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Betrachtet man Karma unter rational spirituellen Gesichtspunkten, die auf moderner wissenschaftlicher Forschung bezüglich vergangener und zukünftiger Leben basieren, dann geht es dabei nicht um Vorherbestimmung und die Reaktion auf vergangene Ereignisse, sondern vielmehr um Wahlmöglichkeiten und Lernprozesse.
Als ich mein zweites Buch „Genesis Unveiled“ [Genesis unverhüllt], schrieb, tat ich dies, indem ich ein allumfassendes, spirituelles Weltbild als Ausgangspunkt wählte, das auf der Kombination von Wiedergeburt und Karma als der Rahmenbedingung basierte, innerhalb der uralte Überlieferungen aus der Frühgeschichte der Menschheit interpretiert werden sollten. Dies löste eine interessante Ereigniskette aus. Zunächst verwies nämlich mein Verleger darauf, dass einige wenige Fußnoten mit Querverweisen als Beweise für diese Weltanschauung unzureichend seien, so dass ich mich gezwungen sah, noch in dieser späten Phase umfangreiche Recherchen vorzunehmen. Das Ergebnis war ein komplettes zusätzliches Kapitel am Anfang des Buchs, das nun eben diese Beweise auflistet.
Die Forschungsarbeit des Psychologen Ian Stevenson von der Universität von Virginia, der sich mit Kindern beschäftigte, die sich unwillkürlich an vergangene Leben erinnern, hatte mich schon zuvor stark beeindruckt. Nun entdeckte ich eher zufällig die Arbeit des kalifornischen Psychologen Michael Newton. Damals stand ich der Rückführung in vergangene Leben grundsätzlich etwas skeptisch gegenüber, da ich wie so viele andere davon ausging, dass dies eine zu subjektive Forschungsmethode ist, bei der das Risiko, dass der Therapeut aktiv in den Prozess eingreift, zu hoch ist. Was mich an Newtons Arbeit beeindruckte, war die Ähnlichkeit, mit der die einzelnen Versuchspersonen das Zwischenleben beschrieben, also das „Leben zwischen den Leben“ in der ätherischen Dimension. Und entgegen meinen Befürchtungen deuten seine Transkripte der Sitzungen darauf hin, dass jegliche Manipulation ausgeschlossen war, denn die Versuchspersonen lachten ihn immer wieder aus oder beschimpften ihn sogar, wenn sie etwas, das er sagte, lächerlich oder unzutreffend fanden.
Als „Genesis Unveiled“ dann 2002 veröffentlicht wurde, stellte sich heraus, dass viele Menschen von den Tatsachen in diesem neuen Kapitel fasziniert waren. Meine Neugier war ebenfalls geweckt, und wieder war es einer Reihe glücklicher Zufälle zu verdanken, dass ich herausfand, dass eine Anzahl weiterer Psychologen und Psychiater Pionierarbeit im Bereich Zwischenleben geleistet hatten, viele von ihnen sogar noch vor Newton; und sie alle hatten weitestgehend übereinstimmende Ergebnisse erzielt. Offensichtlich hatte jedoch bisher niemand diese Forschungsarbeiten zusammengestellt und verglichen, so dass ich zu der Überzeugung gelangte, hier sei ein wichtiges Buch zu schreiben.
Inzwischen sind weitere Faktoren hinzugekommen. Ich beschloss, ganz am Anfang zu beginnen und ein Buch zu verfassen, das alle Belege enthält, die den Gedanken der Reinkarnation stützen, sogar einschließlich der bedeutenden Forschung zu Scheintoderlebnissen, denn diese untermauern einige wichtige Erfahrungen aus dem Bereich des Zwischenlebens. So entdeckte ich einerseits, dass ich im Begriff war, ein komplettes spirituelles Gedankengerüst zu konstruieren, das sich vollständig auf moderne Beweisführung stützt statt auf „überlieferte Weisheit“. Andererseits wurde mit klar, dass die Versuche der Materialisten, all diese Forschungsarbeiten wegzuerklären, vollkommen unzulänglich – ja in Anbetracht der riesigen Beweismenge, die vorliegt, sogar unlogisch sind. Obwohl ich schon vorher mit dem Gedanken gespielt hatte, war dies letztendlich ausschlaggebend für mich, den Begriff „rationaler Spiritualismus“ einzuführen.
Als ich schon in einer fortgeschrittenen Phase meines Buchs war, bemerkte ich jedoch, dass ich immer noch mit dem Konzept des dynamischen Karma kämpfte und mit der Vorstellung, dass es dabei um so etwas wie „Aktion und Reaktion“ oder „ernten, was man gesät hat“ geht. Nach langem Hin- und Herüberlegen gelangte ich schließlich zu der meiner Ansicht nach grundlegenden Schlussfolgerung, dass diese Sichtweise unangemessen ist, was ich im Folgenden erläutern werde. Diese Erkenntnis bestärkte mich in dem Wunsch, mein spirituelles Gedankengerüst von überliefertem Gedankengut deutlich abzugrenzen.
Das Buch wurde schließlich unter dem Titel „The Book of the Soul: Rational Spirituality for the Twenty-First Century“ [Das Buch der Seele: rationaler Spiritualismus für das einundzwanzigste Jahrhundert] Ende 2004 veröffentlicht. Im folgenden Artikel versuchte ich, die Fakten und Analysen in Bezug auf Reinkarnation und Karma aus diesem Buch zusammenzufassen.
Ian Stevenson leistete jahrzehntelang fast allein Pionierarbeit auf dem Gebiet der Forschung mit Kindern, die sich spontan und unwillkürlich an vergangene Leben erinnern. Erst jetzt, wo er sich weitestgehend aus der Forschung zurückgezogen hat, wird ihm allmählich die Beachtung zuteil, die er mehr als verdient. Viele seiner Fälle sind reich an überprüfbaren Details, die so ungewöhnlich sind, dass man sie nicht auf üblichem Weg hätte ermitteln können, es sei denn, es hätte sich um gezielten Schwindel und Betrug gehandelt. Seine Methode ist zudem bewusst so gehalten, dass sie derartige Manipulationsversuche oder andere dubiose Machenschaften entlarvt.
Hier die Zusammenfassung eines der besonders beeindruckenden Fälle: Swarnlata Mishra konnte sich von frühester Kindheit an spontan an Details aus dem Leben eines anderen indischen Mädchens namens Biya Pathak erinnern, die in einer anderen Stadt ein Stück entfernt von ihrem jetzigen Wohnort lebte, und deren Familie schließlich ausfindig gemacht werden konnte. Stevenson zählte 49 Aussagen, die das Mädchen zu ihrem früheren Leben machte, von denen nur wenige als in irgendeiner Weise nicht exakt betrachtet werden konnten, und von denen 18 gemacht wurden, bevor es irgendeinen Kontakt zwischen den beiden Familien gab.
Zu diesen Aussagen gehörte das Benennen ehemaliger Familienmitglieder, wobei sie in einigen Fällen absichtlich in die Irre geführt wurde und trotzdem sogar wenig bekannte Spitznamen wusste. Sie erinnerte sogar ihren einstigen Ehemann daran, dass er 1.200 Rupien aus ihrer Geldschatulle entwendet hatte, etwas, das nur die beiden gewusst hatten. Es gibt noch viele ähnlich beeindruckende Fälle in Stevensons Akten.
Die Rückführung in vergangene Leben liefert auf zweifache Weise Belege dafür, dass Reinkarnation existiert. Der erste und offensichtliche bezieht sich auf Fälle, in denen historische Details erwähnt werden, die nicht nur nachprüfbar sind, sondern auch so ungewöhnlich, dass sie nicht durch einfache Recherche hätten ermittelt werden können – und in denen die Wahrscheinlichkeit, dass ein vorsätzlicher Betrugsversuch vorliegt, so gering ist, dass man diese Möglichkeit ausschließen kann.
Der australische Psychologe Peter Ramster hat hier im Rahmen seiner Forschungen ein paar sehr gute Beispiele zusammengetragen, die leider außerhalb von Australien nicht so bekannt sind, wie sie es sein sollten. Ramster war so beeindruckt von den Erinnerungen einiger seiner interessanteren Fälle, dass er beschloss, mit ihnen nach Europa zu reisen, wo die Vorleben seiner Patienten vermutlich stattgefunden hatten, und wo diese Personen in ihrem jetzigen Leben nie gewesen waren. Die Gruppe wurde von einer Crew von Dokumentarfilmern begleitet, die die Ereignisse unter bestimmten Vorgaben festhalten sollte.
Eine seiner interessantesten Testpersonen war Gwen McDonald. Zu Beginn erinnerte sie sich an ein paar unbedeutende Kleinigkeiten aus dem Leben eines Mädchens aus dem 18. Jahrhundert, das Rose Duncan geheißen und in Glastonbury in England gelebt hatte. Als die Frau nach England kam, bestätigten lokale Historiker und Anwohner all diese Einzelheiten – einschließlich wenig bekannter bzw. ehemaliger Namen von Orten und Menschen, nicht mehr gebräuchlicher dialektaler Wendungen sowie einzelner Elemente von Häusern und anderen Gebäuden, so wie sie im 18. Jahrhundert aussahen.
Am erstaunlichsten war ihre beharrlich geäußerte Behauptung, sie sei in einem Bauernhaus gewesen, dessen Fußbodensteine aus der Abtei von Glastonbury entwendet worden seien; in einen davon sei eine merkwürdige Gravur eingemeißelt gewesen, von der sie noch in Sydney eine Skizze angefertigt hatte. Sie führte das Team zu einem halb verfallenen Hühnerstall, und nachdem dieses den Dreck von Jahrzehnten beseitigt hatte, tauchte die Gravur auf, genauso, wie die Frau sie gezeichnet hatte. Ramster und sein Team beschreiben noch viel mehr ähnlich beeindruckende Fälle.
Die andere Art, auf die Rückführungen auf eindrucksvolle Weise Reinkarnation belegen, findet sich bei den Fällen, bei denen unglaubliche therapeutische Erfolge erzielt werden. Viele Pioniere der Rückführungstherapie, die in den 1960ern und 70ern erfolgreich waren, waren ausgebildete Psychologen oder Psychiater mit einer skeptischen oder atheistischen Grundhaltung. Zu ihnen gehören Alexander Cannon, Denys Kelsey, Morris Netherton und Edith Fiore (siehe The Book of the Soul).
Regressionstechnik wurde sporadisch auch schon Jahrzehnte früher angewendet, aber es sieht so aus, als hätten diese Therapeuten sie mehr oder weniger durch Zufall unabhängig voneinander entdeckt, und zwar häufig, wenn sie Patienten in deren Kindheit zurückführten. Unpräzise Aufforderungen werden von Personen unter Hypnose wörtlich genommen, und wenn Patienten z.B. aufgefordert wurden, noch weiter zurückzugehen, dann fingen sie plötzlich an, Ereignisse zu beschreiben, die in keinem Zusammenhang zu ihrem derzeitigen Leben stehen konnten.
Verblüfft experimentierten die Pioniere weiter und fanden heraus, dass in vielen Fällen ernste psychologische und psychosomatische Störungen – die nach jahrelanger konventioneller Therapie unverändert andauerten – manchmal mit der Rückführungstherapie schon nach wenigen Sitzungen vollkommen verschwanden. Und die Therapie war sogar unabhängig davon erfolgreich, ob der Patient oder der Therapeut an Wiedergeburt glaubten. Diese generelle Erfahrung überzeugte die Pioniere davon, dass es sich nicht um einen Placeboeffekt handelte, und dass Reinkarnation ein Fakt ist.
Doch auch gesetzt den Fall, Materialisten könnten all diese verschiedenen Beweise nicht erschöpfend erklären, gibt es vielleicht dennoch andere paranormale Erklärungen dafür, die nichts mit Reinkarnation zu tun haben? Ein Vorschlag lautet hier, dass in den Versuchpersonen mittels der Gene überlieferte Urerinnerungen geweckt werden. Allerdings folgen viele Erinnerungen zeitlich kurz aufeinander, und trotzdem wechselt die betreffende Person dabei nicht nur den Kontinent, sondern gelegentlich auch die Rassenzugehörigkeit, und das in Zeiten, in denen die Menschen noch nicht so mobil wie heute waren. So liegen die verschiedenen Leben bei Stevensons Fällen oft nur wenige Jahre auseinander, und die beiden Familien, um die es jeweils geht, sind nachweislich nicht miteinander verwandt.
Der andere, ebenfalls paranormale Erklärungsversuch zielt darauf, dass die Personen an eine Art universales Gedächtnis oder Bewusstsein rühren, und dass die vergangenen Leben, zu denen diese Personen dabei Zugang haben, gar nichts mit dem Individuum zu tun haben, das die Erinnerung hat. In diesem Fall wären allerdings die Therapieerfolge unerklärlich. Zudem sind bei den meisten Rückführungen eindeutig persönliche, individuelle Beziehungen zwischen den beiden Leben zu erkennen, was das Karma angeht.
Dies ist nirgendwo offensichtlicher als bei den besonders außergewöhnlichen Fällen Stevensons – denen von Kindern, die mit auffälligen Geburtsmalen und Defekten zur Welt kamen. Stevenson stellte Nachforschungen an, las Autopsieberichte und Ähnliches, und fand heraus, dass bei einer Anzahl von Fällen die Male und Defekte genau mit den Wunden übereinstimmten, an denen die Personen gestorben waren, die die Kinder behaupteten, gewesen zu sein, und über die sie zudem weitere überprüfbare Angaben gemacht hatten.
Diese Fakten stützen nicht nur die Theorie von der Reinkarnation der individuellen Seele, diese Geburtsmale und Defekte liefern auch den überzeugendsten Beweis dafür, dass überlieferte Konzepte von Karma unangemessen sind – auch wenn ihre Bedeutung bisher nicht richtig erkannt wurde; dienen sie doch dazu, auf Karma als Motor der Schicksals zu verweisen. Auch Stevenson selbst nahm dies nicht so wahr, denn er wahrte stets eine professionelle Distanz und verzichtete auf Äußerungen bezüglich der weiter reichenden Konsequenzen seiner Forschung. Die betroffenen Personen verbringen ihr gegenwärtiges Leben mit etwas, das ihnen wie eine „körperlich Strafe“ vorkommt, und dennoch waren sie in ihrem vorherigen Leben in den meisten Fällen vollkommen unschuldige Opfer. Wie kann man das mit der Vorstellung von Karma als einem Prozess von „Aktion und Reaktion“ vereinbaren? Die Antwort, so meine Schlussfolgerung, lautet: gar nicht.
Die moderne Zwischenlebensforschung zeigt, dass weiter fortgeschrittene Seelen nicht nur ihre vergangenen Leben detailliert analysieren, sondern auch ihre nächsten regelrecht planen. Und wenn sie dabei widrige Umstände wählen, etwa körperliche Behinderungen oder finanzielle oder emotionale Entbehrungen, dann tun sie dies als Teil eines Lernprozesses, um ihr Karma zu verbessern. Die Forschung zeigt auch, wie auf der anderen Seite weniger fortgeschrittene Seelen häufig alle Ratschläge zur Analyse und Planung im Zwischenleben ignorieren, was zur Folge hat, dass ihr Leben Wiederholungsmuster aufweist.
Wenn sie als Resultat daraus dennoch immer wieder mit ähnlich widrigen Umständen konfrontiert werden, so geschieht dies, damit sie erneut die Gelegenheit erhalten, die Lektion zu lernen, die sie bisher nicht begriffen haben – und eben nicht, um sie zu bestrafen oder weil eine Dynamik von Aktion und Reaktion diesen Prozess auslöst. Die schwierigste Prüfung besteht darin, negative Emotionen wie Hass, Angst, Eifersucht oder Rachsucht entweder während des fleischlichen Lebens oder während des Zwischenlebens vernünftig zu assimilieren, so dass diese Emotionen das Karma nicht mehr negativ belasten.
Die unglücklichen Menschen mit den Geburtsmalen und Defekten haben ganz offensichtlich aufgrund des Fehlens einer sinnvollen Zwischenlebenserfahrung solche starken Emotionen aus ihrem vergangenen Leben bewahrt, anstatt sie zu neutralisieren, so dass sie in ihren nächsten Körper eingeprägt waren – obwohl dies solchen Personen auch in konstruktiver Weise als Erinnerung daran dienen kann, dass sie Emotionen aus der Vergangenheit in sich tragen, die bewältigt werden müssen.
Meine Hauptfolgerung aus der Analyse des modernen Beweismaterials lautet also, dass es bei Karma und Karmaforschritt immer um Lernprozesse und Erfahrungen geht, und zwar im Guten wie im Schlechten. Es gibt kein Karmagesetz von Aktion und Reaktion, und dieser Aspekt der überlieferten Weisheit ist genau gesagt nicht einfach nur irreführend, sondern richtiggehend schädlich.
Währenddessen ist, um einmal den gesamten Kontext klar zu machen, die überlieferte Vorstellung, dass es das Ziel aller Seelen ist, so weit aufzusteigen, dass man dem „irdischen Kreislauf des Karmas“ entkommen kann, mehr oder weniger korrekt, davon abgesehen, dass die Zwischenlebensforschung annehmen lässt, dass dies nur ein erster Schritt ist – und dass nach diesem Schritt in den ätherischen Sphären noch beträchtliche weitere Lernprozesse und Entwicklungsstufen durchlaufen werden müssen.
Einige Hypnosetherapeuten haben versucht, ihre Patienten in zukünftige Leben vorauszuschicken. Die ersten Forschungen dieser Art wurden von der kalifornischen Psychologin Helen Wambach vorgenommen und nach ihrem Tod von ihrem Mitarbeiter Chet Snow weitergeführt. Bei der Rückführung leistete sie Pionierarbeit, indem sie ganze Gruppen von Personen gleichzeitig in die Vergangenheit geleitete, und bei der Progression arbeitete sie teilweise mit demselben Konzept.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sowohl Wambach als auch Snow offensichtlich Anhänger von Edgar Cayce und dessen Arbeit waren. Cayce war der so genannte „schlafende Prophet“, der bei seinen Vorträgen in Trance vorhersagte, dass es zwischen 1958 und 1998 in verschiedenen Teilen der Welt zu katastrophalen „Erdveränderungen“ kommen werde. Snows eigene individuelle, von Wambach geleitete Progressionen, die in den frühen 1980ern durchgeführt wurden und auf sein Leben in den späten 1990ern zielten, schienen die von Cayce gemachten Vorhersagen zu bestätigen – die, wie wir heute wissen, nicht eintraten, zumindest bisher nicht.
Ihre darauf folgenden Gruppensitzungen, bei denen den Personen die Möglichkeit gegeben wurde, entweder zurückzugehen oder viel weiter in die Zukunft voranzugehen – in die Jahre 2100 oder 2300 – schienen irgendwie zu bestätigen, dass gegen Ende der 20. Jahrhunderts oder zu Anfang des 21. eine globale Katastrophe drohe. Doch es ging auch um viele andere Entwicklungen, einschließlich außerirdischer Kontakte, die zweifellos von jedem zu erwarten sind, der jemals einen Sciencefiction- oder Katastrophenfilm gesehen hat.
Auch der andere Hypnosetherapeut, der mit individueller Progression in die Zukunft experimentiert hat, stammt aus Kalifornien: Bruce Goldberg. Einige seiner Fallstudien sind definitiv so detailreich wie die der besonders beeindruckenden Rückführungsfälle, doch er führte seine Patienten manchmal beträchtlich weit in die Zukunft. In einem Fall geleitete er eine Frau in ihr Leben im Jahr 3015. Zusammenfassend kann man über seine etwas verwirrenden Vorstellungen sagen, dass er behauptet, ein zukünftiges Leben sei nicht vollkommen vorherbestimmt und könne eine von fünf „alternativen Frequenzen“ haben, die er als von „sehr schlecht“ bis zu „exzellent“ reichend beschreibt. Wenn ein Patient eine schlechte Progression habe, dann programmiere er als Therapeut ihn einfach um, so dass er eine angenehmere Aussicht habe. Jede dieser Alternativen gehöre jedoch immer zu der gleichen Person in ungefähr den gleichen Lebensumständen.
Sind also Progressionen in zukünftige Leben überhaupt zuverlässig? Die Beweislage ist offensichtlich dürftig, und wir wissen von Snows Vorhersagen, dass sie nicht ganz korrekt sind, nicht zuletzt auch, was die jeweilige Zeitenabfolge angeht. Dies trifft allerdings auch auf viele Rückführungen in vergangene Leben zu, bei denen Phantasieelemente und andere Informationen mit der authentischen Erinnerung vermischt sein können. Die beeindruckend vielen Details einiger Progressionsfälle verweisen darauf, dass wir diese Dinge nicht einfach ohne weitere Betrachtungen verwerfen sollten. Falls sie nun aber tatsächlich stimmen, was sagt uns das über Vorherbestimmtheit und Wahlmöglichkeit und die Beschaffenheit der Zeit selbst?
Zusammen mit vielen anderen, die unsere konventionellen Vorstellungen von Zeit in Frage stellen, verweisen sowohl Snow als auch Goldberg auf Einsteins Relativitätstheorie und versuchen so wohl anzudeuten, dass Zeit nicht in Form eines linearen Flusses abläuft – also von der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft.
Ich möchte dazu allerdings anmerken, dass beide seine Theorie ein wenig falsch interpretieren. Es stimmt, dass Einstein bewies, dass Zeit und Raum keine voneinander unabhängigen Größen sind und dass, da Licht Zeit braucht, um weite Entfernungen zurückzulegen, Ereignisse nur vollkommen korrekt wiedergeben werden können, wenn die Zeit-Raum-Koordinaten des Beobachters bekannt sind. Dies lässt sich am besten anhand der riesigen Entfernungen im Weltraum illustrieren. Um einmal das extremste Beispiel zu wählen: Besonders weit entfernte Galaxien unseres Universums können heutzutage mithilfe von modernen Teleskopen entdeckt werden. Aufgrund der Entfernung zu uns und der Zeit, die das sichtbare Licht, das von ihnen ausgeht, braucht, um zu uns zu gelangen, ist das, was die Astronomen sehen, der Zustand dieser Systeme vor Milliarden von Lichtjahren – das heißt, viel näher an dem Zeitpunkt, zu dem das Universum entstand. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Zeit nicht linear fließt; es bedeutet vielmehr, dass sie nur in relativer Abhängigkeit von der Position des Beobachters aus gemessen werden kann.
Nichtsdestoweniger impliziert diese Theorie, dass wir so etwas wie das „Jetzt“ nicht objektiv definieren können, da dieser Moment natürlich vom Beobachter abhängt. Dies ist jedoch eine falsche Fährte in Bezug auf die Analyse, um die es hier geht, vor allem, da die moderne Wissenschaft – z.B. mithilfe des EPR [Einstein-Podolsky-Rosen]-Experiments und des Bell-Theorems – auch zweifelsfrei nachgewiesen hat, dass andere, nicht auf Licht basierende Formen der Kommunikation nicht nur schneller als mit Lichtgeschwindigkeit funktionieren, sondern tatsächlich unverzüglich. Wenn ich also z.B. so weit entwickelt wäre, dass ich per Telepathie Kontakt mit einem Außerirdischen auf einem Planeten aufnehmen könnte, der 10.000 Lichtjahre entfernt ist, und ihn fragen würde, was er jetzt gerade tut, dann würde er die Frage nicht im Kontext der zeitlichen Verzögerung des Lichts interpretieren und mir mitteilen, was er vor langer Zeit getan hat. Ein solches Experiment wäre in der Tat eine echte Herausforderung in Bezug auf die Erinnerungsfähigkeit an vergangene Leben. Stattdessen würde er wissen, dass in der unmittelbaren Welt der Telepathie sein Jetzt genau das gleiche ist wie meins. Es ist also vollkommen legitim, vom Konzept eines universellen „Jetzt“ auszugehen, wenn wir es mit Bereichen zu tun haben, die eindeutig jenseits der üblichen Beschränkungen der sichtbaren, physischen Welt angesiedelt sind.
Auf der Grundlage dieser Gedanken schlage ich folgendes Verständnis von Zeit vor: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existieren als separate, doch verbundene Konzepte, so dass Effekte von Ursache und Wirkung vorkommen. In gewissem Sinn ist die Zukunft jedoch bereits geschehen. Oder vielleicht ist es besser zu sagen, dass eine im wahrsten Sinne des Wortes unendliche Zahl von Zukünften bereits vorgedacht wurden, die jedoch noch nicht in irgendeinem physischen Sinn geschehen sind.
Um zu verstehen, was ich damit meine, muss ich mich auf eine Vorstellung beziehen, die aus der Zwischenlebensforschung kommt, nämlich die, dass zumindest recht weit entwickelte Seelen ihr nächstes Leben gezielt auswählen und planen, um die größtmöglichen Chancen zu haben, ihr Karma zu verbessern. Die Momentaufnahmen aus dem möglichen nächsten Leben, die einige Seelen dabei sehen, bedeuten in keiner Weise, dass alles so festgelegt ist, dass es einer Vorbestimmung gleichkäme. Es geht vielmehr um grundlegende Wahrscheinlichkeiten für dieses Leben, oder auch um eine Einschränkung der Alternativen.
Wenn wir uns nun vorstellen, wir könnten die Zeit in einem ganz bestimmten Jetzt einfrieren, in dem Moment, in dem eine spezielle Seele das nächste Leben sieht, das sie führen könnte, sowie eine Reihe von Möglichkeiten für dieses Leben, so als fände es bereits statt. Am ehesten sieht sie so den wahrscheinlichsten Ablauf, wenn sie ihrem Lebensplan intuitiv folgt und die verschiedenen Auslöser erkennt, die ihr dabei helfen sollen. Doch ihr Lebensplan interagiert eng mit den Plänen anderer Seelen, vor allem denen der eigenen „Seelengruppe“. Und die Lebenspläne besonders weit entfernter Seelen interagieren ihrerseits wiederum mit einer vollkommen anderen Gruppe von Seelen, die dann in dieser anderen Variante der Zukunft bedacht werden muss. Insbesondere heute, in Zeiten umfangreicher weltweiter Reisen und globaler Kommunikation, könnten wir mit ziemlich großer Sicherheit die Verbindungen zwischen dem Lebensplan unserer ursprünglichen Seele mit dem jeder anderen Seele auf der Erde ermitteln. Diese Verbindungen würden jedoch nicht enden, wenn unsere ursprüngliche Seele in diesem Leben stirbt. Sie würden in der Zukunft ewig andauern. Und diese Zukunft auf der Erde würde ganz bestimmt eines Tages die Möglichkeit zu Reisen in den Weltraum und zur Besiedelung fremder Planeten bieten, so dass sie mit der Zukunft jedes anderen bewohnten Planeten des Universums verbunden wäre.
Wir sehen also, wie komplex und allumfassend dieses Konzept der so genannten Zukunft sein müsste. Es müsste davon ausgehen, dass diese Zukunft in gewisser Weise bereits existiert, mit genau den Details, mit denen es zum „Jetzt-Zeitpunkt“ von den Seelen, die über die „Zeit herrschen“ vorgedacht wird, die, wie Rückführungspatienten erzählen, den Planungsprozess für die nächsten Leben koordinieren und überwachen. Richtig komplex wird es, wenn wir uns von diesem bestimmten Jetzt weg und zu einem neuen hinbewegen.
Es ist klar, dass sogar in dem Sekundenbruchteil, den Sie gebraucht haben, um die letzten paar Worte zu lesen, weltweit Tausende von Entscheidungen getroffen wurden, die nicht ursprünglich zum Lebensplan des betreffenden Menschen gehörten.
Diese endlosen und ständigen Korrekturen in Bezug auf die wahrscheinlichste Zukunft sind für unseren sterblichen Verstand vollkommen überwältigend, aber aus all den Belegen, die die Forscher zusammengetragen haben, lässt sich schließen, dass sich all dies in durch die Herrscher über die Zeit wohl kontrollierten Grenzen bewegt. Dies ist zweifellos die beste Art, die These zu verstehen, die besagt, dass alle denkbaren Zukünfte in parallelen Universen stattfinden.
Was ist nun die Konsequenz dieser Analyse? Die Vergangenheit ist tatsächlich endgültig und kann nicht geändert werden – zumindest nicht im Kontext der rein interaktiven physikalischen Ebene. Die Zukunft ist dies jedoch nicht. Zu jedem beliebigen „Jetzt-Zeitpunkt“ gibt es immer eine Variante der Zukunft, die am wahrscheinlichsten ist, doch dies ändert sich beinahe im selben Augenblick aufgrund von Entscheidungen, die einzelne Seelen ständig treffen.
Also wird niemand jemals genau diese spezielle Variante der Zukunft in den physischen Sphären erleben, weil sie niemals genau so passieren wird. Dennoch existiert sie zu unserem bestimmten Zeitpunkt, nämlich als Konzept der Zeitherrscher.
Ich würde daher behaupten, dass es zu jedem beliebigen „Jetzt-Zeitpunkt“ zumindest theoretisch möglich ist, eine Person per Hypnose in die Zukunft zu schicken, so dass sie, mal mehr, mal weniger deutlich, die Variante der Zukunft sieht, die zu diesem Zeitpunkt von den Zeitherrschern als die wahrscheinlichste erachtet wird. Würde man denn dabei seine eigene Zukunft sehen oder einen generelleren Eindruck gewinnen? Falls Progressionen in die Zukunft zuverlässig sind, was zweifellos alles andere als erwiesen ist, dann legt der Detailreichtum einiger solcher Fälle nahe, dass diese Personen ihr eigenes individuelles Leben in der Zukunft sehen.
Ich hoffe, dass ich zeigen konnte, dass ein spirituelles Weltbild, das auf einer Kombination von Reinkarnation und Karma basiert, zweifellos das logischste ist, wenn man das umfangreiche moderne Beweismaterial einbezieht, das es heutzutage gibt. Zudem kann man sicher davon ausgehen, dass Karma nichts mit Vorherbestimmung und Reaktion auf vergangene Ereignisse zu tun hat, sondern Wahlmöglichkeiten und Lernprozesse bedeutet.
Und genau aus diesem Grund dürfen wir auch von Versuchen, Menschen in ihre Zukunft zu schicken, keine vernünftigen Resultate erwarten. Plump gesagt heißt das: Wenn schon Versuche, im gegenwärtigen Leben weiter in die Zukunft zu blicken, nicht besonders fruchtbar sind, dann ist der Versuch, eine Blick auf zukünftige Leben zu erhaschen, noch weniger aussichtsreich. Philosophisch betrachtet sieht es so aus: Könnten wir tatsächlich die Zukunft mit großer Genauigkeit vorhersagen, dann bedeutete dies, dass unser Karma uns keine freie Wahl ließe – und alle anderen Erkenntnisse, die wir aus der modernen Regressionsforschung und aus anderen Bereichen gewonnen haben, wären ebenfalls obsolet.
Joan Grant bestätigt diese Sichtweise in ihrem ersten autobiographischen Bericht über ein vergangenes Leben, „Winged Pharaoh“ [Geflügelter Pharao] (erschienen 1937), mit einer poetischen Schönheit, die ich nicht zu Stande bringe:
„Die Vergangenheit steht fest; was passiert ist, kann nicht geändert werden. Doch jede Handlung verändert eine Zukunft, die fließend ist und zu einer Vergangenheit verwandelt werden kann, die dauerhaft ist. Dein nächster Tag oder das nächste Leben, in das du hineingeboren wirst, ist wie dein Spiegelbild in einem Teich: Du kannst jederzeit nachsehen, wie der Teich deiner Zukunft aussieht, aber mithilfe deines eigenen freien Willens kannst du Stürme über ihm entfesseln oder seine friedliche Oberfläche mit Wellen kräuseln. Deshalb stimmen viele Vorhersagen nicht.“
Zum Abschluss sollten wir noch überlegen, was all das für die Menschheit als Ganzes bedeutet. Wenn wir uns unsere kollektive Zukunft als einen allgegenwärtigen Lebensbaum vorstellen, dann führt uns ein Weg dort hindurch mehr oder weniger direkt zu der spirituelleren Existenz, die viele für unser letztendliches Schicksal halten. Ein anderer Weg ist vielleicht viel verschlungener und kurvenreicher, doch auch er führt uns wahrscheinlich am Ende ans Sonnenlicht. Doch ich glaube, wir sollten nicht so dumm sein zu ignorieren, dass einige Zweige verdorren und absterben werden, vom dichten Blätterwald erstickt, so dass sie das Sonnenlicht nie erreichen. Da es den freien Willen des Karmas gibt, sind all dies mögliche Wege, auf denen sich die Zukunft der Menschheit bewegen kann.
Sollten wir eine der Sackgassen wählen und unseren wunderbaren Planeten am Ende zerstören, wären wir an unserer Aufgabe, die Privilegien, die wir durch unsere Geburt besitzen, sinnvoll zu nutzen, auf furchtbare Weise gescheitert. Doch selbst dann würden wahrscheinlich die meisten irdischen Seelen auf andere bewohnte Planeten ausweichen – um die Aufgabe aller Seelen, nämlich die transzendente Weiterentwicklung, fortzusetzen, wo auch immer ihr Körper gerade wohnen möge.
- Lawton, Ian, „The Book of the Soul: Rational Spirituality for the Twenty-First Century“ (Lawton Publishing, 2004); Man beachte vor allem die Kapitel 3-8. Auf meiner Website finden Sie zudem einen Beitrag zum Konzept der psycho-spirituellen „Rückversicherungsschleifen”, einem Mechanismus, mit dem man „Zeit” so verstehen kann, dass sie sowohl gleichzeitig als auch aufeinander folgend abläuft, unter http://www.ianlawton.com/bosmisc2.htm.
- Stevenson, Ian, Twenty Cases Suggestive of Reincarnation (University Press of Virginia, 1974), Children Who Remember Previous Lives (University Press of Virginia, 1987) und Where Reincarnation and Biology Intersect (Praeger, 1997).
- Newton, Michael, Journey of Souls (Llewellyn, 2002) und Destiny of Souls (Llewellyn, 2003).
- Ramster, Peter, The Truth about Reincarnation (Rigby, 1980) und The Search for Lives Past (Somerset Film & Publishing, 1992).
- Snow, Chat, Mass Dreams of the Future (McGraw-Hill, 1989).
- Goldberg, Bruce, Past Lives, Future Lives (Ballantine, 1993).
Sehr geehrter Herr, liebe Dame,
versuchsweise mich an spätere Inkarnationen heranträumend, 2 sind dabei, eine in der Zeit der Kriege in etwa 1700 Jahren, die andere in der Zeit der Flucht zum Mars, in etwa in 2000 Jahren, versuche ich mein in früheren Inkarnationen, leichthin gesagt, man darf ja etwas meinen,erworbenes Wissen unter die Leute zu bringen, derzeit im Urknall der Weisheit, einfältig genug, publizierend.
Ich hoffe Ihnen mit meiner Auskunft wie folgt dienlich gewesen zu sein: es dreht sich um die Parameter, Liebe, Hoffnung, Glaube.
Hochachtungsvoll.
Dipl.-Ing.Dr.phil.Goltz
Das was zählt, ist der jeweilige Augenblick.Bildet man sich ein, dass es was späteres gibt, dass man gar Einblick in spätere Leben gewinnt, kann dies zur Bereicherung des Augenblickes führen, ohne allerdings den Anspruch erheben zu dürfen, dass irgendwas klar ist usw..Zum einen gilt dies, zum anderem eben auch, dass es interessant sein kann, durchaus interessant sein kann, sich vorzustellen, wie´s so läuft, darauf anspielend, dass es introspektive Tunnelblicke geben könnte, das Moment des Tunneleffektes ausnützend usw..Zukunft und Gegenwart sind ansich eins, gesehen vom tiefsten Grund der Dinge usw..Die später inkarnierte Person wird gemeinhin keine Ahnung haben davon, in der Gnade des Augenblicks ist die Einsicht in spätere Leben möglich gewesen, nicht mehr als das.Der Mensch denkt, Gott lenkt. Jedem das seine.