NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/softdrinks-getarntes-gift
Vom Genuss kohlensäure- und koffeinhaltiger Getränke ist dringend abzuraten – sie enthalten eine Vielzahl gesundheitsschädlicher Stoffe.
Im Jahre 1798 kam erstmals der Begriff „Sodawasser“ auf1, doch erst 1885, also fast ein Jahrhundert später, erfand der aus Waco stammende Texaner Charles Aderton den sogenannten „Dr. Pepper Drink“. Heute werden wir geradezu bombardiert mit einer Unzahl Softdrinks, die die Regale der Supermärkte überschwemmen. Sie laufen den traditionellen Getränken den Rang ab, nehmen nach und nach deren Platz ein, obwohl sie ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen.
Doch lassen Sie mich beim Anfang beginnen. Um die schädliche Wirkung von kohlensäurehaltigen Getränken näher unter die Lupe nehmen zu können, müssen wir zuerst einmal vor Augen führen, was „kohlensäurehaltiges Getränk“ eigentlich bedeutet. Softdrinks oder Sprudel werden sie auch genannt, und sie bezeichnen all jene Getränke, die in Wasser gelöstes Kohlendioxyd enthalten. Es ist dieses Kohlendioxyd, das erst den beliebten „Zisch“ in die Flasche bringt.
Dass der „Zisch“ [das leicht brennende Gefühl beim Schlucken] von den kleinen Bläschen im Getränk ausgelöst wird, vermuten die meisten Leute. Jene Bläschen also, die beim Öffnen der Flasche aufsteigen und sich an der Oberfläche sammeln, wenn das in der Flüssigkeit enthaltene Kohlendioxyd unter dem Druckausgleich entweicht. Doch nicht sie sind der Grund für das Brennen im Mund, sondern einzig die im Getränk verdünnte Kohlensäure. Experimentell lässt sich dies in einem Überdruck-Raum nachweisen: Sobald man einen Softdrink in einer Umgebung mit denselben Druckverhältnissen wie im Getränk zu sich nimmt, besteht der brennende Geschmack wie sonst auch, die Bläschen aber sind gar nicht da.2
Neben Kohlendioxyd gibt es jedoch noch eine Reihe anderer „Zutaten“ in einem Softdrink. Joseph Mercola und Rachael Droege weisen in ihrer Studie „The Real Dangers of Soda to You and Your Children“ nach, dass allein eine Büchse etwa zehn Teelöffel Zucker, 150 Kalorien und 30-55 mg Koffein enthält und vor Lebensmittelfarbe und Sulphiden schier birst.3
Sehen wir uns die Sache mit einmal Zucker genauer an: Hauptverbraucher von raffiniertem Zucker sind in den USA die Softdrinkhersteller. Nachgewiesenermaßen liegt der Zuckergehalt fast aller Softdrinks über dem täglichen Tagesbedarf. Wen wundert also, dass gerade Softdrinks in der amerikanischen Ernährungspyramide den größten Einzelbestandteil darstellen: etwa sieben Prozent der Gesamtkalorienmenge. Eine Zahl, die sich auf neun Prozent erhöht, wenn wir die nicht-kohlensäurehaltigen Getränke mit einberechnen. Was Jugendliche betrifft, steigt diese Zahl sogar noch auf 13 Prozent an. 1998 lag der jährliche Verbrauch kohlensäurehaltiger Getränke pro Person bei 212,6 Liter. Und obwohl der Verbrauch im Jahre 2004 in den USA im Gegensatz dazu um sieben Prozent gesunken ist, konsumierten die meisten Amerikaner noch immer übermäßig viele Softdrinks.4
Der us National Softdrink Association (NSDA) zufolge liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei sechshundert Einzelportionen von je 355 ml. Der Konsum hat sich damit seit 1978 für Jungen verdreifacht und für Mädchen verdoppelt. Jungen und Männer zwischen zwölf und 22 Jahren liegen hierbei an der Spitze – mit 606 Liter pro Jahr und fast 1,9 Liter pro Tag.5
In Großbritannien sieht es nicht viel besser aus: Dort werden über 5,56 Millionen Liter kohlensäurehaltiger Getränke jedes Jahr konsumiert.6 Mit Blick auf Großbritanniens Einwohnerzahl von ca 60,2 Millionen ergibt das einen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von mehr als 92 Litern.
Australien liegt nicht sehr viel weit dahinter. Angaben des Australischen Amts für Statistik zufolge ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in den vergangenen dreißig von 47,3 Liter (1969) auf 113 Liter (1999) angestiegen.7 Was raffinierten Zucker betrifft, haben sich die Softdrinkhersteller seit 1970 dafür entschieden, anstelle der aus Zuckerrohr gewonnener Saccharose nun Fruktose-angereicherten Sirup aus Maisstärke zu verwenden, sogenannten „high-fructose corn syrup“, eine Kombination aus Fruktose und Dextrose. HFCS, das u.a. die Aufnahme von Kupfer behindert, wurde für die unzureichende Collagenausbildung bei heranwachsenden Tieren verantwortlich gemacht. Fructose wird in der Leber verstoffwechselt, und bei jenen Tieren, die mit Fruktose aufgezogen wurden, wurden Leberschäden festgestellt, die denen alkoholkranker Menschen gleichen. Auch bei Diabetes und Fettleibigkeit spielt HFCS eine Rolle. Diabetiker, die ihre Blutzuckerwerte regelmäßig kontrollieren müssen, wissen, dass diese Werte nicht korrekt sind, nachdem sie Fruktose zu sich genommen haben. Die Fruktose in Fruktose-angereichertem Maissirup ist konserviert und kaum mehr als „natürlich“ zu bezeichnen.8 Unsere Besorgnis hierüber müsste wachsen, wenn wir uns den hohen Verbrauch an Softdrinks in Erinnerung rufen.
Softdrinks bereiten uns noch ein paar mehr Überraschungen, eine davon ist die ernsthafte Schädigung des Zahnschmelzes. Das kann gelbe Zähne zur Folge haben und schließlich zu Zahnerkrankungen führen. Schuld daran ist die Phosphorsäure in Softdrinks, von der man auch annimmt, dass sie die Verdauung erschwert.
Wieso aber schädigt Phosphorsäure eigentlich den Zahnschmelz?
Der Körper ist stets bestrebt, seinen natürlichen, leicht basischen PH-Wert von 7,4 aufrechtzuerhalten. Der PH-Wert von Softdrinks liegt bei 2,0. Ihr Säuregehalt ist damit 100.000 Mal höher als der von reinem Wasser.9 Kohlensäurehaltige Getränke hinterlassen eine Restsäure im Mund, die den natürlichen Basiswert des Speichels senkt.
Dieses Ungleichgewicht aktiviert einen Reparatur-Mechanismus im Körper. Zur Rückumwandlung des sauren PH-Wert [in den normal-basischen] benutzt der Körper sogenannte Neutralisatoren wie etwa Kalzium-Ionen, die z.B. im Zahn vorkommen. Auf diese Weise wird langsam und stetig der Zahnschmelz zerstört. Selbst Getränke, die als „zuckerfrei“ oder „zuckerreduziert“ gekennzeichnet sind, können noch genug Zucker enthalten, um die Zähne zu schädigen, und ihr Säurewert entspricht dem der normalen kohlensäurehaltigen Getränke.10 Jene Säure kann zudem Magenentzündungen verursachen und auf lange Sicht sogar zur Zersetzung der Magenschleimhaut führen. Bedenklicher noch: Die permanente Anstrengung des Körper, sein unnatürliches, weil übersäuertes, Milieu wieder zu „reparieren“, wird auch für Knochenschwund verantwortlich gemacht.
Grace Wyshak, Professorin am Dezernat für Biostatistik, Bevölkerung und Gesundheit an der Harvard School of Public Health, erklärte im Juni 2000 in der Zeitschrift Archives of Pediatric and Adolescent Medicine, dass das Knochenbruch-Risiko bei sportlichen Mädchen, die regelmäßig Cola trinken, um etwa das Fünffache höher läge als bei Mädchen, die keine Cola zu sich nähmen.11 Die Studie basiert auf Angaben von über 460 Neunt- und Zehntklässlerinnen, die zu ihrer Sportlichkeit, ihren Trinkgewohnheiten und zum Auftreten von Knochenbrüchen befragt wurden.
Dieser Studie gingen bereits zwei weitere voraus, in denen Whyshak ebenfalls die Verbindung zwischen dem Genuss von Softdrinks, Sportlichkeit und Knochenbrüchen aufzeigte. Beide Studien führten zu ähnlichen Ergebnissen. Veröffentlicht wurden sie im Journal of Orthopedic Research12 und im Journal of Adolescent Health.13
Erwiesenermaßen haben Ernährungsgewohnheiten Auswirkungen auf unsere Gesundheit. In diesem Falle auf die Gesundheit unserer Knochen. Die Nationale Gesellschaft für Osteoporose der USA führt an, dass etwa 55 Prozent aller Amerikaner, darunter vor allem Frauen, einem erhöhten Osteoporose-Risiko ausgesetzt sind. Und wieder stellt sich die Frage: Tragen Softdrinks eine Mitschuld?
In einem Beitrag, der im Oktober 2006 im American Journal of Clinical Nutrition erschien, wird auf eine kürzlich veröffentlichte epidemiologische Studie von Katherine Tucker und ihren Mitarbeitern hingewiesen. Katherine Tucker ist Leiterin des Ressorts für Bevölkerungslehre und Ernährung am Jean Mayer USDA Forschungszentrum für Ernährung und Alterung der Tufts Universität Boston, und ihre Studie zeigt überzeugend, dass der Genuss kohlensäurehaltiger Getränke die Knochendichte bei älteren Frauen beeinträchtigen kann, was wiederum das Risiko für Osteoporose erhöht.14 Für die Framingham-Osteoporose-Studie haben Tucker und ihre Mitarbeiter Untersuchungen an mehr als 2.500 Untersechzigjährigen durchgeführt. Sie nahmen dafür Knochendichtemessungen an Wirbelsäule und drei verschiedenen Hüftregionen vor und stellten fest, dass sich die Knochendichte bei regelmäßig Cola trinkenden Frauen in allen drei Hüftregionen um vier Prozent verringert hatte, unabhängig davon, wie alt sie waren, ob sie sich in der Menopause befanden, zusätzliche Kalzium- oder Vitamin-D-Präparate nahmen oder Alkohol und Zigaretten konsumierten.
Das Forschungsteam wies ebenfalls nach, dass Colagenuss sich offenbar nicht auf die Hüftknochendichte von Männern auswirkt. Die Wirbelsäule wiederum zeigte sowohl bei Männern als auch bei Frauen keine Beeinträchtigung. Die Ergebnisse waren bei Diät-Cola dieselben und, in etwas geringerem Maße, auch bei entkoffeinierter Cola.
Männer gaben in dieser Studie an, etwa sechs „Portionen“ Softdrinks pro Woche zu konsumieren, wobei eine Portion hierbei als Flasche, Büchse oder Glas festgelegt wurde. Fünf dieser Portionen waren Cola. Frauen gaben fünf Portionen pro Woche an, vier davon Cola. Da die Wissenschaftler keine Verbindung zwischen nicht-kohlensäurehaltigen Getränken und Knochenmängeln feststellten, müssen wir uns die Konsequenz dieser Studie einmal genau vor Augen führen:
Tucker vermerkt, dass es sich bei mehr als 70 Prozent der konsumierten Softdrinks um Colas handelte. Eine Büchse Cola enthält 44-62 mg Phosphorsäure, ein Bestandteil, den nicht-kohlensäurehaltige Getränken nicht aufweisen. Phosphorsäure ist bekannt dafür, erstens die Kalziumaufnahme der Knochens zu behindern und zweitens den Knochen noch zusätzlich Kalzium zu entziehen, da der Körper immer bestrebt ist, ein saures Milieu mit Hilfe von Kalzium zu neutralisieren.15
Tucker: „Eine kalziumarme und phosphorreiche Ernährung kann Knochenschwund begünstigen, weil sie die natürliche Balance zwischen dem Kalziumverlust des Knochens und dem Knochenaufbau aus dem Gleichgewicht bringt. Andere Studien halten häufig dagegen, dass die Phosphormenge in Cola gegenüber der in Käse oder Hühnchen vergleichsweise unerheblich sei. An dieser Stelle sollte die Forschung jedoch nicht aufhören, sondern weitergehen. Wir sollten herausfinden, ob eingefleischte Colatrinker ihre Knochen nicht vor allem dadurch gefährden, dass sie sich regelmäßige Mengen an Phosphorsäure zufügen, denen jedoch [anders als bei Hühnchen oder Käse] jedwedes Kalzium oder ein anderer Neutralisator fehlt.“16
Dr. Mone Zaidi, Leiter der Mount Sinai Knochenstudien an der New Yorker Mount Sinai School of Medicine erläutert, inwiefern die Ergebnisse der Framingham Studie ein Problem besonders für junge Frauen verdeutlichen, deren Knochen ihre höchste Dichte nie erreichen: „Junge Frauen, die Unmengen an Cola trinken, werden Knochen nicht so gut ausbilden wie andere Gleichaltrige. Jahre später, wenn sie dann in die Menopause kommen, wird sich das als großer Nachteil herausstellen.“17
Dr. Bess Dawson-Hughs, Expertin für Knochenkrankheiten am Jean Mayer USDA Forschungszentrum für Ernährung und Alterung der Tufts Universität in Boston, weist ebenfalls auf die Gefahr hin: „Meine Sorge gilt den Mädchen. Die meisten nehmen zu wenig Kalzium zu sich, was sie später für Osteoporose anfällig machen wird. Schon heute stehen sie unter einem erhöhten Risiko hinsichtlich Knochenbrüchen. Die große Beliebtheit von Softdrinks gibt vor allem deshalb Anlass zur Sorge, weil Milch dadurch ganz aus der Ernährung dieser verletzlichen Bevölkerungsgruppe verschwinden könnte.“18
Dr. Dawson-Hughs Befürchtungen waren nicht unbegründet. In der 1998 veröffentlichen Reportage „Liquid Candy“ machten der Verleger des Nutrition Action Health Letter und das Center for Science in the Public Interest CSPI (gemeinnütziges Zentrum für Wissenschaft im öffentlichen Interesse) darauf aufmerksam, dass die heutige Jugend doppelt soviel Softdrinks wie Milch trinken würde, während es vor 20 Jahren noch umgekehrt war.19
Eine Universität North Carolinas wies ebenfalls darauf hin, dass der Milchverbrauch von Erwachsenen zwischen 1965 bis 1996 um 36 Prozent gesunken sei, während der Softdrinkverbrauch sich mehr als verdoppelt habe.20
Es geht nicht darum, Jugendlichen oder Erwachsenen die Alleinschuld an ihrer falschen Ernährung zuzuschieben. Softdrinkkonzerne hingegen und sogar eine Anzahl medizinischer Studien haben es oft recht eilig damit, den Grund für verschlechtertes Knochenmaterial nur bei den Leuten selbst zu suchen, denn wie sollten Softdrinks auch Schuld daran sein, wenn die Leute doch eigentlich nur falsch essen würden. Damit wird jedoch übersehen, dass es gerade die mit den Softdrinks aufgenommenen leeren Kalorien sind, die zuerst zu Appetitverminderung und später dann zur Mangelernährung führen können.
Dieses Problem wird an Jugendlichen besonders augenfällig. Greg Critser erklärt das in seinem Buch „Fat Land: How Americans Became the Fattest People in the World“ wie folgt: „Eine Gemeinschaftsstudie der Harvard University und des Kinderkrankenhauses Boston im Februar 2001 ergab, dass die den Tag über aufgenommenen, in den Softdrinks enthaltenen Flüssigkalorien den Kindern die Lust am Essen während der Hauptmahlzeiten nehmen. Folge davon ist ein Ungleichgewicht im Kalorienhaushalt, das nach gewisser Zeit zur Fettleibigkeit führen kann.“21
Bereits 1998 machte Michael F. Jacobson, Leiter des CSPI, darauf aufmerksam, dass „... viele Jugendliche geradezu in Softdrinks baden. Sie sind zu ihrem Hauptgetränk geworden und machen bereits 15 bis 20 Prozent des Kalorienhaushalts aus. Nahrhaftere Lebensmittel und Getränke werden mehr und mehr vom Speiseplan verdrängt.“22
Der Hauptkonsum von Softdrinks findet bedauerlicherweise in Schulen statt. Marion Nestles Buch „Food Politics“ weist darauf hin, dass die Getränkepolitik an Schulen nur widerspiegelt, was schon lange Trend geworden ist: Softdrinks haben Milch als Hauptgetränk ersetzt. Nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen. Von 1985 bis 1997 sanken die Milchbestellungen der Schulen um fast 30 Prozent, während die von kohlensäurehaltigen Getränken anstieg.23
Warum kaufen Schulen überhaupt so große Mengen Softdrinks? Diese Frage führt zu einem weiteren Problemfeld: Da das Budget der Schulen oft nicht ausreicht, um alle schulische Bereiche abzudecken – vor allem jene nicht, die der aktiven Erholung dienen und außerhalb des Lehrplans liegen –, gehen viele Schulen Verträge mit Softdrinkkonzernen ein. 1993 zum Beispiel unterzeichnete der elfte Bezirk in Colorado Springs als erster in den USA einen Vertrag mit Burger King, die daraufhin großflächige Werbung mit Plakaten in den Schulkorridoren und den Schulbussen betrieben. Einige Jahre später ging der Bezirk einen Zehn-Jahres-Vertrag mit Coca Cola ein und erhielt dafür 11 Millionen US-Dollar.24 Diese Verträge legen jährliche Mindestabnahmemengen fest, was dazu führt, dass die Schüler offen zum Kauf ermuntert werden und Softdrinks sogar mit Unterricht nehmen dürfen. Da dieserart Verträge immer größere Bedenken auslösen, werden Schulbehörden, die sich an Softdrinkkonzerne verkaufen, heute schärfer kritisiert.
Marianne Manilov, Leiterin des Center for Commercialism-Free Public Education (Zentrum für gemeinnützige öffentliche Bildung) im Kalifornischen Oakland, verurteilte Schulen dafür „... die Gesundheit ihrer Schüler hinzuopfern, indem sie sie an Coca Cola verkaufen. Diese Verträge bereiten den Nährboden dafür, dass immer mehr Kinder immer mehr Softdrinks trinken, dabei wird genau diesen Kindern im Gesundheitsunterricht dringend davon abgeraten. Im Grunde sollten die Steuerzahler das Grundbudget von Schulen sicherstellen, um sie vor der drohenden Abhängigkeit von Fast-Food-Ketten zu retten.“25
Nicht nur Schulen sind Ziel der Cola-Konzerne. Coca Cola z.B. wird nachgesagt, an die Girls and Boys Clubs of America 60 Millionen US-Dollar dafür gezahlt zu haben, dass ausschließlich Coca-Cola-Produkte in den über 2.000 Vereinshäusern verkauft werden. Diese Summe erscheint zunächst gigantisch, aber am Ende streicht Coca Cola doch den höheren Gewinn ein. Denn wenn ein Konzern wie eben Coca Cola seine jährliche Minimalwachstumsrate bei 25 Prozent festlegt, müssen neue Konsumentengruppen gewonnen werden. Der Markt für Erwachsen erweist sich als zäh, und so werden Kinder eben zum Objekt der Begierde. Die Zeitschrift Beverage schrieb 1999: „Einfluss auf Grundschüler zu nehmen, ist für den Softdrinkmarkt von großer Bedeutung.“26
Eine Handvoll Aktivisten versuchen das schlummernde allgemeine Bewusstsein für die Gefahren zu wecken. 1999 z.B. verbot der Schulbezirk San Francisco den Abschluss von Exklusiv-Verträgen für Softdrinks und Junkfood, doch nur wenige folgten diesem Beispiel. Kerry Mazzoni, ehemaliges Regierungsmitglied Kaliforniens, versuchte sogar, einen Gesetzesentwurf zum Verbot von Exklusiv-Verträgen für alle Schulen im Land durchzusetzen. In ihrer Kampagne umschrieb sie den Kerngedanken dieser Verträge als eine Art „Kinderversteigerung an den Höchstbietenden“. Letztendlich musste sie sich mit einem Gesetz zufriedengeben, das die Schulbehörden dazu verpflichtete, eine öffentliche Anhörung vor Unterzeichnung eines solchen Vertrags durchzuführen.27
Auch Senator Patrick Leahy (D-Vermont) reichte 2001 einen Antrag ein, der das USDA aufforderte, innerhalb von 18 Monaten eine Begrenzung oder ein Verbot des Softdrink- und Junkfood-Verkaufs an Schulen vor der Mittagspause durchzusetzen. Leider kam dieser Gesetzesentwurf nicht durch.28
Gesellschaftsbeobachter sehen eine mögliche Alternative im philippinischen Vorbild: Dort wird jeder verkaufte Liter kohlensäurehaltiger Getränke versteuert. Ihr Vorschlag ist, die auf diese Weise eingenommenen Steuern den Schulen zum Auffüllen ihres Budgets zu überlassen.29
Nicht nur mit Mangelernährung müssen Softdrinks in Verbindung gebracht werden. Das Wasser, das für ihre Herstellung verwendet wird, kann außerdem größere Mengen an Fluorid und weitere Verunreinigungen enthalten. In den USA können sich im Leitungswasser – dem Hauptbestandteil von in Flaschen abgefüllten Softdrinks – etliche Chemikalien befinden. Chlor zum Beispiel, Trihalomethan, Eisen, Kadmium und einige organische Schadstoffe.30
Nur in den Entwicklungsländern ist die Verschmutzung noch größer. In Indien z.B., wo das Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) – eine unabhängige Organisation im Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit – einen noch höheren Gehalt an Pestiziden in einigen Softdrinks festgestellt hat. Trotz drei Jahre andauernder Beratungen und zwanzig Sitzungen hat das Bureau of Indian Standards (BIS) noch immer keine allgemeingültigen Richtlinien für Softdrinks festgelegt. Statt dessen werden Fernsehzuschauer mit einer neuen Art Werbung konfrontiert, wo Stars als Sprachrohr für Softdrinkkonzerne dienen, die sie für die Behauptung, das jeweilige Getränk sei völlig unschädlich, unter Vertrag nehmen.31
Das CSE weist im Besonderen darauf hin, dass „die internationalen Richtlinien bezüglich des Pestizidgehalts in Lebensmitteln die ‚Kompensations-Beziehung‘ zwischen Pestiziden und Nährstoffen anerkennen. Obst und Gemüse haben Nährstoffe. Sie liefern uns also auch etwas „Gutes“ innerhalb der Gift-Nährstoff-Verbindung. Cola jedoch liefert nichts. Nur Pestizide.“32
Diese Frage trifft den empfindlichsten Punkt. Warum sollten wir etwas trinken, das keinen Nährwert hat und – schlimmer noch – zu Gesundheitsproblemen führen kann? Wurzelt die steigende Beliebtheit von Softdrinks in unserer Sorglosigkeit? Haben die Kritiker keinen Zugang mehr zu den großen Medien?
Bereits 1942 gab der American Medical Association’s Concil on Food and Nutrition (Rat der Medizinischen Vereinigung für Nahrung und Nährwert) folgendes bekannt: „Vom gesundheitlichen Standpunkt aus betrachtet, wäre es angebracht, den Zucker in Lebensmitteln, die wie Süßwaren und kohlensäurehaltige Süßgetränke keinerlei Nährwert haben, zu reduzieren. Der Rat ist der Meinung, dass eine solche Einschränkung, die im Interesse der Gesundheit aller wäre, unbedingt vorgenommen werden sollte, wenn die Proportionen zwischen Nährwert und Nahrung nicht mehr stimmen, wenn also das Lebensmittel neben Zucker kaum mehr aus nahrhaften Zutaten besteht.“33
Sämtliche Softdrinks, darunter auch Energy-Drinks, liefern – und das ist der entscheidende Punkt – nichts Nahrhaftes. Die Kalorien, die sie aufgrund ihres Zuckergehalts mitbringen, werden auch als „leere Kalorien“ bezeichnet; im Körper verwandeln sie sich in Fett und können letztendlich zu Fettleibigkeit führen. Wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie hoch der Colaverbrauch in den USA ist, sollte uns das Ergebnis einer kürzlichen Forschungsstudie nicht verwundern: dass nämlich die Hälfte aller Erwachsenen und jedes dritte Kind in den USA unter Übergewicht leiden.34 Unsere moderne „Lebensart“, zu der auch der regelmäßige Genuss von Softdrinks gehört, kann sogar noch schlimmere Konsequenzen haben, denn nicht selten bereitet sie die Grundlage für das Auftreten sogenannter „Zivilisationskrankheiten“ wie etwa Diabetes, Herzschwäche, Herzinfarkte, Schlaganfälle oder gar Krebs.35
Konsumenten sollten auch darüber informiert werden, dass sogenannte Diät-Getränke, die zwar einen geringen Zuckergehalt versprechen, statt dessen mit Aspartam aufwarten, einer Chemikalie, die als Nervengift bekannt ist und Drüsenstörungen verursachen kann. Nicht nur mit zahlreichen Krankheiten wie Hirntumoren, Geburtsfehlern, Gefühlsschwankungen oder Epilepsie wird es in Verbindung gebracht – Aspartam geht außerdem, wenn es lange aufbewahrt wird oder in eine warme Umgebung kommt, in Methanol über, ein Alkohol, das sich zu Formaldehyd und Formsäure umwandelt, die uns wiederum als Karzinogene, als krebserregende Stoffe, bekannt sind.36
Carol Simontacchi wird in ihrem Buch „The Crazy Makers“ noch genauer: „Ein Liter eines Getränks, das mit Aspartam-Süßungsmittel versetzt ist, kann 56 mg Methanol bilden. Werden zahlreiche solcher Getränke innerhalb kurzer Zeit (innerhalb eines Tages etwa) getrunken, gelangen nicht weniger als 150 mg Methanol in den Blutkreislauf, das 32-fache des zulässigen Grenzwerts.“37
Der künstliche Süßstoff Saccharin, der heutzutage nur von wenigen Firmen verwendet wird, gilt sowohl in der human- als auch der veterinärmedizinischen Forschung als Mitverursacher von Blasenkrebs, in der Veterinärmedizin wird er außerdem noch mit weiteren Krebsformen in Verbindung gebracht.38
Acesulfam-K, das bei Pepsi One verwendet wird, gilt momentan als unschädlich, doch keiner weiß, was zukünftige Forschungen bringen werden.39
Aktuelle Forschungsergebnisse, die bei der jährlichen wissenschaftlichen Versammlung der Amerikanischen Notärzte in New Orleans vorgestellt wurden, warfen ein äußerst kritisches Licht auf die „Energie“ der sogenannten Energy-Drinks. Über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg werteten Dr. Danielle McCarthy und ihre Mitarbeiter von der Northwestern University alle telefonischen Meldungen aus, die im Toxikologischen Institut in Illinois/Chicago eingingen.40 Das Forschungsteam konzentrierte sich hierbei auf Meldungen, die koffeinhaltige Medikamente und Koffein-Ersatzmittel betrafen. Kaffee- oder Teewaren selbst wurden für diese Studie außen vorgelassen.
Die Resultate sind gelinde gesagt schockierend. Es gab über 250 Meldungen von Fällen körperlicher Störungen nach der Einnahme von Koffein-Ersatzmitteln. Zwölf Prozent davon oder anders: 31 Personen brauchten stationäre Behandlung, zwanzig mussten sogar auf die Intensivstation. Die Personen waren im Durchschnitt 21 Jahre alt. Die gemeldeten Fälle von Koffein-Überdosierung betrafen zum großen Teil Jugendliche, die Aufputschmittel wie NoDoz eingenommen oder Energy-Drinks getrunken hatten, häufig in Kombination mit anderen Drogen oder Alkohol. Die Studie wirft ein schrilles Licht auf das allgemein fehlende Bewusstsein und die Ignoranz gegenüber den Nebenwirkungen von Koffein-Ersatzmitteln. Dr. McCarthy spricht eine deutliche Warnung aus: „Jugendliche, die Koffein zum Wachbleiben oder der Glücksgefühle wegen zu sich nehmen, finden sich öfter, als man denkt, in der Notaufnahme wieder. Jugendlichen, die wegen Brustschmerzen oder Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert werden, stellt man nur deshalb so selten Fragen nach dem Konsum von Koffein-Ersatzmitteln, weil jeder sie für ungefährlich hält.“41
Die meisten Leute würden annehmen, dass Jugendliche, die Koffeinmissbrauch betrieben haben, auch andere Drogen eingenommen haben müssen. Was nicht ganz der Wahrheit entspricht, denn in 68 Prozent der gemeldeten Fälle betraf der Missbrauch allein Koffein. Die Personen, die in stationäre Behandlung mussten, hatten zwar meist einen Mix aus Koffein und anderen Medikamenten eingenommen, dennoch sollte es uns nachdenklich stimmen, dass die Überdosis einer Substanz wie Koffein, das im allgemeinen als eine Art „Nahrungsmittel“ gilt, zu erheblichen körperlichen Problemen führen kann.
Den Satz, der jetzt noch folgen würde, habe ich aus Überlegung weggelassen. Er stellt nur eine unnötige und wiederholte Affirmation dar und stört den, wie ich finde, wunderbar auf den Punkt gebrachten Gedankenfluss dieses Kapitels, v.a. aber würde er die Wirkung des obigen Satzes nur schmälern.
Im Dezember 2000 schreibt Karen Birchard in einem Beitrag in The Lancet42, die irische Regierung habe „dringende Nachforschungen über die Auswirkung von Softdrinks angeordnet, nachdem ein gerichtlicher Untersuchungsausschuss dies nachdrücklich empfohlen hat.“ Grund für die Untersuchung war der Fall eines 18-Jährigen, der während eines Basketballspiels starb. Er hatte vorher drei Büchsen Red Bull getrunken.
Der Beitrag macht darauf aufmerksam, dass der Mix aus Energy-Drink plus Wodka unter Jugendliche ein beliebter Cocktail sei. Er wies auch darauf hin, dass Personen, die nach größerem Alkoholkonsum bereits träge und schläfrig geworden seien und dann zu Energy-Drinks überwechselten, jäh zu aggressivem Verhalten neigen würden, das nicht selten zu nächtlichen Ausschreitungen führe. Offenbar war dieses Problem weit verbreitet, denn verschiedene Bars und Kneipen hatten bereits den Verkauf von Energy-Drinks eingestellt. Zur selben Zeit unterstützte David Byrne, der eu-Beauftragte für Gesundheit und Verbraucherschutz, die Entscheidung des Untersuchungsausschusses. Wie der Lancet-Artikel betonte, gab Byrne bekannt, dem Wissenschaftsgremium der eu nahegelegt zu haben, Anregungsmittel und ihre körperlichen Auswirkungen noch einmal genauer zu überprüfen.
Safefood, der Ausschuss für ungefährliche Lebensmittel, gründete als Antwort auf die Forderung der Regierung das „Stimulant Drinks Commitee“ und schuf damit die Voraussetzung für eine unabhängige wissenschaftliche Forschung über Energy-Drinks und deren gesundheitliche Folgen. Das Komitee, so erklärte Derek Finnigan in seinem Beitrag im Nutrition Bulletin43, sei im März 2002 darin übereingekommen, dass sämtliche Energy-Drinks mit dem Hinweis „ungeeignet für Jugendliche unter 16, Schwangere und koffein-empfindliche Menschen“ gekennzeichnet werden müssten. Ebenfalls sollten die Verbraucher darauf hingewiesen werden, dass sowohl beim Mixen mit Alkohol als auch in Verbindung mit Sport dringend Achtung geboten sei Diese Warnung sollte deutlich auf dem Getränk erkennbar sein.
Leider mixen junge Konsumenten auch weiterhin Energy-Drinks mit Alkohol und anderen Drogen. Doch warum allein unserer Jugend die Schuld geben, wenn doch Firmen wie Anheuser-Busch und Miller Brewing nun sogar sogenanntes Energy-Bier produzieren: Bier mit Koffein. Red Bull, das – gemessen am Volumen – 26,5 Prozent des Energy-Drink-Markts ausmacht44, wird, wie der irischen Studie zu entnehmen ist, auch weiterhin mit Wodka zu einem Friday Flattener („Freitags-Plattmacher“) oder zu einem Dirty Pompadour gemixt. Die Namen der Drinks sind Programm, sollen sie doch ihre Zielgruppe erreichen: die Teenager. Der Cocaine Energy Drink, der kürzlich auf den Markt kam, ist ein gutes Beispiel dafür: Sein Name ist suggestiv und in der Lage, einen Sog auf die jugendliche Kundschaft ausüben.45
Wen wundert, dass die Energy-Drink-Industrie auf ein Vermögen von 3,4 Milliarden US-Dollar angewachsen und ein Ende noch nicht abzusehen ist? Simmons Studie weist darauf hin, dass 31 Prozent der Jugendlichen den Konsum von Energy-Drinks bestätigen. In Zahlen übersetzt bedeutet das: 7,6 Millionen Teenager. Das stellt einen Zuwachs von fast drei Millionen dar und dies innerhalb von nur drei Jahren.46
Nicht nur die Vorstellung, Energy-Drinks könnten schlank machen und augenblicklich Energie schenken, sorgt für die anhaltende Begeisterung unter Jugendlichen. Es ist, betont Dr. McCarthy, vor allem die Möglichkeit, auf legale Weise high zu werden.
Jugendliche haben selten das Gefühl, etwas falsch zu machen. Tatsache ist aber, dass jeder Konsument von Energy-Drinks, egal welchen Alters, sich eine hohe Dosis Koffein zuführt. In ihrem Artikel erläutert Karen Birchard, dass Energy-Drinks sich aus drei Grundkomponenten zusammensetzen: aus Koffein, Taurin und Glucuronolactone. Ein 200 ml-Getränk enthält 75 mg Koffein. In einer gleich großen Cola sind es 21 mg, in einer Tasse Filterkaffee 80 mg. Da die Energy-Drink-Industrie nun die Getränkebüchsen vergrößert und den Koffeingehalt erhöht hat, ist der Grundstein für einen allgemein steigenden Koffeinverbrauch gelegt.
Auch das CSPI bezeichnet die vergrößerten Portionen als Hauptursache für den anwachsenden Gesamtkonsum. Seit den letzten 40 Jahren ist die Flaschen- und Dosengröße von einem anfänglichen 192-ml-Volumen auf 355 ml und erst kürzlich auf 591 ml erhöht worden. Interessanterweise war eine „Familienportion“ in den 50ern eine 0,769-ml-Flasche. Dem 1,89 Liter großen und 600 Kalorien enthaltenden Softdrink Double Gulp („Doppelschluck“) hat das CSPI nun den Spitznamen Pop Belly Special („Mega-Magen-Fetzer“) gegeben.47
Koffein steht in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Anzahl von Gesundheitsproblemen. Mit Nervosität etwa, mit Schlaflosigkeit, hohem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Cholesterinspiegel, Vitamin- und Mineralienmangel, aber auch mit Knoten in der Brust und sogar Geburtsfehlern. Von Koffein weiß man, dass es die Tätigkeit der Adrenalindrüse anregt. Der Genuss größerer Mengen jedoch kann zum Adrenalinverbrauch und -mangel führen, vor allem bei Kindern.48 Liebhaber von kohlensäurehaltigen Getränken und Energy-Drinks sollten erfahren, dass eine Studie der Johns Hopkins University School of Medicine aus dem Jahre 2000 zu dem Resultat gekommen ist, dass kohlensäurehaltigen Getränken Koffein beigemischt wird, um Konsumenten abhängig zu machen. Die Gefahr besteht darin, dass man nicht weiß, dass man langsam in eine Abhängigkeit gerät. Das Forschungsteam fand heraus, dass nur acht Prozent der regelmäßigen Colatrinker in der Lage waren, jenen kleinen Geschmacksunterschied festzustellen, den eine unterschiedlich hohe Koffeinkonzentration ausmacht. Daraus schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass „der Grund für den hohen Konsum koffeinhaltiger Softdrinks wohl weniger in einem besonders aromatischen Geschmack zu suchen ist, sondern eher in der stimmungsverändernden und körperlich abhängig machenden Wirkung des auf das Nervensystem einwirkenden Koffeins.“49
Am 31. Juli 1997 übergab das CSPI der US Food and Drug Administration FDA (Verwaltung für Lebens- und Genussmittel) eine siebzigseitige Petition. Sie stützte sich auf 40 Studien und stellte klar heraus, dass Koffein nicht nur als abhängig machende Substanz zu betrachten sei, sondern außerdem Mitverursacher von Fehlgeburten, Schlaflosigkeit und vieler andere gesundheitlicher Probleme ist.50 Gemeinsam mit bekannten Wissenschaftlern verschiedener Universitäten, wie etwa Yale, Harvard, Duke, Michigan, Berkeley und der Johns Hopkins University, sowie mit der Association of State and Territorial Public Health Nutrition Directors (Vereinigung der Direktoren für Volksgesundheit und Ernährung), dem National Women’s Health Network (Nationales Frauengesundheitswerk), dem Boston Women’s Health Book Collective (Frauengesundheitskollektiv Boston) und der Society for Nutrition Education (Gesellschaft für Ernährungsberatung) forderte das CSPI die FDA auf, den Koffeingehalt von Lebensmitteln auf der Verpackung zu kennzeichnen. Wie es scheint hat die FDA den Antrag noch immer nicht gelesen.
Das CSPI verfasste am 13. Juli 2005 eine neue Petition, in der sie sich wieder für die Kennzeichnung bestimmter Getränke einsetzten.51 Und erst kürzlich forderte das CSPI die FDA auf, strengere Richtlinien für Energy-Drinks und andere sogenannte „functional foods“ („effektvolle Lebensmittel“) durchzusetzen.52
Roland Griffith, Professor am Dezernat für Psychiatrie und Verhaltensforschung an der Johns Hopkins University School of Medicine, fasst unsere gegenwärtige, bedenkliche Lage klar zusammen, und seine Worte richten sich zwar an die Amerikaner, aber jeder, der sich über die Auswirkungen von Koffein nicht bewusst ist, sollte sich angesprochen fühlen: „Wir Amerikaner sollten anfangen, uns Gedanken über unseren Koffeinkonsum zu machen. Der tägliche Genuss koffeinhaltiger Softdrinks in einer Menge, die dem Koffeingehalt mehrerer Tassen Kaffee entspricht, kann zu Schlaflosigkeit, Angstzuständen und Konzentrationsschwäche führen. Menschen, die ihren Koffeinkonsum einschränken oder beenden, zeigen oft Entzugserscheinungen wie Kopfschmerz oder Mattigkeit. Koffein ist eine leichte Droge, und Eltern sollten eigentlich den Wunsch haben, den Konsum ihrer Kinder zu beschränken.“53
Gesundheits- und Ernährungsexpertin Jean Carter macht Frauen in ihrem Buch „Food – Your Miracle Medicine“ ebenfalls auf die Gefahren von Koffein aufmerksam: „Frauen, die täglich auch nur eine Tasse eines koffeinhaltigen Getränks tranken, z.B. Kaffee, Tee oder einen Softdrink, waren PMS-anfälliger. Je mehr Koffein sie konsumierten, um so stärker waren die Symptome.“54
Und Dr. Gary Null machte in seiner Radiosendung „Natural Living“, die sich mit vitalem Altern beschäftigt, auf eine Studie aufmerksam, die die Verbindung zwischen Koffein und Fruchtbarkeit beleuchtet. Ergebnis dieser Studie war, dass allein ein einziger koffeinhaltiger Softdrink pro Tag die monatliche Empfänglichkeit um 50 Prozent herabsetzte.55 Die Verbindung von Koffein und Kohlensäure sei außerdem auch keine gute Entscheidung, wenn man unter Darmproblemen leide.56
Um es kurz zu sagen: Es geschieht häufig, dass Mediziner Forschungsergebnisse präsentieren, die nur auf ein geringes Echo in den Medien stoßen. Forschungsstudien über kohlensäurehaltige Getränke gibt es wie Sand am Meer. Der Situation angemessener als ein spontan aufflammendes und schnell wieder abebbendes Interesse von Medien, die in diesen Ergebnissen „neue Storys“ vermuten, wäre ein Umdenken von uns allen. Eines, das uns dazu ermutigen könnte, unser Leben neu zu definieren und die medizinischen Forschungsergebnisse Ernst zu nehmen, vor allem wenn sie so deutlich unsere Gier, uns an Lifestyle-Vorgaben anzupassen, entlarven.
Sie haben die Wahl. Colas und Energy-Drinks gehören Ihnen, sobald Sie darum bitten. Haben sie Ihrem Körper jedoch erst einmal nachhaltigen Schaden zugefügt, wird Ihnen Bitten nichts mehr nützen. Die Getränke-Industrie wird Ihnen Ihre Gesundheit nicht zurückgeben. Denken Sie darüber nach.