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Super-Psi Me: Hellseher im Sog des Morgen

hellseherEric Wargo ist Forteanist und fasziniert von allem, was im dunklen Feld der paranormalen geistigen Phänomene flimmert. Insbesondere hat es ihm die Präkognition angetan: Die Fähigkeit, Ereignisse, die uns später widerfahren, vorherzusehen. Dieser Artikel aus seinem Blog The Nightshirt beginnt mit einer Séance des isländischen Trancemediums Hafsteinn Björnsson, bei dem sich unversehens ein Verstorbener meldet, der mehrfach kundtut, ihm fehle ein Bein. Im Verlauf der Geschichte findet es sich an – aber die Umstände lassen die „Kommunikation mit dem Toten“ in einem neuen Licht erscheinen.  Hat die Zukunft des Hellsehers ihren Schatten in die Gegenwart geworfen?


Berichtet ein Medium wahrheitsgetreu über einen Verstorbenen, wird manchmal das sogenannte Super-Psi-Phänomen als alternative Erklärung herangezogen – die Theorie, das Medium würde die Informationen telepathisch aus den Köpfen der anwesenden Angehörigen auslesen oder sie auf eine andere hellseherische Weise empfangen. Auch für das Phänomen der scheinbaren Erinnerungen an frühere Leben wurde Super-Psi bereits verantwortlich gemacht: Ein Kind empfängt durch außersinnliche Wahrnehmung Informationen über einen Verstorben und identifiziert sich mit diesem, sodass der Eindruck entsteht, die Person wäre in einem neuen Körper zurückgekehrt.

Super-Psi liefert modernen Rationalisten eine willkommene Erklärung, um nicht ein tatsächliches Leben nach dem Tod für die erstaunlichen Phänomene in Zusammenhang mit Mediumismus annehmen zu müssen. Der Philosoph Stephen Braude hat sich in seinem Werk „Immortal Remains“ intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, ob es ein Leben nach dem körperlichen Tod gibt.1In Bezug auf Super-Psi merkt er sehr treffend an, dass es hier zu hochkomplizierten Erklärungen kommen kann, die im Widerspruch zum Sparsamkeitsprinzip – auch bekannt als Prinzip der Parsimonie oder Ockhams Rasiermesser – stehen, sodass die Annahme eines tatsächlichen Weiterlebens durchaus plausibler ist. Dieses Argument wird auch in anderen Büchern vorgebracht, in denen überzeugende Fälle zum Thema angeführt werden.2Dennoch scheinen einige Autoren Super-Psi (auch als „Psi-Phänomen der lebenden Stellvertreter“ bezeichnet) als eine Art Strohmann für alles nutzen zu wollen. Allerdings ist dieser Strohmann von Beginn an verkrüppelt und zum Scheitern verurteilt. Während Telepathie und Hellsichtigkeit als Erklärung umfassend diskutiert und verworfen werden, beschäftigt man sich kaum mit dem Dritten im Bunde der außersinnlichen Fähigkeiten: der Präkognition. Doch genau hier fände sich meiner Überzeugung nach eine wirkungsvolle und wissenschaftlich sparsame alternative Erklärung der angeblichen Beweise für ein Leben nach dem Tod.

Präkognition oder Vorhersehung ist – trotz der ihr anscheinend innewohnenden Frevelhaftigkeit – erstaunlich gut durch experimentelle Beweise abgesichert.3 Einzelberichte zu Präkognition sind ohnedies im Überfluss vorhanden. So sehen wir beispielsweise im Traum oft spätere Ereignisse vorher.4 Rechercheuren begegnet das Phänomen im Wachzustand als „Bibliotheksengel“: das Gefühl, zu besonders spannenden Schriften „geführt“ zu werden, die einen Teil der gesuchten Informationen enthalten. Präkognition kann auch als Erklärung für zahlreiche Fälle erstaunlich treffender literarischer Prophezeiungen dienen: Die interessantesten Werke vieler Künstler und Schriftsteller scheinen von Ereignissen und Erlebnissen in der Zukunft inspiriert zu sein, etwa spannenden Zeitungsberichten, die sie zukünftig lesen werden.5 Analog dazu erklärt Präkognition auch spontan auftretende Phänomene, die auf den ersten Blick wie Telepathie, Interaktion mit Geistern oder Erinnerungen aus einem früheren Leben wirken. Auf den zweiten Blick könnte es sich dabei um Wahrnehmungen und Verhaltensweisen handeln, die mit einer Belohnung in Verbindung stehen, die die jeweilige Person in der Zukunft erhält.6 Für ein Medium könnte eine solche Belohnung beispielsweise die freudig erregte Bestätigung des Kunden sein, die Aussage sei verblüffend exakt gewesen.7

Präkognitiv erworbenes Wissen betrifft oft bisher unbekannte Ereignisse aus der Vergangenheit. Gab es in der Familie oder im sozialen Umfeld ein sehr einprägsames und emotionsgeladenes Ereignis, dessen Enthüllung kurz bevorsteht, kommt es oft zu einer präkognitiven Erfahrung, die wir dann als Synchronizität oder vielleicht sogar als Aufflackern von Erinnerungen aus einem früheren Leben empfinden. Fast immer werden solche Erlebnisse als etwas Intuitiveres und kulturell weniger Stigmatisiertes interpretiert als Präkognition.

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