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Während seiner Präsidentschaft zog US-Präsident Barack Obama zwölf Mal seinen Füllfederhalter zur Unterzeichnung eines Vetos. Der Kongress hob nur ein eingelegtes Veto auf … Ende 2016 legte Obama sein Veto ein gegen das Gesetz für Gerechtigkeit gegen Förderer terroristischer Akte [Justice Against Sponsors of Terrorism Act (JASTA)]. Das Gesetz würde es Opfern der Anschläge vom 11. September erlauben, Saudi-Arabien vor US-Gerichten anzuklagen.
Da er nur noch wenige Monate im Amt verbleiben würde, war Obama über den es ihn kostenden politischen Preis nicht beunruhigt, gegen das Gesetz zu opponieren. Es war es wert, Saudi-Arabien und das Petrodollar-System zu schützen, das die Rolle des US-Dollars als führende Währung der Welt untermauert. Immerhin sah der Kongress das nicht so. Diejenigen, die eine Wiederwahl anstrebten, meinten, es sich nicht leisten zu können, an der Seite von Saudi-Arabien zu stehen anstatt an der Seite der US-Opfer. Also stimmte der Kongress für die Aufhebung des Vetos von Obama und JASTA wurde Bundesgesetz.
Die Saudis sahen darin durchaus zutreffend eine große Bedrohung. Denn könnten sie vor US-Gerichten verklagt werden, bestünde die Gefahr, dass ihre großen Bestände an US-Vermögenswerten eingefroren oder beschlagnahmt würden. Der saudische Außenminister drohte umgehend mit dem Verkauf der US-Vermögenswerte seines Landes. Im Grunde drohte Saudi-Arabien damit, die Übereinkunft zu kündigen, dass der Petrodollar die Rolle des US-Dollars als führende Währung der Welt untermauert.
Im Gegensatz zu jedem anderen Präsidenten seit der Einführung des Petrodollars ist Donald Trump offen feindselig gegenüber Saudi-Arabien. Kürzlich drückte er dies auf Twitter aus: „Dummer Prinz@Alwaleed Talal will unsere US-Politiker mit Daddys Geld kontrollieren. Das kann ich im Falle meiner Wahl nicht zulassen.“ Der „dumme Prinz“, auf den sich Trump bezieht, ist Prinz Alwaleed bin Talal, ein führendes Mitglied der saudischen Königsfamilie. Er ist ebenfalls einer der größten ausländischen Investoren der US-Wirtschaft, besonders im Bereich von Medien- und Finanzunternehmen. Die Saudis haben Hillary Clinton während der Wahl im Jahr 2016 offen unterstützt. Tatsächlich haben sie schätzungsweise 25 Millionen US-Dollar der Clinton Foundation „gespendet“. Das machte sie zum großzügigsten ausländischen Spender. Neben Hillary Clinton war Saudi-Arabien der einzige große Verlierer der US-Präsidentschaftswahl. Die Saudis wollten Donald Trump nicht im Weißen Haus sehen. Aber nicht wegen böser Tweets auf Twitter. Vielmehr geht es um geopolitische Interessen. Im Augenblick scheint Präsident Trump die US-Unterstützung für die sogenannten „moderaten“ Rebellen in Syrien zurückzuziehen. Die Saudis sind darüber erbost, dass die USA ihren Teil des Petrodollar-Deals nicht einhalten. Sie denken, dass die USA Syrien schon längst hätten angreifen sollen als Teil ihrer Verpflichtung, die Monarchie in der Region zu schützen. Der Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ist ein langjähriges saudisches Ziel. Aber ein Präsident Donald Trump macht das unwahrscheinlich. Für die Position von Saudi-Arabien ist das nicht gut, weder im Mittleren Osten noch für seine Beziehungen zu den USA.
Dies ist nur eine der Möglichkeiten, mit der Präsident Trump den Tod des Petrodollars herbeiführen wird. Ich verabscheue es, einen neokonservativen Historiker wie Dr. Bernard Lewis zu zitieren, aber selbst eine stehengebliebene Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit an: „Stellt euch vor, der Ku-Klux-Klan, oder die Aryan Nation, würde die vollständige Kontrolle über Texas bekommen, könnte über die Einnahmen aus dem Ölgeschäft verfügen und würde dieses Geld zum Ausbau eines Netzwerks von gut ausgestatteten Schulen und Hochschulen benutzen, um sein Verständnis des Christentums durchzusetzen. Genau dieses haben die Saudis mit dem Wahhabismus getan. Das durch den Ölverkauf erzielte Geld hat es ihnen ermöglicht, diese fanatische, destruktive Ausprägung des Islam überall in der muslimischen Welt und unter den Muslimen im Westen auszubreiten. Ohne das Öl und die Erschaffung des saudischen Königreichs wäre der Wahhabismus eine verrückte Erscheinung in einem rückständigen Land.“ Dies ist eine aktuelle, angemessene Beschreibung des Wahhabismus, einer besonders aggressiven und intoleranten Ausprägung des sunnitischen Islam, der die meisten Saudis anhängen. ISIS, Al-Kaida, die Taliban und eine Menge anderer Extremisten folgen dieser puritanischen Auslegung des Islam. Das ist auch der Grund dafür, warum Saudi-Arabien und ISIS dieselben brutalen Bestrafungen wie Enthauptungen anwenden. Viele Wahhabiten betrachten Muslime anderer Glaubensrichtungen – wie z. B. die Schiiten im Iran, die Alawiten in Syrien oder die nicht-wahhabitischen Sunniten – als Abtrünnige, die den Tod verdienen. Auf viele Arten ist Saudi-Arabien eine institutionalisierte Version von ISIS. Es gibt sogar einen grimmigen Witz, demzufolge Saudi-Arabien ganz einfach „ein ISIS ist, der es geschafft hat“.
Nachdem ich drei Jahre im Mittleren Osten gelebt habe, finde ich es verständlich, dass viele Menschen in der Region den Wahhabismus verachten. Aber dennoch blüht er auf in bestimmten sunnitischen Gemeinschaften, unter Menschen, die fühlen, dass sie sich sonst nirgendwohin wenden können. Im Mittleren Osten wird weithin ebenfalls geglaubt, dass die westlichen Mächte den Wahhabismus bis zu einem Grad bewusst gefördert haben, um die Region schwach und zersplittert zu halten – und als eine Waffe gegen den schiitischen Iran und seine Alliierten. Das schließt Syrien und den Nach-Saddam-Irak mit ein, der seine Beziehungen zum Iran immer weiter verbessert hat.
Dank WikiLeaks wissen wir, dass die Regierungen von Saudi-Arabien und Katar, die die zwei größten ausländischen Spendengeber der Clinton Foundation sind, vorsätzlich ISIS finanziert haben, um den Sturz von Baschar al-Assad zu unterstützen.
Julian Assange sagt, dass die Email, die dies enthüllt, die wichtigste unter allen Clinton betreffenden Emails ist, die seine Gruppe veröffentlicht hat. Vor diesem Hintergrund eröffnete Russlands Präsident Wladimir Putin kürzlich eine außerordentliche Konferenz sunnitisch-muslimischer Geistlicher (Ende August 2016). Diese fand statt in Grozny, der Hauptstadt Tschetscheniens, einer sunnitisch-muslimischen Region innerhalb Russlands südwestlicher Grenze. Die Konferenz, an der 200 Top-Repräsentanten des nicht-wahhabitischen, sunnitisch-muslimischen Klerus teilnahmen, veröffentlichte eine außergewöhnliche Erklärung, in der der Wahhabismus als „eine gefährliche Deformation“ des sunnitischen Islam bezeichnet wurde. Diese Geistlichen verfügen über ein erhebliches Gewicht in der sunnitischen Welt. Der Groß-Iman der ägyptischen al-Azhar-Moschee, eines der wichtigsten islamischen theologischen Zentren, war unter ihnen. (Ägypten ist das bevölkerungsreichste sunnitische Land.) Im Prinzip gelang es Putin, die wichtigsten nicht-wahhabitischen Geistlichen der Welt dazu zu bringen, die Saudis vom sunnitischen Islam zu „exkommunizieren“. Mit anderen Worten, Putin geht aufs Ganze, was das Petrodollar-System betrifft. Russland und Saudi-Arabien sind seit Jahrzehnten verfeindet. Die Russen haben Saudi-Arabien (oder den USA) deren Unterstützung der afghanischen Mudschahedin niemals vergeben, die die Sowjetarmee aus Afghanistan vertrieben haben. Und sie haben den Saudis deren Unterstützung unterschiedlichster tschetschenischer Rebellionen nicht vergeben. Wenn die Saudis beiseitegeschoben werden, könnte dies einen tödlichen Schlag für das Petrodollar-System verursachen. Die Wahrheit ist, dass sich das Petrodollar-System in seinem Todeskampf befindet. Es macht keinen Unterschied, ob die Saudis es vorsätzlich verlassen oder ob es zerbricht, weil das Königreich implodiert. Das Endergebnis wird dasselbe sein. Im Augenblick richten sich die Sterne gegen das saudische Königreich. Dies ist der gefährlichste Moment seit dessen Gründung im Jahr 1932. Darum denke ich, der Tod des Petrodollar-Systems ist das „Schwarze-Schwan-Ereignis“ Nummer eins im Jahr 2017. Ich erwarte einen Anstieg des Goldpreises, wenn das Petrodollar-System in nicht allzu ferner Zukunft zerbricht. Man möchte sich auch nicht auf der falschen Seite befinden, wenn das passiert. Aber das bringt einen weiteren entscheidenden Punkt hervor. Es gibt auch eine schwere Inflation. Das Petrodollar-System hat der US-Regierung und vielen Amerikanern ermöglicht, jahrzehntelang über ihre Verhältnisse zu leben. Die USA haben diese einzigartige Situation für garantiert gehalten. Aber sie wird verschwinden, sobald der Dollar seinen privilegierten Status verliert. Das wird wahrscheinlich der Wendepunkt … Danach wird die US-Regierung verzweifelt genug sein, um Kapital- und Personenkontrollen sowie Nationalisierungen von Alters- und Gesundheitsversorgungen durchzuführen. Ich fordere Sie auf, sich auf einen ökonomischen und soziopolitischen Fallout vorzubereiten, solange Sie dazu noch in der Lage sind.
Erwarten Sie eine größere Regierung, weniger Freiheit, sinkenden Wohlstand … und möglicherweise noch Schlechteres. Es wird vielleicht nicht morgen passieren. Aber es erscheint klar zu sein, wie die weitere Entwicklung sein wird. Es erscheint als sehr wahrscheinlich, dass die Amerikaner eines Tages in einer neuen Wirklichkeit aufwachen werden.
Quelle: InternationalMan.com, 22.02.2017, http://tinyurl.com/js62s4w