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Kampf der Narrative: Geimpft vs. Ungeimpft

kampfnarrativeEine seltsame Geschichte ist das mit der Coronaspritze: Die einen halten sie für den ungefährlichsten Piks aller Zeiten, den einzig richtigen Ausweg aus der Pandemie und eine Pflicht für jeden sozial verantwortlichen, gesunden Mitbürger. Sie vertrauen den Daten und dem wissenschaftlichen Prozess.
Die anderen sehen sich in einer riesigen Feldstudie mit nicht lang genug getesteten, experimentellen Impfstoffen, vermuten unzählige und bagatellisierte Impfnebenwirkungen und wollen das Risiko eines großteils nutzlosen Impfabos nicht eingehen. Sie trauen Regierung und Pharmaindustrie nur so weit, wie sie spucken können.


Geimpft

Ich habe mich impfen lassen und würde es wieder tun – unzählige Daten bestätigen, dass die Impfung wirksam und sicher ist. In meinen Augen sollte sich also jeder, der die Möglichkeit dazu hat, impfen lassen.

Nach vierwöchigem Kampf gegen die Krankheit ist ein Verwandter von mir auf der Intensivstation an Covid-19 verstorben. Seine Symptome begannen einen Tag, nachdem er die erste Dosis des Impfstoffs erhalten hatte. Und trotzdem habe ich mich, als ich an der Reihe war, ohne viel Federlesens impfen lassen, weil ich mich lange und eingehend mit den Argumenten der Impfkritiker und -befürworter auseinandergesetzt habe. Dabei bin ich zu dem Schluss gelangt, dass es viel wahrscheinlicher ist, dass der Verwandte zufällig rund um den Impftermin an Covid-19 erkrankt ist, als dass die Impfung die Krankheit verursacht hat.

Ich bin Mathe- und Deutschlehrer an einem bayerischen Gymnasium und würde mich in der bürgerlichen Mitte verorten. Aus erkenntnistheoretischer Sicht habe ich über Viktor Frankl („Der Wille zum Sinn“) und Daniel Kahneman („Thinking, Fast and Slow“) den Weg zu Scott Alexander (Blog: Astral Codex Ten) genommen. Daraus leite ich für meine persönliche Erkenntnistheorie zwei Grundsätze ab. Erstens: Ich vertraue Wahrscheinlichkeitsabschätzungen, die sich aus großen Datenmengen ergeben. Zweitens: Ich misstraue Intuition, datenarmer Erfahrung und anekdotischer Evidenz.1

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Ungeimpft

Ich lasse mich nicht gegen Corona impfen – für mich gibt es zu viele ungeklärte Fragen, der Ansatz ist mir zu monokausal und mein Vertrauen in die Pharmaindustrie ist am Nullpunkt.

Ich habe denselben Verwandten, finde die Erklärung, es handele sich um einen Zufall, aber bagatellisierend. Ja, er war besorgt wegen der Krankheit, da er täglich mit Infizierten zu tun hatte, daher hat er sich schließlich impfen lassen … um andere zu schützen. Was dann wirklich geschah, wissen wir nicht: Es gab keine Obduktion, da sie aus Pietätsgründen abgelehnt wurde. Fakt ist, dass sein Gesundheitszustand nach der Impfung rapide schlechter und ein Zusammenhang nicht ernsthaft untersucht wurde. Wir müssen zumindest so ehrlich sein zu sagen:Wir werden nie wissen, was genau passiert ist.Für mich ist es sehr wahrscheinlich, dass mein Verwandter ohne die Impfung noch leben würde.

Ich bin selbstständig, misstraue Autoritäten und Konsensdenken und trete für die Idee der individuellen Selbstbestimmung ein. Auch bei Daten bin ich vorsichtig, denn sie werden immer von Menschen gewonnen und interpretiert – und diese Menschen sind fehlbar, haben Ziele und Überzeugungen. Außerdem fehlt es vielen Daten an Individualität. Meine Intuition und meine persönliche Erfahrung sind mir wichtige Ratgeber, aber ich messe sie möglichst mit dem Verstand ab.

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Kommentare

Kommentar von Dr. Christian Götze, dr.goetze@gmx.de (24. April 2022, 10:40 Uhr)

Zitat: "Ich vertraue Wahrscheinlichkeitsabschätzungen, die sich aus großen Datenmengen ergeben. Zweitens: Ich misstraue Intuition, datenarmer Erfahrung und anekdotischer Evidenz." Zitat Ende!
Diese Aussage des Autoren führt seinen positiven Impfentscheid ad absurdum! Es bei der quasi aus dem Boden gestampften neuen Impfung keinerlei Datenmengen bezüglich Wirksamkeit, Verträglichkeit, Spätfolgen, also ist eine Wahrscheinlichkeit Abschätzung unmöglich und würde trotzdem angewandt an Kaffeesatzleserei erinnern. Und sein Misstrauen müsste ihn in der Regel abhalten, sich die Spritze setzen zu lassen. Denn Intuition, datenarme Erfahrung und anekdotische Evidenz ist alles, was selbst nach zwei Jahren fast bisher vorliegt.