2015:
„Wir kommen gut damit voran einen Entlastungsbrunnen zu bohren, um das Leck zu stopfen. Der Zeitplan sieht vor, dass dieser zwischen Ende Februar und Ende März [2016] fertiggestellt sein wird. Der Entlastungsbrunnen wird den lecken Brunnen in mehr als 2.400 Metern Tiefe schneiden. […] Nach Fertigstellung des Entlastungsbrunnens nutzen wir diesen, um Flüssigkeiten und Zement auf den Boden des lecken Brunnens zu pumpen, die den Gasfluss stoppen und das Leck dauerhaft versiegeln werden.“
Die US-Umweltschutzorganisation Environmental Defense Fund hat kürzlich Videoaufnahmen von der Unglücksstelle veröffentlicht. Darin ist zu sehen, wie riesige Methanwolken aus der SoCalGas-Anlage entweichen. Das Gas wurde mithilfe einer speziellen Infrarotkamera sichtbar gemacht.
„Was man nicht sehen kann, lässt sich leicht ignorieren. Aus diesem Grund zeigen Industrie und Behörden vielen Gemeinden die kalte Schulter, die unter der Verschmutzung durch die Öl- und Gasförderung leiden. Die unsichtbare Verschmutzung sichtbar zu machen, führt der Weltöffentlichkeit vor Augen, mit [welcher Belastung die Anwohner hier] seit Monaten täglich leben“,
kommentierte Alan Septoff, Sprecher der US-Naturschutzorganisation Earthworks.
Methan – der Hauptbestandteil von Erdgas – kann binnen kurzer Zeit starke Auswirkungen auf das Klima haben. In den ersten 20 Jahren nach seiner Freisetzung wirkt es sich 80 Mal stärker auf die Erderwärmung aus als Kohlendioxid.
Im Schulbezirk von Los Angeles sollen knapp 1.900 Schüler aus Schulen in der Nähe des Lecks vorübergehend in andere Einrichtungen verlegt werden, da der Unterrichtsbetrieb aufgrund von gesundheitsbedingten Ausfällen nicht aufrechterhalten werden kann. SoCalGas hat zudem bereits knapp 2.260 Familien in Behelfsunterkünften einquartiert, 111 weitere sind bei Freunden oder Familienmitgliedern untergekommen und werden finanziell entschädigt. Die Evakuierung von 3.000 verbliebenen Familien ist derzeit im Gange.
Quelle: Vandita für Anonhq.com, 03.01.2016, http://bit.ly/GN-gas