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Andor Palenscar, Walter Pennock, Jules Guillot und Hermann Plauson – vier Erfinder und ihre Patente, die in Vergessenheit geraten sind. Schade eigentlich. Denn gerade hierzulande könnte es sich lohnen, ihre Ideen zur direkten Energiegewinnung aus der Atmosphäre wieder auszugraben und unter die Lupe zu nehmen.
Die Blitze, die zornige Götter auf uns schleudern, lassen deutlich den Überfluss an Energie erkennen, der im Himmel über uns vorhanden ist. Auch das Feuer lernten wir Menschen durch Blitzeinschläge kennen. Mit Benjamin Franklins legendärem Experiment, bei dem er während eines Gewitters im Jahr 1752 einen Drachen steigen ließ, begannen unsere prometheischen Versuche, elektrostatische Energie aus der Atmosphäre zu gewinnen.
Seit damals sind beachtliche Fortschritte erzielt worden und schon im frühen 20. Jahrhundert war es möglich, die elektrische Energie aus der Atmosphäre im industriellen Maßstab anzuzapfen. Diese vielversprechende Technologie geriet jedoch nach dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit.
Elektrizität aus der Atmosphäre bietet mehrere Vorteile im Vergleich zu anderen Energiequellen: Die Technik ist einfach und robust, billiger als Geräte zur Gewinnung von Wind- oder Sonnenenergie und immer und überall verfügbar.
Die Erde ist ein elektrostatischer Generator, denn die Atmosphäre ist im Verhältnis zur negativ polarisierten Erde positiv geladen. Dieses System erzeugt Strom von ungefähr 3 x 10-16 Ampere pro Quadratzentimeter – bezogen auf die ganze Erde ergibt das 1.500 Ampere.
Im Folgenden werden einige Erfinder und ihre Patente vorgestellt, die dieses System zur Energiegewinnung angezapft haben und deren Arbeiten im Lauf der Zeit in Vergessenheit gerieten.
Zu Andor Palenscars „Apparatur zur Gewinnung atmosphärischer Elektrizität“ gehörte auch, wie in dem im Jahr 1901 erteilten US-amerikanischen Patent US674427 beschrieben, ein neuartiger Motor, der elektrostatische Energie nutzte.
Für seinen Atmosphärenenergiekollektor wurden Walter Pennock in den Jahren 1909 und 1912 die US-amerikanischen Patente US11260 und US1014719 erteilt.
Der von Jules Guillot in den 1920er-Jahren entwickelte „Siphon“ zur Ableitung von Elektrizität aus der Atmosphäre erzeugte mit einer 20 Meter hohen Antenne 2,5 bis 3 Kilowatt elektrische Leistung. Die Menge hängt von der Größe der gesamten Oberfläche des Kollektors und der Höhe der senkrechten Antenne ab. Ein kleines Gerät mit einem nur zwei Meter hohen Kollektor erzeugte ungefähr 300 Watt Leistung.