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Junge Erde hatte mehr als zwei Pole

erdeIn einem Fachartikel der Zeitschrift Geophysical Research Letters legte Dr. Peter E. Driscoll vom Carnegie Institute for Science nahe, dass das frühzeitliche Magnetfeld der Erde sich erheblich vom heutigen unterschied, da es mehr als nur zwei Pole aufwies.





Bild: NASA's Goddard Space Flight Center Conceptual Image Lab


Die Erde erzeugt ein starkes Magnetfeld, das sich aus dem Erdkern in den Weltraum hinaus erstreckt. Dieses Feld schützt die Atmosphäre und lenkt schädliche Hochenergieteilchen von der Sonne und aus dem Weltraum ab. Ohne diesen Schutzschild würde die Erde von kosmischer Strahlung bombardiert werden – ein Leben auf der Oberfläche wäre nicht möglich.

Wissenschaftler können die Geschichte des Erdmagnetfelds rekonstruieren, indem sie frühzeitliches Gestein untersuchen, das noch Spuren der Magnetpolung aus der Zeit seiner Entstehung trägt. Diese Spuren lassen darauf schließen, dass unser Planet die längste Zeit über ein aktives Magnetfeld mit zwei Polen verfügte.

Es gibt auch kaum geologische Hinweise darauf, dass sich die Intensität des frühzeitlichen Erdmagnetfelds in den letzten vier Milliarden Jahren stark verändert hätte – mit einer wesentlichen Ausnahme: Im Neoproterozoikum, vor 500 Millionen bis 1 Milliarde Jahren, weisen die Spuren der Magnetfeldintensität Lücken und anomale Ausrichtungen auf.

Mit 3D-Dynamosimulationen, die die Erzeugung eines Magnetfelds mit Wirbelstrombewegungen darstellen, untersuchte Driscoll die angenommenen Veränderungen des Magnetfelds in diesem Zeitraum.

„Dabei habe ich überraschend viele Schwankungen entdeckt“,

erklärt Driscoll.

„Diese neuen Modelle gehen nicht mehr, wie früher, von einem immerzu stabilen dipolaren Feld aus.“

Driscolls Forschungsergebnisse zeigen, dass die Erde vor rund einer Milliarde Jahre einen Übergang zum gegenwärtigen Magnetfeld vollzogen hat, das zwischen zwei Gegenpolen im Norden und Süden des Planeten existiert. Zuvor soll das Magnetfeld heftig fluktuiert haben, sowohl in der Intensität als auch in der Ausrichtung, da es von mehreren Polen erzeugt wurde.

Insgesamt haben diese Erkenntnisse große Auswirkungen auf die geothermische und geomagnetische Geschichte der Erde, insbesondere auf die magnetischen Messverfahren zur Rekonstruktion der Kontinentalverschiebungen und für frühzeitliche Klimaveränderungen.

Quelle: ScienceDaily.com, 24.06.2016, http://tinyurl.com/hdagc78