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Geistige Heilung, Spontanremissionen und unerklärliche medizinische Genesungen wurden lange Zeit als „Wunder“ oder außergewöhnliche Ereignisse interpretiert, die sich wissenschaftlich nicht erklären lassen. Oft werden diese Formen der Heilung einem Heiligen oder dem Eingreifen eines Heilers, Hypnotiseurs, Priesters, Schamanen oder Geistlichen zugeschrieben.
Albert Amao Soria sucht seit Jahren nach einer rationalen Erklärung für diese Phänomene und trägt hier seine Hypothese vor: Ihm zufolge sind alle Methoden der geistigen oder spirituellen Heilung eine Form der Selbstheilung, und selbst die Wirksamkeit medikamentöser Behandlungen lässt sich häufig auf den Placeboeffekt zurückführen.
Ein Appell an die uns innewohnenden Kräfte zur Selbstheilung.
Das Phänomen der mentalen oder geistigen Heilung entstand Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem heilkundigen Laien Phineas P. Quimby (1802 – 1866), einem Uhrmacher aus Neuengland in Nordamerika.1
Nachdem Quimby sich selbst ohne Zuhilfenahme von Medizin geheilt hatte, kam er zu dem Schluss, dass die meisten menschlichen Krankheiten durch negative Überzeugungen verursacht werden.
Phineas Parkhust Quimby (1802 – 1866)
Seine Ärzte hatten bei Quimby eine unheilbare Krankheit diagnostiziert, in deren Folge sich seine Nieren und seine Leber abbauten. Darüber hinaus litt er an Tuberkulose. Desillusioniert angesichts solcher Prognosen gab Quimby sein erfolgreiches Geschäft auf und zog sich in Erwartung des nahenden Todes auf seinen Hof zurück. Um es kurz zu machen: Er schaffte es, sich mit der Hilfe seines ebenfalls ungelernten Assistenten Lucius Burkmar selbst zu heilen, und entdeckte dadurch das, was man heute als spirituelle oder geistige Heilung bezeichnet. Anschließend begann Quimby verschiedenste Krankheiten zu heilen, indem er einfach den Geisteszustand der erkrankten Person veränderte. Dieser Arbeit entsprangen einige gewagte Thesen, wie zum Beispiel:
Im Laufe der Jahre machte sich Quimby einen Namen als Vater des Neuen Denkens, einer Bewegung, die Behandlungen mit mentalen und spirituellen Methoden befürwortet. Sie bezieht sich auf die Bibel und stützt ihre Doktrin mit den Lehren Jesu. Quimby war davon überzeugt, die Methoden wiederentdeckt zu haben, mit denen Jesus seine Heilungen an den Menschen vollzogen hatte, und er gab sein Wissen bereitwillig an jeden weiter, der sich dafür interessierte. Einige Patienten, die Quimby geheilt hatte, wurden später zu seinen Jüngern und fingen ebenfalls an, Geistheilung zu praktizieren. Das war der Beginn einer neuen Denkweise, die als „Neugeistbewegung“ bekannt wurde.
Die bekanntesten religiösen Führer der Neugeistbewegung haben gemeinsam, dass sie zunächst unter vermeintlich „unheilbaren“ Krankheiten litten und ihre Gesundheit durch mentale und spirituelle Methoden wiedererlangten. Sie hatten das, was sie praktizierten, also zuvor am eigenen Leib erfahren.
So kam es gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem wahren Boom des Neuen Denkens und der Gründung zahlreicher Kirchen, deren Anhänger sich nicht nur in ganz Amerika, sondern international ausbreiteten. Basierend auf Quimbys Lehren widmeten sie sich der Heilung ohne Medizin. Heute gibt es weltweit Hunderte solcher Organisationen und Kirchen. Beispiele dafür sind Religious Science, die Church of Divine Science, die Unity Church, die Quimby Memorial Church und andere Ableger im Rahmen der Christlichen Wissenschaft.
Das Neue Denken sieht die Welt und die Rolle des Menschen in einem neuen Licht. Diese Philosophie ermächtigt uns, indem sie den Menschen als Schöpfer seiner eigenen Realität und Lebensumstände begreift. Dem zugrunde liegt das Axiom, dass ein Individuum durch die Veränderung seiner Geisteshaltung auch seine Realität verändern kann. Die Neugeistideologie war der Ursprung des positiven Denkens und anderer Methoden zur Steigerung des menschlichen Potenzials.
Millionen von Menschen auf der ganzen Welt haben bereits davon profitiert und ihre Gesundheit ohne den Einsatz von Medikamenten wiedererlangt. In einigen Fällen war die Heilung nicht nur auf physische Aspekte beschränkt, sondern wirkte sich allmählich auch auf das geistige und spirituelle Wohlbefinden aus. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Anwendung dieser Prinzipien einen außerordentlichen Anreiz zur erfolgreichen Verwirklichung von Zielen in allen Bereichen des Lebens bietet, sowohl in Bezug auf materiellen Wohlstand als auch auf Beziehungen und seelische Zufriedenheit.
Seit dem 19. Jahrhundert propagiert die Neugeistbewegung das metaphysische Konzept des Gesetzes der Anziehung. In jüngster Zeit erlangte es Popularität durch die „Abraham“ genannten Meister, eine Gruppe nichtphysischer Entitäten, die durch Esther Hicks sprechen. Der Terminus selbst wurde im frühen 20. Jahrhundert von William Walker Atkinson geprägt. Atkinson verwendete ihn in seinem 1906 veröffentlichten Buch „Gedankenvibration oder das Gesetz der Anziehung in der Gedankenwelt“ zur Beschreibung des Phänomens, dass „Gedanken Umstände anziehen“. Mit der Einführung dieses Konzepts bot Atkinson der breiten Öffentlichkeit Zugang zu einem Thema, das damals als okkulte Lehre galt. Er behauptete, dass Gedanken Gegenstände im geistigen Bereich wären und Menschen abhängig von ihren vorherrschenden Gedanken andere Menschen und Umstände anzögen.
Das Gesetz der Anziehung spielt auch auf dem Gebiet der Heilkunst eine wichtige Rolle, wird jedoch oft falsch verstanden, da viele es als eine Art Wunschdenken interpretieren. Dabei steckt viel mehr dahinter. Ich nehme an, dass die Anziehung eines Individuums sich nach seinem „Seinszustand“ richtet und nicht danach, was es sich wünscht. Die Gedanken sind der Rahmen, die Gefühle der Anziehungspunkt.
Außerdem impliziert das Gesetz der Anziehung auch seinen Gegenentwurf, den Begriff derAbstoßung(oder des Widerstands), der in der Gleichung meistens vernachlässigt wird. Ich vertrete die These, dass Menschen abhängig von ihrem Seinszustand bestimmte Umstände anziehen oder unbewusst abstoßen – unabhängig davon, was sie erreichen oder verhindern wollen. Zur Klarstellung: Der „Seinszustand“ ist etwas anderes als das „Selbst“ oder das „Ich bin“. Der Seinszustand kann als Schwingungspunkt definiert werden und besteht aus den Kernüberzeugungen einer Person sowie ihren gewohnheitsgemäßen Zuständen des Denkens und Fühlens. Daher wird eine Person, auch wenn sie sich ständig auf das konzentriert, was sie sich wünscht oder was sie vermeiden möchte, die Dinge entsprechend ihrem Seinszustand erleben, nicht entsprechend ihren Wünschen. Der Seinszustand ist demzufolge der Anziehungs- oder Ablehnungspunkt, was dem „Schwingungszustand“ ähnlich ist.
Normalerweise ahnen die Menschen nichts von den Glaubensmustern ihres Unterbewusstseins. Eine Person mit der Tendenz, urteilend, kritisch und zynisch zu sein, hegt höchstwahrscheinlich auch Gefühle der Unsicherheit, Unzulänglichkeit und Unwürdigkeit. Aufgrund des Letztgenannten überträgt sie ihre Gefühle auf andere. Dies steht im Einklang mit dem Prinzip der Analogie: „Wie innen, so außen.“ Wenn ein Individuum seinen Wunsch nach Erfolg, Liebe und Glück an das Universum heranträgt, reagiert das Universum eher auf seinen Seinszustand als auf seine Wünsche. Es muss also eine Kongruenz bzw. Übereinstimmung zwischen dem inneren Verlangen und dem Seinszustand der Menschen bestehen.
Automatische Reaktionsweisen auf bestimmte Situationen in Form von Gedanken und Gefühlen sind reale anziehende oder abstoßende Kräfte. Weltanschauungen können jedoch eine selektive Rolle bei ihrer Wirkung spielen. Individuen treffen Entscheidungen gemäß ihren Kernüberzeugungen. Sie interpretieren ihre Erfahrungen und Beobachtungen so, dass diese Überzeugungen gestärkt werden. Gleichzeitig werden Erfahrungen, die diesen Überzeugungen widersprechen, automatisch ausgeblendet oder ignoriert. Die Ereignisse im Leben eines Menschen entwickeln sich entsprechend seinem vorherrschenden Glauben, auch wenn er sich dessen meist nicht bewusst ist.
Es ist wichtig, das Gesetz der Anziehung näher zu erläutern und den geheimnisvollen Schleier zu lüften, von dem es lange verhüllt worden war. Ein Individuum ist in der Lage, mithilfe seines Unterbewusstseins sowohl seine materiellen als auch seine spirituellen Ziele zu verwirklichen. Dahinter steckt das Grundprinzip, dass vom kollektiven Bewusstsein auf der Astralebene belebte Gedankenformen und Bilder geschaffen werden (positive wie negative). Ich nenne dieses Phänomen einen „Egregor“. Wie in meinem Artikel in NEXUS 91 beschrieben, handelt es sich bei Egregoren um mit psychischer Energie aufgeladene Gedankenformen, die besonders an heiligen Orten, in Kathedralen, Schreinen, alten Kirchen und an einzigartigen Orten der Anbetung zu spüren sind.2 Menschen ziehen jene Gedankenformen an, die mit ihren eigenen im Einklang stehen. Positive Gedankenformen, unterstützt von Emotionen, ziehen positive Ereignisse und Menschen an, während negative Gedankenformen Negatives anziehen. In manchen Fällen kann die Manifestation des angestrebten Ziels durch einen Mangel an emotionaler Resonanz verhindert werden.
Das Gesetz der Anziehung beruht auf dem Gesetz der Affinität. Die Idee dahinter ist, dass ein Individuum von einem elektromagnetischen Feld umgeben wird, das durch seine Gedanken und Gefühle magnetisiert wird. Dieses Feld zieht Ereignisse und Situationen zum Individuum hin, die dessen vorherrschenden Gedanken und seinem Seinszustand ähneln. Wenn sich ein Individuum dieses Prinzips bewusst ist, kann es durch richtiges Denken, Fühlen und Handeln Kontrolle über seine äußeren Umstände ausüben.
Allgemein ausgedrückt besagt das Gesetz der Anziehung, dass das, worauf man seine Aufmerksamkeit richtet, sich früher oder später in den eigenen Erfahrungen manifestiert. In einfachen Worten lässt sich dieses Gesetz wie folgt ausdrücken: „Man bekommt das, woran man gewohnheitsmäßig denkt.“ Die Quantenphysik scheint der Annahme zuzustimmen und geht davon aus, dass es sich bei unserer Umgebung um eine Projektion unseres Geistes handelt.
Die eigene Weltanschauung spielt also eine entscheidende Rolle. Menschen treffen Entscheidungen entsprechend ihren vorherrschenden Überzeugungen und interpretieren Erfahrungen und Beobachtungen auf eine Weise, die ihre Kernüberzeugungen stärkt. Erfahrungen, die im Widerspruch zu diesen Überzeugungen stehen, werden automatisch verworfen. Mit anderen Worten: Alles, was den „Kernglauben“ einer Person nicht stützt, wird systematisch abgewertet oder ignoriert. Die Ereignisse im Leben dieser Person entfalten sich entsprechend ihren vorherrschenden Überzeugungen, auch wenn sie sich dessen die meiste Zeit über nicht bewusst sein mag. Deshalb kann man sagen: „Man schafft sich seine eigene Realität und seine eigenen Lebensumstände.“
Es gibt einige Glaubenssätze, die sich so fest in unseren Köpfen verankert haben, dass sie ein Teil unserer Lebenseinstellung geworden sind. Diese verborgenen Überzeugungen beeinflussen unser Leben und erschaffen unsere äußeren Umstände. Der Bibel zufolge ist der Mensch „in seinem Herzen […] berechnend“ (Sprüche 23,7). Das Wort „Herz“ sollte hier als das Unterbewusstsein verstanden werden. Der menschliche Charakter ist die Summe aller Überzeugungen und Einstellungen einer Person, egal, ob bewusst oder unbewusst. Manche Menschen sind zwar bemüht, ihre Lebensumstände zu verbessern, aber nicht bereit, sich ernsthaft mit den tief in ihrem Unterbewusstsein verankerten Kernüberzeugungen auseinanderzusetzen. Daher bleiben sie an diese falschen Überzeugungen gebunden, was dazu führt, dass sie die immer gleichen Umstände und Situationen aufrechterhalten und wiederholen.
Die Erfolgsformel von Napoleon Hill, einem berühmten Autor der Neugeist-Bewegung, lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Was immer dein Geist glauben und sich vorstellen kann, kann er auch erreichen, egal, wie oft du in der Vergangenheit gescheitert bist. Mit anderen Worten: Die vorherrschenden Glaubenssätze und Gedanken, die uns bewusst oder unbewusst durch den Kopf gehen, bestimmen unseren Erfolg oder unser Scheitern im Leben. Das ist die Essenz des Gesetzes der Anziehung.
Meine Nachforschungen und meine eigenen Erfahrungen in Bezug auf dieses Thema brachten mich zu der Überzeugung, dass Menschen allein durch die Kraft ihres Geistes geheilt werden können. Auch in den Kreisen der modernen Mainstreammediziner wird die Relevanz der Geist-Körper-Beziehung im Heilungsprozess mittlerweile akzeptiert. Außerdem befürworten Mediziner heutzutage eine humanistischere und ganzheitliche Art der Heilung, anstatt sich an eine traditionelle und materialistische Auffassung zu klammern, die allein auf schädlichen Chemikalien und technologischen Verfahren basiert. Beispiele für diese ganzheitlichen Ansätze sind die Einbeziehung von Praktiken wie Meditation, Yoga, bedingungsloser Liebe, Fasten und dergleichen. Interessanterweise entwickelt sich dieses Phänomen des Heilens ohne Medizin in Amerika durch die aufkommende Praxis der sogenannten energetischen Psychologie weiter. Dazu gehören unter anderem die Gedankenfeldtherapie (engl.: Thought Field Therapy) und deren Methoden, wie die Technik der emotionalen Freiheit (engl.: Emotional Freedom Techniques) und ähnliche Behandlungskonzepte.
Ein Placebo kann die Heilungsfähigkeiten des Unterbewusstseins aktivieren, was manchmal zu sogenannten „Wunderheilungen“ führt. Viele alte Kulturen verließen sich bei der Behandlung von Krankheiten auf Geist-Körper-Verbindungen. Schamanen oder Medizinmänner hätten ihre Bemühungen sicher nicht als Placebos angesehen, aber möglicherweise wirkten ihre Heilkräfte auf die gleiche Weise, also durch den festen Glauben des Patienten an den Erfolg der Behandlungen. Möglicherweise war der Kranke auch schon wieder auf dem Weg der Genesung, und das Endergebnis wurde dann als Folge der Behandlung angesehen, die dabei möglicherweise gar keine Rolle gespielt hatte.
Placebo- und Nocebo-Effekte werden manchmal auch als Erwartungseffekte bezeichnet. Das bedeutet, dass eine Person, die ein Placebo einnimmt, etwas erlebt, auf das sie zuvor bereits spekuliert hatte. Wenn der Patient sich wünscht, dass er sich besser fühlt, dann kann dies demzufolge eintreten. Die Überzeugungen des Erkrankten spielen eine wichtige Rolle für die Wirksamkeit eines Placebos. Der Glaube des Patienten an die Behandlung, das Medikament und den Arzt macht den Erfolg möglich.
Manche gehen davon aus, dass die Wirkung von Placebos auf den Mechanismus zurückzuführen ist, durch den viele Krankheiten im Lauf der Zeit von selbst verschwinden, auch ohne Behandlung. So können natürliche Endorphine Schmerzen lindern, und einige Forschungsergebnisse zeigen, dass das Gehirn auf eine imaginäre Szene genauso reagieren kann wie auf etwas, das es tatsächlich wahrnimmt. Ein Placebo kann dem Gehirn helfen, sich an die Zeit vor dem Auftreten der Krankheitssymptome zu erinnern, und so eine chemische Veränderung bewirken. Diese Theorie wird auch als „erinnerbares Wohlbefinden“ bezeichnet.
Natürlich sollten wir psychosomatische Erkrankungen nicht aus dem Blick verlieren, die den modernen Menschen infolge seines stressanfälligen und anspruchsvollen Lebensstils immer stärker betreffen. Die Neurologin Suzanne O’Sullivan bringt dieses Thema im Titel ihres 2006 erschienenen Buches „It’s all in your head“ auf den Punkt. Sie vertritt die These, dass die meisten Krankheiten in den Köpfen der Menschen entstehen.
Die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung wird oft als Spontanheilung oder unerklärliche Remission bezeichnet. Das Problem ist, dass wir beim Auftreten von Krankheitssymptomen meist keine Entgiftung und Reinigung des Körpers anstreben, um ihn so wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sondern überstürzt zu schädlichen Medikamenten greifen, die das Immunsystem schwächen. Dadurch wird der Körper dem Angriff von Mikroben, Keimen und Viren ausgesetzt. Es gibt drei grundlegende Konzepte, die bei einer geistigen Heilung berücksichtigt werden sollten:
Die Ironie dahinter ist, dass die meisten Menschen aufgrund negativer Suggestion erkranken. Diese geht unabsichtlich und manchmal sogar „in guter Absicht“ von Familienmitgliedern, Lehrern oder Nachbarn aus, die glauben, dass Krankheiten ganz normal seien und wir alle früher oder später damit konfrontiert würden. Eine solche Sichtweise wird auch in den Nachrichten und von den Massenmedien vermittelt sowie durch die Werbung von Unternehmen, die verschreibungspflichtige Medikamente herstellen. Pharmaunternehmen geben Milliarden von Dollar aus, um uns zu jedem Jahreszeitenwechsel andere Krankheiten zu unterbreiten. Außerdem werden Menschen zu Operationen ermutigt, obwohl diese meist nicht nötig sind, und die meisten folgen diesen in der Regel ärztlichen Ratschlägen. Für Laien ist das eine starke Form der Suggestion. Über Ärzte vollzieht sich auch ein anderer indirekter Weg der Werbung: Pharmaunternehmen stellen Medizinern oft kostenlose Proben von Medikamenten zur Verfügung und ermutigen sie so, diese zu verschreiben.
Eine meiner Schlussfolgerungen zu diesem Thema ist, dass der Heiler, egal, welche Methoden er praktiziert, dem Patienten lediglich eine Suggestion (oder ein Placebo) gibt. Der Heiler prägt den Geist des Individuums also mit einer „heilenden Suggestion“.
Demzufolge führt die Person, die die Rolle des Heilers einnimmt, nicht per se eine Heilung durch, sondern aktiviert nur die dem Erkrankten innewohnenden Mechanismen, damit die Heilung stattfinden kann. Mit anderen Worten: Die Technik des Geistheilers ist ein aktives Placebo. Das Unterbewusstsein braucht einen Anreiz, um die Heilkraft des Körpers zu aktivieren. Wichtig sind auch die positive Erwartung und der Wunsch des Kranken, dass die Heilung eintreten möge – sein Glaube wird die Arbeit leisten.
Die Wirksamkeit eines Placebos liegt demnach darin, dass es den bewussten Verstand umgeht und dem Unterbewusstsein eine positive Heilsuggestion einflößt. Die Aufgabe eines echten Heilers ist es, den Kranken von einem Ort der Angst zu einem Ort der Ermächtigung zu geleiten.
Bei den sogenannten Wunderheilungen, die an religiösen Orten wie dem Schrein von Lourdes, alten Kathedralen und dergleichen stattfinden, handelt es sich schlicht und ergreifend um kollektive Suggestion, die durch den Glauben an die übernatürlichen Kräfte eines Gottes, eines Heiligen, einer Reliquie oder der heiligen Stätte verstärkt wird. Auch hier übernimmt der Glaube die Arbeit.
In Bezug auf die Frage, warum Menschen mit verschiedenen Methoden oder Therapien geheilt werden können, denken Sie an das alte Sprichwort: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“ Oder auch: „Des einen Freud, des anderen Leid.“ Diese Aussagen bringen es auf den Punkt, denn bei der Heilung gilt dasselbe Prinzip: Eine Therapie, die bei einem Patienten Wirksamkeit zeigt, kann bei einem anderen versagen. Bei der großen Menge angebotener Heilmethoden wird es eine geben, die zu den Bedürfnissen des Erkrankten passt und den Heilungsprozess einleitet. Das gilt auch für medikamentöse Behandlungen und verschiedene Arzneien, die unterschiedliche Arten von Beschwerden lindern können. Ein Medikament, das bei einem Patienten positiv anschlägt, kann sich auf einen anderen negativ auswirken. Genauso wirken sich verschiedene komplementäre und alternative Therapien aus. Das liegt daran, dass jeder Mensch einzigartig ist und spezielle Eigenheiten und Veranlagungen hat.
Im Bereich der Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) kann ein beeindruckender und selbstbewusster Heiler den Kranken manchmal positiv beeinflussen, oder er überzeugt durch seine spezifischen Behandlungsmethoden. Dies entspricht dem Prinzip, dass jeder Mensch eine psychologische Veranlagung hat, positiv oder negativ auf verschiedene Behandlungsarten zu reagieren. Man weiß, dass manche Menschen durch das Schreiben von Tagebucheinträgen oder Gedichten Erleichterung von ihren Krankheiten verspüren. Anderen hilft Tanzen oder die Nähe zur Natur bei einem Waldspaziergang. Alle, die sich für religiöse oder spirituelle Praktiken interessieren, können Heilung durch Gebete, innere Einkehr, spirituelle Besinnung oder die Lektüre in Form von Heiligenbiografien und spirituellen Themen erfahren. Andere wiederum neigen zur Askese: Für solche Patienten sind Fasten und Meditation gute Alternativen. Manche Menschen sind einfach dadurch gesund geworden, dass sie fröhlich waren, über lustige Filme oder Fernsehsendungen gelacht oder Zeitungscartoons gelesen haben, so wie der amerikanische Herausgeber und Autor Norman Cousins.3
Eine Frage bleibt: Warum sind die Menschen in unserer Gesellschaft, die auf dem Gebiet der Medizintechnik und der Medizin selbst so enorme Fortschritte gemacht hat, nicht gesünder? Meine Meinung dazu ist folgende: In unserer modernen materialistischen und konsumorientierten Gesellschaft gibt es anscheinend eine riesige Verschwörung, die uns an Elend, Krankheit und Leid fesselt. Der Hauptgrund dafür ist der gesellschaftliche Konsens, dass Krankheiten natürlich und ein Teil des Menschseins seien. Diese „konventionelle Weisheit“ ist in Wirklichkeit gar keine, sondern eine Halbwahrheit, die der Mensch für selbstverständlich hält. Sie führt uns zu der Annahme, dass wir krank werden, weil die Krankheiten in unseren Familien vorkommen, in unseren Genen verankert oder auf den Wechsel der Jahreszeiten zurückzuführen sind.
Eine Möglichkeit, dieser sozialen Suggestion (oder diesem Egregor) entgegenzuwirken, besteht darin anzuerkennen, dass der Geist der Wagenlenker des Körpers ist und dieser die Fähigkeit hat, sich selbst zu heilen und den Geist aus einem negativen Zustand in einen aufbauenden und konstruktiven umzulenken. Laut metaphysischer Auffassung leben wir in einem Ozean aus reiner elektromagnetischer Energie, die auch „Lebenskraft“ oder „universelles Bewusstsein“ genannt wird. Diese Denkrichtung vertritt die Theorie, dass diese Lebenskraft bzw. -energie für jeden verfügbar ist. In der Tat nutzen wir sie unser ganzes Leben lang durch unsere Gedanken und Gefühle. Das Problem ist, dass wir Menschen uns dessen nicht bewusst sind und diese Energie in negative Gedanken und Gefühle wie Wut, Groll, Hass, Neid und dergleichen umlenken. Dadurch bauen wir einen Schild aus negativer Energie um unseren Körper herum, der den freien Fluss der Lebenskraft verhindert. So wird dem Körper die vitale Lebenskraft entzogen und er wird anfällig für die Invasion von Viren, Keimen und Mikroben aus der Umwelt.
Der richtige Umgang mit dieser Lebenskraft besteht darin, sich auf das Gefühl des Friedens und der Liebe zu uns selbst und der Menschheit einzustimmen. Diese Einstellung wird den inneren Mechanismus aktivieren und es der Lebenskraft ermöglichen, durch unseren Körper zu fließen. So kommt es zu Gleichgewicht und Harmonie mit der eigenen inneren Natur und dem physischen Körper. Dazu ist es allerdings notwendig, Zugang zu unserem inneren Selbst zu finden, das vom Einfluss der materiellen Welt und den Anforderungen unserer körperlichen Sinne überschattet wird.
Die metaphysische Wahrheit ist, dass Gedanken und Gefühle unsere Realität erschaffen. Was auch immer unser Unterbewusstsein als wahr akzeptiert, wird sich früher oder später in unserer Realität abspielen. Wenn Sie Krankheit als einen unmittelbar bevorstehenden und natürlichen Vorgang empfinden, werden Sie sie bekommen. Behalten Sie eine optimistische Einstellung bei, und die Dinge wenden sich zum Guten. Sie haben es in der Hand, Ihren Geist zu kontrollieren. Es wird empfohlen, sich nicht mit deprimierenden und negativen Gedanken aufzuhalten, sondern sein Unterbewusstsein mit konstruktiven und erbaulichen Gedankenmustern zu füttern. Diese Gedanken werden sich schlussendlich in der Realität herauskristallisieren.
Die Frage des Placeboeffekts kann nur psychologisch und metaphysisch verstanden werden. Die Effektivität von Placebos beruht auf der Möglichkeit, den Patienten glauben zu lassen, dass etwas getan wurde. Bei einem Placebo handelt es sich demzufolge um eine Suggestion, die den bewussten Verstand umgeht und auf das Unterbewusstsein einwirkt. Sobald das Unterbewusstsein die Suggestion annimmt, beginnt der Heilungsprozess, sofern der Patient einen echten Wunsch nach Genesung verspürt. Somit sind alle Placebos versteckte Suggestionen: Sie ändern die Erwartung des Patienten von einer geistigen Haltung der Krankheit zum „Gesundwerden“. Darauf fußt das ganze Konzept.
Das Problem liegt auch in den Glaubensmustern des Patienten. Wenn der Betroffene nicht an den Behandelnden oder die Behandlung glaubt, kann das Placebo nicht wirken und den Heilungsprozess einleiten. Der Grund dafür, dass verschiedene Therapien bei unterschiedlichen Patienten anschlagen, liegt darin, dass irgendeine davon „eine Saite zum Klingen bringt“ und das Unterbewusstsein aktiviert. Das ganze Konzept des Placeboeffekts läuft darauf hinaus, so zu tun, als ob. Letztendlich heilt sich der Patient selbst mithilfe eines Placebos als „psychologischer Unterstützung“.
Meine Definition von Placebos unter den Tausenden, die bereits formuliert wurden, lautet wie folgt: Ein Placebo ist ein psychologisches Phänomen, eine versteckte Suggestion, die dem Patienten durch Mittel wie pharmakologisch unbedenkliche Substanzen, komplementäre und alternative Therapien, Methoden des Neuen Denkens und dergleichen mit dem Ziel vermittelt wird, ihn glauben zu machen, dass etwas getan wird, um sein Leiden zu lindern. Sprich: sein Denken vom Krankheitszustand in den Gesundheitszustand zu überführen, sei es durch vorgetäuschte Arzneien, KAM oder positives Denken. Sobald die neuen Glaubensmuster vom Unterbewusstsein akzeptiert werden, tritt die Heilung ein.
Warum sprechen manche Menschen überhaupt nicht auf Behandlungen an, egal ob mit oder ohne Medikamente? Das liegt daran, dass sie unbewusst ihre Heilung sabotieren oder an selbstzerstörerischen psychologischen Mechanismen festhalten, die ihrem Wohlbefinden entgegenwirken. Beispiele dafür sind die Überzeugung, dass man es nicht verdient, glücklich zu sein, Vorstellungen von Selbstbestrafung oder eine Märtyrergesinnung.
R. Barker Bausell, PhD, ein emeritierter Professor der University of Maryland und Forschungsleiter des von den National Institutes of Health geförderten Programms für komplementäre und alternative Medizin, hat ein interessantes Buch mit dem Titel „Snake Oil Science: The Truth about Complementary and Alternative Medicine“ geschrieben. Er liefert wissenschaftliche Belege, mit denen sich die Thesen in meinen Büchern untermauern lassen. Ein weiterer Wissenschaftler aus dem Gebiet der Medizin, der mit seinem Team seit 20 Jahren zum Thema KAM forscht, ist Edzard Ernst, MD, PhD. Er hält sogar einige konventionelle medizinische Verfahren für Placebos.4
Den schlüssigsten Beweis für die Regenerationskraft des Körpers liefern neuere Wissenschaften wie die Neurowissenschaft, die neue Biologie (Epigenetik), die Quantenphysik, Tiefenpsychologie und Psychoneuroimmunologie (PNI). Dr. Bruce H. Lipton, ein renommierter Zellbiologe, postuliert, dass Gedanken und die Umwelt einen direkten Einfluss auf unsere Gene ausüben. Früher gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Biologie des Menschen von Genen und DNA bestimmt wird. Neue Erkenntnisse haben jedoch gezeigt, dass es in Wahrheit genau umgekehrt ist. Unsere geistigen Überzeugungen üben Kontrolle über Gene und DNA aus.
Mit seinem Artikel „Mind Over Genes: The New Biology“ legt Dr. Lipton einen ausgezeichneten Essay vor, der unter Einbezug der Bedeutung des Geistes und der Seele eine wissenschaftliche Erklärung für den Mechanismus der Spontanremission liefert. Dieser biologische Durchbruch ist ausschlaggebend für das ganze Gebiet der Heilung, denn er bestätigt, dass wir völlig andere Botschaften an unsere Zellen senden und diese neu programmieren können, wenn wir unsere Wahrnehmungen und Überzeugungen ändern. Der Fokus wird damit auf den beiderseitigen Glauben von Behandelndem und Patienten an die Magie der Heilung gelegt.
In meinen Büchern „Healing Without Medicine“ und „Awaken the Power Within“ analysiere ich die meisten der alternativen und komplementären Therapien und liefere schlüssige Erklärungen für ihre Erfolge und Misserfolge. Auch Dr. Barker Bausell nimmt in „Snake Oil Science“ eine umfassende Untersuchung eines Großteils der auf dem Markt befindlichen komplementären und alternativen Medizin (KAM) vor. Er gibt an, das Buch verfasst zu haben, nachdem er genügend Material für eine gründliche Bewertung der komplementären und alternativen Medizin zusammengetragen hatte, und kommt zu dem Schluss, dass alle KAM-Methoden nichts weiter als Placebos seien. Er schließt das Buch folgendermaßen ab:
„KAM-Therapien sind nichts anderes als geschickt verpackte Placebos. Und das ist so ziemlich alles, was es über die Wissenschaft der komplementären und alternativen Medizin zu sagen gibt.“5
Dr. Rick Ingrasci ergänzt die oben genannte Aussage mit den Worten:
„Der Placeboeffekt liefert den spektakulären Beweis, dass alle Heilung im Wesentlichen auf Selbstheilung beruht.“6
Ein weiterer Doktor der Medizin, Bruce Moseley, ein angesehener europäischer Chirurg, führte eine Studie über die Wirksamkeit von Placebos bei Menschen mit anhaltenden Knieschmerzen durch. Er kam zu dem Schluss:
„In dieser kontrollierten Studie an Patienten mit Kniearthrose waren die Ergebnisse nach einer arthroskopischen Lavage oder einem arthroskopischen Débridement nicht besser als die Ergebnisse nach einem Placebo-Eingriff.“7
Einfach ausgedrückt: Die Ergebnisse der von Moseley durchgeführten Eingriffe waren nicht besser als die Ergebnisse der „Scheinoperationen“, die den Patienten vorgegaukelt wurden.
Bausells Buch überzeugt durch eine umfangreiche Dokumentation aus vielen Jahren der Forschung und konsequente Wissenschaftlichkeit. Die Arbeit wurde von Medizinern und Ärzten befürwortet. Und doch (es gibt immer ein Aber): Er vernachlässigt dabei die enorme Fähigkeit des menschlichen Körpers, seine Gesundheit wiederzuerlangen, ein Phänomen, das medizinische Wissenschaftler als „Spontanheilung“ oder „Spontanremission“ bezeichnen.
Die Geist-Körper-Verbindung wird von vielen Autoren und Ärzten angeführt, um einen Grund für unerklärliche Heilungen anzubieten. Allerdings fehlt in der Diskussion darüber meist ein wesentlicher Faktor. In Wirklichkeit ist es nämlich nicht nur der Körper, der sich anscheinend selbst heilt. Jenseits des bewussten Verstandes gibt es einen unsichtbaren und mächtigen Wagenlenker: das Unterbewusstsein, auch bekannt als subjektiver Verstand. Der metaphysische Ansatz besagt, dass das Unterbewusstsein für Suggestionen empfänglich ist – und in den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Suggestionen um ein Placebo.
Émile Coué, der in Frankreich an der Schule von Nancy in Hypnose ausgebildet wurde, war der Auffassung, dass Menschen sich selbst durch Autosuggestion heilen können. Demnach bräuchte man keinen Heiler, der die Suggestion vornimmt, da die Patienten die Autosuggestion selbst durchführen könnten. Die eigentliche Rolle des Heilers bestehe darin, dem Patienten zu helfen, sich selbst zu heilen. Daher sollen den Lesern auch hier die Mittel an die Hand gegeben werden, zu verstehen, dass sie selbst die Macht über sich haben und Glück und Gesundheit verdienen. Das ist ihr unveräußerliches Geburtsrecht.
Folglich ist der Placeboeffekt ein schlüssiger Beweis dafür, dass das Unterbewusstsein als Heiler des Körpers wirkt. Wenn ein Placebo den bewussten Verstand umgeht und den inneren Heilungsmechanismus in Gang setzt, dann kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass es sich beim größten Teil der Heilung im Wesentlichen um Selbstheilung handelt. Wie funktioniert das? Die Lösung liegt in der unermesslichen Fähigkeit des Körpers, seine Gesundheit wiederherzustellen. Und wie können wir diese Fähigkeit aktivieren? Die Antwort lautet: durch Suggestion und Placebos.
Das Problem dabei ist, dass die meisten Menschen ihre Macht der Selbstbestimmung und die Kontrolle über ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit aufgegeben haben. Dadurch sind sie den Überzeugungen und Meinungen anderer Menschen und der Alltagsauffassung ausgeliefert. Unter Alltagsauffassung verstehe ich den Einfluss der Massenmedien und eines traditionellen Irrglaubens, der von Lehrern, Eltern und anderen Personen weitergegeben wird. Einige Pharmafirmen investieren Millionen Dollar in die Suggestion saisonaler Krankheiten über die Kanäle der Massenmedien, die zu starken Suggestionen werden, wenn die Ärzteschaft sich dem anschließt.
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