NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/kanada-gesteht-genozid-an-millionen-kindern-ein
Kanada hat im 19. Jahrhundert versucht, kulturellen Genozid zu begehen. Das bestätigte nun die Oberste Richterin des Obersten Gerichtshofs von Kanada, Beverley McLachlin. Grundlage für den Genozid war eine Richtlinie, die ausdrücklich vorgab, die Ureinwohner Kanadas auszugrenzen und ihre Kultur zu zerstören. Anfang Juni 2015 hat die kanadische Kommission für Wahrheit und Versöhnung (Truth and Reconciliation Commission of Canada, TRC) einen Bericht veröffentlicht, der sich auf über 6.750 Zeugenaussagen von Überlebenden und ehemaligen Mitarbeitern von Internatsschulen für Eingeborene stützt, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden.
Im TRC-Bericht heißt es:
„Die kanadische Regierung übte diese Politik des kulturellen Genozids aus, weil sie ihren rechtlichen und finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Ureinwohnern nicht nachkommen und mehr Kontrolle über ihr Land und ihre Ressourcen für sich beanspruchen wollte.“
Die Kommission wurde im Jahr 2009 gegründet und mit der Erforschung der Geschichte und des Vermächtnisses der Schulen für Eingeborene beauftragt. Ihre Arbeit wurde jedoch immer wieder behindert, vor allem durch Auseinandersetzungen mit der Bundesregierung über die Herausgabe von Dokumenten und die Neubesetzung von Kommissionsposten.
Der Vorsitzende der Gruppe, Richter Murray Sinclair, erklärte, dass es sich bei der angegebenen Zahl der Todesopfer nur um eine grobe Schätzung handelt. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die tatsächliche Anzahl der Opfer an den fraglichen Schulen viel höher läge. Laut Sinclair sind zwischen 24 und 42 Prozent der eingeborenen Internatsschüler entweder schon in der Einrichtung ums Leben gekommen, oder kurz nachdem sie diese verließen.
Es wurde vermutet, dass bis zur Freigabe des TRC-Berichts vier Millionen eingeborene Kinder in den fraglichen Institutionen gestorben sind.
Die meisten Kinder starben infolge gravierender Unterernährung oder verschiedener Krankheiten. Einige Schüler waren in den 1940er und 1950er Jahren als Versuchspersonen für wissenschaftliche Experimente herangezogen worden, in denen ihnen Grundnahrungsmittel und Zahnhygiene vorenthalten wurden. Diese und ähnliche Programme wurden sowohl von kanadischen Regierungsbehörden als auch von der US-Regierung finanziert.
Die Missbrauchsberichte zeugen erneut von der dramatischen Lage, in der sich der einheimische Teil der kanadischen Bevölkerung befindet. So machen kanadische Ureinwohner nur etwa vier Prozent der Gesamtbevölkerung aus, stellen jedoch fast 24 Prozent der Gefängnisinsassen.
Quellen: VoltaireNet.org, 25.04.2016, http://tinyurl.com/h5yhtc; „Honouring the Truth, Reconciling for the Future“, TRC-Bericht, Juni 2016, http://tinyurl.com/zfw8wd7