NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/der-tod-ein-neuer-anfang
Dr. Erlendur Haraldsson und Dr. Karlis Osis
Osiris Verlag
288 Seiten
ISBN: 978-3-947397-01-3
€ 19,95
Das Buch ist die aktualisierte Neuauflage eines Klassikers, der zuerst im Jahr 1977 erschien. Es schildert die ersten internationalen wissenschaftlichen Untersuchungen zu Nahtoderfahrungen Sterbender.
Im Gegensatz zu Elisabeth Kübler-Ross und Raymond A. Moody, die die Sterbenden direkt interviewten und so sehr persönliche Erlebnisse in ihre Bücher einfließen lassen konnten, ist dieses Buch eine wissenschaftliche Arbeit. Die beiden Autoren redeten nicht direkt mit den Sterbenden, sondern ließen zahlreichen Ärzte und Krankenschwestern von ihren Erfahrungen berichten. Dazu wurden aufwendige Fragebögen erarbeitet, die im Anhang des Buches abgedruckt sind. Die langwierigen Untersuchungen fanden in den USA und in Indien statt. Interessant sind die beiden sehr unterschiedlichen Kulturkreise in der Auswertung. Denn egal, woran die Sterbenden glaubten, welcher Religion oder welchem Kulturkreis sie angehörten, die Ergebnisse waren fast zu 100 Prozent identisch.
Die Berichte der Ärzte und Krankenschwestern sind recht sachlich gehalten, da sie keine eigenen Erlebnisse, sondern nur die von Sterbenden wiedergeben. Natürlich mussten sich die beiden Autoren auf den Wahrheitsgehalt der Berichte der Ärzte und Krankenschwestern verlassen. Auffällig war dabei, dass gerade junge Ärzte weniger bereit waren, hier Auskünfte zu geben. Erfahrene Ärzte und Krankenschwestern hingegen lieferten die zuverlässigsten Daten. Auch schienen die Patienten eher zu zögern, derartige Erlebnisse jemandem anzuvertrauen, woraus man folgern kann, dass hier wohl keine Übertreibungen der jenseitsbezogenen Eindrücke vorliegen.
In den Visionen des überirdischen Lichtes und in den Nahtoderlebnissen erscheinen alle Dinge schön und harmonisch, die Härten der menschlichen Existenz versinken im Nichts. Die häufigsten Gefühlsreaktionen auf die paranormalen Erscheinungen sind Heiterkeit, Frieden und Hochstimmung. Doch es sind immer nur flüchtige Ausblicke in eine andere Welt – länger andauernde Ausflüge dorthin scheint es nicht zu geben. Somit können nur die Anfangszustände der Nachtod-Existenz beschrieben werden, nicht aber, was „am nächsten Tag oder in der nächsten Woche“ – um im irdischen Zeitausdruck zu bleiben – dort passiert.
Die Tiefe und sorgfältige Ausarbeitung dieses Buches deckt sich mit den Erkenntnissen anderer Autoren und lässt den Schluss zu, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Das Buch richtet sich in erster Linie – so die beiden Autoren – an Forscher und Wissenschaftler, die sich mit Sterbeforschung befassen.
Das Buch ist, wie schon erwähnt, eine wissenschaftliche Ausarbeitung, die eher sachlich als gefühlvoll geschrieben ist. Menschen, die gerade liebe Angehörige verloren haben und Trost in derartigen Büchern suchen, werden hier wahrscheinlich von der Sachlichkeit dieses Buches überrollt. Das Buch liefert vielfältige Beweise für ein Leben nach dem Tod und ist keinesfalls trocken, auch wenn ab und zu Daten in Tabellen und Statistiken verarbeitet wurden. Es ist eines der Standardwerke zu diesem Thema und heute noch genauso aktuell wie bei seinem ersten Erscheinen.