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Dieter Broers
New Trinity Media
295 Seiten
ISBN: 978-3-9503814-0-5
€ 19,99
Der neue Broers ist da! … beziehungsweise aufgrund der großen Nachfrage bei Amazon gerade vergriffen. Auch ich selbst habe sofort zugeschnappt, als mir angeboten wurde, die Rezension zu übernehmen. Dieter Broers’ Film „(R)Evolution 2012“ hatte mich damals nämlich so beeindruckt, dass ich ihn sogar meinen Studenten im Unterricht vorgespielt hatte. Für mich ist Dieter Broers so etwas wie Mister 2012, auch wenn sein Spektrum ja tatsächlich etwas breiter ist. Seine Theorie, dass das menschliche Bewusstsein in Korrelation mit dem Erdmagnetfeld steht, welches wiederum von der Sonne beeinflusst wird, weswegen einesignifikante Änderung der Sonnenaktivität zu ebenso signifikanten Änderungen unseres Bewusstseinszustandes (Erleuchtung) führen kann, hätte die Verknüpfung mit dem Mayakalender eigentlich gar nicht nötig gehabt. Aber Broers hat sich diesbezüglich nun mal sehr weit aus dem Fenster gelehnt.
In seinem neuen Buch, das er nach einer Vision in einem ägyptischen Isis-Tempel in nur vier Monaten geschrieben hat, widmet sich Broers nun überraschend den dunklen Seiten des Universums, die uns auf unserem Weg zur Erleuchtung aufhalten und sich von unserer Energie nähren. Er kommt dabei ausdrücklich auf David Icke zu sprechen, auch wenn er einräumt, dessen wohl maßgebliche Werke bis heute nicht gelesen zu haben. Jedenfalls identifiziert Broers die schon aus gnostischen Schriften bekannten „Archonten“ als Hauptschuldige an der irdischen Misere. Ihm zufolge sind Archonten multidimensionale Entitäten, die sowohl in menschlicher Inkarnation als Wegbereiter der Neuen Weltordnung, als auch als ordinärer Darmparasit und als energetisches Gedankengebilde auftreten. Ferner können die Archonten wohl auch außerirdische Gestalt annehmen und haben in dieser Form früher den Menschen genetisch manipuliert.
Interessanterweise erzählt Broers sogar eine Anekdote aus seiner Kindheit, die nahelegt, dass er als Kind ebenfalls von Außerirdischen entführt wurde. Überhaupt lässt Broers immer wieder Persönliches in den Text einfließen. So bekennt er beispielsweise des Öfteren frank und frei, die Arbeit am Buch am liebsten hinschmeißen zu wollen. Für gewöhnlich folgt dann ein Statement, demzufolge er sich nach ausführlicher Innenschau und Teepause doch dazu entschlossen hat, weiterzumachen. Ja, er habe mit so vielen Hindernissen zu kämpfen gehabt, dass die Fertigstellung dieses Buches ein regelrechtes Wunder sei. Auch die Lektorin fühlte sich dazu ermuntert, einen zweiseitigen Exkurs darüber einzuflechten, was in ihrem Leben alles schiefläuft. Natürlich interessiert mich das nicht die Bohne. Vielmehr dachte ich, sie hätte sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren sollen, denn das Buch macht insgesamt einen schludrigen Eindruck. Alles in allem konnte ich es nur mühsam durchlesen, umso mehr, als jede Information für sich genommen nicht neu war und mich Broers’Aussage, diese Informationen seien von solch immenser Wichtigkeit, dass sie unverzüglich veröffentlicht werden müssten, schlicht nicht überzeugt hat.
Meiner Meinung nach hätte sich Broers deutlich mehr Zeit für dieses Buch nehmen sollen. Insofern wäre es das Naheliegendste, mich jetzt darüber lustig zu machen (Steilvorlagen liefert er, weiß Gott, genug), aber auf den letzten Seiten ist der Funke dann eben doch übergesprungen. Ich bekam einen Paranoiaflash, wie die archontischen Energien mich unterjochen und aus der Bahn werfen. Das war natürlich nicht unbedingt angenehm, aber ich muss einräumen, dass das Buch sehr wohl eingeschlagen hat. Allerdings ist die Korrektorin kurz nach Veröffentlichung des Buches plötzlich und unerwartet gestorben.
Zwar ist es nicht so, dass Broers sich ausschließlich in der Analyse der negativen Seiten des Kosmos verliert. Er macht schon deutlich, dass es immer wieder darum geht, zurück ins Herz zu kommen, doch hat er da methodisch fast nichts Neues zu bieten. Last but not least hätte ich mir natürlich von ihm, Mister 2012, vor allem eine umfassende Analyse des 2012-Prozesses gewünscht. Doch die wenigen Anmerkungen, die er dazu macht, sind durchaus ambivalent. An einer Stelle mokiert er sich sogar über den Hype, der darum gemacht wurde (und das, obwohl er selber ein Buch namens „Checkliste 2012“ veröffentlicht hatte, wo es darum ging, wie man den Zusammenbruch der Zivilisation überstehen kann), an einer anderen Stelle verkündet er, die große Transformation könne jetzt praktisch stündlich eintreten. Das wirkt so, als hätte ihm das Ausbleiben der 2012-Epiphanie doch sehr zugesetzt. Aber seis drum. Deswegen hat Broers als Gelehrter noch lange nicht sein Gesicht verloren. Da riskiert er mit diesem hastigen, weder sorgfältigen noch gut durchdachten Buch mehr, denn bestimmt wird sich der ein oder andere Fan abwenden, wenn er statt der Erleuchtung einen mediokren Archonten aufgebunden bekommt.