NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/die-feindliche-uebernahme-des-ufo-narrativs
Seltsames geht seit einiger Zeit in der amerikanischen UFO-Szene vor sich: Haben sich kritische Forscher jahrzehntelang durch das Dickicht aus Zeugenaussagen und Dokumenten gewühlt und diese auf belegbare und glaubwürdige Elemente abgeklopft, warten neuerdings immer mehr „Whistleblower“ mit haarsträubenden Geschichten auf, die zwar konsistent und detailliert erscheinen, sich aber jeder Überprüfung entziehen. Die jetzt entbrannte Debatte zwischen Gläubigen und Kritikern droht die altehrwürdige MUFON und mit ihr die gesamte Ufologie zu zerreißen. Dabei deutet vieles auf eine ausgeklügelte PSYOP hin, mit der der ernsthaften Forschung endgültig der Garaus gemacht werden soll.
Ich war noch keine vier Stunden in Kalifornien, da hatte ich bereits in einem selbstfahrenden Tesla-Taxi gesessen und eine Verhaftung miterlebt. Während ich vor einem Hotel in Palm Springs auf meine Mitfahrgelegenheit zum Joshua Tree Retreat Center wartete, kamen zwei Polizisten auf mich zu und erkundigten sich nach meinem Namen. Nachdem sie meine Unschuld erkannt hatten, verschwanden sie im Hotel und kamen fünf Minuten später mit einem nur eine Hose (und Handschellen) tragenden Herrn wieder heraus. Es versprach ein turbulentes Wochenende zu werden.
Eigentlich hatte ich die letzten Tage meiner Nordamerika-Rundreise entspannt mit einem Kumpel am Pazifikstrand verbringen wollen. Zwar wusste ich, dass zur selben Zeit ganz in der Nähe die größte UFO-Konferenz der Welt in ihre fünfte Runde gehen würde – die alljährlich in der kalifornischen Wüste östlich von Los Angeles stattfindende „Contact in the Desert“ –, doch ich hatte eigentlich genug erlebt, skurrile Konferenzen und spannende Begegnungen inbegriffen. Erst als ich einen Blick auf die Rednerliste warf und einige Freunde schon ihre Koffer packten, wurde ich hellhörig. Denn dort fand ich praktisch alle großen Namen der Szene versammelt: Steven „Disclosure Project“ Greer, der UFO-Historiker Richard Dolan, EvD und sein Kompagnon Giorgio „Aliens!“ Tsoukalos hatten sich ebenso angekündigt wie der Exopolitics-Begründer Michael Salla, Altmeister Whitley Strieber, Linda Moulton Howe von Earthfiles.com, Michael Tellinger und Graham Hancock. Mit David Wilcock, Corey Goode und Laura Eisenhower war auch die Fraktion der Zeit- und Marsreisenden vertreten; für den erkrankten (und mittlerweile verstorbenen) Jim Marrs sprang mit Peter Levenda eine nicht weniger bedeutende Koryphäe ein. Selbst der hochbetagte Jacques Vallée hatte sich auf den Weg gemacht – der Forscher, nach dem Steven Spielberg die Figur des französischen Wissenschaftlers in „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ konzipiert haben soll. Zusammen mit vielen weiteren namhaften Referenten würden sie vier Tage lang auf fünf Bühnen über Präastronautik, geheime Weltraumprogramme, interdimensionale Entitäten, Zeitreisen, Kornkreise, Bigfoot und andere Mysterien sprechen.
Es war jedoch insbesondere die Aussicht, das merkwürdige Nebeneinander nüchterner und bei aller Alternativität doch wissenschaftlich arbeitender Forscher auf der einen Seite und – wie soll ich mich ausdrücken – bejubelter Verfasser abenteuerlicher Narrative auf der anderen live miterleben zu können, die mich zum Ticketkauf motivierte. In den letzten Jahren waren immer mehr vermeintliche Whistleblower aufgetaucht, die etwa behaupteten, in der Zeit zurückgeschickt worden zu sein oder in ultrageheimen Projekten Seit’ an Seit’ mit Extraterrestrischen gearbeitet zu haben – gerne auf dem Mars oder jenseits unseres Sonnensystems. Oft sind die verblüffend detaillierten Schilderungen in das allgemeinere Szenario eines angeblichen geheimen Weltraumprogramms eingebettet, das eine hoch entwickelte „breakaway civilization“ – eine „Splitter“- bzw. „Abspaltungszivilisation“, die von der Erde stammt und hinter den Kulissen im Weltraum aufgebaut wurde – betreiben soll. Interessanterweise finden diese Geschichten nicht nur bei UFO-Enthusiasten, sondern auch unter gestandenen Forschern zunehmend Anklang – obwohl die „Whistleblower“ handfeste Belege für ihre Behauptungen stets schuldig bleiben. Besondere Brisanz gewinnt das Geschehen vor dem Hintergrund, dass andere Forscher wie der Historiker Richard Dolan, die sich der Wahrheit hinter dem UFO-Phänomen ausschließlich über dokumentierte Quellen und vorsichtige Schlussfolgerungen nähern, die Existenz eines geheimen Weltraumprogramms und einer Abspaltungszivilisation tatsächlich für wahrscheinlich halten – ohne das wilde Beiwerk der „Whistleblower“ allerdings, denen sie mehr als kritisch gegenüberstehen. Einer der Letztgenannten, der „intuitive Empath“ Corey Goode, und dessen Mentor David Wilcock waren als Höhepunkte der Contact-Konferenz angekündigt. Gemeinsam würden sie in der Wüste über die praktisch schon besiegte Kabale sprechen, die Wahrheit über die Vorgänge in der Antarktis enthüllen und uns im Namen der „Blauen Avianer“ darin unterweisen, liebevoller zueinander zu sein und die Menschheit in das neue Zeitalter zu führen. Bei solcher Gewichtigkeit verwundert es nicht, dass das Gespann ausschließlich auf der deutlich größeren Hauptbühne, mehrfach und jeweils zur besten Sendezeit auftrat. Für Richard Dolan blieb da nur ein Termin im kleineren Saal – um acht Uhr in der Früh.
Goode ist, wie es der deutsche Exopolitik-Chef Robert Fleischer ausdrückte, der „aufsteigende Stern im Olymp der neuen UFO-Götter“. Schon als Sechsjähriger sei er für ein militärisches Geheimprojekt rekrutiert und später aufgrund seiner Empathie dazu auserkoren worden, die Kommunikation mit verschiedenen nichtirdischen Spezies zu vermitteln. Als er nach zwanzig ereignisreichen Dienstjahren in zahllosen Geheimprogrammen ausschied, sei er allerdings einer Gehirnwäsche und obendrein einer „Zeit- und Altersregression“ unterzogen worden – sprich, in der Zeit zurückgereist –, sodass er leider keinerlei Beweise für seinen Verbleib während der fraglichen Zeit vorlegen könne. Er habe die zwanzig Jahre eben noch einmal durchlebt, im zweiten Durchgang aber ein ganz unspektakuläres Leben geführt. Als er sich vor einigen Jahren zu „erinnern“ begann, bot ihm zunächst das Internetforum des von Bill Ryan geführten Project Avalon die Plattform, seine „Insiderinformationen“ bekanntzumachen. Insbesondere stehe er mit den „Blauen Avianern“ in Kontakt, die wie die „Allianz der Kugelwesen“ (engl.: „Sphere Being Alliance“), der sie angehören, der Menschheit wohlgesonnen seien. In ihrem Talkformat „Cosmic Disclosure“ enthüllen Wilcock und Goode seit 2015 die Einzelheiten über das galaktische Kampfgetümmel, in dem die Allianz der – andernfalls chancenlosen – Menschheit helfend zur Seite springt und nicht nur die „Kabale“ für uns niederringt, sondern auch spirituelle Hilfe zur Anhebung unseres Bewusstseinsniveaus gibt. Die von Gaia TV (vormals Gaiam TV, eine Art Netflix für Spirituelle) ausgestrahlte Show hat „seither so viele verschiedene Geschichten fabriziert, dass es Mühe macht, den Überblick zu behalten. Inzwischen geht die ‚Cosmic Disclosure‘-Show bereits in die siebte Staffel, ohne dass Goode je wegen Geheimnisverrat verhaftet worden wäre“, fasst Fleischer zusammen.1
Michael Salla zitierte Goode 2015 mit der Nachricht, dass „bis zu 100 kugelförmige Raumschiffe in unser Sonnensystem gelangt seien. […] Diese Sphere Alliance würde die Menschheit darin unterstützen, sich von der Kontrolle zu befreien, die von mächtigen Organisationen der Elite auf dem ganzen Planeten ausgeübt wird.“ Als verantwortungsvoller Rechercheur und Autor machte sich Salla natürlich auch Gedanken über die Glaubwürdigkeit solcher Aussagen:
„Wie glaubwürdig ist Goode nun? Wilcock zufolge passen seine Aussagen mit den Informationen mehrerer anderer Insider-Quellen bezüglich (eines oder mehrerer) geheimer Raumfahrtprogramme bzw. außerirdischer Lebensformen zusammen. Auch beim Abgleich mit meiner eigenen Datensammlung […] konnte ich keine Ungereimtheiten feststellen.“2
Andere Forscher wie Richard Dolan wollten sich dieser neuen Form der Plausibilitätsprüfung wildester Behauptungen nicht so recht anschließen. „Michael hat in der Frage der Beweisführung eine andere Einstellung als ich“, erläuterte er in einer spontanen Livediskussion3 mit Bill Ryan, mit der sie einen Monat nach der Konferenz eine längst überfällige öffentliche Diskussion der skurrilen Vorgänge in der UFO-Szene lostraten.
„Ich möchte zunächst sagen, dass ich Michael persönlich mag. […] Aber er argumentiert so: Coreys Aussagen werden durch Leute wie William Tompkins4, Andrew Basiago oder Randy Cramer gestützt. Ich würde dem entgegenhalten, dass das keine wirkliche Bestätigung ist. […] Wenn der Hintergrund keiner dieser Personen bestätigt werden kann und sich auch keine ihrer Geschichten durch irgendetwas tatsächlich Bestätigtes unabhängig untermauern lässt, können sie nicht als Beweis gewertet werden.“
Um zu ergründen, wie Goode eigentlich ins Rampenlicht geraten war, lud ich meinen Kumpel Chris zum Frühstück ein, der zur fraglichen Zeit Moderator beim Avalon-Forum war. Goode sei ihm, so erinnerte er sich, häufig durch großspurige und wenig glaubhafte Behauptungen aufgefallen. So will er bereits im Alter von sieben Jahren regelmäßig außerkörperliche Erfahrungen gemacht und auch die Kunst der Fernwahrnehmung schon im Kindesalter – quasi im Vorbeigehen – ohne große Anstrengungen gemeistert haben. Ohne Hemmungen habe Goode von seinen angeblichen spirituellen Fähigkeiten und Erfahrungen gesprochen, war die Beweise aber stets schuldig geblieben. Zudem habe er bereits vorhandene Versatzstücke übernommen und ausgebaut; die Geschichte seiner angeblichen Verjüngung etwa habe er von jemand anders adaptiert. Besonders aufschlussreich sei seine Verwicklung in die MILAB-Gruppe innerhalb des Forums gewesen. Über private Nachrichten habe er Kontakt mit vielen MILABs aufgenommen, um ihnen professionelle psychologische Hilfe anzubieten. Seine „anmaßenden und grob fahrlässigen“ Aktivitäten seien erst aufgeflogen, als sich eine der Betroffenen an Bill Ryan wandte, da Goode ihre persönliche Geschichte in völlig verzerrter Form öffentlich wiedergegeben hatte. Auf meine Frage, welche Motive Goode wohl angetrieben hätten, äußerte sich Chris vorsichtig und betonte, dass er da nur spekulieren könne; von Anfang an habe er jedoch ein starkes Verlangen wahrgenommen, sich durch abenteuerliche Behauptungen anzubiedern und zu profilieren. Auch hätten die Webmaster schnell durchschaut, dass er mit Sicherheit kein IT-Experte war, wie er eines Tages zu behaupten begann. Chris’ Schilderung deckt sich weitgehend mit Bill Ryans ursprünglich internem und mittlerweile öffentlich gemachten Forumsbeitrag „Die Wahrheit über Corey Goode“5, der zahlreiche weitere Details enthält. Über seine finanzielle Situation habe er z.B. rundweg gelogen; interessant ist auch der Screenshot eines Skype-Gesprächs zwischen einer dritten Person und Goode, in dem Letzterem herausrutscht, er würde auf jemandes Gehaltsliste stehen und einen „Vorgesetzten“ haben.
Corey Goode ist der Schützling von David Wilcock, einem im Gegensatz zu Goode bühnenaffinen und redegewandten Star der Esoterikszene, der seit anderthalb Jahrzehnten gefeierte Bücher über wissenschaftliche Grenzthemen, UFOs, frühe Zivilisationen und den vermeintlich anstehenden Bewusstseinswandel verfasst und von seinen Fans als Edgar Cayces Wiedergeburt gehandelt wird. Wilcock ist dafür berühmt, die als „Ra“ bekannte Wesenheit gechannelt zu haben, die seit 75.000 Jahren in die Geschicke der Menschheit involviert sein soll. „Der Bursche ist an diesen Themen ehrlich interessiert, aber hoffnungslos frei von jeder kritischen Analyse und raucht viel zu viel von seinem eigenen Quatsch […] im Endeffekt ein jämmerlicher Hochstapler. Je mehr Zeit ins Land geht, desto offenkundiger und peinlicher wird es“, heißt es in dem beliebtesten Kommentar unter dem Channelvideo.
In der Tat wird der Superstar, der am Joshua Tree die große Bühne abonniert hatte, mehr und mehr zum Quell skurriler Äußerungen und Meldungen. In seinem neuesten Werk etwa findet sich unter dem Foto eines (noch mit Essensresten beladenen) zersprungenen Tellers die Erläuterung:
„Irgendwann im Verlauf des Treffens [mit den angeblichen Insidern Pete Peterson und ,Jacob‘] saßen wir gemeinsam zu Tisch, und ich hörte ein lautes Klirren. […] Als ich dann das nächste Mal meine Gabel in die Hand nahm, um etwas auf dem Teller aufzuspießen, brach dieser in zwei saubere Hälften auseinander – und gleich am nächsten Tag hatte ich einen Wasserrohrbruch in meinem Haus, der die ganze Küche unter Wasser setzte. Ich nehme an, dass es sich bei beiden Zwischenfällen um Warnschüsse aus einer Teilchenstrahlwaffe handelte, die mir Angst einjagen sollten. Doch ich ließ mich nicht davon beirren und machte weiter.“6
Amerikaner sagen in solchen Momenten gerne: „So was kannst du dir nicht mal ausdenken.“
Von ähnlichen Perlen waren auch Wilcocks Auftritte durchsetzt. „Die Mehrheit des amerikanischen Verteidigungsministeriums befindet sich gerade in diesem Moment in einem Bürgerkrieg […] gegen die Kabale“, ließ er uns beispielsweise wissen, die rechte Hand lässig in der Hosentasche vergraben. Wir befänden uns in einem „inoffiziellen Bürgerkrieg, der extremer, intensiver und politisch weitreichender ist, als es der Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert war. Wir stecken mitten im Dritten Weltkrieg.“ Dass noch irgendjemand Zweifel an seinen Aussagen hat, ist ihm unverständlich, sei doch alles in den jüngsten Hollywood-Blockbustern offengelegt worden: „Wer also zu mir meint, die Idee einer Allianz sei nicht glaubwürdig, dem entgegne ich: Blödsinn! Schau dir einfach diese Filme an!“ (Gemeint sind „Iron Man 3“ und „Captain America: The Return of the First Avenger“.) Mehrmals bestätigte er uns unter Beifallsstürmen seine Unkäuflichkeit:
„Man versuchte mich zu bestechen, aber ich habe abgelehnt. Es gab Angebote über hunderte Millionen Dollar. Doch ihr könnt mir glauben, dass ich lieber sterben würde, als mich an die verfickten Illuminati zu verkaufen. […] Wer immer da draußen denkt, ich würde für die Verschwörer arbeiten, hat seinen verfickten Verstand verloren. […] Sehen Sie es mir nach, dass ich das F-Wort benutze – aber ich riskiere hier schließlich mein Leben!“
Warum er sich desselben noch erfreut, erklärte er auch: Die Kabale könne niemanden umlegen, der „ rausgeht, mutig Wissen verbreitet […] und dem Planeten hilft. […] Man muss einen wahrhaft integren Charakter besitzen, um diesen [kosmischen] Schutz zu genießen.“7
Ich versuche stets einen offenen Geist zu bewahren und mein Weltbild flexibel zu halten; hatte ich Letzteres doch immer wieder erweitern und einsehen müssen, dass zunächst unglaublich erscheinende Behauptungen doch einen wahren (und oft finsteren) Kern enthalten können. Ich denke etwa an den okkulten Hintergrund von Geheimdiensten, NASA und UNO, die psychologische Lenkung ganzer Gesellschaften oder MK Ultra, aber auch an Palmblattbibliotheken, schwarzäugige Kinder, die Zeitphänomene vom Untersberg oder den falschen Paul McCartney. Doch die Öffnung des persönlichen Weltbildes zur Realität hin sollte, will man nicht in Teufels Küche geraten, immer auch mit einem zunehmenden Verständnis der spirituellen und psychologischen Zusammenhänge einhergehen. Der Grund, warum das vielen alternativ interessierten Zeitgenossen abzugehen scheint, dürfte der sein, dass man dazu auch in den Spiegel schauen und sich selbst kennenlernen muss. Die Gesellschaft scheint fraktal zu sein – in der alternativen Szene erlebe ich denselben hohen Prozentsatz bornierter und gefühlstoter Zeitgenossen wie im Mainstream. Die einfachsten psychologischen Zusammenhänge sind ihnen unbekannt; zumindest scheinen sie außerstande, die emotional-geistigen Prozesse, denen jedes menschliche Individuum unterliegt (und auf deren Manipulation die gesamte Arbeit jener basiert, die man zu bekämpfen – und zu besiegen – meint), bei sich selbst wahrzunehmen. Spätestens seit Stewart Swerdlow vor laufender Kamera erzählte, wie er in der Zeit zurückgeschickt worden war, um Jesus zu erschießen, dann aber nicht abdrücken konnte, als er ihm in die Augen sah8 – und niemand irgendetwas dabei fand –, sind meine Alarmglocken im Dauereinsatz, wenn ich mich in der alternativen Szene bewege.
Ich werde nie meine erste Begegnung mit einem Flacherdler vergessen. Wir hatten uns am Rande einer Bilderberger-Konferenz kennengelernt und ein paar nette Stunden zusammen verbracht, bis das unsägliche Thema aufkam. Von einem Moment auf den anderen konnte ich meine Sätze nicht mehr beenden, war ich nicht „offen“ und kam selbst mit den einfachsten Aussagen nicht mehr gegen den aggressiven Wortschwall des jungen Mannes an. Das Schlimmste aber war das plötzliche Einfrieren aller Menschlichkeit, während er sich gleichzeitig völlig sicher war, das Gute und Wahre zu verkörpern – ein um sich greifendes Phänomen, das wir in verschiedener Gestalt mittlerweile überall beobachten können. Ähnliche „Schwingungen“ spürte ich auch, als ich in der Wüste Corey Goode lauschte. Schon am Frühstückstisch hatte eine Dame voller Vorfreude gerufen: „Der Mann ist hundert Jahre alt! Stell dir das mal vor!“ (Ich hatte nicht mitbekommen, dass er nicht nur einmal, sondern gleich drei Mal 20 Jahre „zurückgeschickt“ worden war.) Ich war entsetzt, einen Menschen zu erleben, der selbst bei den abstrusesten Behauptungen keinerlei Verdacht schöpft. Die Dame war übrigens praktizierende Psychotherapeutin.
Während der Vorträge von Goode und Wilcock gab es immer wieder begeisterten Applaus, etwa wenn vom liebevollen Miteinander, dem Bewusstseinssprung oder dem bevorstehenden Ende der „Scheiß-Kabale“ die Rede war. Um meinen Sitzplatz hatte ich dabei zuvor regelrecht kämpfen müssen: Statt Sitzgelegenheiten gab es vor der Hauptbühne nur Sandboden, sodass ich mir früh am Morgen einen Campingstuhl gekauft und aufgestellt hatte. Als der Vortrag begann, musste ich eine ältere Dame, die es sich zwischenzeitlich darin gemütlich gemacht hatte, bitten ihn freizugeben. Weder für sie noch für mich war das ein Problem. Dafür fuhr mich völlig unvermittelt der Bursche hinter uns an: „Also eigentlich ist das mein Stuhl!“ Die Verpackung des Stuhls noch im Rucksack, sah ich mich extra nochmal um: Weit und breit gab es keinen auch nur entfernt ähnlichen Stuhl, mit dem er den meinen hätte verwechseln können. Er war einfach überzeugt, dass ich ein egoistischer Arsch sein müsse, der eine arme Omi aus einem fremden Stuhl verscheuchen will, und war ihr entschlossen und rechtschaffen zur Seite gesprungen. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Zur Ehrenrettung der Wilcock-Fans sei gesagt, dass es unter ihnen auch wunderbare, liebenswerte Menschen gibt, wie etwa die, mit denen ich meine Unterkunft teilte.
Doch zurück zum Thema. Es hatte mich immer amüsiert zu sehen, wie unterschiedlich Fleischer und Salla, die Initiatoren der deutschen bzw. amerikanischen Exopolitik-Bewegungen, die Frage nach der außerirdischen Präsenz auf der Erde angehen. Insgeheim kritisierte ich Fleischer dafür, dass er ganz auf die physischen ETs abstellte und, auf die breite deutsche Bevölkerung zielend, die spirituellen bzw. multidimensionalen Aspekte im öffentlichen Diskurs praktisch völlig zu erwähnen vermied – obwohl ihm diese bewusst sein müssen. Doch vermutlich hat er damit gleich doppelt weise gehandelt: Erstens kann man Otto und Lieschen in dem (einzigen) Land, in dem sämtliche faktischen Belege für die Existenz von UFOs noch immer einfach in den Wind geschlagen und verlacht werden, nicht auch noch mit Spiritualität und Astralwelten kommen; und zweitens sinkt die Titanic – die amerikanische Ufologie-Szene, zu der auch die altehrwürdige MUFON gehört – nun zumindest ohne ihn.
In seiner knapp zwei Monate nach der Wüstenkonferenz veröffentlichten Analyse mit dem wuchtigen Titel „Der Untergang der amerikanischen UFO-Forschung“9 führt Fleischer aus:
„Zwar gibt es hin und wieder glaubhafte Dokumente, doch diese beziehen sich auf Nebensächliches und bestätigen in keiner Weise die viel weiter reichenden Behauptungen über Zeitreisen, Alien-Kontakte etc.“
Fleischers Schlussfolgerung aus all dem lautet:
„Es gibt für mich mehrere Indizien dafür, dass das Narrativ des geheimen Weltraumprogramms eine orchestrierte Desinformationskampagne der Geheimdienste darstellt. […] Insbesondere Corey Goode kommt mit immer neuen Einzelheiten aus den verschiedensten Bereichen hervor, die so breitgefächert sind, dass dieser Mann wahrscheinlich mehrere hundert Jahre lang an jeder einzelnen Schaltstelle des US-Geheimapparates mitgewirkt haben müsste, um all diese Dinge selbst bezeugen zu können. […] Die immer neuen Veröffentlichungen treiben immer bizarrere Blüten und folgen demnach der bekannten Strategie der ‚expandierenden Desinformation‘. […] Damit muss man konstatieren, dass die ganze Aktion einen durchschlagenden Erfolg hat, wenn es Geheimdienstkreisen darum geht, die UFO-Debatte vom eigentlichen Phänomen der unidentifizierten Flugobjekte wegzulenken.“
So weit, so offensichtlich. Im Nachsatz räumt er auch die Möglichkeit ein, dass die Kampagne dazu dienen könnte, von einem tatsächlichen geheimen Weltraumprogramm abzulenken. Doch auf eine winzige Frage, die sich dem wohlwollenden Beobachter zwangsläufig aufdrängt, geht Fleischer gar nicht erst ein: Wie machen die das?
Denn nicht nur sind die ausufernden „wirklich amüsanten Lagerfeuergeschichten“ (Dolan) in sich und zueinander weitgehend konsistent – auch wird kaum jemand, der sich mit den vermeintlichen Whistleblowern unvoreingenommen auseinandergesetzt und sie auf sich hat wirken lassen, ernsthaft behaupten, dass es sich bei diesen um eiskalte, durchtriebene Lügner handelt. Nehmen wir z.B. den Rechtsanwalt Andrew Basiago, der in den 1970er Jahren als Kind in ein Geheimprogramm involviert gewesen sein will, das sich mit Teleportation und Zeitreisen befasste. So habe er unter anderem Lincolns berühmter Gettysburg-Rede persönlich beigewohnt, was sogar durch ein berühmtes Foto dokumentiert sei. Ähnlich wie Goode habe er infolge der Zeitsprünge ganze Lebensabschnitte mehrmals durchlebt. Damit nicht genug, sei er in den 1980ern über eine als „Jump Room“ bezeichnete Technik mehrmals zum Mars teleportiert worden – gemeinsam mit dem jungen Barry Soetoro alias Barack Obama. Rechercheure wie Dolan und Ryan, die Basiago persönlich kennengelernt haben, beschreiben ihn einhellig als hochintelligenten, angenehmen und wohlmeinenden Zeitgenossen; zudem hätten sie den Eindruck gewonnen, dass er definitiv glaubt, was er sagt. Das bestätigte auch eine Expertin für Körpersprache, die Ryan schon frühzeitig inkognito eingeladen hatte, einer Konversation mit Basiago beizuwohnen. „Ich habe kein Wort von seinen Ausführungen verstanden, aber ich versichere dir, dass er absolut von dem überzeugt ist, was er sagt“, paraphrasiert Ryan ihr Fazit. Freilich erkennt Ryan die ungeheure Implikation, die sich daraus ergibt – zumal im Lichte der Detailgenauigkeit und Konsistenz der Aussagen, die sich schlecht mit der Vorstellung etwa einer konventionellen wahnhaften Erkrankung in Einklang bringen lassen:
„Das ist ein gewaltiger Kaninchenbau […] diese ganze Bewusstseinskontrollgeschichte […] Ein Individuum, das man irgendwie dahingehend beeinflusst hat bzw. kontrolliert, an seine Aussagen absolut zu glauben, stellt den idealen falschen Zeugen dar […] aus der Sicht von jemandem, der die Person in eine bestimmte Gemeinschaft einschleusen will, um aus derselben Kleinholz zu machen.“
Ryan weist noch auf einen anderen Umstand hin: Bei den ersten, unglaublich detaillierten Gesprächen mit Basiago im Jahr 2007 habe dieser ihm seine ganze ausufernde Story dargelegt – jedoch mit keinem Wort den Mars erwähnt. Das habe erst drei Jahre später begonnen:
„Wir holten [Basiago] vom Flughafen ab und machten einige Filmaufnahmen mit ihm. Dann einmal, als ich mit ihm beim Mittagessen saß, erklärte ich ihm freundlich und genau, dass der Grund, warum er jetzt auf einmal über den Mars und Jump Rooms sprach, möglicherweise darin lag, dass er a) seine eigene frühere Geschichte und b) auch andere Leute in Misskredit bringen sollte, die ebenfalls über das geheime Weltraumprogramm sprachen. […] Und hier ist der interessante Punkt: Andy ist ein äußerst gescheiter Mann und hörte höflich und sorgfältig zu. Unser Gespräch war vollkommen frei von irgendwelchen Animositäten. Doch er hatte die allergrößten Schwierigkeiten zu verstehen, was ich zu sagen versuchte. Dabei bin ich wirklich nicht schlecht darin, anderen etwas zu erklären. Er hatte echte Probleme damit. Erst nach 30 bis 40 Minuten begriff er, dass ich von der Möglichkeit sprach, jemand könnte auf unbemerkte Art [in seine Gedanken] eingegriffen haben.“
Die Liste derartiger Merkwürdigkeiten ist lang. Einmal hatte Goode während einer Präsentation einen etwa zehnsekündigen Aussetzer, bei dem er etwas wie „Ich krieg kein Signal mehr“ murmelte. Auf Youtube kursiert zudem ein Video mit zwei kurzen Sequenzen aus „Cosmic Disclosure“: Während in der ersten über den einstigen US-Verteidigungsminister James Forrestal gesprochen wird, von dem Goode offenbar noch nie gehört hat, weiß er im zweiten Ausschnitt – der aus der darauffolgenden Episode stammt – bestens über ihn Bescheid. Richard Dolan, der sich nicht scheut, die Dinge beim Namen zu nennen, sagte schon 2016 in einer Radiosendung:
„Ich denke, mit einigen der Leute, die jetzt als sogenannte Whistleblower auftauchen, stimmt etwas ganz und gar nicht. Irgendetwas ist da nicht in Ordnung.“
Im Gespräch mit Bill Ryan wird er deutlicher: Geisteskrankheiten könnten im Spiel sein, oder die Betroffenen waren in Geheimdienste involviert und sind Opfer von Bewusstseinskontrolle geworden.
„Die Techniken gibt es auf jeden Fall. Ob sie bei diesen Personen zur Anwendung gekommen sind, kann ich nicht wissen. Oder ob sie aufs Geld aus sind oder ihrem Seelenauftrag folgen. […] Im Grunde interessiert mich ihre Motivation und, ganz ehrlich, auch ihr Geisteszustand nicht. Vielleicht sind sie am Ende alle geistig völlig gesund. Ich wäre entsetzt, aber möglich ist es. Der Punkt ist, dass es in [ihren] Geschichten rein gar nichts gibt, an das ich mich als Forscher halten könnte.“
„Wir müssen uns fragen, ob diese Vorgänge vielleicht von Kräften, die die Zerschlagung der UFO-Forschung zum Ziel haben, auf sehr geschickte Weise choreografiert werden. Es sollte uns klar sein, dass sie darin unglaublich gewandt und erfahren sind“, kommt Ryan zu einem ähnlichen Schluss wie Fleischer. Vor einem Jahr schon hatte Dolan angemerkt, er würde, wäre er für ein tatsächliches geheimes Weltraumprogramm verantwortlich, nach Leuten Ausschau halten, die wahrhaft haarsträubende Geschichten zu erzählen hätten. „Eine der Strategien derjenigen, die die UFO-Forschung zerschmettern wollen, besteht darin, so viel offenkundig verrücktes Zeug einzuschleusen, dass jeder intelligente und geistig gesunde Interessierte das Weite sucht“, erläutert Ryan. Dazu passt nicht nur, dass der als CIA-Insider geltende Robert David Steele Anfang Juli in Alex Jones’ Radiosendung erklärte, auf dem Mars würden Kolonien von Kindersklaven betrieben10, sondern auch der Umstand, dass die NASA sich ausgerechnet in diesem Fall zu einer Richtigstellung genötigt sah11 – womit die wilde Behauptung in die Mainstreammedien gelangte. Übrigens hatte es Jones, der gerne den von Dolan geprägten Begriff „Abspaltungszivilisation“ benutzt, nie für nötig gehalten, dessen Urheber einmal einzuladen.
Machen wir einen Sprung zu Steven Greer, der am Joshua Tree seine neue, über dreistündige Dokumentation „Unacknowledged“ präsentierte. Die Extragebühr für seinen Workshop war ich nicht bereit auszugeben, schaute mir aber am folgenden Tag aufmerksam die Aufzeichnung desselben an. Schon der Titel war ein echter Greer: „Die Entscheidung: Ewiger Krieg oder 500.000 Jahre kosmischen Friedens“. Die Menschheit zu dieser Entscheidung zu führen, ist bekanntermaßen seine Mission. „Unsere Bemühungen sollen wirklich ins globale Massenbewusstsein dringen“, erklärte er unverblümt, und an anderer Stelle:
„Mein unmittelbares Kernziel – und ich weiß, dass das lächerlich klingt – ist es, den Dritten Weltkrieg abzuwenden.“12
Dem Mann ist es bitterernst. „Ich versuche, über das Thema aufzuklären“, fährt er fort, „doch wir haben einige Leute in der UFO-Szene, die Öl ins Feuer gießen – aufgrund vager Erinnerungen an schreckliche Vorkommnisse.“ Im weiteren Verlauf macht er, wenn auch höflich und vorsichtig, seine Vorbehalte gegenüber den Geschichten eines Corey Goode oder William Tompkins unmissverständlich klar. Na, dann ist doch alles in Butter, oder?
Doch gerade Greers Hintergrund und Motivation werden diskutiert, seit er Mitte der 1990er Jahre die Bühne betrat. Als Greer 2001 sein „Disclosure Project“ mit einem Paukenschlag startete – echte Militärs und Geheimdienstler sagten über echte Vorkommnisse mit UFOs aus –, war ich, wie viele andere, zunächst begeistert. Endlich ging es voran! Greers Persönlichkeit beeindruckte mich. Sogar den CIA-Direktor James Woolsey hatte er „unterrichtet“. Drei Stunden lang! Ich wusste nicht, dass es sich bei dem „Briefing“ um eine Dinnerparty gehandelt und Woolsey die Sachlage bereits 1999 in einem Brief an Greer richtiggestellt hatte:
„Sie haben Höflichkeit als Zustimmung und Fragen als Bestätigung dargestellt. Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit lässt Sorgfalt ebenso vermissen wie grundlegende Manieren.“13
Vieles wusste ich damals noch nicht; war ich doch noch gar nicht in den Kaninchenbau gefallen. Das sollte mir erst Jahre später widerfahren.
Aufmerksamere Zeitgenossen wie der Autor Alex Heard hatten Greers Denkweise schon in den 1990er Jahren durchleuchtet und pointiert beschrieben.14 Heard beobachtete Greer eine Zeit lang und schrieb sich sogar für einen seiner „CE5“-Workshops ein, deren Teilnehmer Nägel mit Köpfen machen und die Aliens – die in Greers Universum durchweg lieb sind – gleich aktiv herbeirufen. Das dabei verwendete dreistufige Protokoll (zu dem u.a. gehörte, 40-Dollar-Taschenlampen zu schwenken und Geräusche abzuspielen, die man in Kornkreisen aufgenommen hatte und die Laubfröschen zum Verwechseln ähnlich klangen) sei „durch Versuch und Irrtum, experimentelle Forschungsarbeit“ entwickelt worden. Tatsächlich vernahm Heards Gruppe bald darauf vom Horizont her seltsame Piepgeräusche. „Wir befinden uns in einem aktiven Gebiet […] unweit einer Atomanlage […] Das ist ein gemeinsamer Tanz, aber überlassen Sie ihnen die Führung. Stürzen Sie nicht einfach los und umarmen sie sie“, zitiert er Greer. Es dauerte eine Weile, bis sie den Ausgangspunkt des Geräusches identifiziert hatten: Eine Eule, die hoch oben in den Baumwipfeln eines nahegelegenen Waldstücks saß. Derlei Berichte finden sich im Internet zuhauf und auch aus jüngeren Jahren.
Ganz unbedeutend ist diese Anekdote nicht, zeugt sie doch u.a. von Greers völliger Sorglosigkeit hinsichtlich der Frage, wen er denn da herbeiruft. Seine merkwürdige Überzeugung, dass wir „sie alle hereinwinken können und sollten, unabhängig vom Risiko“ (Heard) stellte ein Novum in der Szene dar. Fragte man Greer, was ihn eigentlich von der ausschließlichen Gutartigkeit der Besucher überzeugt habe, war er um haarsträubende Rationalisierungen nie verlegen:
„Geschickt seine Doktorkarte ausspielend – oft und gerne wies Greer darauf hin, dass er Arzt sei, was ihm Glaubwürdigkeit verlieh –, antwortete er mit der fürchterlichen medizinischen Analogie eines lebensbedrohlich verletzten ,Unfallopfers‘, das in die Notaufnahme gebracht wird und die Rettungsmaßnahmen fälschlich als Folter interpretiert. Festgezurrt wird er sich, während sich gummibehandschuhte, blutbefleckte Fremde um seinen schmerzenden, demolierten Körper kümmern, für das Opfer von Gewalt halten – dabei ist man in Wirklichkeit im Begriff, ihn zu retten.“
Ein Vierteljahrhundert später zeigt sich Greer von triftigen Argumenten noch immer unbeeindruckt: „Wenn Sie einer interstellaren Zivilisation angehören und sich des ‚Problems Erde‘ entledigen wollen, wäre das eine Sache von einer Nanosekunde. Spiel, Satz und Sieg – Game over“, erläuterte er in seinem Workshop. Richard Dolan zitierte ihn nach der Disclosure-Pressekonferenz von 2001 mit den Worten: „Die bloße Tatsache, dass wir ‚noch immer die Luft der Freiheit auf der Erde atmen‘, bezeugt die friedliebende Natur dieser ET-Zivilisationen mehr als reichlich“, und entgegnete:
„Es tut mir sehr leid, aber dieser Umstand allein genügt nicht, eine derartige Schlussfolgerung zu ziehen. Könnten Außerirdische nicht auch dann eine Bedrohung für die Menschheit darstellen, wenn sie sie nicht gleich auslöschen?“
In dem Artikel15, der auch Greers unbestreitbare Verdienste würdigt, kritisiert Dolan zugleich dessen Vorgehensweise:
„Der Öffentlichkeit die Realität des UFO-Phänomens zu beweisen und (der eigentliche Knackpunkt) offizielle Bestätigung zu erhalten, wäre mehr als genug gewesen. […] Aber Greer weiß nicht, wann es genug ist. […] Wie viel kraftvoller wäre doch eine enger fokussierte Botschaft gewesen.“
Wäre denn ein „kraftvolleres“ Ergebnis in seinem Sinne gewesen? Und was genau treibt Greer eigentlich an? Eine ehemalige Mitarbeiterin Greers, die schon in den frühen 1990er Jahren das Weite gesucht hatte, berichtete davon, dass er „mit einer ‚weiblichen Wesenheit‘ aus dem Weltall kommuniziert [habe], die ihn darüber in Kenntnis setzte, dass er zu Höherem ausersehen sei.“ Augenzeugen wie William D. Ross berichten, der junge Greer hätte (zusammen mit Stephen Bassett) über ein Medium Kontakt zu „aufgestiegenen Meistern“ und anderen Entitäten aufgenommen. Wie sich die Bilder gleichen – verbringt man einige Jahre im Kaninchenbau, kommt man kaum umhin, die allgegenwärtige Beeinflussung verschiedenster Akteure des Weltgeschehens aus den feinstofflichen Welten heraus zur Kenntnis zu nehmen. Greer, der gerne auf die vedischen Schriften Bezug nimmt, erwähnt interessanterweise niemals deren Kernaussage, dass wir Inkarnierten auf der Erde nicht nur von einer, sondern von zwei Arten unsichtbarer Welten bzw. Wesen umgeben sind: Neben denen, die alles Leben (und dessen Spielregeln) respektieren, gibt es da noch die, die nichts weniger interessiert als das Leben und Wohlergehen der anderen.
Auch in Greers Jugendzeit, die als schwierig beschrieben wird, scheint eine Menge los gewesen zu sein. „Dr. Greer ist ein Mann mit bemerkenswerten spirituellen Kräften. Unbeschadet überstand er eine von schrecklichem Missbrauch geprägte Kindheit, in der er sogar einmal gezwungen wurde, Sand zu essen! […] Dr. Greer überwand all den Horror seiner Kindheit und entwickelte sich zu einer absolut positiven Persönlichkeit“, schwärmt ein Autor namens Joe Potts. „Wie hat er das geschafft? […] Die funkelnde Liebe von Oben löste und vertrieb seine in der schrecklichen Kindheit wurzelnde emotionale Paranoia und heilte seinen Geist.“16 Greer selbst erzählt, wie ein golfballgroßer Tumor aus der Lunge seines alkoholkranken Vaters verschwunden sei, nachdem er ihm Meditation beigebracht hatte.17 Mittels Meditation, erklärte er im Workshop, habe er auch den Angriff durch eine gerichtete elektromagnetische Waffe „transzendiert“, mit der man ihn 1994 aus einem Hotel in Manhattan habe „entführen“ und dazu bringen wollen, seine Aktivitäten einzustellen:
„Ich transzendierte in den Ozean des grenzenlosen Geistes, sodass mein Tropfen zum Ozean wurde. Den Ozean können sie nicht entführen – nur den Tropfen. Versteht ihr?“
Neben der Möglichkeit astraler Beeinflussung offenbart sich uns zunehmend eine deutlich greifbarere Ebene: die Welt der geheimdienstlich-militärischen bzw. okkulten Bewusstseinskontrolle, deren vielfältige Spielarten von elektromagnetischen Waffen bis zur traumabasierten Persönlichkeitsspaltung reichen. Die Enthüllungen in diesem Bereich sind in den letzten Jahren geradezu explodiert, in einem Umfang und in einer grauenvollen Gesamtstimmigkeit, dass selbst geerdete Forscher die grundsätzliche Realität, Fortgeschrittenheit und Wirksamkeit dieser Methoden kaum noch anzweifeln. Verweilen wir noch ein wenig bei Greer – wenngleich die folgenden Betrachtungen, das sei betont, spekulativer Natur sind.
Heard hatte, unterstützt von der erwähnten Aussteigerin, Greers Persönlichkeit psychologisch zu verstehen versucht und sie dazu in einem Tortendiagramm aufgeschlüsselt:
„Ein Stück ‚Aufrichtigkeit‘; ein ordentliches Stück ‚Größenwahn‘; ein eher kleines Stückchen ‚Gier‘; und ein etwas größeres – aber immer noch schmales – Stück mit der Aufschrift ‚Sekte‘. Es blieb noch Platz für ein kräftiges Stück, das mit Greers moralisch-ethischem Status zu tun hatte; aber wie sollte ich es beschriften? ‚Bösartig‘? Nein, das schien mir dann doch überzogen. Ich beließ es bei ‚ungezogen‘. Zu guter Letzt krönte ich das Ganze mit einem großzügigen Klacks ‚Arsch‘.“
Gibt es eventuell noch weitere Ebenen jenseits der psychologischen, die Heard vor zwei Jahrzehnten nicht bewusst gewesen sein können, heute jedoch möglicherweise diskutiert werden? Manch einer, der Greer persönlich begegnet ist, meint, er sei „besessen“ – nicht nur von einer Idee, sondern von Fremdentitäten. In Internetforen liest man häufig, man fände ihn „zum Fürchten“ oder „unerträglich“. Doch so weit wollen wir uns nicht aus dem Fenster lehnen. Einen anderen Hinweis gibt uns die MK-Ultra-Überlebende Elisa E., die in ihrem Buch18 berichtet, auf Greer programmiert worden zu sein. Einer ihrer Persönlichkeiten, die sie „Greers Mädchen“ nenne, habe man eine derart intensive falsche Zuneigung implantiert, dass es mitunter physisch schmerze. Nun sind die Aussagen schwer traumatisierter Personen zwar bei allem Wohlwollen mit Vorsicht zu genießen; doch hören wir kurz, was Elisa zu sagen hat:
„Ich bin absolut davon überzeugt, dass Greer durch und durch programmiert ist, und dass er genau das tut, wozu man ihn programmiert hat. Also mit dem Disclosure Project und dem ganzen Schwachsinn von den gutartigen Aliens. […] Zwar ist Greer anders als beispielsweise Corey Goode; doch aus meiner Sicht ist das einfach eine Weiterentwicklung. Das ist so ähnlich wie mit dem [älteren] MK-Ultra-Modell, das ich selbst verkörpere, und den neueren Supersoldaten. Eine Fortentwicklung, eine neue Version.“19
Im Gespräch mit Randy Maugans, der auf seiner Talkplattform Off Planet Radio als einer der Ersten auf die Corey-Goode-PSYOP zur Übernahme des UFO-Narrativs aufmerksam gemacht und die Lawine gewissermaßen ins Rollen gebracht hatte, zieht Elisa E. weitere interessante Verbindungen: Als sie zum ersten Mal von den „Blauen Avianern“ hörte, habe sie intuitiv an das Project Bluebird denken müssen, und hält die Goode-Saga heute in der Tat für eine „aktualisierte New-Age-Massenanwendung“ desselben. Der MK-Ultra-Vorläufer Bluebird soll seinen Namen in Anlehnung an Maurice Maeterlincks 1908 uraufgeführtes okkultes Psychodrama „L’Oiseau bleu“ (dt.: „Der blaue Vogel“) erhalten haben. In dem Stück20, das später dem „Zauberer von Oz“ als Vorlage gedient haben soll, machen sich die beiden Mädchen Mytyl und Tyltyl auf die Suche nach dem „blauen Vogel des Glücks“, in deren Verlauf sie den Palast der Nacht, einen Friedhof, einen Zauberwald und … das Land der Erinnerungen passieren. Ein Blogger namens Shane the Ruiner, der Coreys Avianern seit deren Auftauchen vor etwa vier Jahren nachspürt, weiß über die Symbolik Folgendes zu sagen:
„Es gibt keine ‚Blauen Avianer‘. Sie sind und waren schon immer Bestandteil eines Bewusstseinskontrollprogramms, das speziell auf die Mitglieder der geheimen Weltraum-, Klon- und Social-Engineering-Programme ausgerichtet war.“
Mitglieder von Geheimgesellschaften würden auf luxuriösen Partys Vogelmasken tragen, wobei den Gastgeber eine blaue Maske ziere.
„Als ‚Blaue Avianer‘ bezeichnen sie, in Anlehnung an ihre Blaublütigkeit, die von ihnen programmierten Individuen. Ganz ehrlich: Jedes Mal, wenn jemand die ‚Blauen Avianer‘ für real hält, fällt irgendwo ein Illuminat vor Lachen um.“21
Elisa E. weist darauf hin, dass der blaue Vogel schon vor Jahrzehnten zur Bewusstseinsprogrammierung eingesetzt worden sei. Auf die Frage der Moderatorin, warum wir die an sich begrüßenswerte Botschaft von mehr Vergebung und Liebe für den Nächsten ausgerechnet von „blauen Hühnchen“ mitgeteilt bekommen müssen, zitiert Elisa aus Mark M. Richs Werk „New World War“22:
„Eine psychologische Operation ist ein geplanter Prozess, bei dem einer Zielgruppe Botschaften eingepflanzt werden, um bestimmte Einstellungen, Emotionen und Verhaltensweisen zu verbreiten. Die Vermittlung der Botschaften erfolgt dabei üblicherweise durch die Verwendung einer Überzeugungslinie, die als Thema bezeichnet wird. Man setzt bei einer PSYOP im Grunde Kommunikation ein, um das Verhalten zu beeinflussen. Die Operation wendet sich gegen Widersacher, ihre Unterstützer und ihre potenziellen Unterstützer.“
Rich führt weitere aufschlussreiche Definitionen an:
„Ein militärisches Täuschungsmanöver (MILDEC) zielt darauf ab, den Feind durch die Beeinflussung sämtlicher Informationskanäle in die Irre zu führen, auf die er sich bei seiner Entscheidungsfindung stützt. Dazu zählen alle Systeme, Gruppierungen und auch Individuen, die dem Feind als Informationsquelle dienen.“
Bei der „neokortikalen Kriegführung“ schließlich, dem PSYOP-Modell der RAND-Denkfabrik, wird „das Verhalten des Feindes kontrolliert, ohne ihm einen physischen Schaden zuzufügen. Zum neokortikalen System zählt RAND Bewusstsein, Wahrnehmung und Wille.“23 Das neokortikale System des Feindes wird gesteuert, indem man „in seinen fortlaufenden Beobachtungs-, Orientierungs-, Entscheidungs- und Handlungskreislauf eingreift.“ Man überzieht den Gegner mit „Wahrnehmungen, sensorischen und kognitiven Daten, die so entworfen sind, dass sie nur eine eng umgrenzte Menge von Schlussfolgerungen und letztlich Handlungen erlauben“.
In diesem Licht verwundert auch die Tatsache nicht, dass es von den etwa fünfzig – zum Teil brillanten und seit Jahrzehnten etablierten – Referenten der Konferenz ausgerechnet das Gespann Goode / Wilcock war, das eine schier unglaubliche Palette kommender Projekte ankündigte. Die beiden entfalten vermutlich mehr Aktivitäten als alle übrigen Vortragenden zusammen; allein die Kurzvorstellung derselben verschlang 15 der 75 Minuten, die Goode für seine Präsentation zur Verfügung standen. Ressourcen spielen offensichtlich ebenso wenig eine Rolle wie die Realität. Wir dürfen uns unter anderem freuen auf: eine den „TED Talks“ nachempfundene Plattform für Liveübertragungen; Großveranstaltungen wie das Consciousness Renaissance Music Festival („Das wird wie Woodstock sein“); die als Gemeinschaftsprojekt verschiedener „Whistleblower“ konzipierte Buchreihe „The Case for a Secret Space Program“; die Comicreihe „Comic Disclosure“, die sich auf die Informationen Goodes und Tompkins’ konzentriert; atemberaubende Raumschiffmodelle, die man auch mit dem 3D-Drucker ausdrucken kann; weltweite Proteste und Meditationen unter dem Slogan „Vollständige Offenlegung jetzt!“; eine TV-Serie im Stil von „Stranger Things“, die Coreys Abenteuer seit seiner Kindheit nachzeichnet; und die aufwendig produzierte Gaia-Show „Above Cosmic“. („Wie viele von euch würden die gucken?“ – Tosender Beifall.)
Doch auch der „Dienst am Nächsten“ wird großgeschrieben. In dem Bewusstsein, dass die „vollständige Offenlegung“ kein Zuckerlecken werden wird – „Evolution geht immer mit Stress einher“ –, wird derzeit unter dem Kürzel UHSPDS ein Team von „Experten für geistige Gesundheit“ gebildet, das uns helfen wird, „mit dem Aufwachen und der Offenlegung fertigzuwerden“ und „Lebenssinn, Stabilität und geistiges Wohlbefinden zu finden“. Jeder solle zudem seine Fähigkeiten aktiv dazu einsetzen, „Samen ins Massenbewusstsein zu pflanzen“; man könne gleich vor Ort bei Gaia TV anheuern, hieß es. Überhaupt verblüfft Goodes unbedarfte Freimütigkeit: „Viele von uns vernehmen derzeit den Ruf, auf das Bewusstsein der Massen direkt einzuwirken. Schauen wir, ob wir es nicht lenken können.“ Goode träumt offen davon, Kinderbücher und iPhone-Apps in die Welt zu setzen, in denen es „ums Einssein und den Dienst am Nächsten geht“ und an die sich die späteren Erwachsenen als die Einflüsse zurückerinnern, die sie auf den rechten Weg gebracht haben. Beispielgebend schreitet Goode auf dem Pfad der Nächstenliebe voran und beherzigt, was ihm die Avianer – oder war es das Wesen mit dem goldenen Dreieckskopf, mit dem er ebenfalls Kontakt gehabt haben will? – mit auf den Weg gegeben haben:
„Eines der Dinge, die sie Corey in den Kopf gezwungen haben, ist, dass er darauf zu achten hat, dass er nicht als eine Art ‚Guru‘ gesehen wird und dass er bescheiden bleiben solle, um sicherzustellen, dass dies kein Kult wird.“24
Für Goode gibt es keinen Zweifel, wer auf der Seite des Lichts steht und wer die Bösewichte sind:
„Es gibt einige Leute, die einfach nicht wollen, dass wir uns vereinen. Was kann daran falsch sein, wenn ein paar spirituell fortgeschrittene Menschen ihre Glaubensdifferenzen niederlegen und zusammenarbeiten? Was fürchten sie?“25
Die Titanic sinkt, und der Sog ist gewaltig. Ursprünglich wohlmeinende, tüchtige Aktivisten aller Couleur – nicht nur in der UFO-Szene – werden zunehmend von etwas infiziert bzw. übernommen, das zwar je nach Denkmodell verschieden bezeichnet wird, aber eine konsistente Symptomatik aufweist. Die indianische Tradition etwa spricht von „Wetiko“26, David Icke beschreibt den „archontischen Virus“. Die Schwierigkeit für den Betroffenen liegt darin, den Vorgang überhaupt zu bemerken und sich ihm zu stellen. Erschüttert berichtete Bill Ryan, was Michael Salla auf sein Angebot zum Informationsaustausch erwiderte:
„‚Ich bin an deinen Informationen nicht interessiert, da ich mich anderweitig verpflichtet fühle‘, sagte er. Ich dachte nur: Oh mein Gott! Dieser Mann ist kein Forscher mehr, sondern jemand, der einem Glaubenssystem anhängt.“
Linda Moulton Howe schreibt an Coreys Buch mit, und das Vorwort verfasst … Jay Weidner, der unter anderem für seine Arbeiten zu Stanley Kubrick gefeiert wurde.
Während ich diese abschließenden Zeilen schreibe, überschlagen sich die Ereignisse. Vor einigen Tagen haben die Bremsen von David Wilcocks Auto versagt, was dieser der „dunklen Allianz“ zuschreibt, die es auf ihn abgesehen habe und zu der er zunehmend offen die Aufklärer zählt, die ihn und Goode kritisieren. Als Corey Goode daraufhin ähnlich paranoide Behauptungen aufstellt, wird bekannt, dass sein ehemaliger Arbeitgeber vor drei Jahren gegen ihn eine einstweilige Verfügung27 erwirkt hat – wegen Stalking, Bedrohung und Belästigung. Bill Ryan war das schon lange bekannt, hatte das jedoch aus Gründen des Anstands und der Deeskalation für sich behalten. Als Wilcock sich dann in Jimmy Churchs landesweit ausgestrahlter Talksendung „Fade to Black“ ausweint und beginnt, Project Avalon zu beschuldigen, platzt Bill Ryan der Kragen:
„Daniel [gemeint ist der Youtuber ‚Dark Journalist‘] hat völlig recht: [Goodes Gerichtsurteil] ist nur die Spitze eines riesigen und sehr schmutzigen Eisbergs. […] Jimmy Church, du solltest dich schämen. Du bist kein Journalist. […] Das ist billig und niveaulos, unehrlich und manipulativ. Und David: Ich habe dich immer respektiert. Das ist jetzt vorbei.“28
Unterdessen schreibt Andrew Basiago auf Facebook über Dolan und Ryan, die ihn stets als intelligenten und charmanten Gentleman beschrieben und betont haben, dass sie an persönlichen Angriffen nicht interessiert seien:
„Dolan und Ryan sind Lügner, Schakale und wahrscheinlich agent provocateurs. Sie kommen einfach nicht damit klar, dass ich in meinem Leben heroische Dinge vollbracht habe.“29
Wäre all das unbedeutend oder wenigstens vorübergehend, hätte ich es Ihnen erspart. Ich hätte viel lieber von den anderen fünfzig Referenten und deren Präsentationen berichtet; von Jacques Vallées Erkenntnissen über die in UFOs verwendeten Materialien etwa, Peter Levendas Ausführungen über Theodore von Kármán und die okkulten Hintergründe der amerikanischen Raumfahrt oder John DeSouzas Tipps für angehende „Detektive des Paranormalen“; von Jimmy Churchs turbulenter Livesendung, den spannenden Podiumsdiskussionen oder Clyde Lewis’ Echtzeit-Kommunikation mit dem Jenseits; von meiner Begegnung mit Giorgio Tsoukalos, der mir in perfektem Deutsch ins Wort fiel, oder von meinem Schwatz mit Richard Dolan, der mir sein Buch augenzwinkernd mit den Worten überreichte: „Das ist für intelligente Leute geschrieben.“ Doch ich ahnte nicht, welche Dimension die Differenzen innerhalb der Szene annehmen würden und dass die gesamte aufgeklärte UFO-Forschung unter Beschuss geraten könnte bzw. es schon seit geraumer Zeit war.
Richard Dolan hatte schon 2011, in Sorge um die Qualitätsstandards der UFO-Forschung, auf einem MUFON-Symposium Reformen angemahnt – woraufhin er sechs Jahre lang inoffiziell als Redner gesperrt war. Nachdem ihn MUFON-Direktor Jan Harzan zur Teilnahme am diesjährigen Symposium überredet hatte und Dolan entsetzt feststellte, dass die ehrwürdige Organisation auch mehrere „Whistleblower“ geladen hatte, deren Behauptungen niemand verifizieren kann, stellte er Harzan zur Rede.
„Jan rechtfertigte sich, so gut er konnte; im Wesentlichen argumentierte er, er wolle eben eine Vielfalt interessanter Meinungen präsentieren und das Publikum selbst entscheiden lassen.“30
Harzan bot Dolan an, seine Teilnahme zurückzuziehen, was dieser jedoch ablehnte.
„Allerdings befand ich mich nun in einer interessanten Situation. Ich erkannte, dass es an der Zeit war, meine Gedanken deutlicher zu kommunizieren.“
Langjährige, der Wissenschaftlichkeit verpflichtete MUFON-Mitglieder wie etwa Forschungsdirektor Robert Powell nahmen aus Protest gegen die Entscheidung, Corey Goode und Andrew Basiago in den Mittelpunkt des Symposiums zu stellen, resigniert den Hut. „Die Wissenschaft hat das Gebäude verlassen“, lautet das Fazit des Washingtoner MUFON-Chefs James Clarkson. Das offizielle Motto der Organisation – „die wissenschaftliche Erforschung des UFO-Phänomens zum Nutzen der Menschheit“ – sei fortan nur mehr eine Floskel und möge in Frieden ruhen. Entsetzt hatte er zur Kenntnis genommen, dass hoch geschätzte Forscherkollegen das Symposium vom Juli 2017 als „historisch“ priesen.
„Die Ticketverkäufe schnellen in die Höhe, reißerische Geschichten ohne jeden Beweis sind heute angesagt. […] Wenn Sie wie ich der Meinung sind, dass MUFON viele Jahre lang eine stolze Rolle in der UFO-Forschung innehatte, dann schreibt das ‚Corey-Goode-MUFON-Symposium von 2017‘ in derselben Weise Geschichte wie der Untergang der Titanic am 15. April 1912. Es wird eine Handvoll Überlebender geben, aber das prachtvolle Schiff wird nicht mehr fahren. […] Ich kann nicht erkennen, wie sie noch irgendjemanden außer sich selbst von der Seriosität der Organisation überzeugen wollen. Als Unterhaltungsfirma dürfte es ihr allerdings fortan prächtig gehen – dank unbeweisbarer Geschichten wie denen von Corey Goode.“31
Galt die Idee, die Gedanken der Menschen stünden großflächig im Fadenkreuz verborgener Mächte, lange Zeit als paranoide Verschwörungstheorie, kommt man seit einigen Jahren kaum umhin, die Bemühungen zur Untergrabung der geistigen Souveränität und letztlich der menschlichen Essenz allerorten wahrzunehmen. Social Engineering, False Flags, politische Korrektheit, mediale Propaganda und Orwellsche Gedankenpolizei, die Zersetzung des männlichen Prinzips und neuerdings Künstliche Intelligenz – die jüngsten Ereignisse in der UFO-Szene fügen dem konsistenten Gesamtbild aggressiver Manipulation nur eine weitere Facette hinzu. Viel ist darüber diskutiert worden, worin die neue Zeitqualität besteht; doch eines lässt sich ungeachtet aller Interpretation feststellen: Jeder Einzelne entscheidet, ob er die mittlerweile unübersehbar gewordenen Lügen weiter unterstützt oder Farbe bekennt. Der Blogger Les Visible brachte diesen Gedanken in seinem achtminütigen Video „9/11 Is the Litmus Test“ (dt. etwa: „Der 11. September stellt uns auf die Probe“) auf den Punkt:
„Es ist nicht notwendig, die Wahrheit in Erfahrung zu bringen. Was zählt ist, sich des Umfangs der Lügen bewusst zu werden. […] Führe dir vor Augen, was du dir selbst zu wissen gestattest. Führe dir vor Augen, was du ignorierst, abstreitest oder verteidigst. Dies alles zeugt vom Grad deines Mutes, deiner Haltung zur Wahrheit, deinen Wertvorstellungen und deinen Prinzipien. […] Es zeigt dir – genau dort, wo einst dein Gewissen beheimatet gewesen sein muss –, ob du ein Heuchler und ein Narr bist oder ob da noch immer etwas Größeres in dir lebt.“32
Giorgio Tsoukalos mit demAutor. (© D. Loose)
Ein fantastischer Artikel – kluge Metakritik mit einer genuinen Stimme. Gerne mehr davon.
Sehr guter Artikel, danke. Genau so ist es, das habe ich mir in den letzten Jahren des Verfolgens der Projekte Camelot von Kerry Cassidy und Avalon Forum des Bill Ryan auch gedacht. Ein riesiges Cpt.Richards-Goode-Wilcocks-Greer-Salla- "Mind Control"- Schmierentheater um Glaubwürdigkeit, Klick- und Mitgliedszahlen mit Buchverkäufen und Vortrags-Gagen im Dienste der Desinformation und Zersetzung über die Alien,- Ausser- und Innerirdischen-Agendas. Wie im richtigen Leben. Gewisse Gruppen wollen einfach nicht, dass die Wahrheit ans Licht kommt, weil sie und ihre eigenen Jahrtausend lang aufrecht erhaltenen Lügen- und Märchengeschichten, auf denen ihre Identität und "göttliche" Rechtfertigung ihrer Machtausübung gründet, wie Kartenhäuser zusammenbrechen. Wem man noch trauen kann sind Amazonas-Schamanen und besagter Bill Ryan, seine qualitativ hochstehenden Forums-Mitglieder, (Dres.:) Richard Doland, David M. Jacobs, Timothy Good, Bases Miles Johnston, Eve Lorgen (Barbara Bartholic, Carla Turner), Corrado Malanga und die im Artikel erwähnten richtigen, glaubwürdigen Zeugen und militärischen, amtlichen Whistleblowers der alten Disclosure Inteviews des Dr. Steven Greers.
Warum glauben wir, dass wir anders angesehen, bewertet und verkauft werden, als wir spezifisch gezüchtete Schweine,- Rinder,- Hühner,- Hunde,- Katzen,- Pferde,- und andere Säugetier,- und Reptilien,-Fisch,- und Vogel-Rassen? Wie oben so unten.
wenn man die dinger einmal tags oder nachts fliegen hat sehen, dann weiß man daß es sie gibt.
Ich muss euch leider sagen, dass David Willcock wie Corey Good überführte Lügner sind!
Vorsicht er ist ein reiner Märchenerzähler, guggst du hier:
www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=7aF7A1wEClk&feature=emb_logo
Den Artikel gelesen haben Sie aber? Klingt nicht so.
Abgesehen davon, daß das völlig überholte reCaptcha hier total nervt, ist der Artikel sehr interessant. Ich hab' ihn mir ausgedruckt und an viele verteilt.
Ich war auch schon lange skeptisch gegenüber Steven Greer und die angeblichen Whistleblower um Mr. Wilson herum, und freue mich daß Bill Ryan und Richard Dolan die scharf kritisieren. Es ist eben nicht alles eitel Sonnenschein in der UFO-Szene, sie ist jedoch früher homogener gewesen; aber seit 2025 wird sie immer stärker gespalten im Sinne derer die viel zu verbergen haben und abgelenkende Desinfo-Agenten brauchen.
Aus der dt. GreWi-Szene, speziell den vielen Buch-Autoren, hört man aber gar nichts zum Thema, auch nicht zum seltsamen Michael Salla, von dem ich schon viele Bücher gelesen habe (man hat den Eindruck, er promotet nur naiv -oder berechnend?- mit seiner "Ach sind die 73+ Alienrassen der Allianz alle toll!" Agenda)...
Ist er etwa wie sicherlich Greer und viele dieser Phantasten-Truppe ein heimliches MK-Ultra Opfer/Agent ? Eine Art ferngesteuerter Mandschuranischer Kandidat, im Stile von Tavistock programmiert?
Zwar finde ich es gut, daß wenigstens Robert Fleischer von Exopolitik diese Pseudowhistleblower auch auf dem Kieker hat, dafür hat er ein anderes Manko:
Nie ein Ton über die Reichsflugscheiben der 20er-40er Jahre und darüber hinaus in Lateinamerika und der Antarktis. Die haben anscheinend alle Angst, im Gegensatz zu den Anglos (wie auch Jim Marrs und Joseph Farrell), über die dt. Ufos zu sprechen, weil sie befürchten für "Nazis" gehalten zu werden. Dieses Tabu muß geknackt werden. Es geht nicht an, sich angeblich für Aufklärung einzusetzen, andererseits aber gezielt heikle Bereiche auszuklammern und zu tabuisieren. Schweizer und Österreicher haben da weniger Probleme.
Schließlich geht es hier auch letztendlich über die Entwicklung eigener Man-made Ufos in den USA, Russland und China (vielleicht auch GB und FR?), davon viele basierend auf deutscher Technologie die ihrer Zeit weit voraus war. Und damit einhergehend das weite Feld der unterdrückten Freie Energie - Thematik und all ihrer Möglichkeiten, die aber bloß den Pseudoeliten dienen soll.
Es wäre hierzu noch viel mehr zu sagen, aber das ist hier ja kein Forum, sondern nur ein Kommentarplatz.
Hi Honky,
es bleibt ein Minenfeld, und das Thema Man-Made Ufos und wo sie herkommen ist nach wie vor unter dem Radar. Wir bringen da im kommenden Heft noch eine interessante, fast vergessene Verbindung.
Als Geheimdienst würden wir aber genauso vorgehen: Muddy the waters ...
Daniel Loose hat übrigens einen Dreiteiler als Sequel zu diesem Artikel von 2017 verfasst. Der 1. Teil ist hier zu finden:
www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/i-don-t-want-to-believe-teil-1-gefallene-ikonen
PS: Das ReCaptcha passt doch zum Style unserer Seite. Nenn es Understatement. :)
Hi Honki,
ja, der Chefred hier. Der schmeißt neben der Redaktion auch die Spamkommentare raus, Creativals namens Geistreich am Teich, Workshops und und und ... klar, nicht ganz allein, aber das Team ist schon überschaubar hier. Daher: Tu, was dir fehlt - erwarte es nicht von anderen. Technik, Menschen, Infos - alles da. Wenn du Informationen zusammentragen und in die Welt bringen willst, dann tu es. Wir sind auch nur Menschen mit Körpern (und Kindern) auf dem Planeten des halbtägigen Schlafs.
Im nächsten Heft 114 gibt es dann übrigens die Titelstory zum Thema "man-made ufos" bzw. einem weiteren Puzzleteil am Anfang der ganzen Geschichten. Falls du da schon mehr zusammengetragen und mehr Fakten beisammen hast, als die einschlägig bekannten, meld dich. Gesagt ist so was ja schnell mal ... zehn Autoren befragen, Puzzleteile zusammentun, runterschreiben, Artikel fertig ... :-)
Grüße!
PS: Sorry, jetzt ist mir beim Löschen des Bot-Spams tatsächlich dein Kommentar unter die Räder gekommen ... blöd. Ich lasse meine Antwort für dich aber hier stehen.