NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/isotopizitaet-das-ungelueftete-geheimnis-der-isotopenverteilung
Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass jedes Element Isotope hat – Atomarten mit mehr Neutronen im Kern. Man kennt 240 stabile Isotope, die Zahl der instabilen liegt weit höher. Das bedeutet nicht nur, dass in unserem Körper pro Sekunde 4.000 radioaktive Zerfallsprozesse stattfinden, sondern auch, dass sich in allem eine bisher kaum erforschte Isotopenstruktur verbirgt.
Ein Denkanstoß.
Richard Feynman (1918–1988), dem größten Physiker des letzten Jahrhunderts, wurde einmal die folgende Frage gestellt:
„Wenn durch eine Katastrophe unsere sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zerstört würden und nur ein einziger Satz an die nächste Generation weitergegeben werden könnte, mit welcher Aussage könnte man mit den wenigsten Worten die meisten Informationen vermitteln?“
Darauf antwortete er:
„Alles besteht aus Atomen.“
Diese vier Wörter fassen tatsächlich am besten zusammen, was unsere Wissenschaft bis dato erreicht hat.
Allerdings kannte die Menschheit das Konzept von Atomen als winzigen Grundbausteinen, aus denen sich alles zusammensetzt, schon lange bevor sie die entsprechenden Instrumente erfand, die deren tatsächliche Existenz enthüllten. Man denke nur an große Atomisten der Antike wie Leukipp, Demokrit, Epikur und Lukrez, die oftmals mit erstaunlicher Einsicht und Vorstellungskraft über die atomare Welt sprachen. Ein paar Jahrhunderte später begegnen uns dann unter anderem Giordano Bruno, René Descartes und Robert Boyle, die Vertreter eines vorexperimentellen Atomismus, die eine Renaissance des antiken Konzepts einleiteten.
Doch was wäre eine zweite mögliche Antwort auf die eingangs gestellte Frage?
Ich kann mich zwar nicht der gleichen Bekanntheit rühmen wie Richard Feynman, würde jedoch als zweiten Satz vorschlagen:
„Alle Atome haben Isotope.“
Was nun hat es mit diesen „Isotopen“ und dem Begriff „Isotopizität“ auf sich? Isotope sind Atome eines bestimmten chemischen Elements, die in ihrem Kern eine abweichende Anzahl von Neutronen aufweisen.
Alles, was wir sehen und berühren können – uns selbst eingeschlossen –, besteht aus Atomen, und etwa zwei Drittel aller chemischen Elemente haben zwei oder mehr stabile Isotope. Bekannt sind insgesamt 254 stabile Isotope, wobei 80 Elemente des Periodensystems zumindest über ein stabiles Isotop verfügen. Die Zahl der radioaktiven Isotope – natürlichen und künstlichen Ursprungs – ist weit höher und liegt bei etwa 2.400.
Jeder von uns beherbergt in sich eine höchst breit gefächerte Palette an Isotopen, und diese Isotopenvielfalt wirkt sich auf fast alle Lebensbereiche aus – unsere Physiologie, unser Psyche und unsere Gesundheit. Man kann hier beispielsweise erwähnen, dass in jedem von uns (wenn wir von einem durchschnittlichen menschlichen Körpergewicht von 70 Kilogramm ausgehen) pro Sekunde etwa 4.000 radioaktive Zerfallsprozesse stattfinden. Beteiligt sind meistens Isotope von Kohlenstoff (14C) oder Kalium (40K), die dabei energetische Teilchen produzieren. Diese wiederum beeinflussen uns körperlich und geistig auf vielerlei Weise.
Modell eines Wasserstoffatoms
Um nun das Prinzip der Isotopizität zu verstehen, muss man sich im ersten Schritt klarmachen, dass alles um uns herum (und wir selbst) überwiegend aus Neutronen besteht. Atomkerne setzen sich zwar aus Protonen und Neutronen zusammen, doch ein Blick auf die Periodentafel verrät uns, dass fast alle Atome mehr Neutronen (N) als Protonen (Z) aufweisen – dazu muss man nur das Atomgewicht A und die Ordnungszahl Z vergleichen. Bei 238Uran beispielsweise finden wir das Verhältnis Z = 92 und N = 146. Man kann also sagen, dass Neutronen circa 60 Prozent des Gesamtgewichts aller existierenden Dinge ausmachen.
Sinnbildlich gesprochen könnte man sagen, dass wir alle eigentlich wandelnde Neutronenbehälter sind!
Zudem besteht beinahe alles, was wir um uns herum sehen – einschließlich unserer selbst –, im Grunde aus leerem Raum. Der Atomkern macht nahezu die gesamte Masse eines Atoms aus, füllt aber nur einen verschwindend geringen Teil des Gesamtvolumens aus. Der Durchmesser eines Atoms (Kern + Elektronenwolke) ist um den Faktor 23.000 (Uran) bis 145.000 (Wasserstoff) größer als der des Kerns. Stellen wir uns den Kern so groß vor wie eine Blaubeere (1 Zentimeter), dann wäre das Uranatom so groß wie eine riesige Kathedrale (230 Meter) und das Wasserstoffatom entspräche einer Kugel mit einem Durchmesser von fünf aufeinandergestellten Eiffeltürmen (1.450 Meter)!
Sollten Sie zu denjenigen gehören, die mit der Vorstellung von „Gott“ als einem universalen, kosmischen Quantenfeld des Bewusstseins sympathisieren, können Sie vielleicht mit der folgenden Aussage etwas anfangen: In einem solchen „Feld“ würde das Neutron die Rolle eines Quants (eine Elementaranregung) übernehmen, ganz ähnlich wie die Photonen als Quanten des elektromagnetischen Felds aufzufassen sind.
Können wir das Neutron also als echtes „Gottesteilchen“ bezeichnen?
Dieser Titel ist ja vor Kurzem dem Higgs-Boson verliehen worden, und in der Tat lässt sich der Begriff, der Vorlage für populäre Talkshows und Beststeller war und das Higgs-Boson berühmt machte, auch auf das Neutron anwenden.
Zunächst einmal sollten wir uns fragen, wie ernst wir eine solche Bezeichnung für ein Teilchen nehmen dürfen, das laut Experimenten am CERN eine Masse von 130 Protonen hat – also eher ein Higgs-Bison ist – und eine Lebenszeit von im Schnitt gerade einmal 10-22 Sekunden aufweist. Eine solche Zeitspanne hat keinen Bezug zu irgendeinem für uns relevanten Zeitmaß. Das Neutron dagegen passt mit einer Lebenszeit von 15 Minuten (als freies Teilchen) schon eher in „unsere“ Zeitrealität von Ereignissen.
Mögen uns renommierte Hochenergiephysiker auch als Spinner oder Sonderlinge bezeichnen – wir lachen darüber, dass man einem so übergewichtigen, kurzlebigen Teilchen wie dem Higgs-Boson „Gottesstatus“ verleiht.
Meiner Ansicht nach sprechen alle bisher angeführten Argumente dafür, das Neutron als das wahre und wichtigste Gottesteilchen zu betrachten. Damit bliebe dem Higgs-Boson bestenfalls der Rang eines „Vize-Gottesteilchens“.
Ich weiß, dass man mich wegen meiner nun folgenden theologischen Analogien zum Neutron der Häresie bezichtigen kann, aber lassen Sie mich das Ganze noch etwas weitertreiben.
Tatsächlich nämlich weist das Neutron – jedenfalls, bevor es zerfällt – in seinem Inneren drei potenzielle (virtuelle) „Bestandteile“ auf: ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino. Diese Dreiheit könnte man mit Vater, Sohn und Heiligem Geist gleichsetzen:
Die Vorstellung von Gott als einer Heiligen Dreifaltigkeit gehört zu den frühesten Konzepten des Christentums. Ohne an dieser Stelle eine umfassende theologische Diskussion zu beginnen, will ich dennoch einige Analogien zum Neutron anschneiden, das, wie gesagt, ebenfalls eine dreieinige Natur hat.
Lassen Sie mich hierzu auf die Terminologie zurückgreifen, die schon die frühen Kirchenväter benutzt haben. Diese bedienten sich häufig der griechischen Sprache, da die frühen christlichen Schriften auf Griechisch verfasst waren. Bei ihren Gesprächen über die Heilige Dreifaltigkeit verwendeten sie häufig die Bezeichnung perichóresis, was man als „Durchdringung ohne Verschmelzung“ übersetzen könnte. Dahinter steckt die Vorstellung, dass jede an der Dreifaltigkeit beteiligte Persönlichkeit umfassend am Leben der beiden anderen teilhat.
Jedes Mitglied der Heiligen Dreifaltigkeit „durchdringt“ die anderen, wobei die Individualitäten jedoch gewahrt bleiben und Gott keineswegs substanziell in drei Teile aufgespalten wird. Mit anderen Worten, man kann die Perichorese als intimes, vollständiges Ineinander der Persönlichkeiten bezeichnen, eine Dreifaltigkeit, bei der die einzelnen Teile perfekt ineinander verschachtelt und aufeinander bezogen sind.
Viele moderne Autoren definieren die Perichorese lieber als ein „Innewohnen“. Darunter verstehen sie ein wechselseitiges Ineinander der Persönlichkeiten der Dreifaltigkeit. Die lateinische Bezeichnung dafür lautet circuminsessio. Im Russischen und einigen slawischen Sprachen wird die Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiliger Geist als nerazdelno – neslijanno – „ohne Trennung und ohne Verschmelzung“ – bezeichnet.
Mit anderen Worten, wir präsentieren das Neutron hier als ein physisches Paradigma – als Sinnbild, Egregor oder Avatar – der Heiligen Dreifaltigkeit. Hier ist anzumerken, dass wir diese Analogie nicht unbedingt auf die traditionelle christliche Dreifaltigkeit beschränken wollen. Auch die „Dreiheiten“ anderer Religionen und Traditionen passen in dieses hypothetische Bild. Insbesondere die hinduistische Dreiheit – Brahma als Vater, Vishnu als Sohn, und Shiva als Geist oder Kosmos – weist eine grundsätzliche Ähnlichkeit zur christlichen Dreifaltigkeit auf. Darauf haben bereits viele Gelehrte in ihren Arbeiten hingewiesen, darunter Joseph Campbell in seinen Büchern.
Man könnte auch die Dreiheit von Körper, Geist und Seele im Rahmen dieser Trinitätsanalogie betrachten. Hier ließe sich – spekulativ, versteht sich – der Körper mit dem Proton, der Geist mit dem Elektron und die Seele mit dem (Anti-)Neutrino (als universelles kosmisches Verbindungsglied) gleichsetzen.
Jahrelang habe ich an der Entwicklung eines übergreifenden Konzepts zur Isotopenvielfalt, isotopischen Zufälligkeit und isotopischen Selbstorganisation gearbeitet und diese schließlich einem einzigen Phänomen untergeordnet: der Isotopizität.
Diesen Grundgedanken der Isotopizität, unter dem ich die erwähnten Teilaspekte zusammenführe, habe ich in meinen wissenschaftlichen Arbeiten und Artikeln verwendet, um ein breites Spektrum an Wirkungen in der Physik und Chemie fester und flüssiger Systeme zu beschreiben, die in Bereichen wie Materialforschung, Maschinenbau, Nanotechnologie, Informatik, Biologie, Biomedizin, Quantencomputing und noch einigen anderen mehr eine Rolle spielen.
Der Kerngedanke ist, dass DNS-Ketten und andere zelluläre Strukturen einen „isotopischen Gencode“ enthalten. Die Grundlagen dieses Konzepts lassen sich in ein paar Zeilen zusammenfassen:
Es ist bekannt, dass die DNS-Ketten aus fünf chemischen Elementen bestehen: Wasserstoff (H), Sauerstoff (O), Kohlenstoff (C), Stickstoff (N) und Phosphor (P). Von diesen fünf Elementen hat allein Phosphor nur ein einziges stabiles Isotop, die anderen haben entweder zwei (H, C, N) oder drei (O) stabile Isotope. Zwar zeigen die stabilen Isotope ein und desselben Elements in der Regel das gleiche Verhalten, aber dennoch kann man sie physikalisch klar unterscheiden: Sie differieren hinsichtlich ihrer Masse, ihres kernmagnetischen Moments und der Position ihrer Energieniveaus. Zudem weisen sie andere Schwingungsfrequenzen auf, wenn sie in molekulare oder kristalline Strukturen eingebettet sind.
Abb. 1: Isotopische Zufälligkeit in Kristallen
Abb. 2: Isotopisches neurales Netzwerk
Hier stellt sich nun die Frage, ob beispielsweise die in DNS-Ketten enthaltenen Kohlenstoffisotope dafür sorgen könnten, dass bestimmte DNS-Abschnitte mehr Informationen speichern können. Dadurch ergäbe sich ein alternativer genetischer Code, der die Informationen, die in der chemischen Anordnung der DNS-Basen gespeichert sind, überlagert und ihnen übergeordnet ist. Oder in einer Frage ausgedrückt: Kann die vorhandene Isotopenvielfalt zur Bildung eines alternativen isotopischen Gencodes führen, der in hohem, wenn nicht superexponentiellem Maß die Informationsspeicherkapazität der genetischen Stränge zu erweitern vermag?
Nehmen wir zum Beispiel Kohlenstoff, das wichtigste chemische Element. Kohlenstoff hat zwei stabile Isotope, 12C (relative Häufigkeit: 99 Prozent) und 13C (relative Häufigkeit: 1 Prozent). Berechnet man nun die Kombinationsmöglichkeiten dieser Isotope innerhalb chemisch gebundener Strukturen, gelangt man zu einer enorm großen Anzahl möglicher Permutationen. Ein winziger Abschnitt einer DNS-Kette, der kleiner als ein Mikrometer ist und gerade einmal eine Million Kohlenstoffatome enthält, weist etwa 10.000 zufällig verteilte 13C-Atome auf. Die Anzahl der isotopisch unterscheidbaren Distributionen – also die möglichen Platzierungen der 10.000 Atome auf den 1.000.000 Plätzen – beträgt etwa 1024.000. Diese Zahl ist deutlich größer als die Zahl aller Atome im Universum, die auf 1080 bis 10100 geschätzt wird. Beziehen wir die räumlichen Anordnungen ein, die sich durch punktuelle Substitutionen in anderen stabilen Isotopen schaffen lassen, und ersetzen wir beispielsweise 16O durch 17O und 18O oder 14N durch 15N, erhöhen sich die Möglichkeiten des Informationstransfers und damit der Informationsdiversifizierung noch weiter und steigen sogar exponentiell an. Dieses Potenzial besteht parallel zu der Informationsverarbeitung durch „Makros“ – etwa die genetische Transkription von Codons oder das chromosomale Crossing-over.
Auch in kristallinen Strukturen kann die Zufälligkeit oder auch Freiheit der Platzierung von Isotopen an den regulären Stellen eines Kristalls (Abb. 1) die Informationsspeicherkapazität exponentiell erhöhen. Das könnte die Grundlage der heilenden Eigenschaften sein, die man Kristallen nachsagt.
Denken wir nur daran, dass Millionen Menschen überall auf der Welt Quarz und andere Kristalle als „Heilsteine“ besitzen und tragen und ihre Gesundheit offenbar davon profitiert. Wie also funktionieren solche Heilkristalle wirklich?
Bedienen wir uns des Isotopizitätskonzepts, so können wir postulieren, dass sich aufgrund der isotopischen Zufälligkeit – der isotopischen Freiheit – in Kristallen „isotopische neurale Netzwerke“ (INN) formen können, die für die Heilungseffekte verantwortlich sind (Abb. 2).
Bei Quarzkristallen (Siliziumdioxid) sorgt die isotopische Zufälligkeit der Sauerstoff- und Siliziumisotope dafür, dass die Kristalle quasi lebendige, informativ aktive Entitäten sind, die mit ihrem menschlichen Wirt interagieren können, indem sie ihm heilende Energien übermitteln und seine Chakras ausgleichen.
Betrachtet man diese physikalischen Grundlagen, so kann man verstehen, warum manche Menschen ihre Quarze und anderen Kristalle wie persönliche Haustiere behandeln, die mit ihrer Individualität in Resonanz treten und irgendwie ihre gesundheitlichen und emotionalen Bedürfnisse „verstehen“, ebenso wie ihre Hunde und Katzen es vermögen.
Ähnliche Isotopeneffekte können auch in flüssigen Strukturen auftreten. Wasser bietet dafür ein gutes Beispiel. Aufgrund seiner dynamischen Struktur und der engen Wechselbeziehungen seiner Atome kann man Wasser als Flüssigkristall bezeichnen (siehe dazu die Arbeiten von Dr. Masaru Emoto).
Lassen Sie mich Ihr Gedächtnis auffrischen: der im Wasser (H2O) enthaltene Wasserstoff kommt in zwei Isotopen – als gewöhnlicher Wasserstoff und als Deuterium (D) – und der Sauerstoff in drei Isotopen – 16O, 17O, 18O – vor. Deshalb verfügt Wasser in hohem Maß über die Fähigkeit, Informationsinhalte in seinen isotopischen Permutationen (den flüssigen INN) zu speichern.
Wie ich in vielen meiner Publikationen darlege, verdankt Wasser der dynamischen Beziehung zwischen Wasserstoff- und Sauerstoffisotopen das ihm nachgesagte Gedächtnis.
Dies kann uns auch die Erklärung für die physikalischen Grundlagen der Homöopathie liefern (vergleiche dazu die Experimente von Dr. Jacques Benveniste).
In meinen wissenschaftlichen Arbeiten und Büchern vertrete ich die These, dass Isotopenvielfalt das Verbindungsglied zwischen verschiedenen Bewusstseinsebenen ist und einen Brückenschlag zwischen (unserem) lokalisiertem und dem globalen (kosmischen oder universalen), nichtlokalen Bewusstsein vollziehen kann. Letzteres könnte man im Sinne von Rupert Sheldrake als eine Art morphogenetisches Feld betrachten. Abbildung 3 veranschaulicht dieses Verbindungsnetzwerk in kompakter Form.
Bleiben wir weiter auf der Ebene der Atome und Isotope, so erschließen sich uns noch weitere Zusammenhänge.
Von der Vielzahl der chemischen Elemente spielen nur vier für das (bekannte) biologische Leben auf der Erde eine entscheidende Rolle – Wasserstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Wir werden diese Elemente als HCON-Gruppe bezeichnen. Interessant ist, dass die HCON-Elemente auch für die Energieproduktionszyklen der Sonne verantwortlich sind. So gesehen könnten wir die Sonne als eine Verwandte von uns Menschen bezeichnen. Carl Sagan meint dazu: „Wir sind Sternenstaub.“
Auf welche faktische Grundlage lässt sich nun die obige Behauptung stützen?
1938 stellten die beiden Physiker Hans Bethe (1906–2005) und Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–2007) unabhängig voneinander die Behauptung auf, dass es sich bei dem sogenannten CNO-Zyklus um einen katalytischen Mechanismus handelt, durch den die Sonne Wasserstoff zu Helium fusioniert, und dass dieser Vorgang die Quelle der Energieproduktion der Sonne darstellt. An dieser Kettenreaktion sind Isotope von Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff (die „Grundnahrung“) und Helium (das Endprodukt) beteiligt. Die schweren Atomkerne (C, N, O) dienen als Reaktionsstätten, an denen sich die Wasserstoffatome (Protonen) in Helium verwandeln. Diese isotopische Reaktion läuft folgendermaßen ab:
12C→13N→13C→14N→15O→15N→(12C) …
Als Nebenprodukte dieser sich in Dauerschleife wiederholenden isotopischen Kernreaktionen fallen Positronen, Gammastrahlen und Neutrinos an, und ein einziger Durchlauf dieses Energiezyklus erzeugt 26,8 Megaelektronenvolt – eine riesige Menge Energie auf atomarer Ebene. Deshalb strahlt unsere Sonne bereits seit etwa fünf Milliarden Jahren und hat nochmals in etwa die gleiche Lebensspanne vor sich. Nach sechs Durchläufen der oben bezeichneten Kettenreaktion und der Nukleartransformationen (Isotopizität) landen wir wieder bei dem 12C-Kern und die Schleife wiederholt sich erneut. Bei diesem Szenario bilden die Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoffisotope eigentlich einen einzigen Kern, der in einer sich wiederholenden katalytischen Schleife eine Reihe von Transformationen durchläuft.
Der Philosoph und Autor Gregory Sams spricht in seinem Buch „Sun of gOd“ von einer lebendigen Sonne. Im Titel dieses Buches wird das „O“ in dem Wort „gOd“ absichtlich großgeschrieben und auf dem Buchdeckel als riesiger Kreis dargestellt. Es soll die Sonnenscheibe symbolisieren, so wie wir sie sehen.
In einem Online-Artikel mit dem Titel „Bring back the Sun“ weist Sams auf Folgendes hin:
„Bei der Erforschung der Kulturen vieler Völker übersehen wir nur allzu leicht ein Grundprinzip, das alle diese weltweiten Überlieferungen – beispielsweise die der Ägypter, der Mayas, der Kelten, der Griechen, aber auch die der Sumerer, der Chaldäer, der Assyrer, der Gnostiker, der Khmer, der nordischen Völker, der Inkas, der Azteken, der Urvölker Süd- und Nordamerikas oder der Hindu- und der Shintoreligionen – gemeinsam haben. Sie alle erkennen an, dass unser Stern eine bewusste Wesenheit ist – ein himmlisches Wesen. Dieses Konzept gehört zu den unausgesprochenen Tabus der westlichen Welt, und wird auch von modernen Forschern, die sich mit solchen Kulturen befassen, nur widerwillig anerkannt.“
Mir war diese Vorstellung durchaus nicht neu, doch als ich darüber las, erwischte es mich kalt: Wie viele von uns haben sich tatsächlich schon mit dem Gedanken getragen, dass die Sonne buchstäblich eine bewusste Wesenheit sein könnte, und dazu mehr als ein gelegentliches Lippenbekenntnis abgegeben?
Wir sollten uns klarmachen, dass die Sonne – ebenso wie andere Sterne und Galaxien – nach dieser Vorstellung lebendig und bewusst ist, und zwar nicht nur in einem symbolischen oder metaphorischen Sinn, sondern im wahrsten Sinne des Wortes!
Zudem sind Wesenheiten wie die Sonne höchst wahrscheinlich um Längen schlauer als wir Menschen. „Die Sonne ist intelligenter, als wir glauben“, schreibt Sams auf dem Umschlag seines Buches.
Wäre es angesichts der oben beschriebenen isotopischen Reaktionen, aus denen die Sonne ihre Energie bezieht, wirklich zu weit hergeholt, dem ausgeklügelten, dynamischen Netzwerk isotopischer Muster in der Sonne die Fähigkeit zuzuschreiben, ein isotopisches neurales Netzwerk solaren Ausmaßes zu formen? Eine solche Vorstellung fügt sich bestens in die anderen Argumente ein, die ich in diesem Artikel präsentiere. Es sei dem Leser überlassen, sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen.
Abb. 3: Isotopizität und Bewusstseinsdynamik
Hingewiesen sei hier, das zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels die Ansicht vorherrscht, dass der CNO-Zyklus nur für etwa 1,7 Prozent des Energieausstoßes der Sonne verantwortlich ist, während der Rest auf der Proton-Proton-Fusionsreaktion beruht (wobei es sich auch hier letztlich um ein Zusammenspiel von Isotopen unter Beteiligung der Heliumisotope 3He und 4He handelt). Aber selbst wenn der CNO-Zyklus nur für etwa ein Sechzigstel des gesamten Energieausstoßes verantwortlich wäre, können wir uns trotzdem als „isotopische Verwandte“ der Sonne bezeichnen.
An dieser Stelle lohnt sich auch ein Blick auf das planetarische Atommodell, das als Rutherford-Bohr-Modell bekannt wurde. Der große Physiker Ernest Rutherford (1871–1937) und sein ehemaliger Student Niels Bohr (1885–1962) veröffentlichten dieses Konzept etwa 1913. Entsprechend diesem Modell bewegen sich in einem Atom die Elektronen in ähnlicher Weise um den Kern wie die Planeten um die Sonne. In beiden Fällen wirken bestimmte Anziehungskräfte. Im Fall der Sonne und der Planeten handelt es sich um Gravitationskräfte, im Fall des Atoms um die Anziehungskräfte zwischen den negativ geladenen Elektronen und dem positiv geladenen Kern (in der Physik spricht man von der Coulomb-Kraft). Die Analogie zwischen dem Atomkern und der Sonne ist natürlich ästhetisch ansprechend. Ebenso wie die Sonne unser Leben und die Existenz des gesamten Planetensystems bestimmt, so herrscht der Atomkern über das gesamte Atom mit all seinen Elektronen, deren Anzahl mit Z – der Atomzahl des entsprechenden chemischen Elements – angegeben wird.
Etwa ein Jahrzehnt später wurde das klassische planetarische Modell durch das Quantenmodell ersetzt. In diesem Modell bewegen sich die Elektronen nicht „wirklich“, vielmehr bilden sie stehende Wellen.
Die Analogie zwischen dem Sonnensystem und dem Atom geht sogar noch weiter. Ebenso, wie die Sonne nur einen winzigen Bruchteil (ein Trillionstel) des Volumens des gesamten Sonnensystems ausmacht, trägt auch der Atomkern nur etwa den gleichen Bruchteil zum Volumen des Atoms bei. Hätte der Atomkern die Größe einer Blaubeere, dann wäre das Atom so groß wie ein olympisches Stadion. Beim Verhältnis des Volumens der Sonne zum Volumen des Sonnensystems (äußerer Asteroidengürtel) finden wir in etwa den gleichen Wert. Dennoch bleibt die Sonne das massereichste Objekt im Sonnensystem. Die Massen aller Planeten und Asteroiden betragen zusammengenommen etwa ein Siebenhundertstel der Sonnenmasse. Beim Atom beläuft sich der Verhältniswert auf ein Dreitausendstel. Unsere gesamte Masse besteht also praktisch fast ausschließlich aus Atomkernen – wir sind größtenteils leere Behältnisse. Zwar erscheinen wir und alle Objekte, die uns umgeben, dicht und fest, doch handelt es sich dabei um eine Illusion, denn im Wesentlichen bestehen wir aus winzigen Atomkernen, die unregelmäßig im leeren Raum verteilt sind.
Der geschilderte Gedankengang zeigt meines Erachtens, dass die Rolle unserer Sonne nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, beherrscht und beherbergt sie doch unsere gesamte Existenz.
Lassen Sie mich an dieser Stelle zwei Kommentare anbringen und erklären, warum das Buch von Sams und seine Vorstellung von einer bewussten Sonne mich so stark beeindruckt haben.
Zum einen zeigte ich seit frühester Jugend ein lebhaftes Interesse an den Mythologien der Welt. Besonders faszinierte mich die Regierungszeit des ägyptischen Pharaos Echnaton (14. Jh. v. Chr.), der der Sonne den Rang der obersten Gottheit verlieh. Seine Nachfolger richteten sich allerdings gegen Echnaton und kehrten zum Polytheismus zurück. Dennoch hat diese Periode einen festen Platz in den Geschichtsbüchern, nicht zuletzt wegen der weltweiten Popularität von Echnatons schöner Frau Nofretete. Nofretete hatte viele Kinder und nach statistischen Schätzungen „stammen fast alle Menschen auf der Erde von Nofretete ab“ (was zugegebenermaßen für jeden gilt, der vor ein paar Tausend Jahren gelebt hat und ein paar Nachkommen hinterlassen hat).
Zum anderen wollte es mein „Forscherkarma“, dass ich nach meinem Umzug nach Kanada im Jahr 1979 einige Jahre lang unter anderem an experimentellen Arbeiten mit Solarzellen beteiligt war.
Mit Solarzellen lässt sich die Sonnenenergie viel direkter einfangen als bei der Nutzung fossiler Brennstoffe. Die Solarzellenindustrie ist weltweit im Wachsen begriffen. Das verdanken wir wiederum der Sonne, der Quelle des Lebens und des Lichts!
Meine kurze Zuschrift „Radikale Ideen sollte man nicht vorschnell verwerfen“ (American Physical Society News, 1994) schloss ich mit einer Anekdote über Niels Bohr, einen der Begründer der Quantenphysik, und dessen Reaktion auf einen vorwitzigen Reporter. Dieser Reporter fragte Bohr, warum er ein Hufeisen über die Eingangstür seines Sommerhauses genagelt hätte: „Professor Bohr, Sie glauben doch sicherlich nicht an den Unsinn, dass ein Hufeisen dem Eigentümer Glück bringen soll, oder?“ Darauf antwortete Bohr: „Natürlich glaube ich das nicht. Aber man sagt, es wirke auch dann, wenn man nicht daran glaubt.“
Ich möchte darauf hinweisen, dass alle hier skizzierten Konzepte und Vorstellungen bei Weitem noch nicht vollständig ausgereift sind. Ich behaupte an keiner Stelle, dass meine Ausführungen der Weisheit letzter Schluss sind, und ich gebe nicht vor, zu dem Thema alles gesagt zu haben. Im Gegenteil, ich möchte meine Leser einladen, mit Offenheit und Kreativität an die Dinge heranzugehen, und sich ihre eigenen Gedanken zu den vorgestellten Konzepten zu machen. Wenn andere Menschen dann ihre ureigenen Ideen zu diesen Themen entwickeln und in welcher Form auch immer präsentieren, werde ich ewig dankbar dafür sein, dass meine Bemühungen nicht vergeblich waren.
Viel Glück!
Eine genauere Darstellung meiner Konzepte finden Sie in meinen Zeitschriftenartikeln und meinen letzten drei Büchern. Hier eine unvollständige Liste meiner Artikel:
• Berezin, A. A.: „Isotopic Biology“ in Nuovo Cimento, 1984, 3D, 914–6
• Berezin, A. A.: „On the Mechanisms of Information Transfer in Isotopic Biology“ in Kybernetes, 1986, 15:15–8
• Berezin, A. A.: „Isotopic Randomness as a biological factor“ in Biological Journal of the Linnean Society (London), 1988, 35:199–203
• Berezin, A. A.: „Isotopic Diversity as an Unexplored Mind-Matter Dimension“ in Science Progress (Oxford), 1990, 74:495–512
• Berezin, A. A.: „Correlated Isotopic Tunneling as a Possible Model for Consciousness“ in Journal of Theoretical Biology, 1992, 154:415–20
• Berezin, A. A.: „Isotopicity: Implications and Applications“ in Interdisciplinary Science Reviews, 1992, 17(1):74–80
• Goldman, C. und Berezin, A. A.: „Isotopic Fractionations by Phonon Induced Interactions“ in Physical Review, 1995, B51:12361–8
• Berezin, A. A.: „Isotopic Engineering as a Conceptual Framework for Courses in Microelectronics and Quantum Informatics“ in International Journal of Engineering Education, 2004, 20(1):4–12
• Berezin, A. A.: „Stable Isotopes in Nanotechnology“ in Nanotechnology Perceptions, 2009, 5:27–36
• Berezin, A. A. und Gridin, V. V.: „Isotopic Self-Organization as an Informational Factor in Biological Systems“ in Nonlinear Dynamics, Psychology and Life Sciences, 2017, 21(4):485–504
Die Titel meiner letzten drei Bücher lauten:
• Berezin, A.: „Isotopicity Paradigm: Isotopic Randomness in the Digital Universe“ (Cambridge, VK: Cambridge International Science Publishing, 2015)
• Berezin, A.: „Digital Informatics and Isotopic Biology“ (Bristol, VK: Institute of Physics Publishing, 2016)
• Berezin, A.: „Isotopic Randomness and Self-Organization“ (Berlin: De Gruyter Verlag, 2018)
Es handelt sich um Bücher, die einen Paradigmenwechsel einläuten. Die neuen Konzepte einer isotopischen Biologie und eines isotopischen Gencodes bereichern unsere Vorstellung vom Universum und dem Platz, den wir darin einnehmen.
Zudem geben die genannten Bücher Anregungen für experimentelle Isotopenforschung, die zu umwälzenden Durchbrüchen in der Biologie und den Kognitionswissenschaften führen, ein neues Licht auf die Genetik, den Ursprung des Lebens und die Evolution werfen und den Weg für eine isotopenbasierte, biomedizinische Technologie bereiten könnten.
In diesen Büchern geht es auch um die wissenschaftlichen und sozialen Gründe für das weitgehende Versagen des modernen Forschungssystems, diesen faszinierenden Ideen mit ernsthafter Aufmerksamkeit zu begegnen. Das System ist (von seltenen Ausnahmen abgesehen) in erster Linie auf kurzfristige, erfolgssichere und erweiterungsfähige Projekte ausgerichtet, muss sich in einem erbitterten Wettkampf behaupten und ist besessen vom Kampf um Subventionen – in den wenigsten Fällen werden Risiken eingegangen, um echten Innovationen den Weg zu bereiten.
Deshalb schließe ich mein zweites und drittes Buch mit einem Aufruf an junge Forscher und gebe ihnen Tipps, wie sie das konservative akademische Establishment „überlisten“ und sich in die bahnbrechenden experimentellen Forschungsbereiche der isotopischen Biologie und des isotopischen genetischen Codes hineinwagen können, die durchaus nobelpreisverdächtig sind.
Ich wünsche all denen viel Glück, die bereit und willens sind, Risiken einzugehen und sich von der intellektuell erstickenden, unternehmerisch orientierten Mentalität der Mainstreamwissenschaften zu verabschieden.