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Die Suche nach der Metallbibliothek

Unter Ecuador und Peru befindet sich ein System von Tunnelnund Höhlen, von dem berichtet wird, daß es eine alte Schatzkammermit Artefakten enthalte. Darin sollen sich zwei Bibliothekenbefinden.


Es kommt nicht darauf an, was du weißt, sondern wen du kennst. Im Jahr 1973 behauptete Erich von Däniken, auf dem Höhepunkt seines Erfolges nach dem Erscheinen seines Bestsellers „Erinnerungen an die Zukunft“, er habe einen gigantischen unterirdischen Tunnelkomplex in Ecuador betreten. Ihm wurde gesagt, daß dieser Komplex den gesamten Kontinent umspanne – vielleicht ein Beweis dafür, daß unsere Vorfahren weiterentwickelt, wenn nicht sogar außerirdisch waren? Man vermutete, daß das Tunnelsystem eine Bibliothek aus Metallbüchern enthalte – in einem Landstrich, in dem heutzutage nur „primitive“ Indianerstämme existieren, die keine geschriebene Sprache besitzen. Der Beweis für eine verlorengegangene Zivilisation? Das war zumindest die Behauptung, doch diese blieb nicht unbestritten.

Der Urheber dieser Geschichte war Janos „Juan“ Moricz, ein aristokratischer argentinisch-ungarischer Unternehmer, der behauptete, er habe eine Reihe von Tunneln in Ecuador entdeckt, die eine „Metallbibliothek“ enthielten. In einer eidesstattlichen Erklärung vom 8. Juli 1969 berichtete er von einem Treffen mit dem ecuadorianischen Präsidenten. Dieser gewährte ihm die Konzession und die völlige Kontrolle über diese Entdeckung, unter der Voraussetzung, daß Moricz photographische Beweise liefern sowie einen unabhängigen Zeugen bestellen würde, der die Entdeckung des unterirdischen Netzwerks bestätigte. Die Zeitungen berichteten von der von Moricz organisierten Expedition.

1972 begleitete von Däniken Moricz zu einem geheimen Seiteneingang, durch den sie in eine große Halle des Labyrinths gelangten. Doch von Däniken bekam augenscheinlich die Bibliothek selbst nicht zu sehen, sondern nur das Tunnelsystem. Dieses Ereignis zitiert von Däniken in seinem Buch „Aussaat und Kosmos“:

„Die Gänge liegen alle im rechten Winkel zueinander. Manche sind schmal, andere breiter. Die Wände sind weich und wirken wie poliert. Die Decken sind flach und schienen von Zeit zu Zeit mit einer Art Glasur überzogen … Meine Zweifel über die Existenz dieser unterirdischen Tunnel verschwanden wie durch Magie und ich fühlte mich prächtig. Moricz sagte, daß diese Art von Gängen, die wir durchwanderten, sich über hunderte von Meilen unter der Erde von Ecuador bis Peru erstreckten.“

Allerdings bekam eine der potentiell größten Entdeckungen der Welt kurz darauf einen bitteren Beigeschmack. Journalisten der Magazine Spiegel und Stern interviewten Moricz, der nun dementierte, jemals mit von Däniken in diesen Höhlen gewesen zu sein. Dies untergrub von Dänikens Glaubwürdigkeit (auch wenn einige sagen würden, daß er nie eine besaß) und brandmarkte ihn als Lügner.

Für viele war dieser Vorfall der Beweis, daß von Däniken nur Lügen produziert – eine weitaus schädlichere Behauptung, als nur dafür bekannt zu sein, seltsame Aussagen über die Götter als altertümliche Astronauten zu machen. Niemand aber bemerkte, daß, wenn von Däniken wirklich gelogen haben sollte, er niemals so eine leicht zu verfolgende Spur in Richtung Moricz hinterlassen hätte. Er hätte ebenso gut sagen können, daß er seine Quelle nicht enthüllen dürfe, und sowohl der Spiegel als auch der Stern wären keinen Deut schlauer gewesen. Dagegen schien irgend etwas mit Moricz nicht zu stimmen, der von Däniken in eine internationale Kontroverse hineinkatapultierte, von der sich dessen Karriere nie wirklich erholte.

Es gibt einige fragwürdige Punkte in dieser Geschichte. Zunächst leugnete Moricz zwar, daß er von Däniken dorthin mitgenommen habe, er leugnete aber nicht die Existenz des Netzwerks selbst. Im Spiegel vom 19. März 1973 können wir lesen:

Spiegel: „Wie entdeckten Sie die (Metall-)Bibliothek?“
Moricz: „Jemand nahm mich dorthin mit.“
Spiegel: „Wer war dieser Führer?“
Moricz: „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
Moricz behauptete weiterhin, daß die Bibliothek von einem Stamm bewacht werde.

Kurz gesagt, Moricz behauptete gegenüber von Däniken, daß er Höhlen entdeckt habe und zeigte ihm diese. Nun allerdings behauptete er, die Höhlen mit Hilfe eines Führers besichtigt zu haben, dessen Namen er nicht preisgeben wollte, aber leugnete, von Däniken dorthin mitgenommen zu haben.

Der logische Schluß daraus schien zu sein, daß Moricz von Däniken irgend etwas gezeigt und sich dabei selbst in Schwierigkeiten gebracht hatte, weil nun jeder davon wußte. Jetzt mußte Moricz sicherstellen, daß derjenige, der ihm die Höhlen gezeigt hatte, keinen Groll gegen ihn hegte. Denn zweifelsohne war er selbst darum gebeten worden, diesen Ort niemandem zu zeigen.

Ein kleiner Schritt für Armstrong, aber ein großer Schritt für die Menschheit

Bis 1975 hatte diese Geschichte die Karriere eines berühmt-berüchtigten Autors ruiniert. Wer würde es also wagen, in seine Fußstapfen zu treten? Die Antwort: Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond – oder besser, ein Schotte, der den prekären Status quo ändern wollte, in dem sich die Kontroverse um die Metallbibliothek befand.

Stanley („Stan“) Hall las von Dänikens Buch und freundete sich daraufhin mit Moricz an. Letzterer bestätigte Hall das Treffen mit von Däniken 1972 und die Reise, die er mit dem Schweizer Autor von Guayaquil nach Cuenca machte, auf der sie Pater Carlos Crespi trafen und seine Sammlung rätselhafter Artefakte sehen durften. Die Zeit reichte nicht aus, um von Däniken zum „wahren Ort“ mitzunehmen, also entschlossen sie sich, ihm dagegen nur eine kleine Höhle in 30-minütiger Entfernung von Cuenca zu zeigen und behaupteten, sie gehöre zum Netzwerk. Dies schien die Kontroverse zwischen Moricz und von Däniken aufzuklären, aber nicht die Existenz der Metallbibliothek an sich.

Wo aber befand sich diese? Moricz’ Expedition aus dem Jahre 1969 wagte sich in die Cueva de los Tayos, eine Höhle, die laut seinen Angaben zur Metallbibliothek führe. Eine solche Bibliothek wurde aber im Jahr 1969 nicht entdeckt. Also beschloß Hall, eine ecuadorianisch-britische Expedition zu organisieren, die die Cueva de los Tayos auf wissenschaftlicher Basis untersuchen sollte.

Ich hatte Stan Hall im Zeitraum von zehn Jahren bereits einige Male getroffen, ohne zu wissen, daß die Person, mit der ich sprach, dieser Stan Hall war. Er nahm als Zuhörer an Konferenzen der schottischen Saunière-Gesellschaft teil. Stan ist jemand, der sich in seine Umgebung einfügt und keiner von denen, die gerne auffallen. Durch reinen Zufall fand ich heraus, daß ich Stan Hall kannte – den Stan Hall, der darüber hinaus noch ganz in meiner Nähe wohnte … Das gab mir die Gelegenheit, die Geschichte aus einer ganz persönlichen Perspektive zu erfahren, und diese nahm ich mit offenen Armen an.

Obwohl sie für 1977 geplant war, wurde die Expedition 1976 durchgeführt, in einer Zeit, in der von Dänikens Ruf schon durch Moricz ramponiert worden war – und offensichtlich schien Hall Moricz’ Behauptungen zu bestätigen. Von Däniken war seitdem über 20 Jahre auf der Hut vor Hall, bis beide bemerkten, daß sie eher befreundete Geister als Todfeinde waren.

Hall wollte ganz systematisch an die Sache herangehen: wenn es tatsächlich eine Metallbibliothek einer verlorengegangenen Zivilisation gab, wäre der erste Schritt, die Höhle zu kartographieren. Dies war das hauptsächliche und einzige Ziel der Expedition; eine Schatzsuche gab es nicht. Hall nutzte seine professionelle Erfahrung, um eine dreiwöchige Erkundung der Höhle in die Wege zu leiten: ein Gemeinschaftsprojekt der Britischen und Ecuadorianischen Armee, unterstützt von einem Team aus Geologen, Botanikern und anderen Spezialisten.

Was aber hat Neil Armstrong mit der ganzen Sache zu tun?

„Die Expedition brauchte ein Aushängeschild“, sagte Stan Hall. „Es fiel der Name von Prinz Charles, der soeben einen Abschluß in Archäologie erhalten hatte, aber ich wußte, daß Neil Armstrong schottische Verbindungen hatte. Meine Mutter war eine Armstrong und über einen anderen Armstrong in Langholm, wo Neil Armstrong den Ehrenbürgertitel verliehen bekommen hatte, kontaktierte ich ihn. Monate später bekam ich die Antwort, daß Neil Armstrong uns sehr gerne bei unserer Mission unterstützen würde. An diesem Punkt wurde die Expedition zu einer Lebensaufgabe.“

Am 3. August 1976, als die Expedition ihrem Ende entgegen ging, betrat Armstrong das Tunnelsystem. Auch wenn sie gar nicht danach gesucht hatten, fanden die Teammitglieder jedenfalls keine Metallbibliothek. Wenn dies geschehen wäre, hätte die Entdeckung die Sicht auf unsere Geschichte und unsere Ursprünge radikal verändert. Für Armstrong hätte es der zweite große Beitrag auf der Entdeckungsreise der Menschheit sein können. Das Team jedenfalls katalogisierte sowohl 400 neue Pflanzenarten, als auch eine Grabkammer innerhalb der Höhle, in der ein sitzender Leichnam gefunden wurde. Die Kammer wurde auf 1500 v. Chr. datiert und man nahm an, daß während der Sommersonnenwende Licht auf diesen Körper fiel.

Die Geschichte führte par excellence von altertümlichen Astronauten zu einem heutigen, wohin wird sie uns noch führen?

Der dritte Mann

Alles drehte sich um die Person Juan Moricz, aber rückblickend war er das falsche Zentrum des Universums. Von 1969 bis zum Jahr seines Todes 1991 konnte er die Metallbibliothek nicht entdecken. Wie also weiter?

Daß Moricz nicht der Ursprung dieser Geschichte war, bemerkte von Däniken auf Seite 53 in seinem Buch selbst. Im Spiegel-Interview hatte Moricz bestätigt, daß eine ungenannte Person ihm die Höhle gezeigt hatte. Wer aber war diese Person?

Nach Moricz’ Tod beschloss Hall, die Spuren dieses „dritten Mannes“ zu verfolgen, der irgendwo im Schatten verschwunden war. Hall hatte einen Namen – Petronio Jaramillo – aber sonst nichts.

„Moricz starb im Februar 1991“, sagte Hall. „Ich hatte einen Namen und ein Telefonverzeichnis. Aber es gab eine Menge Jaramillos in Quito. Letztendlich fand ich ihn – oder, besser gesagt, seine Mutter. Im September 1991 gab sie mir die Telefonnummer ihres Sohnes. Ich rief ihn an. Er war bereit, mich zu treffen und meinte, er bräuchte drei Tage, um mir alles zu erzählen.“

Jaramillo bestätigte, daß Moricz, als er 1964 in Guayaquil ankam, sich mit dem Rechtsanwalt Dr. Gerardo Peña Matheus zusammentat. Moricz erzählte Matheus von seiner Theorie, daß das ungarische Volk an der Wurzel praktisch jeder Zivilisation stehe. Über seine Bekannten, Fernandez-Salvador Zaldumbide und Alfredo Moebius, traf sich Moricz mit Jaramillo in Moebius’ Haus, und von da an liefen beide Geschichten zusammen. Hall ärgerte sich über sich selbst, denn schon seit 1975 hatten verschiedene Leute versucht, ihn auf Jaramillo aufmerksam zu machen. Trotzdem sollten sich die beiden erst 1991 treffen.

Jaramillo und Hall wurde bewußt, daß ohne Moricz, der sich auf die Cueva de los Tayos (die nicht der wirkliche Standort der Bibliothek war) konzentrierte, die 1976er Expedition die Entdeckung des Jahrhunderts hätte machen können – und was für eine Erfolgsgeschichte wäre das für Armstrong gewesen! Aber die Angelegenheit ist ein zweischneidiges Schwert, denn hätte es Moricz nicht gegeben, wäre die ganze Geschichte niemals auf diese Art verlaufen. Heute ist es Halls größter Wunsch – wenn er die Zeit zurückdrehen könnte – mit Moricz und Jaramillo gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. Ihm ist mittlerweile auch bewußt, daß Moricz fest dazu entschlossen war, die Metallbibliothek zu seinem eigenen Vermächtnis zu machen. Als Hall Moricz ein Manuskript der 1976er Expedition zeigte, wollte Moricz es partout nicht zurückgeben. Dieser Vorfall beendete ihre Freundschaft, doch den Grund dafür verstand Hall bis 1991 nicht, als er den Namen Jaramillo auf dem Dokument bemerkte. Ein Name, den Moricz nicht veröffentlicht sehen wollte – wie er auch im Gespräch mit den deutschen Zeitungen 1973 bestätigte. Moricz war unglaublich eigensinnig und gleichzeitig unglaublich loyal, aber offensichtlich auch der falsche Mann und leider im Irrtum, als er dachte, er könne die Entdeckung des Jahrhunderts machen.

Unterirdische Schätze

Jaramillo und Hall wurden Freunde und waren sich darüber einig, daß Jaramillo den Standort der Höhle nicht vorzeitig preisgeben würde. Doch er war bereit, im Detail über ihre Inhalte zu sprechen und weitere Aspekte zu diskutieren, die Hall interessierten.

Von Jaramillo erfuhr Hall die wahre Geschichte der Tayos-Bibliothek – die absolut nichts mit der Cueva de los Tayos zu tun hatte! Jaramillo behauptete, daß er die Bibliothek im Jahr 1946 betreten hätte, als er 17 Jahre alt war. Sie wurde ihm von einem Onkel gezeigt, der nur als „Blanquito Pelado“ bekannt war. Blanquito war offensichtlich ein Freund des ortsansässigen Shuar-Volkes, die ihm als Dank für seine Freundlichkeit und Wohltätigkeit gegenüber dem Stamm ein Geheimnis preisgaben.

Jaramillo betrat das System danach mindestens noch ein Mal. Bei dieser Begebenheit sah er eine Bibliothek mit Tausenden von riesigen, metallenen Büchern, die in Regalen gestapelt waren. Jedes einzelne von ihnen wog im Schnitt 20 Kilogramm, die einzelnen Blätter waren einseitig mit Ideogrammen, geometrischen Zeichen und Inschriften bedruckt. Es gab auch eine zweite Bibliothek, bestehend aus kleinen, harten, glatten und durchsichtigen – scheinbar kristallenen – Tafeln. Auf ihnen waren parallele, überkrustete Linien eingraviert und sie befanden sich in schrägen Regalen, deren Gestelle mit Blattgold überzogen waren. Außerdem gab es Statuen von menschlichen und tierähnlichen Wesen (manche auf schweren Sockeln und Pfeilern), Metallbarren in verschiedenen Formen, ebenso verschlossene „Türen“ – wahrscheinlich Gräber – die mit farbigen Halbedelsteinen bedeckt waren.

Jaramillo berichtete außerdem von einem Sarkophag, der aus einem harten, durchsichtigen Material gefertigt war und in dem sich das goldene Skelett eines großen menschlichen Wesens befand. Kurz gesagt, ein unglaublicher Schatz, der wie als Vorbereitung auf eine kommende Katastrophe versteckt worden war.

Bei einer Gelegenheit zog Jaramillo sieben Bücher aus den Regalen, um sie zu studieren, aber ihr Gewicht hinderte ihn daran, sie wieder zurückzulegen. Das bedeutete aber auch, daß sie zu schwer waren, um sie aus der Bibliothek zu entfernen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Jaramillo konnte seine Behauptungen nie mit harten Fakten belegen, was erklären könnte, warum er seine Geschichte nicht veröffentlichen wollte.

Hall fragte ihn, warum er keine Photographien gemacht habe. Er sagte, daß dies nichts beweisen würde. Daß etwas zu sehen nicht heißt, es auch zu glauben, bezeugen andere Entdeckungen wie die berüchtigte Burrows-Höhle in den USA. Jaramillo behauptete, daß er seine Initialen in den sieben Büchern hinterlassen habe. Wenn diese Bibliothek also jemals entdeckt würde, könnte man beweisen, daß er bereits dort gewesen war.

Expeditionspläne und Rückschläge

Um Zugang zur Metallbibliothek zu erhalten, wollten Jaramillo und Hall mit vereinten Kräften zu Werke gehen: der eine kannte den Ort, der andere war sehr erfolgreich im Organisieren der dazugehörigen Expedition. Es sollte die „Expedition der Inbesitznahme“ werden.

Zuerst stellte man Kontakte zu verschiedenen Botschaftern und Politikern her; dann wurde die wissenschaftliche Gemeinschaft einbezogen. Der Plan war, daß Jaramillo das Team zum Ort führen sollte, wo es für eine Zeit von drei oder vier Monaten (während der Trockenzeit) bleiben würde, um die Inhalte der Höhle zu katalogisieren und dafür Sorge zu tragen, daß nichts verlorenging. Alles sollte an Ort und Stelle verbleiben. Einzig ein Bericht mit Empfehlungen unter Einbeziehung der UNESCO sollte das Ergebnis der Expedition sein. Im Jahr 1995 aber bombardierten peruanische Flugzeuge eine ecuadorianische Militärbasis, und das Projekt erlitt seinen ersten Rückschlag.

Auf einer großen anthropologischen Konferenz warb Hall 1997 für seine Idee. Sechs Anthropologen trafen sich daraufhin mit ihm und waren an dem Projekt interessiert. Im gleichen Jahr aber gab es in Ecuador einen Regimewechsel (nach Halls Meinung zum schlechteren) und Hall entschied sich, wieder nach Schottland zurückzukehren. (Kurz darauf sollten sich unsere Wege anonym kreuzen.) Dies war dennoch kein Rückschlag, denn die Planungen für die Expedition liefen weiter.

Letztendlich war es im Jahr 1998, als die Expedition einen echten Dämpfer bekam. Am Telefon erfuhr Hall von Petronio Jaramillos Mutter traurige Neuigkeiten: ihr Sohn war ermordet worden. Wurde er aufgrund der Pläne umgebracht, die im Gang waren? Das Leben in Südamerika ist recht billig, wie jeder weiß, der das Land besichtigt oder darin gelebt hat. An diesem Tag trug Jaramillo eine große Summe Geld bei sich. Der Straßenraub ereignete sich in der Nähe seines Hauses. Eine zufällige Gewalttat beendete eine der größten Entdeckungen der Welt bereits in ihren Anfängen.

Es scheint, als ob das Schicksal zwar eine Begegnung von Hall und Jaramillo erlaubte, aber keine Zusammenarbeit – als ob die gemeinsamen Anstrengungen den Zauber, der über der Höhle lag, brechen würden und einen Traum Wirklichkeit werden lassen könnten.

Lage, Lage, Lage

Moricz und Jaramillo waren beide gestorben, Hall mittlerweile in den Sechzigern. Sollte er es alleine wagen und die Metallbibliothek für sich in Anspruch nehmen? Hall ist kein Schatzsucher. Er betont, daß die Region ein – wenn nicht das – echte El Dorado sei. Überall befindet sich Gold, die Gänge sind buchstäblich damit gepflastert. Selbst wenn die Bücher der Bibliothek aus Gold gemacht wären – obwohl Jaramillo nie von Gold, sondern von „Metall“, sprach (tatsächlich scheint es so, als ob zumindest Kupfer beigegeben sei, denn Jaramillo bemerkte eine grünliche Färbung der Bücher) – gibt es mehr Gold außerhalb der Bibliothek als in ihr. Moricz war in dieser Region tätig, weil er außergewöhnliche Goldkonzessionen besaß; sein Interesse an der Bibliothek galt aber ihrem historischem Wert, nicht dem materiellen.

In der Vergangenheit hatten bereits viele Schatzsucher versucht, die Höhle zu öffnen. In den 1960ern kontaktierte Graf Pino Turolla Jaramillo über die gleichen Kanäle, die später Moricz zu ihm führen sollten.

Turolla war von Cayces (Edgar Cayce, ein amerikanisches Medium, d. Übers.) „Hallen der Aufzeichnungen“ besessen, und die Metallbibliothek wäre der letztendliche Beweis für Cayces Prophezeiungen. Aber aufgrund von Turollas Auftreten und seiner Auffassung von Organisation kamen die beiden nie miteinander zurecht. Turolla bedrängte Jaramillo mit Detailfragen, die letzterer nicht preisgeben wollte. Also entschied sich Turolla für eine Suche in der Gegend der Cueva de los Tayos und kehrte mit leeren Händen zurück.

Der heute aktivste Indiana Jones ist Stan Grist, der sowohl Juan Moricz als auch seinen Intimus Zoltan Czellar kannte, ebenfalls ein Freund Halls. Grist schrieb 2005:

„Während ich dies schreibe, bin ich in Verhandlungen mit den eingeborenen Shuar, die in der Nähe der Cueva de los Tayos leben. Ihr Einverständnis ist notwendig, um den Bereich der Höhlen zu betreten und zu untersuchen. In den kommenden Monaten plane ich eine Expedition, die den geheimen Eingang zu der Höhle finden soll, die zur angeblichen Metallbibliothek führt. Viele Menschen haben die Höhle durch den bekannten, vertikalen Eingang in der Nähe der Bergspitze betreten. Ich bin der Meinung, daß es durch diesen gut bekannten Eingang beinahe oder völlig unmöglich ist, zur Metallbibliothek zu gelangen. Der geheime Eingang befindet sich unter Wasser!“

Ich konfrontierte Hall mit den Ansichten Grists. „Jaramillo sagte immer, daß sich der Eingang unter dem Fluß befände“, sagte er. Aber dieser Fluß befindet sich nicht in der Nähe der Tayos-Höhle. Es ist der Pastaza-Fluß.

Obwohl Hall die Lage niemals von Petronio Jaramillo selbst erfahren hatte, organisierte er im Mai 1998 nach Jaramillos Tod eine Reise mit Mario Petronio, Jaramillos Sohn, bei der sie beide ihr Wissen über den Ort zusammenlegten. Die Suche mußte aufgegeben werden, bevor der „Nullpunkt“ erreicht wurde.
Im Mai 2000 kehrte Hall zurück.

„Als wir die Expedition in den 90ern vorbereiteten und über notwendige Taucherausrüstungen diskutierten, sagte Petronio, daß, auch wenn er (der Eingang zur Höhle) unter dem Fluß sei, es nicht automatisch hieße, naß zu werden.“

Hall zeigte mir Luftaufnahmen, in denen eine Flußbiegung mit einer Störungszone hervorgehoben war. Von dieser ist bekannt, daß sie in ein Höhlensystem mündet, welches sich über mehrere Meilen erstreckt. Seinen Vermutungen nach hat diese Störungszone – ein Indiz für ein antikes Erdbeben – das unterirdische Netzwerk geöffnet. Irgendjemand muß in längst vergangenen Zeiten diesen Ort entdeckt haben, um dort die Metallbibliothek zu verbergen. Hall besuchte diesen Ort und stellte fest, daß er perfekt in Jaramillos Lagebeschreibung passt.

Ohne Kooperation geht nichts

Was also passierte als nächstes? Hall war 64 Jahre alt, als er das letzte Mal in die Region reiste, mittlerweile ist er 70. Im Alter von 68 Jahren wurde ihm klar, daß er die Auflösung des Rätsels höchstwahrscheinlich nicht mehr erleben würde. Er will allerdings nicht den gleichen Fehler wie Moricz machen, und betrachtet es nicht als seine eigene Geschichte.

Am 17. Januar 2005 informierte er die ecuadorianische Regierung über den Standort der Höhle, der den Beschreibungen Jaramillos entspricht und von dem er hofft, daß er Gegenstand einer Expedition wird.
Wer daran interessiert ist: die Koordinaten liegen bei 77° 47’ 34’’ West und 1° 56’ 00’’ Süd. Mit Google Earth kann man sehr nah an den Ort heranzoomen und seine erste Neugierde befriedigen. Aber die Lage des Ortes zu kennen heißt nicht, daß man ihn auch leicht finden kann.

Hall denkt, daß es entweder Jahrzehnte dauern wird oder ein Paradigmenwechsel stattfinden muß, bevor man auf eine Art zusammenarbeiten kann, die in einer erfolgreichen „Inbesitznahme“ endet. Er argumentiert, daß die Expedition von 1976 nur erfolgreich war, weil ein Militärregime an der Macht war; „eine demokratische Bürokratie wird die Expedition versumpfen lassen, bevor sie auch nur einen Sumpf überquert hat.“

Was benötigt wird, ist der Sinn für Kooperation und Offenheit. Zu viele Leute haben die Bibliothek benutzt, um ihre eigenen Theorien zu bestätigen, seien es Außerirdische, welterobernde Ungarn oder Edgar Cayce und seine Hallen der Aufzeichnungen. Vielleicht ist dies der Grund, warum diese Missionen zum Scheitern verurteilt waren. Möglicherweise sollten wir die Bibliothek einfach für sich selbst sprechen lassen. Die Antworten auf Fragen wie nach den Bauherren, woher sie kamen, was sie beabsichtigten usw. werden sich alle in der Struktur selbst erklären. Letzten Endes ist es doch eine Bibliothek.


Kommentare

Kommentar von Simone (12. Mai 2009, 00:00 Uhr)

Hallo,
mein Vater war große von Däniken-Fan. Und ich sehe gerade die Bücher durch, um zu entscheiden, ob ich sie behalte oder verkaufe.
Da bin ich auf Seite18 gestoßen, in der ganz klar steht, dass er in der Bibliothek war...
Verstehe ich jetzt nicht...
Eine gute Nacht,
Simone


Kommentar von adasdfasdfa (24. Januar 2010, 13:36 Uhr)

Du bist offenbar "vom Himmel gefallen". Wenn du dich für das Thema interessierst, musst du etwas recherchieren - wie du siehst, will dir niemand das Ganze "servieren". Wenn du nur provozieren willst, bist du hier an der falschen Adresse.


Kommentar von Karl Brenner (01. Dezember 2014, 15:11 Uhr)

Es scheint so, als ob die Zeit für die Freigabe dieses gespeicherten Wissens noch nicht gekommen ist. Da wir aber am Ende einer Ära, in einer Zeit des Überganges leben, wird es wohl bald so weit sein. Ich hoffe es, weil die Menschheit es verdient, aus der Dunkelheit herauszutreten, womöglich in ein zweites Atlantis.
Grüße


Kommentar von Manfred Neusser (14. Mai 2021, 14:08 Uhr)

Ich bin mittlerweile 60 Jahre geworden, ich hoffte immer, dass ich es noch erleben würde. Aber heute glaube ich, dass es wohl keinen ernsthaft interessiert, diesem großen Geheimnis endlich auf den Grund zu gehen. Oder ist es die Angst vor der Wahrheit, dass womöglich doch alles ganz anders war, als uns der Geschichtsunterricht lehrte?

Ich habe vor Jahren nach einem Vortrag um ein Gespräch mit E.v. Däniken gebeten - ohne Erfolg. Damals hatte ich noch Hoffnung, in dem Thema weiterzukommen, aber es soll wohl nicht sein. Schade. So werde ich wohl doch dumm sterben müssen.

Ganz liebe Grüße
mannineusser [at] gmail.com