NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/freizeit-neue-trends-in-meinem-leben
Meine Muskeln aufzubauen hat derzeit hohe Priorität für mich. Solange der Winter herrscht, arbeite ich am Liebsten an meiner Rudermaschine. Aber sobald es draußen wieder nett wird, will ich verstärkt Zeit im Freien verbringen und mir die Gegend ansehen. In der Garage steht noch mein Mountainbike, das ich vor Jahren mit einem E-Motor aus China aufgerüstet habe.
Das Ding geht ab wie Schmidts Katze, aber irgendwie ist mir die Lust am Zweiradfahren vergangen, seit sich ein Freund von mir, der sehr viel mit dem Rad unterwegs ist, ganz übel hingelegt hat und nur knapp einer Hirnschädigung entkommen ist. Leider kenne ich auch viele andere Radfahrer, die ähnlich schlimme Unfälle hatten, und nach allem, was ich schon hinter mir habe, brauche ich das nicht auch noch.
Irgendwie kam mir daher plötzlich die Idee, mich nach elektrischen Dreirädern umzusehen und siehe da: Das ist genau, was mir vorschwebte. Allerdings sollte man den Begriff „Dreirad“ schnell gegen das modischere englische Äquivalent „Trike“ tauschen, sonst klingt das zu sehr nach Reha-Fahrzeugen. Diese mögen zwar im Prinzip nahe Verwandte darstellen, doch hier rede ich von geländegängigen, vollgefederten Sportgeräten wie etwa dem Steintrike „Wild One“. Mit so einem Fahrzeug unternehmen manche Leute ganze Weltreisen. Andere heizen damit downhill die Rodelbahn herunter. Viele montieren sich auch ein schnittiges Velotop als Wind- und Wetterschutz und fahren dann jeden Tag mit dem Trike zur Arbeit.
Ein ganz besonderer Aspekt an diesen Trikes ist natürlich der Trend zur elektrischen Motorisierung: Bis zu einer Motorstärke von 250 Watt und einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h gilt auch ein Trike als Pedelec und darf nummernschildfrei auf Rad- und Waldwegen gefahren werden. Es gibt jedoch auch stärkere Motoren oder Tuning-Sets, mit denen die Motorbegrenzung vieler Motoren „aufgebohrt“ werden kann. Die Reichweite eines solchen E-Trikes schwankt dementsprechend ganz enorm, denn es kommt neben der Motorleistung auch auf die Größe des Akkus, das zugeladene Gewicht durch Zubehör und Packtaschen, die Fahrtstrecke (flach oder bergig) und nicht zuletzt auf die selbst erbrachte Muskelleistung an. Aber 60 Kilometer sollten wohl immer drin sein. Manche Fahrer berichten, mit einer Akkuladung auch 120 Kilometer weit gekommen zu sein.
Bei all diesen Ausstattungsfragen ist man schnell auf den Rat anderer erfahrener Nutzer angewiesen, denn schließlich haben wir es hier mit einer noch eher seltenen Art von Fahrzeugen zu tun, für die nicht automatisch jeder Fahrradhändler ein kompetenter Ansprechpartner ist. Daher kann ich jedem, der mit dem Umstieg auf ein E-Trike liebäugelt, nur empfehlen, sich in den Online-Communities umzusehen, die ich als extrem hilf- und informationsreich erlebe, zum Beispiel www.hpv.org oder www.velomobilforum.de.
Übers E-Rauchen alias „Dampfen“ hatte ich ja schon einmal kurz berichtet. Aber ich möchte das Thema nochmal neu aufgreifen. Erstens, weil es für Raucher wie mich wirklich die Rettung sein kann und zweitens, weil es ein paar technische Neuerungen gibt. In der Öffentlichkeit laufen derzeit mal wieder verschiedene Kampagnen, die das E-Rauchen als gefährlich und als möglichen Einstieg in gefährlichere Süchte wie das Rauchen von Tabak brandmarken. Der neueste Angriff besteht im Gerücht, viele Liquids enthielten den Stoff Diacetyl, der bei den Konsumenten eine als „Popcorn-Lunge“ bezeichnete Lungenschädigung bewirke. Auch hier verschafft ein kurzer Besuch in den einschlägigen Foren, etwa www.e-rauchen-forum.de, eine rasche Aufklärung. Diacetyl wird den Liquids weltweit nur sehr selten und in Deutschland schon gar nicht zugesetzt. Aber die Lobby gegen das Dampfen ist mächtig und es steht viel Geld auf dem Spiel – denken Sie nur an die Milliarden Steuereinnahmen durch Tabakkonsum oder die Gewinne der Tabakindustrie, die hier einzubrechen drohen. So ist es durchaus erklärlich, dass die Erfindung des E-Rauchens viele Feinde hat, obwohl sie den umgestiegenen Rauchern etwa 4.000 (!) Giftstoffe erspart, die im Zigarettenrauch enthalten sind.
Mich braucht man von den Vorteilen des E-Rauchens nicht mehr überzeugen, denn ich bin schon längst umgestiegen. Allerdings hatte ich wegen meiner Erkrankung eine Pause einlegen müssen. Doch nun, da es wieder funktioniert, habe ich auch gleich ein, zwei Neuerungen für mich entdeckt, über die ich berichten möchte:
Die E-Zigarette braucht bekanntlich Strom, der aus dem sogenannten Akkuträger kommt. Nun gibt es eine neue Klasse von Geräten, die über verschiedene Einstellmöglichkeiten verfügen, mit denen der Nutzer diverse Parameter wie Volt- oder Wattzahl und den Widerstand (Ohm) oder gar die Temperatur einstellen kann. Damit lässt sich das Dampf- und Geschmackserlebnis deutlich steigern, denn jeder kann nun seinen individuellen „Sweet Spot“ suchen, bei dem der Dampf am besten schmeckt.
Das ist vor allem dann nötig, wenn es um eine weitere neue Variante geht: das Dampfen im Sub-Ohm-Bereich. Hier wird deutlich mehr Dampf erzeugt als mit den Standard-Verdampfern, und das kann gerade denjenigen helfen, die halt doch immer noch einen gewissen Schmacht in Richtung der gewohnten Zigaretten verspüren, weil das elektrische Dampfen vielleicht nicht ganz so kickt, wie es die vielen Gifte der ollen „Pyros“ tun. Mehr Dampf ist da eine gute Strategie. Aber das Ganze kann auch seine Tücken haben, denn Sub-Ohm-Verdampfer bringen die Akkus wegen ihrer niedrigen Widerstände schnell an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die ersten Sub-Ohm-fähigen Geräte waren daher noch mit ein wenig Vorsicht zu genießen, doch inzwischen gibt es eine neue Generation, wie etwa den abgebildeten iStick TC 40 W von Eleaf, bei denen auch Leute wie ich, die keine Elektriker sind, eigentlich nichts falsch machen können.
Eine weitere Empfehlung von mir an alle Dampfer oder die, die umsteigen wollen: Legen Sie sich einen sogenannten Tröpfelverdampfer zu. Verdampfer sind die Dinger, die oben auf den Akkuträger geschraubt werden und in denen – wer hätte es gedacht – der Dampf erzeugt wird. Als Einsteiger bekommt man meist Verdampfer mit Tanks, die ein ordentliches Fassungsvermögen haben und bei denen schon alles fix und fertig montiert ist, sodass man ihn nur noch befüllen und losdampfen braucht. Anders die Tröpfler: Da reicht das Fassungsvermögen des Tanks nur für ein paar Züge. Aber die sind dafür dann von einer geschmacklichen Qualität, an die kein anderer Verdampfertyp herankommt. Dadurch bieten sie dem Süchtler, der noch immer seinen Zigaretten nachhängt, einen weiteren Anreiz, denn nun schmecken die Liquids doppelt so gut. Dass ständig nachgetankt werden muss, stört mich selber überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Es erlaubt mir, ständig die Liquids zu variieren und neue Geschmäcker schnell zu testen. Gut, auf langen Autofahren oder im Büro mag das weniger angebracht sein, aber wo es passt, da ist für viele erfahrene Dampfer ein Tröpfler zur ersten Wahl geworden.
Eine weitere Eigenart der Tröpfel-Verdampfer besteht allerdings darin, dass man sie typischerweise selbst wickeln muss: Das heißt, im Innern des Verdampfers müssen in Abständen neue Glühdrähte eingebaut werden, die man sich idealerweise selbst aus Draht biegt. Auch dazu gibt es mannigfaltige Anleitungen im Netz. Danach muss man auch die Watte, die das Reservoir für die Liquids bildet, neu einziehen. Das alles ist eine kleine Bastelaufgabe, die vielleicht manchen Neuling abschrecken mag. Aber einen richtigen Dampfer, der nichts mehr schätzt als das volle Aroma seiner Lieblings-Liquids, stört das nicht im Geringsten. Denn wer wie ich vierzig Jahre lang Zigaretten geraucht und die Abgründe dieser Sucht und die eigene Ohnmacht dagegen durchlebt hat, dem ist jedes Mittel recht, solange es einen nur davon abhält, wieder zur Kippe zu greifen.
Der Trend zu Flüssignahrung kommt aus den USA. Angeblich finden sich vor allem im Silicon Valley viele Software-Ingenieure und junge Unternehmer, denen ihre Zeit zu kostbar ist, um sie damit zu verschwenden, Essen zu gehen oder gar zu kochen. Statt schon wieder Pizza zu ordern, greift dort jetzt mancher auf ein Produkt mit dem Namen Soylent zurück, das einfach kurz mit Wasser vermischt und dann nebenbei getrunken werden kann.
Das Gemisch ist ausgewogen und bilanziert – das heißt, dass es im Prinzip alles enthält, was der menschliche Körper an Nährstoffen benötigt, und man weiß genau, welche Mengen man zu sich nehmen muss, um auf die gewünschte Kalorienzahl zu kommen. In Deutschland gibt es mittlerweile ein ähnliches Produkt namens Bertrand, das jedoch in Bioqualität hergestellt wird und in verschiedenen Geschmäckern lieferbar ist, die wirklich köstlich sind. Für mich ist das Produkt ein Geschenk des Himmels, denn es geht auch durch den Schlauch meiner Magensonde und ist mir, ganz im Gegensatz zur sonst angebotenen Flüssignahrung der Industrie, sehr sympathisch.
Bezugsquelle: http://de.bertrand.bio
Zu guter Letzt habe ich noch einen Tipp für alle, die gerne elektronische Musik machen würden, aber trotz mächtiger Hard- und Software und mangels musikalischer Ausbildung nie über die kläglichen Anfangsgründe hinausgekommen sind. Eins hatte mich schon immer erstaunt: Die Hersteller bringen zwar wöchentlich neue Monster im Bereich Sounderzeugung auf den Markt, deren technische Komplexität fast jeden Benutzer zuerst mal in eine extreme Lernkurve zwingen. Sie scheinen dabei aber immer stillschweigend vorauszusetzen, dass die User selbstverständlich über genug musikalisches Talent und die Ausbildung verfügen, um danach kreativ mit diesen Geräten zu arbeiten. Ich bin mir sicher, dass dem oft nicht so ist und mancher tolle Synthesizer kurz nach dem Kauf schon Staub ansetzt, weil sein Besitzer nicht mit der Scham umgehen kann, so ein tolles Gerät zu besitzen, aber nicht drauf spielen zu können. Ich selber kenne diesen Effekt jedenfalls zur Genüge, und ich habe nie verstanden, warum nicht endlich mal jemand in der Industrie auf die Idee kommt, auch für die Bewältigung der musikalischen Seite ein paar zeitgemäße Hilfestellungen anzubieten, die auch dem Nicht-Musiker die Erschaffung sinnvoller musikalischer Strukturen erlauben. Vor etwa zwanzig Jahren gab es einmal für kurze Zeit ein (noch immer) sagenhaftes Gerät mit dem Namen „Hotz-Translator“, das genau dies ermöglichte. Es war eine Mischung aus Hard- und Software, von einem begnadeten Genie geschaffen, aber leider sehr teuer und unzureichend dokumentiert. Daher verschwand es samt seinem Erfinder bald wieder in der Versenkung, obwohl berühmte Bands wie Fleetwood Mac oder Yes ganz verzückt von seinen Möglichkeiten waren.
Doch mittlerweile kenne ich zwei Software-Schmieden, die einen neuen Vorstoß unternommen haben, auch Nicht-Musiker ans Komponieren heranzuführen. Das eine Produkt heißt Rapid Composer, das andere Synfire. Ich selber habe mich für Rapid Composer entschieden, doch scheinen mir beide Produkte viel gemeinsam zu haben.
Zuerst einmal geht es darum, sinnvolle Akkordfolgen zur Verfügung zu haben, die das harmonische Grundgerüst jeder Komposition bilden. Rapid Composer bietet davon eine umfassende Auswahl. Es ist aber auch jederzeit möglich eigene Akkordfolgen aufzubauen, und hier macht die Software auf Wunsch Vorschläge, welche Akkorde zusammenpassen. Allein diese Funktion ist sehr bemerkenswert, denn es gibt meines Wissens nach außer dem Hotz-Translator weit und breit nichts, was diese Funktionalität bieten könnte.
Doch das ist längst nicht alles. Sobald die Akkordfolge steht (oder auch vorher), erlaubt das Programm, weitere Spuren zu definieren, auf denen dann die eigentlichen Instrumente spielen: Bass, Keyboard, Streicher und so weiter. Das Geniale dabei ist: Was auch immer in diese Spuren hineingeschrieben wird, folgt automatisch der gewählten Akkordfolge. So passt harmonisch immer alles zusammen.
Die musikalischen Inhalte für jede Spur lassen sich entweder mit fertigen Patterns bestücken (von denen eine große Zahl schon mitgeliefert wird) oder man kann nach Belieben eigene Patterns importieren, die man entweder selbst schreibt oder aus irgendwelchen Midi-Files herausschnipselt. Oder – und hier kommt ein weiterer Höhepunkt – man überlässt es einfach dem Programm, eine sinnvolle Melodie, eine Bassfolge oder ein Gitarrenriff zu erzeugen. Das tut Rapid Composer mit einer gewissen, nicht zu leugnenden musikalischen „Intelligenz“, die aus weiß Gott welchen cleveren Algorithmen entsteht. Aber Schönheit liegt natürlich im Ohr des Hörers, und wem die Vorschläge des Computers nicht gefallen, der hat ab hier mannigfaltige Möglichkeiten einzugreifen und die Patterns nach Belieben zu frisieren. Und zwar nicht umständlich per Hand bzw. Editor, sondern indem man dem Programm sagt, es möge ein paar Noten verdoppeln oder reduzieren, die Akzente verschieben, Noten verbinden oder spiegeln und was derlei Möglichkeiten mehr sind – es sind derart viele, dass man sich komplett darin verlieren kann.
Rapid Composer und sein Rivale Synfire sind einzigartige Tools. Leider kranken sie (noch?) an demselben Problem wie der Hotz-Translator: Sie werden von Ein-Mann-Firmen betrieben, die schätzungsweise notorisch unterfinanziert sind und deren Entwickler alle Hände voll zu tun haben, die unglaubliche Komplexität ihrer Schöpfungen immer aktuell zu halten, die vielen kleinen Bugs auszumerzen und dann immer noch die nächste Entwicklungsstufe zu verwirklichen. Bei Rapid Composer hat das dazu geführt, dass fast jede Woche ein Update erscheint.
Seinen Kinderschuhen ist das Programm längst entwachsen; voll ausgereift wie die Software der Megafirmen ist es trotzdem noch nicht. Aber das macht die Sache für mich auch spannend und ich genieße den Mailkontakt mit Attila, dem Entwickler, der auf jeden Fehlerbericht und jeden Erweiterungswunsch umgehend reagiert.
Website: www.musicdevelopments.com
Hallo Thomas,
zu der Kompositionssoftware: Vor einigen Jahren habe ich mich auch intensiv mit elektronischer Musik beschäftigt und einige Plugins für Ableton Live programmiert. Sie lassen sich ähnlich wie Synthesizer konfigurieren und improvisieren dann bis in alle Ewigkeit über eine vorgegebene Akkordfolge. Sie sind nicht für musikalische Laien gedacht, aber vielleicht gefallen dir die Beispiele, die ich damals auf myspace hochgeladen habe und sind dir eine Inspiration für eigene Kompositionsversuche.
Viele Grüße! :)
Lieber Herr Kirschner,
Danke! für Ihren Beitrag über das "Dampfen"! Es hat mir letztendlich den Anreiz gegeben das Zigarettenrauchen nach über 35 Jahren aufzugeben:) und ich habe mehr als 1 Schachtel am Tag geraucht.
Und es fällt garnicht mal sooo schwer und ich habe nach 3 Wochen schon mehr Luft und fühle mich besser.
Nun wird ja von Seiten seltsamer Politiker und der EU schwer gegen das "Dampfen" vorgegangen, was sich für mich eigentlich nur mit Korruption erklären lässt. Da werden wichtige Studien einfach weggewischt und ignoriert.
Das wäre vielleicht mal einen konkreten Artikel im Nexus Magazin wert...
Ich glaube dass das "Dampfen" vielen Rauchern helfen kann leichter von dieser Sucht loszukommen und es wird massiv versucht das zu verhindern.
Warum wohl???
Und was mich auch noch in meiner Meinung bestätigt: Meine Katzen mögen den Dampf, ganz im Gegensatz zu Zigarettenrauch:).
Liebe Grüsse
Elke