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Jeder von uns wird gelegentlich vom Arzt zu einer Blutabnahme geschickt. Wenn man dann den Befund in Händen hält, orientiert man sich an den Sollwerten und überprüft, inwieweit die eigenen Zahlen davon abweichen – und ob sie darunter oder darüber liegen. Viel mehr weiß man nicht, wenn man nicht im Internet die einzelnen Abkürzungen nachschlägt und versucht, die Erklärungen auf den jeweiligen Websites zu verstehen.
Die Mediziner, die das Blutbild dann schnell überfliegen, „hmmm“ und „aha“ machen, helfen einem da auch nicht wirklich weiter, sondern verschreiben lieber ein Medikament. Für nähere Erläuterungen bleibt meist keine Zeit.
Das ist nicht nur für Hypochonder (wie den Verfasser dieser Rezension) ein unhaltbarer Zustand. Und deshalb kommt das Buch „Die Sprache des Blutes verstehen“ des deutschen Medizinjournalisten Werner Meidinger gerade recht. Der Autor erklärt darin nämlich genau, woraus der rote Lebenssaft besteht, was dessen einzelne Bestandteile tun und wofür sie zuständig sind – und wie man seinen Blutbefund genau analysiert und verstehen lernt.
Das Werk beginnt mit einer kurzen medizingeschichtlichen Abhandlung zum Thema Blut, geht auf die seit der Antike verbreitete Vier-Säfte-Lehre ein und erzählt, wie Ärzte und Anatomen in der Neuzeit immer besser verstehen lernten, woraus sich Blut zusammensetzt, wie der Blutkreislauf funktioniert oder was Blutgruppen sind.
Nach dieser interessanten Einführung ins Thema wird erklärt, woraus Blut – von den Blutkörperchen bis zum Blutplasma – besteht, welche Aufgaben im Körper es erfüllt und welche Hormone, Enzyme und Killerzellen darin transportiert werden. Meidinger geht auf Transfusionen und Blutspenden ein, kommt auf die Dunkelfeldmikroskopie zu sprechen und lockert sein Buch auch mit kleinen Infokästen über „blaues Blut“, Gerinnungsstörungen und andere interessante Fakten auf. Der Hauptteil von „Die Sprache des Blutes verstehen“ befasst sich anschließend mit dem, was im Untertitel versprochen wird: dem (großen und kleinen) Blutbild und den Werten, die darin angegeben werden. Was sagen sie aus, wie können sie sich auf die Gesundheit auswirken, was ist zu ihrer Optimierung zu tun? Auch der PSA-Wert, der auf eine mögliche Prostata-Krebserkrankung hinweisen kann, wird behandelt – ebenso wie die berüchtigten Tumormarker. Aber daran darf man als Hypochonder gar nicht denken …
Jedenfalls ist Meidingers Werk ein höchst brauchbares Handbuch für alle, die zum einen mehr darüber wissen wollen, was da eigentlich rund um die Uhr durch den menschlichen Körper gepumpt wird, und sich zum anderen fragen, was es wirklich bedeutet, wenn die Blutwerte nicht ganz so sind, wie sie sein sollen. In manchen Fällen muss man deshalb nicht gleich in Panik geraten, in anderen ist durchaus Vorsicht geboten. Nach der Lektüre dieses Buches weiß man, warum dem so ist – und hat sozusagen eine neue Sprache gelernt.
Werner Meidinger
Kopp Verlag
271 Seiten
ISBN: 978-3-864458-11-8
€ 14,99