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Oft sprechen wir erst über das Sterben, wenn wir damit konfrontiert werden – dabei haben wir es mit ausreichend Zeit zur Vorbereitung selbst in der Hand, wie wir das eigene Lebensende gestalten wollen. Dafür gibt uns Katy Butler mit „Die Kunst gut zu sterben“ einen Leitfaden an die Hand. Für die Autorin ist der Tod ihres Vaters Anlass, sich mit unserem modernen Konzept des Sterbens zu beschäftigen. Mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten können wir auch das Leben Schwerkranker noch verlängern, manchmal um Jahrzehnte, manchmal nur um wenige Monate. Dabei stellt sich die Frage: Zu welchem Preis?
Mittlerweile hat sich das Sterben in unserer westlichen Kultur immer weiter aus der Familie ausgelagert. Was unsere Vorfahren noch im engen Kreis zelebrierten, findet heute auf Intensivstationen, in Hospizen und Pflegeheimen statt, oft unter Begleitung von Ärzten, bei denen medizinische Interventionen Vorrang vor einem selbstbestimmten Sterbeprozess haben. Für den liefert Katy Butler in ihrem Buch Denkanstöße und regt an, die letzte Phase unseres Lebens möglichst eigenverantwortlich, bewusst und unter Einbeziehung unseres sozialen Umfelds zu gestalten.
Dabei sei erwähnt, dass sich Butler vor allem mit dem Sterben in fortgeschrittenem Alter beschäftigt. Konkrete Tipps, wie man beispielsweise mit dem Tod eines Kindes oder der schweren Erkrankung des noch jungen Partners umgehen kann, finden sich in diesem Ratgeber nicht. Außerdem ist anzumerken, dass sich die von Butler angeführten Zahlen und Statistiken zumeist auf amerikanische Verhältnisse beziehen – so muss die Entscheidung für eine bestimmte medizinische Therapie bei gängigen Erkrankungen wie Krebs hierzulande selten hinsichtlich finanzieller Aspekte getroffen werden. Abgesehen davon bietet „Die Kunst gut zu sterben“ aber zahlreiche universelle Denkansätze, mit denen es sich auch zu beschäftigen lohnt, wenn man aktuell nicht mit einem Sterbefall konfrontiert ist.
Grundsätzlich ist Butlers Buch als Impulsgeber konstruiert, dessen einzelne Kapitel man je nach persönlicher Situation direkt zurate ziehen kann. In einem ausführlichen Glossar werden außerdem wichtige Fachbegriffe erläutert. Die ersten Kapitel thematisieren dabei hauptsächlich die Akzeptanz des bevorstehenden Todes, sei es durch offensichtlichen Abbau im Alter oder durch die Diagnose einer voraussichtlich tödlichen Krankheit. Die zweite Hälfte des Buchs beschäftigt sich mit dem konkreten Sterbeprozess, mit Aktivitäten, Vorbereitungen und Maßnahmen, von gesundheitsfördernden Hobbys über die Kommunikation mit Verwandten, Freunden und Ärzten bis hin zu rechtlichen Aspekten wie dem Aufsetzen einer Patientenverfügung.
Ein besonders angenehmer Aspekt an Butlers Ausführungen ist der fehlende Dogmatismus. Es gibt keine Pro-und-Kontra-Argumentation für die eine richtige Herangehensweise. „Die Kunst gut zu sterben“ ermutigt, sich bewusst selbst zu entscheiden, und begleitet den Leser den ganzen Weg entlang bis zum Ziel – egal, ob es über eine harte medizinische Behandlung oder eine sanfte Sterbebegleitung angesteuert wird, und ganz gleich, ob sich diese letzte Phase des Lebens im Krankenhaus, Hospiz oder in den eigenen vier Wänden abspielt.
Wahrscheinlich ist es genau das, was wir brauchen, wenn uns das Unvermeidbare bevorsteht – einen treuen Begleiter, der uns hilft, den für uns besten Weg einzuschlagen.
Katy Butler
Unimedica im Narayana Verlag
304 Seiten
ISBN: 978-3-962571-60-3
€ 24,80