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Hohe Mathematik im alten Babylonien

Dr. Mathieu Ossendrijver, Professor für Wissenschaftsgeschichte der Antike an der Humboldt-Universität in Berlin, hat den Beweis gefunden, dass babylonische Priester zwischen 350 und 50 v. Chr. eine abstrakte Form der Geometrie entdeckt und benutzt haben, die der modernen Infinitesimalrechnung ähnelt. Bisher war man davon ausgegangen, dass deren Grundlagen aus dem 14. Jahrhundert stammen würden.
Foto/Collage: Mathieu Ossendrijver © Trustees of the British Museum


Algebra und Geometrie waren im alten Babylonien um 1800 v. Chr. bereits gut bekannt. Ebenso kannten sich auch die alten Griechen damit aus. Doch nun ist zum ersten Mal der Beweis erbracht, dass

„die Babylonier Geometrie auch in der Astronomie anwendeten. Wir haben den Beweis dafür gefunden, dass sie mithilfe geometrischer Figuren [unregelmäßige] Planetenbewegungen vermessen haben. Wirklich aufregend dabei ist die ganz besondere Art der verwendeten Geometrie. […]

Was wir im Wesentlichen entdeckt haben ist ein fast modern anmutender Graph – eine geometrische Figur, die einen abstrakten mathematischen Raum darstellt. Das ist wirklich neu und spannend, weil man bislang annahm, dass man diese Art zu rechnen erst viel später um 1350 herum entdeckt hätte“,

erläuterte Ossendrijver.

Anstoß für die Entdeckung gab ein babylonischer Keilschrifttext auf Tontafeln, die im British Museum in London aufbewahrt werden. Die Studie Ossendrijvers wurde im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.

Quellen: Independent.co.uk, 29.01.2016, http://tinyurl.com/zvg3f2x; für weitere Informationen in deutscher Sprache siehe hu-berlin.de, 28.01.2016, http://bit.ly/nex65-mathe