NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/george-van-tassels-integratron-das-schicksal-einer-intergalaktischen-verjuengungsmaschine
Anfang der 1950er-Jahre wird der Flugzeugmechaniker George Van Tassel eigenen Angaben zufolge von Außerirdischen mit auf ihr Raumschiff genommen. Die lüften für ihn das Geheimnis des Alterns – und von da an baut er am Integratron, einer ausgefuchsten kuppelförmigen Verjüngungsmaschine. Doch das Schicksal hat andere Pläne.
Es ist die Vollmondnacht vom 23. auf den 24. August 1953. George Van Tassel und seine Frau Eva schlafen wie immer den Sommer über im Freien vor der kleinen Terrasse ihres Hauses am Giant Rock. Van Tassel hat einen schweren Tag hinter sich, es ging um die Fertigstellung seiner Tankstelle und die Zulassung des Flughafens. Alles war nicht so gut gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Der Pachtvertrag musste nachgebessert werden und die Verhandlungen hatten sich als äußerst nervig erwiesen. Schon die Nacht zuvor war er kaum zum Schlafen gekommen, auch Eva nicht, die mit der Einrichtung des Ladens zu tun hatte – daher waren beide an diesem Abend schon gegen 23 Uhr zu Bett gegangen. Noch weiß Van Tassel nicht, dass sich am frühen Morgen etwas ereignen wird, das alles in den Schatten stellt, was er je in seinem Leben erlebt hat.
Kurz vor 2 Uhr wacht er auf, er weiß zunächst nicht, warum. Irgendetwas hat ihn gestört, aber alles ist ruhig. Auch die Hunde haben nicht angeschlagen, was immer der Fall ist, wenn nachts Leute unterwegs sind. Doch schon im nächsten Moment steht ein Mann in einem grauen, einteiligen Anzug vor ihm. Van Tassel spricht ihn an. In dem Glauben, er hätte eine Autopanne und brauche Hilfe, fragt Van Tassel ihn, was er will. Während er sich in seinem Bett aufrichtet, traut er seinen Augen nicht. Er weiß, dass er nicht träumt und dass das, was er sieht, real ist: Etwa 100 Meter von dem Fremden entfernt schwebt ein glitzerndes, leuchtendes Antischwerkraftschiff über dem Boden. Es hat einen Durchmesser von vielleicht zwölf Metern und etwa sechs Meter Höhe. Nicht der geringste Laut ist zu hören. Nur ein leichter Geruch nach Elektrizität liegt in der Luft, so wie vor einem Gewitter.
Daraufhin stellt sich der Mann in bestem Englisch als Solgonda vor. Er stamme vom Planeten Venus, sei 400 Jahre alt und Angehöriger des „Council of the Seven Lights“, des „Rates der Sieben Lichter“. Er gibt Van Tassel zu verstehen, mit an Bord zu kommen, um ihm das Schiff zu zeigen.
Was nun passiert, hat Van Tassel in seinen Memoiren „I Rode a Flying Saucer“ beschrieben und in den 1950er- und 1960er-Jahren in dem einen oder anderen Fernsehinterview erzählt. Dass es überhaupt so weit kam, ist der Begegnung mit einem höchst ungewöhnlichen Zeitgenossen zu verdanken.
George Van Tassel stammte aus Jefferson (Ohio) und wuchs zusammen mit seinem Bruder Jack und seiner Schwester Manyo in einer wohlhabenden Mittelschichtfamilie auf. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft fürs Fliegen. Mit 17 brach er die Highschool ab, erwarb einen Pilotenschein und arbeitete an einem kleinen städtischen Flughafen in der Nähe von Cleveland. Drei Jahre später zog er nach Santa Monica (Kalifornien), wo er als Automechaniker in der Werkstatt seines Onkels arbeitete.
Eines Tages, als er in der Garage Benzin abfüllte, sprach ihn ein Mann an, der gerade sein Auto zur Reparatur gebracht hatte: Frank Critzer, ein deutscher Einwanderer und exzentrischer Einzelgänger. Critzer erzählte Van Tassel, dass er als Goldsucher in der Mojave-Wüste seinen Lebensunterhalt verdienen wolle und am zweieinhalb Autostunden entfernten Giant Rock, einem riesigen Felsbrocken in der Nähe von Landers, eine Mine bearbeite. Die beiden wurden schnell Freunde und Van Tassel lieh ihm wenig später 30 Dollar für den Kauf von Bergbauausrüstung. Inspiriert von Wüstenschildkröten, die Löcher graben, um sich abzukühlen, sprengte Critzer mit Dynamit in die Nordseite des Felsens eine Höhle, die er zu seiner Wohnung ausbaute.Er konstruierte ein Regenwassersammelsystem und einen Tunnel zur Belüftung. Das unterirdische Haus war nie heißer als 25 Grad und nie kühler als 13 Grad Celsius. Critzer baute auch eine kleine Landebahn auf einem ausgetrockneten Seegrund neben dem Felsen (später Giant Rock Airport). Einige Einheimische hielten ihn für verrückt, aber da bekannt war, dass er eine Schrotflinte auf diejenigen richtete, die sich seinem unterirdischen Haus näherten, ließ man ihn gewähren. Dass er außerdem Radio-Enthusiast war und sich zwecks besseren Empfangs eine Antenne auf den Felsen stellte, sollte noch von schicksalhafter Bedeutung sein.