NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/editorial-ausgabe-111
Liebe Leser, Leviathan ist angefressen. Gierig schnappt er nach jeder Seele, die noch nicht das Weite gesucht hat. Besonders die Rädelsführer hat er auf dem Kieker: jene, die an seinem Maul stehen und hineinrufen, um den Verschluckten den Ausweg zu zeigen.
Das Bild vom mythischen Lindwurm, der von Thomas Hobbes mit der Allmacht des Staates gleichgesetzt wurde, überfällt mich, als ich diese Zeilen zu tippen beginne. Es trifft den Kern der Zeit. Erst gestern hat mir ein Kumpel beim Sport entrüstet geschildert, wie viel einem Papa Staat doch klaut, wenn man ein paar Euro mehr verdient, als man zum Überleben braucht. „Du rackschst und rackschst, und zum Dank dafür ziehn die dir 30 Prozent aus der Tasche … das ist ja Anstiftung zur Schwarzarbeit!“ Schmunzelnd erinnerte ich ihn daran, wie viele Steuern sich noch so im Alltag verstecken – und just fiel mir auch der argentinische Staatspräsident Javier Milei ein, dessen Rede vor dem WEF in libertären Kreisen gerade viral gegangen ist: ein flammendes Plädoyer für das Unternehmertum im Herz der Kreise, die den Sozialismus wieder hoffähig machen und die Institutionen zu Gouvernanten des Bürgers umdeuten. Mileis Abschlussworte sind legendär:
„Der Staat ist nicht die Lösung. Der Staat ist das Problem selbst. […] Vielen Dank und lang lebe die Freiheit, verdammt!“1
Die Steuersache ist schon hart – härter finde ich aber das betreute Denken. Da wird zu Demos gegen die stärkste Oppositionspartei aufgerufen, als wäre jedes Mitglied und jeder ihrer Wähler ein Staatsfeind – und praktischerweise kehrt man gleich noch die Bauernproteste unter den Teppich. Da werden Waffen in Krisengebiete verjubelt und Milliarden für Projekte im Ausland flüssiggemacht, und jeder, der dagegen aufmuckt, ist ein Radikaler. Nord Stream, Corona, Migration, Energiepolitik, Pandemievertrag – nichts darf hinterfragt, ja nicht einmal mehr diskutiert werden. Maul auf – verschluckt!
Mich wundert es jedenfalls nicht, dass da draußen einige den biblischen Endkampf wittern: Die Gottestreuen und Freiheitsliebenden ziehen gegen das Tier ins letzte Gefecht. Das scheint ja nicht nur hierzulande aktiv: Der Drang zur Weltregierung aka Global Governance ist jedenfalls keine Einbildung. Während das Volk mit Krisen und Kriegen in Schach gehalten wird, spinnt man in den Webstuben der Macht an den finalen Fäden. Davor, dass das globale Überwachungsnetz fast fertig geknüpft ist, warnt unser Leitartikel: Wenn ID, Krankheitsdaten, Kommunikation, Geld und Besitz erst digitalisiert sind, kann Leviathan nicht nur automatisch Steuern schlucken, sondern jeden Widerstand im Keim ersticken. Ich war mächtig erschrocken zu lesen, dass die Schlinge in diesem Augenblick über unseren Köpfen zusammengezogen wird, weshalb wir Corey Lynns Bericht hier exklusiv für Sie publizieren.
Das Bild vom Leviathan hat aber noch archaischere Wurzeln: Das Biest steht auch für den Herrn der Materie, den Widersacher des Geistes. Auch hier sehe ich Analogien zur Gegenwart. Ist es nicht seltsam, dass das meiste, was es in den Mainstream schafft, rein materiell gedacht scheint? Atomreaktoren, Nanotechnologie, Virentests – oft wirken die Entwicklungen beschränkt, kurzsichtig, geradezu krank machend. Was der Mensch spürt, ist wurscht … real ist nur, was gemessen werden kann.
Dass da etwas zu fehlen scheint, rufe ich mit NEXUS seit geraumer Zeit ins Maul des Drachen. Meine Inspiration aber sammle ich am Horizont: Dort tanzen eine ganze Menge Leute im Quantenschaum, sprechen von Krankheit als Botschaft, der Macht des Geistes und der intelligenten Energie, die alles durchdringt. Die Materie, sagen sie, ist nur eine Randerscheinung, ein Kanu im Ozean. Ich frage mich dann immer, wo das eigentlich hinführen soll: Lassen wir die Materie vollends los, meditieren geeint in unseren zwölfdimensionalen Lichtkörpern und plaudern über unsere vergangenen Leben?
Vielleicht liegt es daran, dass ich noch so nah am Maul stehe – denn ich halte es lieber mit Entwicklungen, die für mich greifbar sind. Im letzten Heft haben Sie Wago und sein Plasmabett kennengelernt, diesmal kommt Madjid Abdellaziz mit seiner Sphärenharmonieanlage dazu. Auch Elektropermakulturist Andrea Donnoli wird Ihnen wiederbegegnen. Bei allen dreien schwant mir, dass die Zukunft in dieser Richtung liegen muss: weder im rein geistigen noch im rein materiellen Bereich, sondern in einer Technik, die eine Brücke baut. Der Schlüssel scheint mir die ominöse Lebensenergie, die sie alle einzufangen suchen. Diese von Natur aus smarte Technologie, die aus sich heraus mit unserem Bewusstsein zu interagieren scheint, wirft allerdings neue Fragen auf: Was ist Einbildung? Was Wirklichkeit? Und welche Rolle spielt der eigene Geist?
Ich meine, derlei Gedankenspiele sind die logische Folge, wenn man im Bauch des Leviathans geboren wurde und sich den Weg nach draußen erkämpft hat: Man blinzelt, weil einen das Licht blendet. Hat man sich aber daran gewöhnt, steht offenen Auges am Horizont und blickt zurück, sieht der Leviathan ganz anders aus: Da wirkt das hungrige Würmchen tatsächlich, als läge es im Todeskampf, während eine Armada an Ameisen auf es eindrischt. Von hier habe ich richtiggehend Mitleid mit dem Tierchen: Wollen wir es wirklich zerstückeln – oder einfach an die Leine nehmen?
Eine Alternative zu diesem beknackten Endkampf sehe ich auch – und die wird in der Bibel gern überlesen: Gott soll das Tier nämlich nicht als Widersacher geschaffen haben, sondern aus einem anderen Grund: zum Spielen.
Herzlich,
Ihr Daniel Wagner
Ob „Leviathan“ als Symbol für ein Staatswesen taugt, dass seine Bürger bis aufs Blut aussaugt, mag jeder für sich entscheiden. Es gibt da treffendere Sinnbilder. Die geistigen Urheber jedenfalls verbargen hinter der Symbolfigur des Leviathan nichts, das unter den Begriff „Mit- und Zwischenmenschliches“ fällt. Das hebräische Wort Leviathan bedeutet „der sich Windende“. Die Beschreibungen dieses kosmischen Seeungeheuers enthalten daher Züge einer Schlange, eines Drachens, oder eines Wals. Alles Tiere, die sich durch schlängeln fortbewegen. Darum nutzten die Alten sie als Symbole für den physikalischen Sachverhalt einer Schwingung, einschließlich der dazugehörigen Gesetze.
Weil der Leviathan die von ihm erschaffene Welt umfasst, ist damit der Superpulsar der Weltschöpfung gemeint. Einst hob er sie bei seiner Entfaltung ins Dasein und wird sie nach seiner Einfaltung am Ende wieder hinwegraffen. Nur um sie, wie der Phönix aus der Asche, nach einer langen Weltennacht, wieder erneut zu Entrollen. Damit erschafft er für die von ihm eingefangenen Seelen ein neues Weltenrad. Auf ihm müssen sie im Kreislauf ihrer Wiedergeburten, das Abenteuer Welt, erneut erkennend und genießend und leidend, erleben.
Otto Jung