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Plädoyer für ein rotierendes Universum

rotWer den Geburtsprozess des Kosmos wissenschaftlich erklären will, hat kein leichtes Spiel, denn die Natur lässt sich hier nicht in die Karten schauen. Die einzige Möglichkeit, sich dem rational anzunähern, besteht darin, die bekannten physikalischen Gesetze zu extrapolieren und aufzuzeigen, dass die eigene Hypothese mit den Beobachtungsdaten übereinstimmt.In unserem Leitartikel stellt James Michel Hughes eine elegante und simple Theorie der kosmischen Geburt vor, die ohne quantenmechanische Spekulationen auskommt und dennoch einige offene Fragen der etablierten Theorien beantwortet. In ihrem Kern gemahnt sie an einen weltweit erzählten Urmythos.


Der legendäre Kosmologe und Kernphysiker George Gamow brachte in einem Brief an die Zeitschrift Nature (1946) vor, dass sich das Universum möglicherweise drehe und dies die Ursache für die Rotation der Galaxien sei.1 Eine aktuelle Auswertung von wissenschaftlichen Belegen untermauert meine Hypothesea, das gesamte Universum weise ein komplexes Rotationsverhalten auf.2,3 Wenn das Universum rotiert, würde das darauf hindeuten, dass im Anschluss an den Urknall ein mechanischer Prozess wirkte. Das soll nicht heißen, dass es keine magnetohydrodynamischen, elektromagnetischen oder anderen Einflüsse gibt. Aber es könnte sein, dass ein mechanischer Prozess die erste treibende Kraft war.

Es folgt ein Überblick über die Argumente, die dafür sprechen, dass sich das Universum dreht.

Materie und Antimaterie im frühen Universum

Im Uranfang – lange bevor es sichtbar wurde und hinter dem „Ereignishorizont“ verborgen – war das Universum außerordentlich dicht und heiß. Unter solch extremen Druck- und Temperaturverhältnissen könnte Wasserstoff, der normalerweise als Gas auftritt, in metallischer Form vorliegen! Deshalb muss man in Betracht ziehen, dass das sehr frühe Universum über physische Festigkeit verfügte. Und in diesem Zusammenhang könnte sich dieses ultradichte Universum eher wie ein einheitlicher mechanischer, nicht wie ein quantenmechanischer Körper verhalten haben. Vielleicht wies das Universum sogar sehr wenig quantenmechanisches Raffinement auf.

Die Quantenmechanik assoziiert man mit dem Winzigen, mit der atomaren und subatomaren Ebene; einen „einheitlichen mechanischen Körper“ hingegen mit etwas Festem und Dichtem, das am anderen Ende des Spektrums der materiellen Form und Zusammensetzung seinen Platz hat. Es kann gut sein, dass das Universum ein „Larvenstadium“ durchlief, bevor es sich als etwas anderes entpuppte!

Was die Existenz von Antimaterie angeht, so ist mit der aktuellen wissenschaftlichen Lehrmeinung ein gröberes Problem verbunden: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das gegenwärtige Modell des Universums auf einer fundamentalen Fehlannahme beruht. Derzeit geht man davon aus, dass in den Nachwehen des Urknalls in erster Linie Materie gebildet wurde beziehungsweise dass ein asymmetrisches Ungleichgewicht zugunsten der Materie zur Vernichtung der gesamten Antimaterie führte, sodass ausschließlich Materie übrig blieb. Die Begründung stützt sich auf die These, dass das Universum keine Antimaterie enthalte – aus dem einfachen Grund, weil noch nie welche gefunden worden sei. Da aber der größte Teil des Kosmos jenseits unseres „Ereignishorizonts“ liegt, ist es wahrscheinlich, dass wir noch nicht einmal die Hälfte des Universums beobachten können. Folglich beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass es heutzutage noch Antimaterie gibt, rund 50 Prozent. Somit besteht eine annähernd 50-prozentige Chance, dass die gesamte vermisste Antimaterie nach wie vor vorhanden ist. Es handelt sich um eine hohe Wahrscheinlichkeit, die tief greifende Auswirkungen auf das ganze Gedankengebäu- de der modernen Kosmologie besitzt. Falls sich die Hälfte des materiellen Universums aus Antimaterie zusammensetzt, was sehr wahrscheinlich ist, hätte sich eine sehr wesentliche Annahme als falsch erwiesen.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 78 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.